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Ausgabe:

1974

Spalte:

430-433

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Fuller, Reginald Horace

Titel/Untertitel:

The formation of the Resurrection narratives 1974

Rezensent:

Walter, Nikolaus

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Theologische Literaturzeitung 99. Jahrgang 1974 Nr.«

430

Position syn gilt in diesem Fall dem Beieinandersein stus sei vom Mitsterben getrennt zu halten, es stelle
von Personen, die aufgrund des Christusgeschehens eine „eigene" selbständige Denklinie innerhalb der
zusammengehören, jetzt aber noch voneinander ge- paulinischen syn-Aussagen dar" (S. 138). Das ist m. E.
trennt sind; dieses Leben mit Christus ist „transzen- richtig; man wird ja nicht in das Leiden mit Christus
dent" (S. 10), was wohl heißen soll, daß es einer jensei- hineingetauft. Zutreffend wird dieses Mit-Leiden zur
tigen Zeitlichkeit und Räumlichkeit angehört. 2. Die apokalyptischen Vorstellung von den Wehen der messia-
Mehrzahl der paulinischen Sätze über die Gemeinschaft nischen Zeil in Beziehung gesetzt (S. 149). Aber es
mit Christus beziehen sich auf Weisen christlicher Exi- müßte dann näher dargelegt werden, warum dieses Leistenz
in der Gegenwart, in denen die Zukunftserwar- den mit Christus ein ..Teil des radikal Neuen" ist
tung verankert ist: a) auf ein Mitleiden mit Christus, (S. 116). Auch wenn es zur Verherrlichung führt, ist es
dem das Verherrlichtwerden folgt (Phil 3,10f.20f; Rom ja als solches noch ein Merkmal der alten Weltzeit, es
»,17; 2 Kor 13,4), b) auf das Mitsterben mit Christus, sei denn, es ließe sich direkt dem eschatologischen Chri-
das zur Auferstehung führt (Röm 6). In diesen Fällen stusgeschehen zuordnen, was m. E. auch möglich ist.
bezieht sich die Präposition syn auf eine Weise der Im dritten Teil, der das Mitsterben nach Röm 6 dar-
Kommunikation, die A. Schweitzer als „mystisch" be- stellt, wird das Verhältnis von Taufe und Kreuz einzeichnet
hat; der Vf. spricht statt dessen besser von gehend besprochen. Aber wie kann die Taufe mit dem

teilhaben" (S. 73) und sprachschöpferisch von „teil be- Kreuzesgeschehen identisch sein (S. 226), wie kann das

kommen" (S 72), „teil gewinnen" (S. 65.121). Kreuz aus sich selbst den Menschen einbeziehen und

» •> j. „ , ««»—Ai***»« mit Christus sterben lassen (224)? Nun ist ja der Tod

Aufgrund dieser m. E. richtigen Une. Scheidungen stellvertretend für alle gesche-

wird das Thema der Auferstehungshoffnung in die. diese unabnangig von der Taufe

Kapiteln behandelt, von denen die den Kommuni- zustimmenden Glauben. Aber trifft das auch

kationsweisen 2 a und b zugewiesenen Kapitel 2 (S. 99- Mitgekreuzigtwerden zu? Dafür sind die Taufe

H» und 3 (S. 191-249) der spezifisch paulinischen « verliehene Geist unerläßlich.

Denkleistung einer gegenwärtigen Te.lhaoe an Chri- Differenzierungen ist dieses Buch

stus gewidmet sind. Man fragt sich, wie d.ese verschie- anregend. Aber es läßt beständig nach der Syn-

denen Aspekte der Auferstehungshoflnung einander zu- J- Die Lehre yom Geist ^ der Rraft der

geordnet sind. Fest steht, daß sie sich bei der Parusie Auferstehgung und die echt paulinische Vorstellung von

däh • Auferstehun^g der Toten vereinigen. Aber bis Adam ^ R ^

dahin besteht em unbefriedigendes Nebeneinander das der ^ ^ gesamtapokalyptische

trou einer sorgfältigen Exegese nicht recht erklart wird beantwortet, warum für

es wird nicht deut ich, was die paulinische Eschatologie " f ° »r.„„fLrf«i,on mit

im t tZ », . 4 ... . i„„. ihn das Mitleiden, Mitsterben und Mitauferstehen mit

«n Innersten zusammenhält. Nach Ansicht des Vf.s liegt . .'

