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Ausgabe:

1974

Spalte:

452-455

Kategorie:

Kirchengeschichte: Neuzeit

Autor/Hrsg.:

Breipohl, Renate

Titel/Untertitel:

Religiöser Sozialismus und bürgerliches Geschichtsbewußtsein zur Zeit der Weimarer Republik 1974

Rezensent:

Meier, Kurt

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Theologische Literaturzeitung 99. Jahrgang 1974 Nr. 6

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her als von der Kosmologie aus entfaltet und somit die
Individualeschatologie eindeutig bevorzugt.

Die von Inge Mager herausgegebenen Schriften bieten
ein vorzügliches Quellenmaterial für das Studium escha-
tologischer Probleme und für theologiegeschichtliche
Untersuchungen über die lutherische Orthodoxie. So
wird man die umsichtige Erschließung und die verständnisvolle
Würdigung des eschatologischen Schrifttums
Calixts durch die Herausgeberin dankbar begrüßen
.

Marburg (Lahn) Winfried Zeller

Most-Kolbe, Ingeborg [Hrsg.]: Deutsche Reichstagsakten
unter Kaiser Friedrich III. Achte Abteilung, Erste
Hälfte 1468-1470. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht
1973. XV, 306 S. 4° - Deutsche Reichstagsakten.
22. Bd., 1. Hälfte. Hrsg. durch die Historische Kommission
bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften
. DM 120,-.

Als Leopold von Ranke für seine „Deutsche Geschichte
im Zeitalter der Reformation" (1839—1847) zahlreiche
ungedruckte Akten der deutschen Reichstage heranzog
, tat er dies mit so großem Erfolg, daß ihm die
Veröffentlichung von Reichstagsakten als notwendige
Grundlage für die weitere Forschung erschien. Die
Historische Kommission der Bayerischen Akademie der
Wissenschaften übernahm diese Aufgabe und brachte
1867 den l.Band heraus. Diese Ausgabe der „Deutschen
Reichstagsakten" sollte den Zeitraum von der Königswahl
Wenzels bis zum Augsburger Relig'onsfrieden,
also von 1376 bis 1555, umfassen. Da sich zeigte, daß die
Herausgabe sehr arbeitsaufwendig war, wurde eine
„Jüngere Reihe" begründet, die mit der Kaiserwahl
Karls V. 1519 begann, um in absehbarer Zeil Akten aus
der Reformationszeit herausbringen zu können. 1893 erschien
von dieser Reihe der 1. Band. Eine „Mittlere
Reihe" soll die Zeit Maximilians umfassen, von der noch
nichts erschienen ist. Die beiden anderen Reihen sind
zwar beachtlich vorangekommen, aber ihr Abschluß ist
noch nicht zu erwarten. ^

Das langsame Fortschreiten des Werkes hat Ursachen
sowohl in der Gegenwart als auch in der untersuchten
Zeit. Die beiden Weltkriege haben nicht nur Arbeitskräfte
abgezogen, sondern auch bereits gesammeltes Material
vernichtet. Ein großes Hindernis für einen raschen
Abschluß des Werkes bildet aber auch die im Spätmittelalter
anwachsende Masse an Akten. Die Herausgeber
konnten sich nicht damit begnügen, einfach die amtlichen
Verlautbarungen der Reichstage zu sammeln, da
sich aus ihnen oft die Hintergründe der Verhandlungen
nicht genügend erfassen lassen. Daher wurde es notwendig
, die Archive aller Beteiligten zu durchsuchen, um
Schriftstücke aufzustöbern, die für die Vorgänge auf den
Reichstagen aufschlußreich sind. Dann mußte das Aufgefundene
platzsparend mit möglichst wenig Informationsverlust
dargeboten werden. Dafür wurden verschiedene
Formen verwendet: Vollabdruck, Auszug, Regest
und Aktenreferat. Ausführliche Einleitungen in die einzelnen
Abschnitte legen den geschichtlichen Hintergrund
sowie Ablauf dar und fassen das Ergebnis der Arbeit
mit den Akten zusammen. Alles in allem eine umfangreiche
und entsagungsvolle Arbeit, die nicht erschöpfend
sein kann, sondern sich auf eine günstige Lösung
beschränken muß.

