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Ausgabe:

1974

Kategorie:

Neues Testament

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Neuerscheinungen

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257

Theologische Literaturzeitung 99. Jahrgang 1974 Nr. 4

258

Diesen Fragen geht Collangc auf folgende Weise nach:
Einleitend sind kurz die bisherigen Ergebnisse und Hypothesen
dargestellt (S. 1-20). Bei der Lektüre dieser Einleitung
kann man den Eindruck gewinnen, als wolle C. sich
überhaupt gegen Teilungshypothesen wenden. Dieser Eindruck
entsteht aus seinem Bemühen um möglichste Objektivität
. In 17 Kapiteln folgt dann ein Kommentar zu dem
in Frage stehenden Textvolumen (S. 21-317). Dieser Kommentar
ist nun nicht einfach nur sachgebunden, sondern verhandelt
auch mehr allgemein die Probleme des Textes, auch
sofern sie nicht zu den eigentlichen Fragen gehören. Daß
ein solcher Kommentar nicht vollständig sein kann, wird
jeder Einsichtige zugestehen. Ebenso können natürlich nicht
alle Auslegungsversuchc grundneu sein. Und sicherlich werden
auch nicht alle Auslegungsversuchc allgemeine Zustimmung
finden können. Ganz besonders gilt das wohl für die
im Mittelpunkt des Interesses stehenden Texte 4,7-15 und
5,1-19. Aber jedes dieser exegetischen Kapitel ist sehr geschickt
mit einem resumc abgeschlossen. Schließlich findet
sich dann als Zusammenfassung des Gesamtergebnisses auf
den Seiten 318-325 die Conclusion.

Es hat nun sicher nicht viel Sinn, auf die vielfältigen
exegetischen Bemühungen des Buches einzugehen. Das
würde bedeuten, sich auf eine umfängliche Diskussion einzulassen
. Solches wäre zwar sicher lohnend, kann aber
kaum vom Rezensenten stellvertretend für potentielle Leser
erledigt werden. Deshalb seien hier kurz die wichtigsten
Ergebnisse genannt. Der kundige Leser wird sich daraus
sicher ein Bild vom Buche selbst machen können:

2,14-7,4 ist ein durchaus selbständiger Brief mit polemischem
Charakter. Paulus warnt die Korinther vor den falschen
Aposteln und bietet der Gemeinde die Hand zum Frieden
, zur Versöhnung (5,18-21; S. 265 und 280). Die falschen
Apostel sind Judenchristen, für die das Gesetz und die Person
Mose eine große Bedeutung hatten. Sie präsentieren sich
als tifot ürfinre. Demgegenüber stellt Paulus seinen Aposto-
lat als Apostolat der Schwachheit ohne ekstatische Brillanz
hin. Der Brief (2,14-7,4) ist von Paulus zweimal ediert worden
, einmal mit einem Schluß, der die Schwachheit des Apostels
und seine entlehnte Kraft betonte (6,1-13; S. 281-284).
Bei der zweiten Ausgabe bekam er von Paulus einen mehr
jüdisch-qumranisch gefärbten Schlufj (6,14-7,4), der eine
schroffe Polemik gegen die falschen Apostel und eine abschließende
Warnung der Gemeinde vor ihnen enthält. Diese
falschen Apostel sind mit den gemeint (S. 305f; 316).

Dieser Schlufj bedient sich anfänglich eines vorgeprägten
Textes (S. 317). Dieser Schlufj der zweiten Edition steht nun
nc«tc hinter dem ersten Schluß, im Original muß aber 6,14
bis 7,4 direkt hinter dem attnnxni.'irnrr in 6,1 gestanden
habcn (S. 304).

Berlin Kort-Gottfried Eckort

Flcndcr, Helmut: Weisung statt Ermahnung. Einführung in
die Bibclarbcit über Römer 12 (Bibel und Kirche 28, 1973
S. 81-84).

Mourlon Bccrnacrt, Pierre SJ: Jesus controversc. Structure
et theologic de Marc 2,1-3,6 (Nouv. Revue Theologiquc
•3. 1973 S. 129-149).

N°ycn, Carlos OCD: Foi, charitc, esperance et „connaissance"
dans les Epitrcs de la Captivite (Nouv. Revue Thcologique
H 1972 S. 897-911; 1031-1052).

°rtkcmpcr, Franz Joseph: Leben aus dem Glauben. Indikativ
und Imperativ bei Paulus und die kirchliche Moralpre-
digt heute (Bibel und Kirche 28, 1973 S. 85-89).

«aniaroson, Leonard SJ: Un „nouveau plan" de Rm 1,16-
J1.36. (Nouv. Revue Theologiquc 94, 1972 S. 943-958).

