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Ausgabe:

1974

Spalte:

185-188

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Kränkl, Emmeram

Titel/Untertitel:

Jesus der Knecht Gottes 1974

Rezensent:

Wilckens, Ulrich

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185

Theologische Literaturzeitung 99. Jahrgang 1974 Nr. 3

186

Robertt, J. J, M.: The Davidic Oritän of the Zion Tradition

(JBL 92, 197.') S. 329—344).
Sasson, Jark, M.: A Further Caneiform Parallel to the Song

of Songs? (ZAW 85, 1973 S. 359-360).
Schmitt, Armin: Pi 16, 8—11 als Zeugnis der Auferstehung

in der Apg (Biblische Zeitschrift 17, 1973 S. 229-248).
SchmuItcrmayr, Georg: „Die Schöpfung aus dem Nichts"

in 2 Makk 7,28? Zum Verhältnis von Position und

Bedeutung (Biblische Zeitschrift 17, 1973 S. 203-228).
Schwarz, Günther: Jesajs 50,4 —5a. Eine Kmcndntinu

(ZAW 85, 1973 S. 356-357).
Selms, A. van: Isaiah 28,9—13: An Altempt to give a New

Interpretation (ZAW 85, 1973 S. 332-339).
Stalhnanii, Gottfried: Die Wallfahrt der Volker zum Berg

Gottes. Predigt über Jes 2,2 — 4 (Missionsblatt 65, 1973

S. 146-154).

Sussman, Varda: Early Jewish Iconoclasm on Pottcry

Lamps (IEJ 23. 1973 S. 46-47).
Vogels, Walter: C.oveuants between Israel and the Nations

(Eglisc <•! Theologie 4, 1973 S. 171-1961.
Willis, .lohn T.: The Function of Comprehcnsive Antici-

patorv Bedactional JoiatS in I Samuel 16—18 (ZAW 85.

1973 'S. 294-314).
Wulf, Friedrich: „Ein Kind ist uns geboren" (Jes 9,5)

(Geist und Leben 46, 1973 S. 471-474).
Young, Davis A.: Soine Praetical Geological Problems in the

Application of the Malurc Creation Doctrine (The West-

minster Theological Journal 35, 1973 S. 268-280).

NEUES TESTAMENT

Kränkl, Emmeram: Jesus der Knecht Gottes. Die heils-
geschichtliche Stellung Jesu in den Reden der Apostelgeschichte
. Begensburg: F. Pustet 1972. XII, 239 S.
gr. 8° = Münehener Universitäts-Schriften, Rath.-Theo].
Fakultät. Biblische Untersuchungen, 8.
Diese von Otto Kuss betreute Münchener Dissertation ist
dem viel verhandelten Thema der Christologic der Acta-
reden gewidmet. Damit nimmt Vf. an zwei wichtigen Aufgaben
der Actaforschung teil: an der Analyse der Beden des
ersten Teiles der Apostelgeschichte und an der Heraus-
arbeilung der Eigenart lukanischer (Jiristologie.

Was das erste betrifft, so legt. Vf. S. 3 — 74 einen ausführlichen
Forsehungsbericht vor, dd an Vollständigkeit in
der Erfassung und Einordnung aller einschlägigen Untersuchungen
seit dem ausgehenden 18. Jh. bis in die Gegenwart
alles dazu Erarbeitete in den Schatten stellt. Dieser
I'eil ist eindeutig das Beste an diesem Buch, dessentwegen
ihm auf jcdrii [''allein Platz unter den für die Actaforschung
unentbehrlichen Informationsquellen einzuräumen ist. Bei
der Lektüre ist es z. B. reizvoll, zu sehen, wie nahezu jeder
als I' ionier der Actaforschung geltende Autor bereits Vor-
gänger gehabt hat, die nur einfach der Vergessenheit verfallen
sind; etwa K. Schräder, Der Apostel Paulus, 5. Teil
1836, als Vorgänger der Tendenzkritik, und A. Peloni, The
Oral and Writtcn Gospels, Exp., »er. 2 vol 4 (1882), als
Vorgänger Ch. Dodd's. Dadurch, daß Vf. seinen Bericht nicht
Shronologisch, sondern MOB den angewandten Methoden
"norduel, verhilft er dem gegenwärtig an den Actareden
arbeitenden zu einem klaren, soliden Überblick von hohem
Grient ierungs wert.

Ein 11. Teil beschäftigt sieh sodann mit „Person und Werk
Jesu in ,|en Beden der Apostelgeschichte". Die Gliederung
richtet sieb nach den Topoi des in den Actareden zugrunde
liegenden Aufbaus: Jesus als Davidssohn; Johannes der
läufer und Jesus; Der Tod Jesu; Die Auferweckung Jesu;
Wo Erhöhung Jesu; Die Erhöhung Jesu und das Problem
der Zeugenschaft; Die Brille des Erhöhten im Heilswerk
«Ottos mit den Menschen; Jesus und dos eschatologische
'"'sehchen; Hüekhlick: Die christologische Konzeption der
nodos der Apostelgeschichte.