Die vorliegende 1. Hälfte des 8. Bandes (Abteilung)
aus der Regierungszeit Friedrich III. gehört zum 22.
Band der Älteren Reihe. Er umfaßt Akten zur zweiten
Romreise Friedrichs III. aus den Jahren von 1467 bis

1489, zu dem Reichstag von Regensburg 1409, zu dem
Weißenburger Krieg aus der Zeit von 1469 bis 1471 und
dem Reichstag zu Nürnberg 1470. Hinzu kommen noch
„Italienische Akten 1469/70".

Für die Kirchengeschichle scheinen mir zwei Abschnitte
von besonderem Interesse zu sein: der Reichstag
zu Regensburg und der Weißenburger Krieg.

In Regensburg ging es 1469 um einen Kreuzzug gegen
die Hussiten, gegen Georg von Podiebrad. Durch die
vorgelegten Akten wird veranschaulicht, wie zunächst
die Fürsten und schließlich Friedrich III. die Lust an
solch einem Feldzug verlieren. Wichtig war dabei der
Waffenstillstand zwischen Georg von Podiebrad und
Matthias Corvinus, zu dessen Aufhellung allerdings
nichts beigetragen wird. Es fällt auf, daß keine Aktenstücke
dabei sind, die aus der Umgebung des böhmischen
bzw. ungarischen Königs stammen.

Die Akten zum Weißenburger Krieg gewähren einen
liefen Einblick in eine landesherrliche Klosterreform
des Spätmittelalters, vor allem in die diplomatischen
Anstrengungen, die Ausdehnung weltlicher Machtbefugnisse
auf Klöster als rechtens darzustellen. Die bekannte
Tatsache, daß das landesherrliche Kirchenregiment
sich bereits im Spätmittelalter anbahnt, wird dadurch
eindringlich veranschaulicht. Das aber ist eine
ganz wesentliche Aufgabe der „Deutschen Reichstagsakten
", daß sie aufzeigen, in welchem Maße die Reichsgeschichte
der Reformationszeit im Spätmittelalter vorbereitet
wurde.

Wer ständig mit Akten einer geschichtlichen Epoche
umgeht, läuft Gefahr, die deutsche Gegenwartssprache
nicht immer zu berücksichtigen. So sind auch hier den
Bearbeitern Ausdrücke aus ihren Akten in ihre eigenen
Zusammenfassungen hineingeraten, obgleich diese sich
der Gegenwartssprache bedienen. So ist von „auf
Hintersichbringen" die Rede, wo „die Verhandlung verschleppen
" gemeint ist (70). Die „Erstreckung des
Tages" meint den „Aufschub einer 'Tagung'" (101)
Unter „Richtung" ist ein Friedensvertrag zu verstehen
(245). Diese Fälle sind insofern unproblematisch, well
der Leser spüren muß, daß diese Wörter eine andere Bedeutung
haben müssen, als sie heute haben. Schwieriger
wird es aber, wenn Unsicherheit entsteht, ob das Wort
in der Bedeutung des 15. oder 20. Jh. gemeint sei. Diese
Unklarhe t könnte leicht beseitigt werden, wenn bei
der kursiven Schrift konsequent die Gegenwartssprache
verwendet würde.

Leipzig Helmur Junghanii

KIRCHENGESCHICHTE: NEUZEIT

Preipohl, Renate: Religiöser Sozialismus und bürgerliches
Geschichtsbewußtsein zur Zeit der Weimarer
Republik. Zürich: Theol. Verlag (1971], 285S. 8° - Studien
zur Dogmengeschichte u. Systemat. Theologie,
hrsg. v. E. Jüngel, A. Rieh, G. W. Locher, J. Staedtke,
32. Kart. DM 26,80.

- Dokumente zum religiösen Sozialismus in Deutschland
. München: Kaiser 1972. 244 S. 8Ü " Theol. Bücherei
. Neudrucke u. Berichte aus dem 20. Jh. Historische
Theologie, 46. DM 16,50.

Die Arbeit — eine noch von Ernst Wolf betreute und
1970 von der Theol. Fakultät In Göttingen angenommene
Dissertation — stellt sich die Aufgabe, „an Hand ... des
Geschichts- und Wirklichkeitsverständnisses die weltanschaulichen
Voraussetzungen in der theoretisch«''1
Begründung des religiösen Sozialismus aufzuzeigen" (!»•
Die von den religiösen Sozialisten vertretenen unter-