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Ausgabe:

1974

Spalte:

299-302

Kategorie:

Referate und Mitteilungen über theologische Dissertationen und Habilitationen in Maschinenschrift

Autor/Hrsg.:

Blaufuß, Dietrich

Titel/Untertitel:

Gottlieb Spizel (1639 - 1691), ein Anhänger Speners in Augsburg 1974

Rezensent:

Blaufuß, Dietrich

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299

Theologische Literaturzeitung 99. Jahrgang 1974 Nr. 4

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Neill, Stephen: Die Notwendigkeit des Bischofsamtes. Anglikanische
Fragen und Antworten (Concilium 8, 1972
S. 748-753).

Mottesi, Osvaldo Luis: Educaciön teolögica y coyuntura
histörica (Cuadernos de Teologia 2, 1972 S. 5-14^

Niewiccze:-zal, Jan: Polnische Ökumene zwischen sozialistisch
regiertem Staat und katholisch geprägtem Volk
ZdZ 26, 1972 S. 436-442).

Oosterwal, Gottfried: Modern Messianic Movcments. As a
Theological and Missionary Challcnge. Elkhart: Institute
of Mennonite Studies [1973]. 55 S. 8° = Missionary Stu-
dies, 2. $ 1.-.

Pannenberg, Wolf hart: Konfessionen und Einheit der Christen
(ÖR 22, 1973 S. 297- 308).

Rai:we, Konrad: Konziliarität. Die Disziplin der Gemeinschaft
(ZEE 16, 1972 S. 371-376).

Ratzinger, Joseph: Ökumene am Ort (Catholica 27, 1973
S. 152-165).

Rendtorff, Trutz: Südafrika - Symbol voller Spannungen
(ZEE 17, 1973 S. 1-4).

Samartha, S. J.: Living Faiths and Ultimate Goals: Intro-
ducing a Discussion (ER 25, 1973 S. 137-147).

Scheele, Paul-Werner: Konfession und Ökumene (Catholica
27, 1973 S. 135-151).

Schürmann, Heinz: Die Arbeit und der Bericht der evangelisch
-lutherisch / römisch-katholischen Studienkommission
„Das Evangelium und die Kirche" 1967-1972 (II) (TThZ
82, 1973 S. 120-125).

-: dgl. (III) (TThZ 82, 1973 S. 172-180).

Spinsanti, Sandro: La promesse du bonheur (Communion
XXVI/103, 1972 S. 11-25).

Perroni, Marinclla: Un contraste puissant (Communion
XXVI/103, 1972 S. 26-31).

Staldcr, Kurt: Ein Beitrag zur Frage nach dem ordinierten
Amt (IKZ 63, 1973 S. 35-61).

Staples, P.: The Consultation on Church Union in the United
States (NedThT 27, 1973 S. 235-253).

Suabrack, Josef: Gcist-liches zu geist-lichen Übungen - notiert
am Rande der Pfingstfrömmigkcit (Geist und Leben
46, 1973 S. 430-445).

Tachc, Alexandre: Chronique: L'Eglise dans le monde de ce
temps (Eglise et Theologie 4, 1973 S. 253-272).

Traber, Michael: Politisches Engagement der Kirche im Rassenkonflikt
(Concilium 9, 1973 S. 282-285).

Vahanian, Gabriel: Kultur ohne Gott? Analysen und Thesen
zur nachchristlichen Ära, übers, v. J. Scharfenberg u. R.
Keintzel. Göttingen: Vandcnhoeck & Ruprecht [1973].
199 S. gr. 8° ™ Theologie der Ökumene, 12. Kart.
DM 34,-. (s. Bcspr. in ThLZ 89, 1964 Sp. 210)

Visser't Hofft, W. A.: Hat die ökumenische Bewegung Zukunft
? (ÖR 22, 1973 S. 133-181).

Willebrands, Johannes Kardinal: ökumenischer Situationsbericht
1971 aus der Sicht des Einheitssekretariates (Catholica
26, 1972 S. 325-344).

Wyk, J. Alex van: Unterschiede und Trennungen: Eine semantische
Studie über kirchliche Äußerungen in Südafrika
(ZEE 17, 1973 S. 29-35).

Zulu, Alpheus Hamilton: Das Dilemma des schwarzen Südafrikaners
(ÖR 22, 1973 S. 1-12).

REFERATE ÜBER THEOLOGISCHE DISSERTATIONEN UND HABIL-SCHRIFTEN

IN MASCHINENSCHRIFT

Blaufufs, Dietrich: Gottlieb Spizel (1639 bis 1691), ein Anhänger
Spcners in Augsburg. Ein Beitrag zu den Anfängen
des Pietismus in Süddcutschland. Diss. theol. Erlangen
1971. LXXVIII, 700 gez. Bl. (maschinenschriftlich, vorhanden
UB Erlangen, SStB Augsburg und ULB Halle Saale,
Abt. Archiv der Franckcschen Stiftungen).

