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Ausgabe:

1974

Spalte:

443-446

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

Autor/Hrsg.:

Hagner, Donald A.

Titel/Untertitel:

The use of the Old and New Testaments in Clement of Rome 1974

Rezensent:

Leder, Hans-Günter

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Theologische Literaturzeitung 99. Jahrgang 1974 Nr. 6

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geht darin weit, wenn er z. B. die Septuaginta neben
Buch, Kapitel und Vers noch mit Band und Seite von
Rahlfs zitiert und wenn er die 20 Personen, denen er
im Vorwort dankt, im Register verzeichnet. Ebenda
stammt „(Wilhelm) Johannes Leipoldt" nicht vom
Titelblatt des Didymos-Buches, sondern offenbar
aus weitergehenden bibliographischen Recherchen.
Doch bietet eben diese Exaktheit auch Blößen.
Zitiert man Gebhardt als Herausgeber der TU
im Register, müßte man auch Harnack aufnehmen
. Führt man Sakkelions Patmos-Katalog, S. 23 und
dann nochmals im Verzeichnis der Hss.-Kataloge S. 164
mit dem ganzen langen griechischen Titel an, so sollten
nicht drei Divergenzen stehenbleiben (vorn zwei Fehler
, hinten einer). Zur Patrologie von Altaner-Stuiber
sind zwei Angaben kontaminiert: 1960 erscheint die
6. Auflage, die 7. erst 1966. Der Sammelnachdruck der
kleinen italienischen Kataloge durch Christa Samberger
sollte als solcher gekennzeichnet werden, die Namen
der eigentlichen Autoren nicht einfach entfallen. Offensichtlich
auf ein frühes Manuskriptstadium geht die Behauptung
S. 39 zurück, die Tura-Papyri seien zum größten
Teil verloren, an Private verkauft oder noch un-
ediert. 1972 dürfte man das nicht drucken. Ubersetzt
man die alte Wiener Bibliotheca Caesarea, so wäre
nicht Royal, sondern Imperial Library der passende
Ausdruck. S. 51, Anm. 37 hätte H. die richtige Deutung
des Schreibergebets im Laurentianus 4,27 in dem von
ihm zitierten alten Katalog von Bandini (I 550) finden
können: „Christus möge seine Hand meinen Mühen
reichen".

H. neigt dazu, möglichst viele Worte in deutschen,
aber auch französischen und lateinischen Titeln groß zu
schreiben, schreibt aber gelegentlich auch einmal klein,
was groß sein sollte. Sollten im Zeichen zunehmender
Internationalität Herausgeber und Verleger nicht von
Schriftarten abkommen können, die die Groß- und
Kleinbuchstaben nicht unterscheiden?

Im Stil der Demutsformeln der alten Schreibermönche
schließt II. sein Vorwort mit dem Geständnis, alles, was
gut sei an seinem Buch, käme auf das Konto seiner Helfer
, alle Mängel auf sein eigenes. Wäre das wörtlich zu
nehmen, hätte keine Fakultät den Schüler Werner
Jägers damit promovieren dürfen. Wir halten fest: das
Buch ist nicht ohne Mängel, aber das Gute überwiegt,
und es ist durchaus des Vf.s eigene Leistung.

Berlin Kurt Treu

Hagner, Donald Alfred: The Ilse of the Old and New
Testaments in Clement of Rome. Leiden: Brill 1973
XII, 393 S. gr. 8° = Supplements to Novum Testamen-
tum, ed. by W. C. van Unnik, XXXIV. Lw. hfl. 88.-.

Die Aufmerksamkeit von Patristikern und Neutesta-
mentlern hat sich in der letzten Zeit in ungewöhnlichem
Ma"e der „ältesten und vornehmslen Urkunde der alten
Kirche" (Harnack), dem 1. Clemensbrief, zugewandt.
Mit der Arbeit von H. ist innerhalb des knappen Zeitraumes
von 8 Jahren nunmehr die 6. Monographie (!)
zum römischen Korintherbrief erschienen.

H. greift in seinen umfangreichen, gelegentlich etwas
breit geratenen Untersuchungen, die 1969 an der Universität
Manchester als Dissertation vorgelegen haben,
Fragen auf. die bisher sowohl für den atl. als auch für
den ntl. Sektor eine ähnliche umfassende und konzentrierte
Darstellung in der Clemensliteratur nicht gefunden
haben.

