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Ausgabe:

1974

Spalte:

336-337

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Vaulx, J. de

Titel/Untertitel:

Les nombres 1974

Rezensent:

Reventlow, Henning

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Theologische Literaturzeitung 99. Jahrgang 1974 Nr. 5

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Mille der wissenschaftlichen Öffentlichkeit zugänglich
gemacht, die Handschrift Mardin, Bibliothek des Syrisch-
Orthodoxen Episkopats 2/47, die bisher noch in keinem
gedruckten Katalog enthalten ist und die dem Vf. durch
den Metropoliten von Mardin, Y. Dalaboni, zugänglich
gemacht wurde (S. 18, Anm. 9). Die Bedeutung dieser
Handschrift mag daraus ersichtlich werden, daß ihr nicht
weniger als 9 von den insgesamt 24 hier veröffentlichten
l'erikopen entnommen sind.

Iji der Einleitung berichtet Vf. in einem ersten Paragraphen
über die Syrohcxaplaris und die Geschichte ihrer
Erforschung (S. 1 — 27). Hierauf folgen einige Bemerkungen
zum Charakter der Handschriften, denen die veröffentlichten
Texte entstammen (S. 27 — 31), und abschließend wird im
dritten Paragraphen eine eingehende Darstellung der
Methode, nach der die Texte ediert lind, geboten. Danach
gliedert sich der Apparat unter dem Text, der nach der
jeweils zugrunde liegenden Handschrift nur wenig geglättet
in Estrangcia wiedergegeben wird, in drei Teile. Der erste
beziehungsweise oberste Teilapparat enthält alle die Besonderheiten
der Handschrift, die in den gedruckten Text
nicht mit aufgenommen werden konnten; der mittlere
Apparat bietet, soweit vorhanden, anderweitige Textbezeugungen
teils in den Handschriften selbst und teils in
der Traditionsliteratur, während im dritten Teilapparat die
Varianten vorgeführt werden. So erhält der Benutzer
einmal eine Vorstellung von der Originalgestalt des jeweils
edierten Textes, zum anderen wird ihm ausreichendes
philologisches Vergleichsmaterial vermittelt.

Nach jeder einzelnen Perikope folgen Bemerkungen zur
Methode der Übersetzung aus dem Griechischen ins Syrische;
sie sollen einesteils dazu dienen, auf Grund des Sprachgebrauches
die Übersetzungsmethode des Paulus von Telia
zu erschließen, andernteils dazu, eine Basis für einen angemessenen
Vergleich mit der Scptuaginta zu schaffen.
Dieser Vergleich erfolgt dann in einem letzten Abschnitt, in
dem versucht wird, ein Bild von der griechischen Textgestalt
zu gehen, die Paulus als Vorlage für seine Syrohcxaplaris
benutzt hat.

Die Edition der 24 Perikopen (S. 41—131) erfolgt in der
Ordnung der biblischen Bücher; hier seien sie jedoch zum
Zwecke besserer Information nach ihren Handschriften
unter Angabe der Abschnittsnummer bei W. Baars angegeben
. Mardin: (I) Gn. 1,1-19, (II) 15,1-20, (III)
19,1-14, (V) 32,12(13)-21(22), (VI) 32,24(25)-32(33),
(VII) 49,1-7 und (IX) 49,19-28, (XII) Dt. 15,1-8,
(XXIV) Sir. 51,6-11; Eondon, B. M. Add. 14.485-487:
(IV) Gn. 28,10-22 und (VIII) 49,8-18, (X) Lv. 8,1-3 und
(XI) 23,33-41, (XIV) Jos. 6,16-20, (XVI) 1 S. 16,13,
(XVIII) 2 S. 6,1-6. 13-14. - Add. 17.195: (XV) 1 S.
2,12-17. 22-24 und (XVII) 20,27-33, (XIX) 2 Gh.
15,8-15, (XX) 17,3.7-9, (XXI) 18,31+19,1-3+25,5-12,
(XXII) 24,6-11 und (XXIII) 3(3,11-13; Bagdad : (XIII)
))t. 32,1 — 43. Diese letzte Perikope wird noch einmal in
einem Appendix (S. 132—145) gesondert behandelt; und
zwar werden die syrohexaplarischcn Lesarten geordnet nach
solchen, die bereits aus dem Griechischen oder aus der
syrischen Übersetzung bekannt sind, es folgen die Lesarten,
die sich aus der lateinischen Übersetzung des syrischen
Textes ergehen, zu dem einst Masius Zugang hatte, und
schließlich werden die neuen Lesarten, die sich in der Bagdader
Handschrift finden, angeführt.

