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Ausgabe:

1974

Spalte:

178-179

Kategorie:

Religionswissenschaft

Titel/Untertitel:

Corpus cultus deae Syriae 1974

Rezensent:

Delling, Gerhard

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Theologische Litern turzeitung 99. Jahrgang 1974 Nr. .'t

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Der griechischen Religion Speziell sind gewidmet: Attic
Festivals (I 401 —408; Rez. Deubner, Attische Feste, in:
Gnomon 10, 1034), Eleligioui Attitudes of the Ancient
Greeki (II 534-550; Proc. Amcr. Phil. Soc. 85, 1942), A
Cult Ordinance in Verse (II 847-852; HSCP 63, 1958),
Posidonius (II 853-876; JRS 49, 1959), Nymphs and
Nereids (II 919-927; Mal. Univ. St. Joseph, Beyro.ith 37,
1961), der römischen Religion: A Ken Iure of Roman Religion
(I 481-492; IITR 32, 1939), Mnnn nnd Romnn Religion
(II 603—005; Res. Wagenvoort, Imperium, in: AJP 65,
1944), The Roman Armv nnd the Romnn Religious Year
(II 736-790; IITR 45, 1952). Auch auf das schwierige
„Problem of Zoroaster" ließ sich Nock ein (II 682 — 701;
A.IA 53, 1949).

Nocks Arbeitsweise ist bekannt. Der Editor hat darüber
einleitend kurz und treffend berichtet (I 1 — 5). Die staunenswerte
Kenntnis der antiken und altchristliehen Literatur
machte es N. möglich, jedes Detail ins Licht niler erreichbaren
Pakten und Daten zu stellen und dadurch eine
Evidenz des Urteils zu erhalten, die oft heute noch wenig
Korrekturen nötig macht (im Hinblick auf dns Gnosis-

problem ha1 N. den Nag-Hammadi-Fnnd noch nicht voll

auswerten können und seine diesbezüglichen Auffassungen
sind daher ergänzungshedürftig, ganz abgesehen davon, daß
er auf der IInrnackschen Position verbleibt und der neueren
l'orsehung kritisch gegenübersteht ; vgl. die Auseinandersetzungen
mit Jonas). In leinen Arbeiten spricht zu uns die
alte, unübert roffene Philologenschule, der die religions-
historische Korschung so viel zu verdanken hat. