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Ausgabe:

1974

Spalte:

439-440

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

Titel/Untertitel:

Griechische religiöse Gedichte der ersten nachchristlichen Jahrhunderte 1974

Rezensent:

Schenke, Hans-Martin

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430

Theologische Literaturzeitung 99. Jahrgang 1974 Nr. 6

440

1 Vgl. z. B. W. G. Kümmel, Verheißung und Erfüllung,
AThANT 6, 31956, und die neuere Aufarbeitung der Forschung
bei E. Gräßer, Die Naherwartung Jesu, Stuttgarter
Bibelstudien 61, 1973.

2 Für Schliers Sicht gilt, wie H. Essinger, Wege nach
Rom. Kritische Betrachtungen von Konversionsberichten
aus dem 20. Jahrhundert, Diss. theol. Marburg 1957,
Würzburg 1958, S. 167 feststellt: „Die Kirche ist die Welt,
da Gott sich ein für allemal und in realer Weise für die
Welt entschieden hat", vgl. auch ebd . S. 166ff.

3 Vgl. z. B. R. Bultmann, Glauben und Verslehen I.
(1933) ''1961 (passim; bes. S. 134ff. 229ff.); Karl Barth -
Rudolf Bultmann. Briefwechsel 1922—1926, hrsg. v. B.
Jaspert, 1971 (passim); H. G. Gadamer. Martin Heidegger
und die Marburger Theologie, in: Zeit und Geschichte
. Dankesgabe an Rudolf Bultmann zum 80. Geburtstag
, im Auftrage der Alten Marburger und in Zusammenarbeit
mit H. Thyen hrsg. v. E. Dinkler, 1964,
S. 479ff.; W. Fürst, Kirche oder Gnosis? Heinrich Schliers
Absage an den Protestantsimus, ThExh, N. F. 94, 1961,
S. 5ff. (passim).

4 Vgl. z. B. R. Bultmann, Das Evangelium des Johannes
, Kritisch-exegetischer Kommentar über das Neue
Testament, II. Abt., 151957, S. 181 z. St.

5 Vgl. zu dieser Fragestellung bei Schlier auch U.
Brockhaus, Die paulinische Charismenlehre auf dem
Hintergrund der frühchristlichen Gemeindefunktionen,
1972, S. 61f. u. ö.

8 S. etwa R. Bultmann, Theologie des Neuen Testaments
, E1965, S. 221ff.; H. Conzelmann, Grundriß der
Theologie des Neuen Testaments, 1967, S. 206.

7 Vgl. auch H. Essinger, a.a.O., S. 166ff.; W. Fürst,
a. a. O., S. 18ff. (passim).

8 Vgl. auch Schliers Erwägungen S. 308: „der Nicht-
getaufte, der anonyme Christ".

9 Vgl. z. B. E. KSsemann, Gottesdienst im Alltag der
Welt. Zu Rom 12, in: Exegetische Versuche und Besinnungen
II, 1964, S. 198ff.

10 Vgl. auch die Aufarbeitung der Diskussion zu Tit 3,5
bei N. Brox, Die Pastoralbriefe, Regensburger Neues
Testament Bd 7,2, 41969, S. 307f.

Dupont, L. - Lash, C. — Levesque, G.: Recherche sur la
structure de Jean 20 (Bibl 54, 1973 S. 482-498).

Frede, H. J.: Ein Paulustext aus Burgund (Bibl 54, 1973
S. 519-536).

Karris, Robert J., O. F. M.: The Background and Signi-

flcance of the Polemic of the Pastoral Epistles (JBL 92.

1973 S. 549-564).
Kingsbury, Jack Dean: The Structure of Matthew's

Gospel and His Concept of Salvation-History (CBQ

XXXV, 1973 S. 451-474).
Malatesta, E.: The Spirit/Paraclete in the Fourth Gospel

(George Johnston, The Spirit-Paraclete in the Gospel

of John) (Bibl 54. 1973 S. 539-550).
Orchard, B.: The Ellipsis between Galatians 2.3 and 2,4

(Bibl 54, 1973 S. 469-481).
O'Rourke, John J.: Some Considerations about Altempts

at Statistical Analysis of the Paul ine Corpus (CBQ

XXXV. 1973 S. 483-490).
Schüssler Fiorenza, Elisabeth: Apocalyptic and Gnosis

in the Book of Revelation (JBL 92. 1973 S. 565-581).
Scroggs. Robin-Groff, Kent. I.: Baptism in Mark: Dying

and Rising With Christ (JBL 92. 1973 S. 531-548).

KIRCH EN GESCHICHTE: ALTE KIRCHE

Wolbergs. Thielko: Griechische religiöse Gedichte der
ersten nachchristlichen Jahrhunderte hrsg. u. erläuert.
1: Psalmen und Hymnen der Gnosis und des frühen
Christentums. Meisenheim/Glan: Hain 1971. XI. 135 S
gr. 8° = Beiträge zur klassischen Philologie, hrsg v.