Die Beschäftigung mit Gottlieb Spizel bedeutet einen Beitrag
für die historische Erfassung Ph. J. Speners. Die Dissertation
entstand z. T. gleichzeitig mit den sie thematisch
berührenden Arbeiten J. Wallmanns (s. H. Obst in ThLZ 96,
1971 Sp. 770-773) und H.-M. Barths (vgl. M. Greschat in
ThRv 67, 1971 Sp. 542-544). In allen drei Untersuchungen
zeigte sich, wie sehr im Bereich von (lutherischer) Orthodoxie
und frühem deutschem Pietismus von einer Theologie
- und „Geistesgeschichte der Rezeption" (Begriff von O.
Borst in Bll. f. Dtsch. Landesgesch. 100, 1964 S. 246) geredet
werden mufj. Diese Rezeption ist - anders als bei Barths
eher typisierendem Vorgehen - genetisch bei Spizel detailliert
und an einzelnen Themen exemplarisch zu zeigen:
einmal hinsichtlich der Auseinandersetzung mit dem
„Atheismus", in welche Auseinandersetzung Spizel sich im
deutschen Raum sehr früh (1660/63) einschaltete (und 1669
Lcibniz mit hineinzog); dies sicher nicht zuletzt aus seiner
eigenen Kenntnis niederländischen Denkens durch eine einem
lutherischen Theologen der Zeit nicht ohne weiteres
mögliche Studienreise nach Leiden (Strasburg-Basel). Zum
anderen ergibt eine Verfolgung des Briefwechsels Spener-
Spizcl bis 1674/75, wie sehr Speners epochale Vorrede vom
Frühjahr 1675 das rasch zu Papier gebrachte Ergebnis langer
Vorüberlegungen und Vorgespräche auch mit möglichen
Gesinnungsgenossen gewesen ist. (Hierfür nicht zuletzt
würde sich eine Intensivierung und Mcthodisicrung der bisherigen
, S. 98-105, 415-418 skizzierten Erforschung der
Spener-Korrespondcnz sehr lohnen.)

Eine möglichst genaue Berücksichtigung des kirchonge-
schichtlichcn Kontextes, in dem Spizel wirkte, ergibt einen
Beitrag zur Kirchengeschichte einer süddeutschen Reichsstadt
im 17. Jh. Solche Einzelbilder, wie wir sie nun auch'
für Straöburg z. T. vorliegen haben (ThLZ 98, 1971 Sp. 770),
vermögen eine differenzierte Antwort auf die Frage nach
Erfolg und Mißerfolg von frühen pictistischen Bestrebungen
und damit nach ihren Anfängen voranzutreiben.

Ein erstes Kapitel (S. 1-59 und 310-376) steckt den historischen
und biographischen Rahmen von Spizels Tätigkeit
ab. Eigenheiten der Augsburger Kirchcngcsdikhtc
1555-1648 sind kurz in den Blick genommen. 1628-1648
(Restitutionsedikt!) stellen sich die Probleme für die Zeit
noch dem Westfälischen Frieden ein: u. a. das Zusammenleben
der Konfessionen in dem in Osnabrück-Münster unter
die „paritätischen" Reichsstädte aufgenommenen Augsburg
. In dieser Scheinparität (wesentlich höherer evang. Bevölkerungsanteil
!) lag der Keim vieler späterer Spannungen.
Augsburgs geistiges Klima ist auch mitbestimmt durch das
Fehlen einer den städtischen Rahmen wirklich sprengenden
Potenz (keine Universität). Der Protestantismus verwendete
nach 1648 seine Kraft zunächst ganz entscheidend auf eine
Reorganisation der ihm seit 1635 (Lconbcrgcr Akkord) genommenen
institutionellen Möglichkeiten seines Kirchenwesens
.

Spizels Lebensweg zeigt die Stationen, die ihn zu einem
lutherischen Geistlichen und zu einem „Polyhistor" de3
17. Jh.s haben werden lassen: Schulzeit unter bedrängten
Verhältnissen in Augsburg, was jedoch sehr wahrscheinlich
die Begegnung mit dem bedeutenden Ircniker Petrus Mcu-
derlinus (f 1651; s. S. 24f) gebracht hat; Studium in Leipzig
unter Hülsemann, Scherzer und Martin Geier; Studienreise,
die insgesamt mehr seinen allgemein-wissenschaftlichen-
Interessen als einer theologischen Weiterbildung galt. Mit
dem Wohlwollen bekannter Gönner (Joh. II Buxtorf, J. H.