In einer knappen Einführung (S. 1—17) behandelt H.
zunächst Slandardeinleilungsproblenie des römischen
Schreibens. Hervorzuheben ist — audi im Blick auf die
Ergebnisse der Untersuchungen — H.s Hinweis auf den

strengen Situationsbezug des 1 Clem. Dessen Christentum
sei demzufolge nicht notwendig als "the result of
a departure from apostolic Christianity" zu beurteilen
(7), sondern müsse in der Relation zum Zweck des Briefes
verstanden werden; — eine richtige Einsicht, die jedoch
den Blick für das kirchen- und religionshistorische
Profil des 1 Clem zu verdecken vermag, sobald man sie
in den Rang eines exklusiven hermeneutischen
Prinzips für dessen Exegese erhebt.

Den Untersuchungen wird der 1 Clem nach dem Cod.
Alexandrinus zugrundegelegt — eine methodische sachgemäße
Entscheidung; die übrigen Texlzeugen werden
ständig verglichen. Hauptaufgabe der Untersuchungen
ist das Verhältnis des römischen Schreibens zum NT,
wobei der Vf. jedoch begründetermaßen auf eine sorgfältige
, eigengewichtige Untersuchung des clementi-
nischen Gebrauchs des AT nicht verzichten möchte.

Der I. Teil (S. 21-132) befaßt sich, gegliedert in 4 cc,
mit dem Gebrauch des AT im 1 Clem, wobei das
Material gründlich untersucht, die einschlägige Literatur
kenntnisre:ch diskutiert und der Versuch unternommen
wird, sorgsam begtündete Ergebnisse zu erzielen
. Freilich gelangt H. — und das ist bei der kom plexen
und komplizierten Problematik (LXX !) gar
nicht anders möglich — kaum entscheidend über (hypo-)
thetische Unsicherheit hinaus Ausführlich diskutiert er

— im Blick auf untersuchte AT-Zitate und AT-Anspie-
lungen im 1 Clem — die LXX-Problemalik (namentlich
Kahles Thesen), das Problem von Apokryphen-Zitaten,
verschiedene SpHelarten der Testimonien- bzw. Anthologien
-Hypothese sowie schließlich die Frage der Ge-
riächtniszitate. H., der oesonnen und umsichtig vorgehl,
möchte vor allem Clemens Romanus selber stärker
am Werk sehen und steht daher allen Testimonien-
(hypo)thesen — auch nach 4 Q Test und 4 Q Flor (M IT )

— äußerst zurückhaltend gegenüber; unter Hinweis auf
die ZweckbestimmlheU des römischen Schreibens tritt
er für Gedächtniszitation bei den stärker von der LXX
abweichenden Zitaten ein. Bemerkenswert erscheint,
daß die große Mehrheit der AT-Zitate "in very close
aecord with the LXX-text" steht (77) und daß vor allem
die z. T. ungewöhnlich langen AT-Zitate - H. zieht NT
und altkirchliche Literatur vergleichend heran — sich
in "nearly exaet agreement with the LXX" befinden
(106). - In dem den atl. Teil abschließenden c. 4 stellt EL
das theologische Verhältnis des 1 Clem zum AT dar.
Hier dürfte er die Bedeutung Christi im 1 Clem im Gefolge
Harnacks überschätzt haben.

Als entscheidender Faktor für das Verständnis des
clementinisch fast ausschließlich am Wortsinn orientierten
Gebrauchs des AT ergibt sich H. der paränetische
Zweck des Briefes (131 f.); zu einem entsprechenden
Urteil gelangt er am Ende des II. Teiles dann auch hinsichtlich
der Verwendung des NT (348 ff.). Das ist im
wesentlichen sicher richtig, gleichwohl fragt man sich,
ob mit einem solchen Ergebnis die Bedeutung von AT
und NT im römischen Schreiben erschöpfend beschrieben
ist. Werden nicht auch hier gewisse Rückschlüsse
auf das römische Christentum am Ende des 1. Jh.s ermöglicht
?

Im II. Teil (Verhältnis des 1 Clem zum NT; S. 135 bis
350) befragt H. unter Einbeziehung anderer altkirchlichen
Quellen das römischen Schreiben zunächst auf
Kenntnis synoptischen Materials — mit dem Ergebnis,
daß eine wirkliche Abhängigkeit des Clem Rom von
den uns bekannten synoptischen Ew. nicht mit Sicherheit
erwiesen werden könne (171). Freilich lasse sich
gegen die Möglichkeit, daß Abschriften der synoptischen
Ew. in Rom vorhanden waren, kein einziger Grund
geltend machen (178). — In den folgenden cc. sind mög-