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Ausgabe:

1974

Spalte:

278-280

Kategorie:

Kirchengeschichte: Reformationszeit

Autor/Hrsg.:

Kaliner, Walter

Titel/Untertitel:

Julius Pflugs Verhältnis zur "Christlichen Lehre" des Johann von Maltitz 1974

Rezensent:

Herrmann, Johannes

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277

Theologische Literaturzeitung 99. Jahrgang 1974 Nr. 4

278

Durch diese Kürze entsteht eine gewisse Diskrepanz zu
den weit ausführlicheren Anmerkungen in der Einleitung in
Bd. 1. Die schon mehrfach erwähnten .breiteren Kreise'
sind mit der Einleitung möglicherweise überfordert. Dem
andererseits von der wissenschaftlichen Seite an diese schöne
Bibelausgabc herangehenden Fachmann reichen zwar die
Einleitungen im ersten Band, wohl nicht aber die Annotationen
im Anhang.

Für den genannten Benutzerkreis dürfte wiederum kaum
die Textkorrcktur von Rom 1 bis 2 Kor 3 nach dem im
Herbst 1544 letztmalig revidierten Text von Interesse sein,
zumal auf den historisch-chronologischen Ablauf dieser Jahre
in der Einleitung ausführlich eingegangen wurde. Auf Seite
*180-*236 wird nun erneut der vollständige Text dieser Revision
abgedruckt einschließlich der Postfation Rörers.

Zur Verdeutlichung von Luthers Übersetzungsarbeit folgen
dann einige Stücke nichtbiblischer Werke des Reformators
, der erste Teil des „Sendbriefes von Dolmetschen" und
der Einleitungsteil zu den „Summarien über die Psalmen",
in denen Luther selbst theoretische Darlegungen zu seiner
Methodik macht.

Erfreulich ist der Abdruck des Glossars zum NT des Baseler
Druckers Adam Pctri (1523), das sich damals als Hilfsmittel
großer Beliebtheit erfreute, wie auch der des Glossars
zum Pcntateuch seines Baseler Konkurrenten Thomas Wolff.
Besonders wichtig für das Verständnis von Luthers Ringen
auch um die rechte Sprachform undOrthographic ist ein Kapitel
, der Orthographie der Wittenberger Lutherbibel gewidmet
. Kernstück ist dabei die Wiedergabe einer Flugschrift
von Christoph Walter, Korrektor in der Lufft'schen Druk-
kerei in Wittenberg, die selten und wohl auch den meisten
Lutherforschern unbekannt ist.

Vom Mitarbeiter Volz', Heinz Blanke, wurde ein biblisches
Schlagwortregister, ein kurzer Absatz über die Lu-
thersprachc sowie ein ausführliches Glossar zur Lutherbibel
beigesteuert. Das Glossar macht zwar nur einfache Bedeutungsangaben
, ist aber sehr hilfreich und im Hinblick auf
ein fehlendes Luther-Wörterbuch auch für andere Werke
Luthers - cum grano salis - anwendbar, wenn man dabei
die vielfachen Bedeutungsmöglichkeiten mancher Wörter
"nd auch ihren Bedeutungswandel nicht aus den Augen verliert
.

Hans Volz und auch dem Verlag ist Dank zu sagen für
diese Ausgabe. Hoffentlich gehen bei letzterem die kommerziellen
Erwartungen in Erfüllung, die sich an eine für derartige
Werke doch recht hohe Auflage knüpfen.

Volz ist es gelungen, auf Grund seiner einmaligen Kenntnisse
über Luthers Bibel hier eine Ausgabe vorzulegen, die
'hren Weg machen wird, da sie nicht nur für die bescheiden
ar>gcsprochcncn .breiteren Kreise', sondern vielmehr für die
Wissenschaft ein Gewinn ist. Der gut lesbare Text der Bibel
sowie die hervorragenden Einleitungen und der Anhangband
repräsentieren den neuesten Forschungsstand, der
dazu noch in einmaliger Konzentration gut lesbar dargeboten
wird.

Warum allerdings die Einleitung und der Anhangsband
n>cht zu einem Stück zusammengefaßt wurde, bleibt nicht
einsichtsvoll, auch wenn man sich die unterschiedliche Thematik
beider Teile, die eine Trennung natürlich nahelegt,
vergegenwärtigt. Dies und eine relativ große Anzahl kleinerer
Flüchtigkeitsdruckfchlcr, die jedoch das Verständnis
kaum hindern, sollen aber in keiner Weise die Bedeutung
d'cser wichtigen Publikation mindern. Besonders erfreulich,
"nd darauf sei abschließend ausdrücklich hingewiesen, ist der
bcj aller hervorragenden Ausstattung und dem Druck auf
°ünndruckpapicr erstaunlich niedrige Preis für ein Werk
v°n ca. 2 500 Seiten und 117 Holzschnitten.

