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Ausgabe:

1974

Spalte:

337-338

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Reicke, Bo

Titel/Untertitel:

Die zehn Worte in Geschichte und Gegenwart 1974

Rezensent:

Stamm, Johann

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Seite 1

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337 Theologische Litcraturzeitung 99. Jahrgang 1974 Nr. 5 333

I' ndredaktion des Buches hat sie in einem Geist der Synthese Katcchisnu-n, c) talmudisohe Lehrmittel die zwei Sinai-

und des Respekts vor der Tradition miteinander vereinigt Tafeln mit den ,zehn Worten" (Ex 20,2— 17; Deut 5,6—21)

(■^). entweder auf drei plus sieben, vier plus sechs oder fünf plus

Hinsichtlich,des historischen Hintergrundes (20—28) gibt fünf Gebote? Und warum tragen innerhalb dieser Gruppen

der Vf. zunächst zu bedenken, daß es sich bei den im Huch die zehn Worte verschiedene Nummern?"
enthaltenen Stoffen um die Überlieferungen einzelner Im 1. Kapitel: „Die zehn Worte im Exoduslcxt" (S. 1 — 8)

Stimme handelt und das Hild eines 40 Jahre durch die legt Heicke dar, daß es sich in der zugehörigen Perikope von

Wüste wandernden Gesamtvolkes erst der späteren reli- Ex 20 und Deut 5, exegetisch gesehen, um 11 Weisungen

giösen Interpretation entstammt; auf eine nähere Unter- handelt, denen mit den Worlen: „Ich bin Jahwe" eine

suchung der Haltbarkeit von historischen Thesen wie der Einleitung vorangestellt ist. Diesen Tatbestand erläutert auf

Amphiktyoiiie-These M. Noths möchte er sich nicht ein- S. 4 eine Tabelle, die als Orientierungshilfe für alles weitere

lassen (21f.). Im übrigen ist der Vf. hinsichtlich Sinai, (Jades, sehr willkommen ist. Im Blick auf die erwähnten drei Arten

Lftndnahmc von Süden und von Osten konservativ und der Gliederung bzw. Zählung der Gebote kommt Heicke am

nQUgt allen Punkten historische Glaubwürdigkeit zu; iMosc Ende des Kapitels auf S. 8 zum Ergebnis, daß jede d

er

wird als prophetische Gestalt, der Wüstenperiode eingeordnet. Alternativen „den Texlbestand irgendwie umgestalten

Ebenso werden in der Icvitisch-priestcrlichcn Organisation, mußte". Darum könne auch nicht gesagt werden, die eine

wie sie vom Buche X.....cri vorausgesetzt wird, und in den sei richtig, die andere aber falsch.

Gesetzestexten alte (Jberlieferungsbestandteile gefunden, die Das Hauptstück des Buches bildet das 2. Kapitel mit der

•uf Institutionen der Wüstenzeil zurücksehließen lassen. Alle Überschrift: „Die zehn Worte in den Katechismen" (S. 8—49)

diese Ansichten werden mit Mäßigung vorgetragen und Darin werden die drei im Vorwort visierten Möglichkeiten

können nach dein heutigen Forschungsstand durchaus als dargestellt, zuerst die lateinisch-lutherische, dann die

hedenkenswert anerkannt werden, der von einer etwa mit griechisch-reformierte und zuletzt diejenige der talmudischen

«lern Namen Noths verknüpften radikalen Überlieferungs- Lehrmittel. In allen drei Abschnitten — besonders im ersten

kritik im Pentateuch längst abgekommen ist. und zweiten — steht dem Vf. eine Fülle gediegener Kenntnisse

Für die theologische Bedeutung des Buches (28 —41) istdas zur Verfügung, denen man die Freude an bibliographischer

Miteinander von historischer Erzählung und legislativem Exaktheit anmerkt. Jeder, der an der Dekalog-Exegese und

Einsatz konstitutiv: das für das Deuteronomium zentrale ihrer Geschichte interessiert ist, wird für die Information,

►«Heute" (von Bad) gilt auch für das Buch Numeri: die die er hier empfängt, dankbat sein.

