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Ausgabe:

1974

Spalte:

458-460

Kategorie:

Ökumenik, Konfessionskunde

Autor/Hrsg.:

Boff, Leonardo

Titel/Untertitel:

Die Kirche als Sakrament im Horizont der Welterfahrung 1974

Rezensent:

Vajta, Vilmos

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Theologische Lfteraturzeitung 99. Jahrgang 1974 Nr. 6

458

Reihe von Verweisen, vor allem aber ein umfangreiches Kantzenbach, Friedrich Wilhelm: Religionskritik der

Personenregister (S. 405-415) die Benutzung. Neuzeit. Einführung in ihre Geschichte und Probleme.

Es ist hier nicht der Ort, um auf technische Einzel- München: Goldmann [19721. 173 S. 8° = Das Wesenheiten
und bibliothekswissenschaftliche Probleme ein- schaftliche Taschenbuch, Abt. Geisteswissenschaften,
zugehen. Doch muß hervorgehoben v/erden, daß der als
erfahrener und ausgewiesener Fachmann bekannte Bearbeiter
ein Werk vorgelegt hat, das für die „Bibliographie
zur Geschichte des Pietismus" Maßstäbe setzt KIRCHEN- UND KONFESSIONSKUNDE
und zugleich die Nützlichkeit und Notwendigkeit der

Fortführung der Gesamtbibliographie überzeugend un- Boff, Leonardo, OFM: Die Kirche als Sakrament im
terstreicht. Spezialbibliographien - erinnert sei an den Horizont der Welterfahrung. Versuch einer Legitima-
von E. Peschke in Verbindung mit F. de Boor heraus- tion und einer struktur-funktionalistischen Grundgegebenen
Katalog der Predigten A. H. Franckes (1972) — legung der Kirche im Anschluß an das II. Vatikanische
sind als Frucht der gegenwärtig besonders intensiven Konzil. Paderborn: Bonifacius-Druckerei [1972]. 552 S.
Pietismusforschung in jüngster Zeit vorgelegt worden gr 8° " Konfessionskundliche und kontroverstheolo-
oder können in naher Zukunft erwartet werden. Das Ixvm^^fÄ^ Joha™-Adam-Möhler-Institut-
Erarbeiten umfassender Bibliographien ist freilich oft

eine Lebensaufgabe und setzt ein dem Benutzer selten Dieses Buch wird vom Verlag als „ein Kompendium der

bewußtes Maß an mühevoller Kleinarbeit, Wissenschaft- modernen Ekklesiologie" vorgestellt. Daran ist so viel

licher Akribie und den Verzicht auf rasche, spektaku- richtig, daß erhebliche Teile dieses breit angelegten

lare Ergebnisse voraus. Andererseits, und das trifft be- Werkes im Stil eines Kompendiums Materialien bieten,

sonders auf das vorliegende Werk zu, ist eine Biblio- Nun sind aber Kompendien keine besonders erfreuliche

Kraphie — bei aller nicht zu erreichenden absoluten Lektüre, und das sind gewisse Teile dieses Buches auch

Vollständigkeit — für wesentlich größere Zeiträume nicht. Denn es wird in manchen Kapiteln nichts Neues

bestimmend als manche umfangreiche Monographie. geboten und jeder Leser wird sicherlich etwas vermis-

Hallc (Saale) . Helmut Obst

sen oder anders sehen. Dies gilt z. B. für gewisse exegetische
, aber auch für gewisse dogmengeschichtliche
Kurzreferate. Dazu kommen die sehr gewissenhaften,
genetischen Untersuchungen über den Kirchenbegriff in

Stephan, Morst, u. Martin Schmidt: Geschichte der evan- den beiden Vatikanischen Konzilien. Diese sind für den

Kclischen Theologie in Deutschland seit dem Idealis- Historiker zwar von Interesse, in der Zusammenstellung

ü!,US,'oV,n vvreaSu cUdo Beriin ~ NeW X°rv ;deuGrTUy- des Materials neu, aber nicht immer aufschlußreich für

DM 58,-. " Y U?hrbuch- LW die theologische Gedankenführung, die durch Titel und

Untertitel angegeben sind, und wo das hauptsächliche
Die zweite, neubearbeitete Auflage des Lehrbuches Interesse des Verfassers liegt. Damit ist aber schon das
v«n Stephan, die Martin Schmidt 1960 herausgab, wurde Wesentliche über die Form und Methode der Darstellung
in der ThLZ (87, 1962 Sp 441-443) ausführlich bespro- gesagt. Diese Bemerkungen sollen nur darauf hinweisen
. Die jetzt vorliegende dritte Auflage unterscheidet sen. daß eine diszipliniertere Darstellungsweise den
sich nicht wesentlich von der zweiten Neu hinzuge- Wert dieses Buches, der unleugbar ist. nur hätte er-
kommen ist ein VI. Kapitel, das „die theologische Ent- höhen können.

