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Ausgabe:

1974

Spalte:

369-374

Kategorie:

Systematische Theologie: Allgemeines

Autor/Hrsg.:

Hedinger, Ulrich

Titel/Untertitel:

Wider die Versöhnung Gottes mit dem Elend 1974

Rezensent:

Wendelborn, Gert

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389 Theologische Literaturzeitung 09. Jahrgang 1974 Nr. 5 ;J70

Bischof von Horn (unter Verzicht auf jede Ausübung von Dorothcc Sülle (s. dazu ihre Rcz. in Wissenschaft unil
Herrschaft) den Vorsitz führt. Ehe dag geschehen kann Praxis in Kirche und Gesellschaft 1973, 62. Jahrg., S. 367 —
(wenn es Oberhaupt einmal so weit kommt), muli sich 370), Hamilton, Altizcr, J. Ii. Metz und Sauter sowie von
allerdings innerkatholisch noch vieles ändern; für Gestalt den philosophischen Denkern Jaspers, lierdiajew und Hegel,
und Praxis des Primats müßten in der katholischen Kirche Harth kommt glimpflicher davon als sein Schüler JAngel,
seihst zuvor andere, der neuen Situation der Kirche ent- doch kann auch er letztlich nicht vor diesem Tribunal
sprechende Formen entwickelt werden." (S. 143f) bestehen. Dagegen wird Ragaz. zustimmend zitiert; vor

allem aber stützt sich Hedinger auf Theodor W. Adorno and
Ernst Bloch sowie auf H. Marcuse und M. Horkheimer.

Herlin Joachim Kogge

_ Eine Beschäftigung mil der Theologie der Hoffnung Mollmanns
fehlt, obgleich eine gewisse Nähe beider feststellbar
Becker, Karl: Freigeist ige Bibliographie. Ein Verzeichnis ,st- Was hat Hedinger den genannten Denkern sowie dem
freigeistiger, humanistischer und religionskritischer Li- Theismus und der a-theistischen Theologie insgesamt vor-
teratur. Stuttgart: Verlag der Freireligiösen Landes- zuwerfen?

gemeinde Württemberg, Körperschaft des öffentlichen Sie alle versöhnen Gotl mit. Elend und Finsternis, obgleich

Rechts Stuttgart, o. .1. 171 S. gr. 8". DM 14,— ; Lw. dieser nach dem altisraelitischen Credo doch Menschen von

DM 18, — . Mangel und Knechtschaft befreit. Sie stehen nicht auf der

Besch, Günter: Zehn Wochen Lateinamerika (Die evan- Seite Hiobs mit seiner berechtigten Klage, sondern auf der

gelische Diaspora 44, 1974 S. 22 — 33). Seite seiner „Freunde", die diese Klage; zum Frevel stempeln.

Boling, T. Edwin: Scctarian Protcstants, Churchly Pro- Der christliche Theismus betrachtet Gott als perfektes

testants and Roman Catholics: A Comparison in a Mid- Wesen (34), das in seiner Transzendenz vom menschlichen

American City (Review of Religious Research 14, 1973 Elend nicht in Frage gestellt werden kann. Das Leid wird

S. 159— 1C8). von ihm pädagogisch als Läuterung verstanden (38), mittels

liorggrcfc, Fricdhclm: Unterwegs zur Diasporakirche (Die deren der Mensch seine egozentrischen und eudämonistischen

evangelische Diaspora 44, 1974 S. 51 — 65). Regungen, die als Verfallenheit an das Weltlich-Irdische

Eisinger, Walther: Die Situation der Minderheitskirchen als diskreditiert werden, preisgibt. Die Härte gegenüber dem

egweisung für unsere volkskirchlichen Probleme (Die menschlichen Elend führe hier zur Verachtung des Menschen;

evangelische Diaspora 44, 1974 S. 7 — 21). der christliche Theismus mache blind für die Ausbeutung

Fushole-Luke, E. W.: What is the Catholie Church? (Com der vielen, besitze aber tausend Argusaugen für die Schuld

Viat 16, 1973 S. 61 — 68). aller Menschen (49). Diese repressive Leidensrechtfcrligung

Held, Heinz Joachim: Der lutherische Beitrag zum Sen- erreicht in der Proklamation des Kreuzes Jesu als Heils-

dungsauftrag der Kirche Christi in Lateinamerika (Die ereignis kat'exoehen seinen Höhepunkt.

evangelische Diaspora, 44 1974 S. 107—131). » i—. in,- c „

T„_ . „ . r . ' , .. _. , ' _ ... , Der A-lheismus, den llcdinger mit einer gewissen sym-

Juspert, Bernd: Von der Polemik zum Dialog ? Das Mirbt- ... . . . ,, ', . . B. T ., b n , ,

ai i t /-v ii i i . .. . ... , patlne behandelt, hetreil zwar das Leiden vom Druck der

Alandschc Qucllcnwerk zur katholischen Kirchenge- i. . , , ,. c , , ,,. , ..

i-i zu o „„ .„_„ „ „.„ „,_. llainartologie und protestiert gegen die Scliemenliattigkeit

schichte (Una Sancta 28, 1973 S. 242-257). ,, ..... Z , , •, • . ,

... T 1 „ . ■»•«•« „ ' . . eines allmächtigen I>eschichtslcnkers und damit gegen jeden

v,,n Leen wen, Gerrit: Der belgische Protestantismus im ,. ._ „ . ... .« «».... ...

