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Ausgabe:

1974

Spalte:

496-497

Kategorie:

Religionswissenschaft

Autor/Hrsg.:

Ramsaran, John A.

Titel/Untertitel:

English and Hindi religious poetry 1974

Rezensent:

Lehmann, Arno

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der (Miosis (mit bes. Hinblick auf Irenaus), über Simon
Ma^us (vgl. dazu Rudolph. ThR 37, 1972, 325 A. 2), über
dir Barbrlo-Gnostiker und Ophitcn, dir Lehre Valentins und
seines Schülers Ptolcmäus; dir Entdeckung der Xag-IIamma-
di-Trxte und ihre Bedeutung für die Gnosisforschung, „pho-
ster" in der Adamapokalypse (nachchristlich, aber unabhängig
von der Christusgestalt entstanden), die Sophia-
Christologie im Apokryphon des Johannes (vgl. Arai, Zur
Christologie des Apokryphon des Johannes, NTS 15, 19611.
302ff.), Schöpfung und „Unwissenheit" im sog. Ursprung
der Welt (= Schrift ohne Titel NIIC 11,5), der Apostel
Thomas in der Alten Kirche (seine Mission und Theologie),
das Thomasevangelium (bes. in seiner Beziehung zu den
Synoptikern: „Luke is the dosest to Thomas as far as the
text-reading is coneerned, but John is tlie dosest in Contents
"; hinter den Logien des ThKv stecken in der Hauptsache
kanonisches Spruchgut), Jesus im ThEv (vertritt eine
Pncuina-Christologie) und im PhilEv., die Christologie des
EvVcr (ebenfalls eine „Pncuma-Christologie", die der
inaniehäischen und der des PhilEv ähnelt; dieser Aufsatz
enthält eine revidierte Wiedergabe der obengenannten
Arbeit, Teil 3: 62-119). Im Schlußkapilel faßt A. seine
Auffassung über das Gnosisproblcm zusammen (319—356).
Er schließt sich Colpes und Quispcls Kritik am Bild des
gnostischen Erlösermythos der Religionsgcschichtlichctn
Schule (bc9. Bultmanns) an, gibt aber zu, daß die „Idee
eines ,Gesandten' aus der Lichtwelt zur Vermittlung der
.Gnosis' eine notwendige Forderung des Gnostizismus ist,
der auf einem antikosmischen Dualismus beruht, und daß
»eine Funktion in (Gestalt) der ,Sophia' und des ,Phoster'
sicherlich unabhängig von ,Christus' anerkannt ist'" (396).
Obwohl die Neigung zum Boketismus der Gnosis auf Grund
ihrer Kosmo- und Anthropologie innewohnt, hat der christliche
Gnostizismus Jesus nicht immer in doketischer Weise
aufgefaßt (ebd.; vgl. dazu meine Bemerkungen in ThR 34,
1969, S. 199L; 37, 1972, S. 306 m. A. 1). Was nun Wesen
und Ursprung der Gnosis anbelangt, so folgt A. dem Grundansatz
von II. Jonas in Bestimmung der originären gnostischen
Uaseinshaltung und sieht, das Wesen in den drei
Motiven: der soteriologischen Erkenntnis, der Identität des
höchsten Seins mit dem eigentlichen „Selbst" des Menschen
(Konsubstantialität), dem antikosmischen Dualismus und
dem Offenbarer (revealer) oder Erlöser (saviour) des „Selbst"
(397). Das zur Objektivierung des zugrunde liegenden
Daseinsverständnisses benutzte Material („the materials of
motif") entstammt dem platonischen, iranischen, jüdischen
und baptistischen Bereich, ist aber in seiner Kombination
„in a hdlenistic zone of proximity and exposure to Jn-
daism" Entstehungsort der Gnosis. „Concretely spcakini;.
Samaria, the East-bank of the Jordan river, Syria and
Egypt nrn the birth-place of Gnosticism" (ebd.). Chronologisch
ist die Gnosis parallel „or more probably later thnn
Christianity", auf jeden Fall aber, wie ihr Wesen lehrt, unabhängig
vom Christentum ins Leben getreten und erst
durch Aufnahme christlicher Elemente zur „christliehen
Häresie" geworden, wie sie die Hfiresiologen und ein Großteil
der Nag-Hammadi-Schriften belegen.

Es wäre wünschenswert, daß das (auch äußerlich ansprechende
) Werk in einer europäischen Sprache herausgegeben
wird, damit sein Inhalt der Diskussion offensteht.
Wie die Bibliographie (357—376) und die Anmerkungen
verraten, hat A. eine umfangreiche Primär- und Sekundärliteratur
verarbeitet1. Ks ist ein schönes Zeichen, daß damit
auch Japan zurinternationalen Gnosisforschung beiträgt und
so 'Im Anschluß auf diesem Gebiet gefunden hat.