Was ist, das Ziel der Untersuchung? Vf. zieht nicht aus,
"I" "Jen gegenwärtigen common sense über die lukanisch-

redaktionelle Bildung der Beden zu bestreiten. In dieser
grundsätzlichen Hinsicht erweist er vielmehr noch einmal
überzeugend, was andere vor ihm bereits erarbeitet haben.*
Es sind nur Einzelaspekte, in denen er bestimmte verbreitete
Urteile zu korrigieren sucht:

1. Conzelmanns These eines dreifach gegliederten Schemas
der Heilsgeschichte stellt er die Meinung entgegen, Lukas
kenne nur das gängige urchristliche Geschichtsbild, nach
dem sich die Zeit ante Christum von der post Christum
abhebt. Johannes der Täufer gehöre nicht nur als letzter
Prophet der ersteren, sondern zugleich auch als Vorläufer
des Christus der letzteren zu. Mag Vf. auch darin zuzustimmen
sein, daß Lukas das Schema der mit dem Täufer
beginnenden Geschichte Jesu traditionell vorgegeben war
(Act 10,37f; 13,22-25 vgl. Mk l,lff sowie den Beginn der
Spruehquelle), woraus sich das Fehlen der Stoffe von Lk lf
im Kerygma der Actareden erklärt, so ist doch nicht zu
bezweifeln, daß die lukanischc Tendenz durchgehend dahin
geht, die hcilsgeschichtliche Distanz zwischen dem Täufer
und Jesus herauszuarbeiten. Diese zeigt sich ja gerade auch
am Aufbau der Vorgeschichte Lk lf (Dibelius)! Mit den
Augen des Lukas gesehen, bleibt das Täuferbild also keineswegs
„in der Schwebe" (S. 93f) ,zwischen den Zeiten'. Vor
allem aber zeigt das Verhältnis zwischen Lukas-Evangelium
und Apostelgeschichte, daß Lukas durchaus zwischen der
historia Jesu und der nachfolgenden Geschichte ihrer weltweiten
Verkündigung als zwei Epochen der Heilsgeschichte
unterscheidet. Die Dreiteilung der Heilsgcschichte ist gerade
im Blick auf die Bedeutung der ,Kirchengeschichte' das
Charakteristikum des lukanischen Geschichtsbildes im Vergleich
zu allen übrigen theologischen Konzeptionen des Urchristentums
.

2. Lukas hat die Eschatologie zwar aus dem Zentrum des
urchristlichen Glaubens an den Band verlegt; aber sie wird
dadurch nicht etwa theologisch bedeutungslos (S. 205, gegen
Conzelmann, Grässcr u. a.). Dieses Urteil, das neuerdings an
Boden gewinnt, ist als solches zutreffend. Doch ist seine
Begründung problematisch: „Das Heil (Apg 4,12), auf das es
Lukas letztlich ankommt, ist eine noch ausstehende Größe"
(S. 204). Jesus fungiert aber nach Lukas keineswegs erst im
Zusammenhang der Endereignisse als Better und Ileils-
mittler (wie etwa 1. Thess 1,10 und vielleicht vorlukanisch
Act 5,32), sondern das von den Propheten verheißene Heil
ist in der irdischen Gegenwart Jesu erfüllt (Lk 2,14 vgl.
besonders 4,17—21): als solche wird die historia Jesu verkündigt
(Act 13,26) und aufgrund ihrer zu gegenwärtigem
Heilsempfang gerufen (Act 2,40). Act 4,12 bezieht sich über
4,10 auf 3,16 zurück, wo die Heilung des Gelähmten im
Kontext deutlich als Zeichen des gegenwärtigen Heiles gilt.
Das hermeneutischc Schema von Verheißung und Erfüllung,
das das gesamte Werk des Lukas entscheidend bestimmt,
hat zentral soteriologischen Sinn. In dieser Konzentration
der Soteriologie auf die christliche Gegenwart ist jene Verlagerung
der Eschatologie in die entfernte Zukunft in den
lukanischen Schriften, ihre weithin entleerte Gegenwartsbedeutung
ja gerade sachlich begründet.

3. Vf. sieht als das „Zentrum der lukanischen Verkündigung
" das Kerygma von der Erhöhung Jesu (bes. S.185ff).
Mit Recht arbeitet er die Bedeutung, die in der Apostelgeschichte
dem Wirken des Erhöhten unter den Christen auf
F>den zukommt, stark heraus: Jesu ,Name' ist der entscheidende
Faktor des kirchengeschichtlichen Geschehens;
der Erhöhte vermittelt den Geist, er gibt Umkehr und
Sündenvergebung (S. 176ff). Aber es widerspricht der
lukanischen Theologie in ihrem Kern, wenn Vf. die These
aufstellt: „Wirken, Tod, Auferweckung und Himmelfahrt
Jesu sind . . . insofern heilsnotwendig, als sie die Voraussetzung
bilden für sein Erhöhtsein. So, aber nur so, erlangt
auch das Vergangene Bedeutung für die Gemeinde in der
Gegenwart" (S. 186). Vielmehr gehören nachweislich des
übereinstimmenden Kerygmas der Actareden alle Data der
Geschichte Jesu von seiner Taufe bis zu seiner Erhöhung