»j „ . ' . . , = ,. , _. ,, religiösen l'atriarchalismus und Matnarchaiismus; er ent-

1974 S 66 N™"r"'nlKTXing (D,P ,,vangel"cne Dla*P°™ f*i perfektioniert Gott und das Kreuz, so daß ,1er Mensch in

B__ «,'.,. im m. ... .. ihm das wahre Wesen des Elends zu erkennen beginnt. Im

1'ipahans, Linda M.: Psotcs on the Nature of the „Byzantine u . . • ■ , . . .. .

c. . .. ™. , . , x, . j- .,-.nn Bann der Ideologie des Umschlags und eines kenolischen

•Style" [The dreck Orthodox Thcological Review 17, 1972 • j n u- • i n j

S TR • r Epiphanieprozesses wird Gott hier in Jesus zum Gott der

« -68 — 27o). ^ Iinmanenz und Selbstpreisgabe. Als Zeichen solcher Selbst-

tt*hner, Karl: „Mysterium Eccle.iae . Zur Erklärung der ■ u b|(.ibl ,|!1S Kreuz auch hier ein hcilvolles, Not

.laubenskongrcgation über die Lehre von der Kirche W(.ll(Jendes Ereignis. Die Solidarität Gottes mit den Elenden

( tZ 98, 1973 S. 579 — 594). kommt klar zum Ausdruck, doch deren Befreiung wird

a«W«i, Wilm: „Gemeinsame" oder „ökumenische darüber vergessen. Die a-theistische Theologie bleibt im

Irauung? (Una Sancta 28, 1973 S. 258-261). Schatten einer individualistischen und dezisionistischen

Puler, Berthold: Die orthodoxen Kirchen (IKZ 63, 1973 Tenuenz dip uell einzelnen Menschen, den Augenblick und
S.2-34).

seine Entscheidungsmöglichkeit und -mächtigkeit überfordert
. Sie läßt außer acht, daß die Zustimmung des
Menschen und deren Auswirkung immer auch gesellschaftlich
bedingt und beschränkt ist (65). In Wahrheil ist die Ge-

SYSTEMATISCHE THEOLOGIE schichte der Liebe nicht primär eine Geschichte von Abhängigkeit
und Leiden, sondern die der Ermöglichung zustimmenden
Glaubens, Liebens und Hoffens. Die Liebe dürfe

"■•Iiiiger, Ulrich: Wider die Versöhnung Gottes mit dem nicht als „nichts ausrichtende Liebe" (Solle) gekennzeichnet

l'lcncl. Eine Kritik de» christlichen Theismus und A- werden, auch wenn die Erfahrung des Scheiterns der Liebe

""'ismus. Zürich: Theologischer Verlag [1972]. 182 S. weithin mit den Erfahrungen der bisherigen menschlichen

gr. H°= Basler Studi. •n zur historischen u. systematischen und auch christlichen Geschichte zusammenfällt. Die von

' lieologie, hrsg. v. M. Geiger, 60. Lw. sfr. 28,— ; DM 25, — . Altizcr geforderte Offenheit für den Augenblick könne leicht

. '"Wcilci-rührung seiner im selben Verlag 1968erschienenen zur Anpassung an die Gegebenheiten werden (70), der

,l......• „Hoffnung zwischen Kreuz und Reich" unternimmt Lobpreis der Selbstentäuüerung Gottes die Knlsclbstung des

** Schweizer Theologe U. Hedinger den Versuch einer Menschen decken.

""''»mentalen Kritik an allen Augprägungen bisheriger Was schließlich den Gott der Dialektik betrifft, so schim-

Cv,lnRelischer Theologie, die Gott und Elend miteinander mert nach Hedinger gerade in der Härte der Rede Jüngels

y*r»Öhnen. Der Ablehnung verfallen dabei nicht nur der vom Tod Gottes eine Verharmlosung des Todes durch, denn

''"'s'nus in Min«, „„i,.,s. Im dlichen Spielarten, sondern die Dialektik von Tod und Leben impliziere eine Neu-

"!"'•' die a-theistische Theologie der 60er Jahre und die trnlisierung des Todes und Elends und damit der Wider-

'"'"ktische Theologie als Mischform beider. Kritisiert gprüehlichkeit und Fremde geschichtlichen und menschlichen

*"''l"n ausdrücklich Nygren, Gogarten, Emil Brunner, Daseins und spalte Willen und Wesen Gottes (8(1). So werde

"'•'"ann, Rrnst Fuchs, Fbeling, Tillich. aber auch Braun, auch die Theodizeefrage überspielt. Man postuliert, daß in