Leipzig K. Kiulolpli

1 Merkwürdigerweise liest man bei A. Iiüutlg Böhling st. Böhlig (157n,
173, 182). Wie mir Koll. Arai inzwischen mitteilte, ist dieses Versehen
in der verbesserten Nenatifl. v. Oktober 1972 korrigiert worden /n
..Die (inosis I", Zürich 1909, Ist von W. Foerster herausgegeben wuHr
nicht von C. Andresen (er hat die Reduktion der Hclhe in den ITAndenV

496

Itainsaran, John A.: KnglLsh and Hindi Rcligious I'oelry. An

analogical Study. Leiden: Brill 1973. X, 199 S. gr! 8°=
Studies in the History of Beligions (Supplcmcnls to
Numen, XXIII). Lw. hfl. 56,-.

Diese der Londoner Universität vorgelegte Dissertation
dürfte m. W. nach IL W. Schomerus' vergleichenden
Arbeilen „Die indische theologische Spekulation und die
christliche Trinilätslehre" (Berlin 1919) und „Meister
Eckehnrt und Mänikka Väsagar" (Gütersloh 1936) und
Rudolf Ottos „West-Östliche Mystik" (Gotha 1926) mit dem
bezeichnenden Untertitel „Vergleich und Unterscheidung
zur Wesensdeutung",, nämlich von Eckchart und Sankara
Acärya, die erste neue und begrüßenswerte theologisch-
indische „Vergleichende Studie" sein, nun aber in Englisch
und auch in der Hindisprache. Die Arbeit will untersuchen,
was typisch ist an der englisch-christlichen und der vishnui-
tisehen Hindu-Poesie als Repräsentanten der europäischen
und der indischen religiösen Tradition. Dabei muß die
Gleichsetzung von englisch und europäisch auffallen. Denn
dazu und zur Darstellung des „europäischen Hintergrundes"
reichen die bloßen kurzen Erwähnungen von nur wenigen
kontinentalen Beligiüsen (11/12), unter denen auch Meister
Eckehart ist, kaum uns. Die Arbeit beschäftigt sich denn
auch ausschließlich mit englischer Literatur. Diese wird
ausführlich, auch z.T.in Alt-Englisch, zitiert und dervishnui-
tischen „Bhakti oder liebender Hingabe", deren Wesen in
5 Punkten erläutert wird (50), gegenübergestellt und mit ihr
verglichen. Dieses Auf und Ab der Darstellung kann hier
nicht aufgezeigt Worden — der Leser des Buches wird seine
Überraschungen erleben.

Es ist erfreulich, daß bei allen Vcrgleichungen doch
gesprochen wird von dem „unique" Christus und schon auf
S. 4/5 von den „basic differences". Aber der Vf. will gerade
zeigen, daß trotz solcher Differenzen an der Basis die
Gedichte doch viel Gemeinsames haben, was das Grtind-
thema und die Behandlung ähnlicher (oder gleicher?)
religiöser Anliegen angeht (5). Und damit hat der Vf.
natürlich recht, wie wir aus anderen Vcrgleichungen und
aus dem Gebiet der religiösen Parallelen wissen. Dazu
rechnet er das Vorhandensein von schriftlichen (Quellen, dos
Vorkommen von Wundern, Ekstasen, Visionen, mystischen
Erfahrungen und auch von der einfachen emotionalen
Frömmigkcitsarl und scharfsinniger poetischer Schlußfolgerung
und dem, was christlich Inkarnation und indisch
Avalären genannt wird. Auch festgeset/le Audachlszeiten
gehören dazu, wobei der Gi grns.it/ klar wird, wenn vom
Aufwecken, Baden und Schmücken Krischnas die Rede ist,
und von der Darbringung von Speise und dem „putling the
image to bed for the night" (58).

Hier und bei vielen „Affinitäten" werden die Gegensätze
sehr klar, und das Vergleichbare erscheint im Weiten gering.
Anders als der Sänger Tulasi Däsa erlebt der Psalmist
..basirally diffrrent the awe-inspired sense of the uuminous"
(151). Anders ist beim Hindu-Glauben „the gross erotieism"
(42, 98) und der Glaube an und der Umgang mit vielen
Göttern (149). Der „Sitz im Leben" zeigt sich besonders
scharf, wenn der Hindu die Erlösung sieht in <ler„snlvation
from rehirth". in der „final salvalion from earthly exi-
strn. es" (96, 154, 187), und wenn der Vf. selbst tlen AvtitSren
der I lindu-Göttrr (tl. h. ihren Erscheinungen als Mensch oder
Tier auf Erden) „the one case, the incarnation of God as ■
iiIiiqni- . vent" entgegenstellt (151). Auch das Schlußwort
spricht von „a marked tension brlween the two modes of
rcligious experienr« " (190).

Wenn es doch wohl wahr ist, daß „die chrisllichc Theologie
ihr Werk treibt mit wenigen Aufnahmen immer noch
im Bannkreis Europas" (G. Mosrnkrnnz: Der christl. Glaube
angesichts di r Weltreligionen, 1967, S. 9) und daß „in 'Irr
eigentlichen Dogmatik die Froge nach den Religionen als
sifMM Thema nicht vorkommt (l'.MZ 1971, S. 135), »o
bietet dieses gutgrarbeitete Buch den Theologen aller

Theologische Literaturzeitung 99. Jahrgang 1974 iNr. 7