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Ausgabe: | 1974 |
Spalte: | 360-362 |
Kategorie: | Kirchengeschichte: Neuzeit |
Autor/Hrsg.: | Bröker, Werner |
Titel/Untertitel: | Politische Motive naturwissenschaftlicher Argumentation gegen Religion und Kirche im 19. Jahrhundert 1974 |
Rezensent: | Jenssen, Hans-Hinrich |
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Emden und Wesel letzte sich der Kalvinismus gegen das
Luthertum durcb und wurde zur herrschenden Konfession.
In London waren die Kalvinisten um den Preis der Rechtssicherheit
und ungestörter Gemcindeexislcnz bereit, auf
jeden missionarischen Eifer zu verzichten und dogmatischorganisatorische
Grundsätze preiszugeben, die die festländischen
Schwestergcmcindcn als unnufgehhar an sahen.
Der VI', betont, mit seiner Schrift „keine Materialisierung
geistiger Entscheidungen" propagieren zu wollen, weshalb er
auch von wirtschaftlichen Rücksichten und Interessen nicht
verursachte, eigen wert ige Glauhcnscnl Scheidungen durchaus
gelten läßt. Sein tragender Gedanke von den Wechselwirkungen
zwischen wirtschaftlich-sozialen und religiösen
Faktoren in diesem von ihm untersuchten Teil di r Re-
forniationsgeschichtc verdient jedoch unbedingt licachtung.
Kr überwindet die Knge einer auf Religion. Konfession,
Theologie, Dogma und kirchliche Institutionen beschränkten
Kirchengeschichte, indem er den wirklichen Horizont
kirchlicher Wirksamkeit und damit auch kircliengeschieht-
licher Arbeit offenkundig werden läßl: die Welt des Profanen
und Säkularen, die konkrete historische Umwell auch mit
ihren sozialen und wirtschaftlichen Bedingungen kirchlicher
Aktivität, Das heule erneuerte Wissen um die Aufgabe der
Kirche in der Welt muß Much Folgen für die Kirchcn-
geschicht« haben, und in dieser Hinsicht stellt die anzuzeigende
Schrift einen Schritt, nach vorn, um nicht zu
sagen: ein Vorbild für jede künftige Reformationsgcschichts-
schreibung dar. Sie beruht auf breiter Quellen-, Literatur-
und Problemkenntnis, ist in den Einzelheiten exakt gearbeitet
und in der Gesamtanlage logisch und durchsichtig
aufgebaut, sie folgt durchgängig einer zweckmäßigen
Methode und gipfelt in verallgemeinernden Aussagen auf
hohem theoretischem .Niveau — eine Arbeil. die in jeder
Hinsicht Freude macht. Daß sie auf eine Menge unnötiger
Fremdwörter hätte verzichten können, darf als persönlicher
Eindruck des Rezensenten angemerkt werden.
Kricelewnlel lt. Dresden Karlheinz BlcesrJike
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KIRCHENGESCHICHTE: NEUZEIT
Bröker, Werner: Politische Motive naturwissenschaftlicher
Argumentation gegen Religion und Kirche im 19. Jahrhundert
, Dargestellt am .Materialisten' Karl Vogt (1817 —
1895). Münster/W.: Aschendorrf [1973]. IV. 260 S. gr.8° =
Münsterische Beiträge zur Theologie, hrsg. v. B. Kötling
u. .1. Ratzinger, 35. Kart. DM 44, — .
Das Buch von Werner Bröker versucht durch sorgfältige
Analysen des Schrifttums und der Biographie von Karl Vogt
und des zeitgeschichtlic hen Hintergrundes seines Wirkens
wahrscheinlich /M machen, daß «las eigentlich treibende
Motiv des vor allein mit naturwissenschaftlichen und auch
allgemein logischen Argumenten geführten Kampfes von
Karl Vogt gegen den christlichen Glauben und die christlichen
Kirchen ein politisches Motiv gewesen sei. Der
Liberale und der Demokrat Karl Vogt, einer der Wortführer
des Frankfurter Parlaments von 1848, bekämpft Glaube und
Kirche als Stützen reaktionärer Staats- und Gesellschaftsordnung
, er will Glaube und Kirche zu Fall bringen, um
Freiheil und Humanität zum Durchbruch zu verhelfen. Als
Zoologe und Physiologe führt er den Kampf mit den Milicdu
seiner Wissenschaft, zumal da die Entwicklung nach 1848
dein Flüchtling Karl Vogt und seinen Gesinnungsgenossen
ein direkt politisc hes W irken in Deutsc hland außerordentlich
erschwert, aber letztlich engagiert ist in diesem Kampf'
primär der Politiker und erst se kundär der Naturwisscn*
schafller Karl Vogt. In dein zusammenfassenden „Kur/"
referat" heil.it es: ..Niehl das nnl Iii-wissenschaftliche Forschen
Theologische Literaturzeitung 99. Jahrgang 1974 Nr. 5