Sthclkc, Karl Hermann: Ein Brief nach Rom. Einführung in
den Römerbrief (Bibel u. Kirche 28, 1973 S. 70-72).

": Der Christ in der Gemeinde. Eine Auslegung von Rom. 12
(B'hcl und Kirche 28, 1973 S. 74-81).

Tcrnant, Paul: L'Esprit du Christ et l'intervention humaine
dans l'cnvoi en mission (Nouv. Revue Theologiquc 95,
1973 S. 367- 392).

Zeller, Dieter: Ein Brief und viele Bücher. Neuere Auslegung
des Römerbriefs in Deutschland (Bibel und Kirche
28, 1973 S. 90-95).

KIRCHENGESCHICHTE: ALTE KIRCHE

(Johannes von Damaskos:) Die Schriften des Johannes von
Damaskos, hrsg. vom Byzantinischen Institut der Abtei
Scheyern. II: Expositio fidei, besorgt v. B. Kotter. Berlin:
de Gruyter 1973. LX, 291 S. gr. 8° = Patristische Texte
und Studien, im Auftrag der Patristischen Kommission
der Akademien der Wissenschaften zu Göttingen, Heidelberg
, München u. d. Akademie der Wissenschaften und
Literatur zu Mainz hrsg. v. K. Aland u. W. Schneemel-
cher, 12. Lw. DM 128,-.

Nur vier Jahre nach Erscheinen des ersten Bandes (vgl.
ThLZ 95, 1970 Sp. 282f) liegt bereits der zweite mit der
Expositio fidei vor. Der Bearbeiter hat sich eine doppelte
Aufgabe gestellt: die Erstellung eines kritischen Textes auf
Grund einer möglichst erschöpfend erfaßten handschriftlichen
Überlieferung und dazu einen Nachweis der Quellen
und der bisherigen Forschungsergebnisse. Zum rechten Verständnis
schickt er eine Einleitung voraus, die das Werk und
seine Überlieferung ausführlich vorstellt. Bei der Inhaltsangabe
ist wohl die Aufzählung der Gegenstände angemessener
als die fragwürdige Bemerkung „in der Reihenfolge
des Glaubensbekenntnisses" (p. XXVII), die ebenso ungenau
ist wie die verbreitete Zurückführung auf das Vorbild im
5. Buch der ni'nritxij; xnxoiivötac rmto/ti/ des Thcodoret von
Kyros. Am Schluß steht ein analytischer Index, der „hoffentlich
thcologiegeschichtlichen Arbeiten an unserem Autor
zugute kommt".

Eine Besonderheit der Tcxtüberlieferung besteht darin,
daß einer der beiden Zweige die Kapitelfolgc umgestellt
hat (Expos, inversa). Wie es dazu gekommen ist, bleibt
auch weiterhin ungeklärt. Der Herausgeber legt seinem
Text eine Auswahl von 13 repräsentativen Handschriften
(A-N) aus beiden Zweigen zugrunde und verfährt so, daß
er „in Zwcifelsfällen den Handschriften IKL den Vorzug"
gibt (p. LVII) - alle drei gehören zum Invcrsa-Zweig. Die
Entscheidung ist nicht näher begründet, führt aber in konsequenter
Durchführung gelegentlich zu der Merkwürdigkeit
, daß die Fortsetzung eines Satzes gestrichen wird, obwohl
sie von allen Auswahlhandschriften der Expos, ord.
und von M und N der Expos, inversa bezeugt ist, außer
von IKL (bei 86,179).

Da allein die handschriftliche Bezeugung zugrunde liegt,
wird eine beträchtliche Revision des Lequien-Textes erreicht.
Größere Veränderungen sind: Ein Abschnitt aus c. 26 wird
in das c. 30 zurückgestellt, andere Stücke geringerer Bezeugung
werden unter den Strich verwiesen, z. T. auch anders
eingeordnet oder ergänzt (cc. 12b, 22b, 23b, 24b, 81b).
Fünf weitere Texte werden zusätzlich aus Handschriften
angeführt (zu cc. 25, 47, 51, 81, 89), wovon Lequicn die
beiden letzten schon als Nachträge mitgeteilt hatte. Daß
die Forschung nun den lange entbehrten gesicherten Text
erhalten hat, ist dem Bearbeiter sehr zu danken, wenn auch
einige kritische Bemerkungen zu seinem Apparat anzufügen
sind.

Hinweise auf Stellen innerhalb des Werkes wollen dessen
Erschließung dienen. Sie sind in unserem Falle so zahlreich,
daß sich der Herausgeber gelegentlich, jedoch nicht durchweg
damit beholfen hat, an einer Sammelstelle alle Nachweise
zusammenzutragen. Daß die Angaben selbst unter