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Ausgabe:

1974

Spalte:

295-298

Kategorie:

Interkulturelle Theologie, Missionswissenschaft

Autor/Hrsg.:

Amstutz, Josef

Titel/Untertitel:

Kirche der Völker 1974

Rezensent:

Staude, Herbert

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295

Theologische Literaturzeitung 99. Jahrgang 1974 Nr. 4

296

Sobanski, Remiginsz: La parole et le sacrement facteurs de
formation du droit ecelesiastique (Nouv. Revue Theolo-
gique 95, 1973 S. 515-526).

Warnholtz, Carlos: Orden y Juridiccion, evolueiön de la
Doctrina Canönica de las dos potestades, in Libro Anual
1971-1972. Publicaciones del Instituto Superior de Estu-
dios Eclesiästicos Vol. I. Mexico: Editorial Progreso 1971
S. 121-138.

MISSIONSWISSENSCHAFT, ÖKUMENE

Amstutz, Josef: Kirche der Völker. Skizze einer Theorie der
Mission. Freiburg-Basel-Wien: Herder [1972]. 128 S. 8"
= Quaestiones Disputatac, hrsg. v. K. Rahner u. H.
Schlier, 57. Kart. DM 17,50.

Zur Vita des Verfassers: geb. 1927. 1967 General oberer
der Missionsgesellschaft Bethlehem, Immensee (Schweiz).
Studien an der Gregoriana und in Oxford: Promotion zum
Dr. theol. und Dr. phil. Aufenthalt in Rhodesien, Lehrtätigkeiten
am Missionsseminar in Schöneck, in Fribourg und seit
1969 in Luzern.

Das Vorwort schrieb Karl Rahner, er ist mit Heinrich
Schlier Herausgeber der Quaestiones Disputatac, hier handelt
es sich um Heft 57. Der Vf. entfaltet seine Skizze in
drei Haupttcilen: Themata und Probleme einer Theorie der
Mission, Die Mission in der öffentlichen Heilsgeschichte,
Mission und verborgene Heilsgeschichte.

Im ersten Teil, Themata und Probleme einer Theorie
der Mission, werden die Forschungsergebnisse der Missionstheorie
der letzten Jahrzehnte thematisch geordnet. Ein
erster Themenkreis „Mission von Gottes Initiative her" setzt
beim Titel „Mission" an und expliziert das Missionswerk
der Kirche von ihm her. „Der Titel .Mission' ist verhältnis-
mäfjig jung. Erst seit der Entdeckung und Kolonisierung
der Neuen Welt bezeichnet man die damit zusammengehende
Christianisierung der Völker als Mission. Der Begriff
setzt eine etablierte christliche Kirche in Europa voraus, die
Sendboten zur Bekehrung der überseeischen Heiden ausschickt
. Damit sind drei Termini genannt: 1. der Sendende
- dfie Kirche Europas, konkret und kanonisch der Papst;
2. der Gesandte - der (Berufs) Missionar, bestellt, bevollmächtigt
und ausgesandt; 3. der Adressat - der Heide in der
überseeischen Welt." Auf die trinitarischc und auf die theo-
zentrische Explikation wird hingewiesen.

Im zweiten Themenkreis, Mission von der kirchlichen
Tätigkeit her, kommt der Vf. auf Verkündigung, Bekehrung
und Einpflanzung der Kirche zu sprechen. Die Definition
der Mission als implantatio ecelesiae ist heute in
kirchlichen Kreisen die gängigste. Im dritten Themenkreis,
Mission - der Mensch kann außerhalb der öffentlichen
rer Ergebnisse dahin zusammengefaßt, daß die Mission unter
heilsgeschichtlichem Aspekt gesehen wird. „Die Geschichte
Gottes mit Israel . . . sein Handeln mit Christus,
dem eschatologischen Heilbringer aus Israel für alle Völker
, sein Wirken in und durch die Kirche - dies macht zusammen
die offenbare und offenbarte, also die explizite
Heilsgeschichte aus. Das Geschick der Mehrheit der Völker
und Menschen aber vollzog sich zur Zeit Israels außerhalb
dieser Geschichte; Jesus Christus aber wirkte in einem abwegigen
Hintcrlandc der Alten Welt - weder sein Wort
noch sein Wirken kam der alten Welt eigentlich zu Gehör.
Nach Christus aber . . . geht wiederum . . . eine Vielzahl von
Völkern und Menschen abseits. Doch ist auch diese Geschichte
der Völker und Menschen abseits und jenseits der
expliziten Hcilsgeschichtc ebenso Heilsgcschichte. Diese
Heilsgeschichte freilich ist als die verborgene Geschichte
Gottes mit dem Menschen - also als implizite Heilsgcschichte
zu qualifizieren." „Damit", so fährt der Vf. fort,
„stellen sich der Missionstheologie Fragen wie: Wozu noch