Berlin Hant-Ulrich Dcliu»

Brenz, Johannes: Schriftauslegungen. 1: Homiliae vel Scr-
mones nonnulli in Prophetam Danielem, hrsg. v. M.
Brecht, E. W. Göltenboth u. G. Schäfer. Tübingen: Mohr
1972. XVI, 133 S. gr. 8° = J. Brenz: Werke. Eine Studienausgabe
. Im Auftrag d. Vereins f. württ. Kirchengeschichte
u. in Verb. m. E. Bizer u. G. Goeters hrsg. v. M. Brecht
u. G. Schäfer. DM 29,50; Lw. DM 36,-.
1970 war der erste Band der Auswahlausgabe publiziert
worden, in der Frühschriften ediert worden waren. Ihm
folgt mit dem vorliegenden Werk der erste Teil der Schriftauslegungen
des J. Brenz. Noch 1970 war erklärt worden,
diese Untergruppe der Auswahlausgabe solle mit dem Johanneskommentar
von 1527 eröffnet werden. Daß nun die
Homilicn über das Buch Daniel vorgezogen wurden, braucht
man nicht zu bedauern, handelt es sich doch um eine der
ältesten reformatorischen Auslegungen dieses alttestamcnt-
lichen Propheten.

Der Text ist bisher lediglich in einer Handschrift bekannt
geworden, die im ältesten Kirchenbuch von Niederstetten
steht und die E. W. Göltenboth entdeckt hat. Es handelt sich
um ein Abschrift, die wohl 1570 - im Todesjahr Brenz' -
hergestellt wurde. Sie ist nicht besonders sorgfältig, bot
aber den Editoren auch keine allzu großen Schwierigkeiten
bei der Herstellung des Textes. Leider endet die Überlieferung
bei Daniel 10,8 - der Abschreiber unterbrach seine
Arbeit und setzte sie entgegen seinem ursprünglichen Plan
nicht mehr fort. Dennoch wird aus dem Vorliegenden die
Eigenart Brenzscher Exegese deutlich: Er hält sich an den
Wortlaut der Bibel, zu dessen historischer Erklärung er
zwar antike Historiker, aber fast keine Kirchenväter heranzieht
, wie das die Humanisten seiner Zeit zu tun pflegten.
Auch interessieren ihn die apokalyptischen Aussagen des
Propheten nur am Rand. Bereits am Beginn seiner Auslegung
stellt er fest, wie er dieses alttcstamcntlichc Buch versteht
: Daniel verkündigt das Reich Christi. Es geht hier um
das Handeln Gottes an den Seinen. Im Mittelpunkt der theologischen
Aussagen steht die Rechtfertigung sola fide. Es
wird also eine Schriftauslegung vorgetragen, die recht gut
in die frühere Reformationszeit und besonders auch in die
sonst bekannte frühe Exegese Brenz' paßt.

Hier entstehen aber große Schwierigkeiten. Es finden sich
nämlich Hinweise auf Schriften, die nicht vor 1563 entstanden
sind. Dennoch entscheidet M. Brecht sich in seiner Einleitung
dafür, die Homilien in das Jahr 1527 zu datieren.
Er nimmt an, daß der Text später durch Hinweise und Zusätze
erweitert wurde. Dafür spricht manches, wenn auch
letzte Sicherheit bisher nicht gewonnen werden konnte. Es
bleibt auch offen, wie es zu erklären ist, daß eine Stelle im
gleichen Wortlaut in Johannes Oekolampads Danielkommentar
von 1530 vorkommt. Die Edition wurde von den
drei Herausgebern gemeinsam erstellt. Sie haben einen bisher
unbekannten Text publiziert, der durch textkritische
und sachliche Anmerkungen erläutert wurde. Man vernimmt
mit Freude, daß weitere Bände dieser Ausgabe in Kürze erwartet
werden können.

Erlangen Gerhard Müller

Kaliner, Walter: Julius Pflugs Verhältnis zur „Christlichen
Lehre" des Johann von Maltitz. Untersuchungen zur Verfasserfrage
der „Christlichen Lehre" des Johann von Maltitz
und zu ihrer Bedeutung für Julius Pflugs Buch
„Von Christlicher Buße" und für seine „Institutio Christi-
ani hominis". Leipzig: St. Benno-Verlag (1972). XII, 80 S.
m. 11 Faks. 8° = Erfurter Theologische Schriften, hrsg.
von E. Kleineidam, H. Schürmann und W. Ernst, 9. Kart.
M 10.50.

Wenn der Verfasser sagt, „Johann von Maltitz und seine
.Christliche Lehre' waren die Ausgangspunkte dieser Arbeit"
(67), so liegt das Gewicht allein auf der „Christlichen Lehre"