Ein „Epilog" (S. 146-149) faßt den Ertrag der Textbearbeitung
zusammen. Von den zahlreichen Ergebnissen
und Perspektiven für sachgemäße Weiterarbeit sei hier nur
auf ein zentrales Textproblem hingewiesen. Die neuen, in
mustergültiger Weise der Wissenschaft zugänglich gemachten
hexaplarischen Texte dienen selbstredend in erster Linie der
Septuaginla-Forschung; daneben darf aber nicht übersehen
werden, daß auch für den dahinterstehenden hebräischen
Text wertvolle Einsichten zu buchen sind. Das gilt vor allem
von folgender Feststellung des Vf.s: ,,Thu» the Syro-

Hexapla sometimes presupposes a Hebrew text which is no
longer attested by the LXX MSS so far known" (S. 148).

Jena Rudolf Meyer

1 List ot Old l'eshitta MuauscripU (Prcliuilnnry issue). Ed. liy the?
Pesliitln Institute, Leiden Univcrsity (1961) 41.

Vaulx, J. de: Lcs Nombres. Paris: Oahnlda 1972. 431 S.
gr. 8° —- Sources Bibliques.

Mit dem Numeri-Kommentar von J. de Vaulx wird die
mit Beeht geschätzte Reihe der Sources Bibliques in ihrer
neuen Eolge um einen weiteren Band ergänzt. Bescheiden
betont der Verfasser im Vorwort (9), er wolle die großen
Kommentare von B. Baetsch und G. B. Gray nicht ersetzen;
man wird jedoch sein Werk wegen der Sorgfalt der Text-
bearbcilung und der Besonnenheit seiner Methodik trotz
einer dem Charakter der Reihe entsprechenden begrenzten
wissenschaftlichen Zielsetzung jederzeit gern zu Bäte ziehen.
Das ist schon deshalb zu empfehlen, weil in dieser Methodik
ein echter Fortschritt gegenüber der rein literar-kritiseh bestimmten
Periode der Auslegung zu erkennen ist. Der Vf.
nennt sie selbst „redaktionsgcschiehtlieh" (10)'; dahinter
steht das Bemühen, jede Perikope als ein Ganzes EU betrachten
und die verschiedenen Etappen seiner Entstehung
von der mündlichen Überlieferung an durch die verschiedenen
Redaktionsstufen möglichst vielseitig zu untersuchen.
Methodisch wird dabei in einem Vier-Stufen-Arbeitsgang
vorgegangen, der „bestimmten deutschen Kommentaren"
nachempfunden sei (gemeint ist sieher das Nothsche Kom-
menlarwerk): a) die literarische Untersuchung umfaßt
Gattung»- und Literarkritik, b) die historische Untersuchung
prüft Sitz im Leben, historischen Hintergrund.
Geschichtlichkeit der Institutionen, c) die theologische
Untersuchung ermittelt seine theologische Bedeutung, d) als
letztes betrachtet die Auslegiingsgeschiehte das Verständnis
des Textes in jüdischer und christlicher Tradition. Aber auf
dieser letzten Stufe geht es nicht nur um das Referat vergangener
Auslegungswege; vielmehr finden sich hier Blickpunkte
, die in einem gewissen Kontrast zu den historischkritischen
Arbeitsgängen mit einem mehrfachen Schriflsinn
rechnen, typologischc Gedanken einbringen, wie man es
vielleicht am deutlichsten an der Eiugangsbemerkung sieht,
die dargestellten Ereignisse schilderten „In marehe des
Hebreux dans le desert, en routc vers la terre de Canaan.
mais aussi l'itineraire spirituel du peuple de Dien, sc puri-
fiant des ses peches dans les epreuves du desert" (11; vgl.
39—41). In dem hier zutage tretenden Bruch sieht man
deutlieh, mit welchen Schwierigkeiten ein noch von typisch
römisch-katholischer Auslegungstraditionen herkommender
Interpret zu kämpfen hat, zumal wenn er wie hier auch
pastoralc Ziele verfolgt. Auf der anderen Seite sind die
hui Ol isch-kritischen Schrille so scharf von den erbaulichen
getrennt, daß man hier an der Kritikfähigkeit des Verfassers
keinesfalls etwas aussetzen kann.

In der Einleitung, welche die (Icsamlirgebnisse der
Exegese zusammenfaßt (11 — 50), wird nach einem kurzen
Inhaltsüherhlick über das Buch Numeri zunächst eine
übersieht über die Qucllrnlage gegeben (14 — 20). Für den
.lahwisten folgt de Vaulx der „neuesten Urkundenhypo-
these": ilie ältesten Stücke (einige konnten sogar von Mose
stammen, alle sind zumindest aus seiner Zeit, 15) werden der
Quelle I. 1 zugeschrieben; sie scheinen den Sinai-Aufenthalt
nicht zu kenneu und rechnen mit einer Landnahme von
Süden her über Kadcsch. Im übrigen wird mit den Quellen
J, E und P gerechnet. P enthält in den Bitualtexten teilweise
auch sehr alte Überlieferungen und vorexiliscb"
Bräuehe, aber auch späte Ergänzungen zur erzählenden
Grundschicht Pg, ilie aus dem 5. Jh. stammen (Ps). Dic