Mission - der Mensch kann außerhalb der öffentlichen
Hcilsgeschichtc - also auch außerhalb der Öffentlichkeit
der Kirche - sein Heil wirken?" Der Vf. meint mit Recht,
daß solche und ähnliche Probleme heute verhandelt werden
und von einer Theologie der Mission keineswegs mehr umgangen
werden dürfen. Die große Versuchung lautet: Nicht-
christliche Religionen als Heilsweg. Die Kirche führt durch
ihr missionarisches Wirken den homo religiosus, der den
Heilsweg der Religion gegangen ist und noch guten Gewissens
geht, in die Entscheidungssituation, sich für die
Endgültigkeit des Heils in der Kirche zu entscheiden.

Nachdem Themen und Probleme einer Theorie der Mission
analytisch vorgestellt wurden, gilt es, die Frage nach
der Mission auszuarbeiten. Die Mission ist von der Kirche
her zu begreifen. „In der missionarischen Tätigkeit . . . vollzieht
sie immer das Ganze ihrer Wesensfunktion, verkündet
sie das Wort, spendet sie Sakramente, spricht sie Recht."
Hier wird von der Pflicht geredet, „den entstandenen Gemeinden
zu ihrem Eigen-stand und Selbst-stand behilflich
zu sein".

Daß die Mission das Ende, den Einbruch der Gottesherrschaft
einleitet, wird in diesem ersten Teil noch dargestellt,
sie ist ein Vorzeichen und Anzeichen dieses Endes.

„Die Evangelisation der Heiden ist die notwendige Bedingung
der Parusic." Die Erstlinge der Heiden sind Zeichen,
Angeld der Erfüllung, Vorausgabe der endgültigen Vollgabe
. Die Mission ist ein Stück Enderfüllung, Tatbeweis
Gottes, für die Inthronisation des Mcnschcnsohncs, sich
schon jetzt realisierende Eschatologie."

Den zweiten Teil seiner Skizze mit der Überschrift „Die
Mission in der öffentlichen Heilsgeschichte" entfaltet der
Vf. in zwei Abschnitten: „Mitte und Ende der Heilsgeschichte
" und „Die Funktion der Kirche". Am Eingang des
ersten Abschnitts steht die lapidare Definition: „Das Christusereignis
, die Mitte der Heilsgeschichte, ist Ursprung und
Anfang der Kirche und ihrer Mission. Die Gottesherrschaft,
Ende und Aufhebung der Geschichte überhaupt, ihr Ende
und Woraufhin. Die Kirche und ihre Mission sind dazwischen
."

Damit sind die drei Akzente signalisiert, auf die der Vf.
eingeht: Das Christusereignis: Grund und Mitte der Heilsgeschichte
, Die Gottesherrschaft und Die Zwischenzeit.

In der Geschichte Gottes mit Jesus Christus, d. h. in Jesu
Menschwerdung, Tod und Auferstehung wird Heil wirklich
und offenbar. Er ist der Heilbringer. Das Christusereignis
ist ein alle Menschen betreffendes Menschcnschicksal. „Nach
Christus setzt Gott keinen neuen Anfang mehr in der Geschichte
, muß er auch keinen neuen Anfang mehr setzen.
Das Christusereignis ist picht nur nicht überbietbar, es ist
definitiv und indefcktibcl, d. h. die Heilsinitiative Gottes
in Jesus Christus wird und kann nicht untergehen, vereitelt
werden oder gewissermaßen sich erschöpfen . . . Der Sieg
Gottes in Christus ist endgültig, und die Kirche gehört mit
in diesen Sieg. Sic und ihr Heilswerk können nicht mehr
besiegt werden. In die Zwischenzeit also - nach der Mitte
und vor dem Ende - bringt Gott dieses eine Christusereignis
zur Geltung und Auswirkung".

Der Vf. handelt von der Gottesherrschaft, „sofern sie
schon im Christusereignis unaufhebbar wirklich ist, noch
aber nicht mit unwiderstehlicher Macht durchbricht".

In dem Abschnitt „Die Funktion der Kirche" zeigt der Vf.
drei Aspekte auf: Die Kirche als Hcilsgcmcinde, Kirche als
öffentliche Überlieferung des Heils und Der Horizont der
Ausbreitung der Kirche.

Die Kirche, die selbst im Heile sein muß, ist in Dienst
genommene Hcilsgcmcinde. „Die Kirche hat also das Heil
nicht in Besitz genommen zu eigenem Gebrauch. Mit dem
Hcilsbesitz ist zugleich die Beauftragung der Heilsaushändigung
gegeben."

Zu der eigentlichen Heilsvcrmittlung gehört, daß das Wort
„angesagt" werde, daß die Liturgie gefeiert und Sakramente