Wicklung seif dem zweiten Weltkrieg" behandelt (454 bis Die Bezeichnung der Kirche als Sakrament, die im

4(J4). Hier hat der Bearbeiter seine, die Zeit nach 1940 II. Vatikanischen Konzil wieder aktualisiert wurde, ver-

b«'t reffend en Ergänzungen aus der 2. Auflage zusam- anlaßt den Vf. dazu, die Grundzüge eines „sakramen-

mengetragen und mit neuem Material zu einem Uber- talen Denkens" zu entwerfen, da dies „nicht mehr

blick der theologischen Arbeit in der Gegenwart (bis selbstverständlich" ist. Er kann sich bedeutenden Theo-

1971) verarbeitet. Der äußerst knapp bemessene Raum logen anschließen, wobei der Ansatz ja nicht neu, sogar

lpß allerdings nur eine Skizze zu, eine nach Fachgebie- innerhalb der evangelischen Theologie (van der Leeuw,

en gegliederte, die jeweilige Intercssenlage markierende Paul Tillich) gelegentlich vertreten worden ist. Die

ünd darin durchaus lehrreiche Aufzählung der theolo- große, grundlegende Problematik, die damit auftaucht,

ehen Zeitgenossen und ihrer wichtigsten Publikatio- ist das Verhältnis eines sakramentalen Denkens, das

nen, aber keine problemgeschichtliche Darstellung, wie gerade „im Horizont der Welterfahrung" entwickelt

*• Stephan in den voraufgehenden Kapiteln auf dem wird, und einer ekklesiologischen Engführung des-

■ntergrund und im Zusammenhang mit der allgemein selben. Das Problem dieses Buches ist nun, daß der Vf.

P**tottllchen, der kirchlichen und der philosophischen sich entschieden auf der ersten Linie befindet, dagegen

'"'wiekhing geboten hat. Auf den wenigen Seiten viele Texte, besonders in den neueren Äußerungen des

^ußte manches entfallen oder konnte nur angedeutet Lehramtes, in die zweite Richtung führen. Natürlich

ethn!en *Z'B Religions- und Kirchensoziologie, Sozial- hat er dagegen das ganze Arsenal zeitgenössischer Theo-

a Friedensforschung, der innerprotestantische und logen der katholischen Kirche, die ihm zur Seite stehen

r kalholisch-protestantische Dialog, überhaupt die und die er mit Vorliebe anführt. Aber gerade die Sorg-

j Um°nische Thematik u. a.). Der Bearbeiter ist sich der falt, mit der der Vf. alle möglichen Gedankengänge

(Vi n freiIicn bewußt; in seinem Vorwort sagt er referiert und interpretiert, verbaut am Ende die Mög-

g _' ■ ..... das schmerzlichste Stück an dem ganzen lichkeit, eine eindeutig klare Auffassung herauszube-

Aun Ihm ist zu wünschen, daß ihm in einer weiteren kommen. Das beruht sicher darauf, daß die Darstellung

r'fige nicht solch enge Grenzen gesetzt werden. doch hauptsächlich einen positivistischen Charakter hat:

Beedenui,^, Meinungen werden referiert, aber kaum mit genügen-

lr<'hon Erwin FSh.busch krj(ischem Abs(and anaiysiort: es werden zwar

8i|mmel aw . „ ,i i j i vorwärtsweisende Gedanken sichtbar, aber man erfährt

te-Ä >» r*r srdicse h den schwpTfiendeHn

£?• «6 S. gr.8" Erlanger Forschungen. Reihe A: lehramtlichen Äußerungen noch harmon.eren. Dies wird

eis,,,swissenschaften, 22. ßanz besonders akut im Schlußteil des Buches, das den