R. Merkelbach u. C. Zint/.en. 40. DM 32,20.

Die vorliegende Arbeit, aus einer Dissertation an der

Universität Regensburg erwachsen, ist der erste Teil
eines Kommentars zu einem Textkomplex (Hymni et
quae ad res divinas pertinent carmina [allerdings mit
Ausnahme der Hymni e papyris magicis collecti]) aus
der Edition von E. Heitsch: Die griechischen Dichterfragmente
der römischen Kaiserzeit. Bd. P 1963, Bd. II
1964 (AAG, philol.-hist. Kl., dritte Folge, Nr. 49. 58) mit
vorangestellter erneuter Ausgabe der zu behandelnden
Texte. Er umfaßt den Hymnus des Gnostikers Valentin,
den Naassener Hymnus, die beiden Attis-Lieder aus der
Naassenerpredigt, den Christus-Hymnus des Clemens
Alexandrinus und die auf Papyrus bruchstückhaft erhaltenen
carmina in Trinitatcm (Grenfell/Hunt: P. Ox.
15, 1922, 1786), in Christum (P. Berol. Mus. 8299), de
moribus Christianorum (Grenfell/Hunt: The Amtierst
Papyri I, 1900, 23—28). Der zweite Teil soll den Rest,
bestehend aus sechzehn heidnischen Hymnen, bringen
nebst einer Ubersicht über die Versmaße aller behandelten
Gedichte und einem vollständigen Wortindex. D. h.
aber, der vorliegende erste Teil ist nicht ohne weiteres
als die Hälfte des projektierten Gesamtwerkes zu betrachten
, sondern eher als so etwas wie die „erste Lieferung
". Da der Kommentar fast ausschließlich sich um
die sachliche Erschließung der Texte bemüht, es sich
aber um ganz verschiedene Sachen handelt, besteht er
in exegetischen Exkursionen in die verschiedensten
„Himmelsrichtungen", wobei der Vf. sich jeweils als ein
bewundernswert guter Kenner der aufgesuchten „Gegenden
" erweist. Das ganze Unternehmen ist überhaupt
souverän und gediegen in der Durchführung und m. E.
nützlich in dem, was dabei herauskommt. Eine gewisse
Geschlossenheit kann aber das Werk nur über die Würdigung
der Texte als Dichtung erlangen; das dichterische
Element ist diejenige, wo sich Gemeinsamkeiten der
verschiedenen Texle finden lassen können. Und eben
diesen Aspekt wird erst der zweite Teil bringen.

Einen solchen Kommentar kann man natürlich nicht
„zusammenfassen". Aber ich möchte doch einige wenige
Einzelheiten, die mir besonders wichtig erschienen sind,
herausgreifen und mitteilen: Im Hymnus des Valentin
bezieht W., sich mit einleuchtenden Gründen gegen
übliche Ansichten stellend, aithre auf die Achamoth, aer
auf den Demiurgen, brephos auf Jesus (den menschgewordenen
Erlöser) (S. 32. 34). Mit der Deutung des
sowieso nur konjizierten pröto(toko)s als Bezeichnung
des Urwesen.«: in Zeile 1 des Naassoner-Hymnus hat es
m. E. doch seine Schwierigkeiten. Vielleicht ist die von
W. abgelehnte Vermutung Harnacks, die impliziert, daß
in Zeile 1 und 2 von verschiedenen Wesenheiten die
Rede ist, doch fruchtbarer (S. 41). Für Zeile 7 desselben
Hymnus schlägt W. die einleuchtende Lesung pote d' eis
(sp)elaion riptomene vor (S. 49). Die Attis-L'eder der
Naassenerpredigt interpretiert er völlig zu Recht von
der Voraussetzung aus. daß diese Lieder selber (noch)
nicht gnostisch sind (S. 62); und die Durchführung der
Interpretation überzeugt schlagend von der Legitimität
dieser Prämisse. Das erste Attis-Lied ist übrigens nach
W. nicht vollständig vom Vf der Naassenerpredigt aufgenommen
worden (S. 75).

Berlin Hans-Martin Schrnkr

Hayes, Walter Martin The Greek Manusrripl Tradition
of (Ps.) Rasil's Advcrstis Eunomlum Books IV—V.

Leiden: Brill 1972. X. 179 S. gr. 8°. Lw. hfl. 80.-.

Die offenkundige Diskrepanz zwischen den drei wiMH
Büchern der Schrift des Basileios „Gegen Eunomios"
und dem Schlußteil bietet ein noch immer ungelöstes
Problem. Die Diskussion zieht sich durch die Jahrhun-