das an den zu dürftigen oder auch unklaren Aussagen Jesus so wicntlß slnd

der Briefe. So wird z. B. zu 1 Thess 4,16 f bemerkt, es sei Tübingen Otto Betz
'raglich, ob man in dieses fragmentarisch aufgenommene
Material ein durchdachte Systematik eintragen
dürfe (S. 47); auch die umgreifenden paulinischen Aussagen
über die Parusie und die Entrückung der Glau- Füller, Reginald H.: The Formation of the Resurrection
bigen bleiben unklar (S. 55). Das gilt erst recht für die Narratives. London: SPCK 1972. XIV, 225 S. 8 . Lw.
^genannten „Kurzaussagen" über das Sein mit Chri- 8 3-25-

stus (1 Thess 5,10; 2 Kor 4,14, vgl. 1 Kor 6,14 und Rom Nach der weithin bekannt gewordenen, hilfreichen
•Ml): Das Bild der Zukunft sei unanschaulich (S. 66), Studie "Interpreting the Miracles" (1966; deutsch: „Die
Sanz undeutlich (S. 80.b4) und Paulus an den Einzel- Wunder Jesu in Exegese und Verkündigung", 1967 bzw.
leiten der Endzeitereignisse nicht interessiert; alles mo rez von G. Haufe, ThLZ 94, 1969, 120 f.) legt der
Gewicht falle auf die jetzt im Gang befindliche Ge- New Yorker Neutestamentier eine kritische Untersu-
Khicbte der Kundgabe der Auferweckung Jesu, für chung der neutestamentlichen Auferstehungsüberliefe-
welche die apokalyptische Auferstehung der Christen rung vor rjamit wendet er sich wiederum einem Kom-
deri Schlußakt darstelle (S. 75). Daran ist sicherlich et- piex neutestamenllicher Texte zu, der vielen Christen
^as Richtiges; aber setzen nicht solche eschatologischen und NichtChristen Anstöße und Verständnisschwierig-
Kurzaussagen ein größeres, in sich geschlossenes Gan- keilen bereitet (S. 5 f.). Auch hier möchte F. hilfreiche
'es voraus? Konnte angesichts der Zweifel in Thessa- Klärung und Verstehen bewirken, nicht durch vergeblich
, Korinth und Philippi der Apostel es sich lei- licne historische Apologetik, nach der am Ende alles
in Sachen novissima unklar zu bleiben, und hätte „stimmen" soll, was in den so verschiedenen Osterüber-
eine unanschauliche Botschaft der Hoffnung als Trost lieferungen erzählt wird. Vielmehr nimmt F. den Leser
Und Mahnung dienen können? Der Vf. hat sich auf die in die bibelwissenschaftliche Arbeit mit hinein, ohne
syn-Aussagen des Paulus konzentriert und auf die ihn zjerst durch theoretische hermeneutische oder

«•Stellung von apokalyptischen Schilderungen wie methodologische Erörterungen zu ermüden. Allerdings

K()r 15 und 2 Kor 5 verzichtet; aber hätte sich nicht setzt er beim Leser Unbefangenheit und den Willen zu

™'t Hilfe der letzteren ein Gesamtbild der paulinischen intensivem Mitgehen voraus. So sucht er ihm deutlich

'schatologie zeichnen lassen? Dazu gehört natürlich zu n.achen, daß das verwirrende Durcheinander, das

' Uch der religionsgeschichtliche Hintergrund, von des- entsteht, wenn man alle neutestamentlichen Osterbe-

Q n. Behandlung ebenfalls abgesehen wird (S. 10). richte auf eine Fläche aufzutragen versucht, sich durch-

'uck 1 icherweise gibt es aber genug Stellen in diesem aus verstehbar lichtet, wenn man in den verschiedenen

ÖUch. an denen die Religionsgeschichte ins Spiel kommt Texten den Niederschlag eines Prozesses der Bildung

* B, S. 144 ff); dabei werden jüdisch-apokalyptische und Entwicklung der Ostertradition erkennt, an deren

^'"Stellungen vor gnostischen oder auch solchen der Anfang keineswegs Ungewißheit und Unklarheit über

•Vs,erienreligionen mit Recht bevorzugt (S. 209-213). die osterwirklichkeit steht - wie es dem unvorberei-

tp.W- -hr Paulus der jüdischen Apokalyptik verpflich- teten Bibelleser ^^^^^^^Z

' ,sl- »Igl sich in Teil 2 Hier wird im Gegensatz zur das einhellige Osterkerygma „Gott erweckte Jesus von

Son*t üblich^J^'bltont d^s^ Mitleiden mit Chri- den Toten" ,S. 168 f.). Damit ist d,e traditionsgesch,cht:

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