Vergangenheit ist nicht vergangen, sondern hat eine die In dem abschließenden 3. Kapitel handelt Beicke über:

'-•egenwart bestimmende Qualität. So dient die Verbindung „Die zehn Worte im Neuen Testament und in der Gegen-

Moscs mit eindeutig späteren Gesetzen and Institutionen wart" (S. 50 — 09). Hier geht er den einzelnen Geboten nach,

montrer la diversilc des pratiques religieuses dans la indem er auf den Gebrauch achtet, den das Neue Testament

P<'rinanence d'une meme spiritualite" (30). Vor allem geht es von ihnen macht, und es tritt hervor, wie vielfältig dieser

um dus Volk Gottes und seine Institutionen, über die zu- ist. Es liegt dem Vf. auch daran zu zeigen, daß der Dekalog

"»uiinenfassend gehandelt wird (31 ff.). Es folgt eine Ge- hier wohl verschärft und in seinen Geboten je nachdem

M lochte der jüdischen (41 — 46) und christlichen (46—50) anders akzentuiert, aber keineswegs als ungültig oder auf-

JVltlegung, wobei deren methodische Kontinuität zur gehoben dasteht.

Jüdischen und ihren methodischen Verirrungen durchaus zuge- Gemäß der Überschrift des Kapitels werden immer wieder

(eben, aber das geistliche Ziel festgehalten wird : „Comme le Linien bis in die Gegenwart hinein ausgezogen. Das geschieht

P'-Uple de Dien, eile i st en in.irehe et doit saus cesse se in einer negativ-kritischen und sehr kurz angebundenen Art.

puiifier ..." (49). Dir gegenüber muß man sich fragen, ob die drängenden

„ 'h-r Überblick über die Einleitung mag genügen, um Gegenwartsprobleme,die vom Dekalog her in Sicht kommen,

•ntantionen und Charakter des Kommentars zu zeigen. Er so rasch und sicher beurteilt werden können. Nach meiner

enthält außer einer kurzen Bibliographie (51 — 55) und Meinung hätten die betreffenden Urteile entweder differen-

Karten und Registern am Schluß (407 ff.) im Hauptteil eine zierter und einläßlicher abgefaßt oder dann weggelassen

"Tgfältige Einzelanalyse des gesamten Buches, übersichtlich werden sollen. In jedem Fall ruht der Wert der Arbeit in

""gelegt und für die Beschäftigung mit diesem häufig ver- dem, was sie zum Allen und zum Neuen Testament selber

'""•hlässigten biblischen Buch hilfreich. Man darf hoffen, daß und zur Geschichte der Exegese beibringt.
' "' Hcihe nach und nach durch ähnliche Bände vervoll-
s,""ciigt werden wird; sie wird dann einen beachtlichen Platz
ter den neuen Kommentarwerken einnehmen.

Doch«m Henning Orot Rcventlow

Räisiinen, lleikki: The Idca of Divine llnrdening. A com-

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uif I w',rl<Tn, mit deren Orthographie Vf. oder Drucker nffen>ichllich Lcading Astray and Inciling to Lvil m tne JJinle and t lie

' Kricg,,uB »teh0D- Qur'än. Helsinki 1972. 108 S. gr. 8° = Publications of the

Finnish Exegetical Society, 25. O

II. Bäisänen, der schon eine gründliche exegetische

. Untersuchung über ein interkonfessionell aktuelles Thema1

"Ho, Pmf. | J)i,. /(.|ln W orte in Geschichte und Gegen- vorgelegt hat, wendet sich diesmal erneut einem nicht

«Tt. Zählung und Bedeutung der Gebote in den ver- minder schwierigen Problem zu. Der besondere Vorzug,

"'hiedenen Konfessionen. Tübingen: Mohr 1973. VI, 73 S. zugleich aber auch eine gewisse Problematik seiner Arbeit

P" K° = Beiträge zur Geschichte der biblischen Exegese, bestehen darin, daß R. die wegen ihrer befremdenden

|"'s^'- v. (). Culhnann, ,. A. Dahl. K. Käsemann, II. J. Strenge bereits im biblischen Zusammenhang schwer ver-

jr*"1' A. Oberman, II. [timenfnM. sL H. Schelkle. stehbaren Verstockungsaussagen nicht allein im Kontext

• • Kart. DM 19,50. spätjüdischer Schriften behandelt, sondern sie vor allem mit

. ,;i"'ch z„ Beginn des Vorwortes nennt der Verfasser den zahlreichen Stellen ähnlichen Inhalts im Koran konfrontiert.

I' "'"0 z" »einer Studie. Dieser ist in einer I rage gegeben, die Die sorgfältige exegetische Vcrgleichung der in einer durch-

,. '"'«""dermaßen formuliert ■ ..Warum verteilen a) tatet- aus repräsentativen Auswahl dargebotenen Texstellen ver-

""'I lutherisch« b) griechische und reformierte dient volle Beachtung und soll auch durch einige weitcr-

Wabern bei Bern Johann Jakob Stamm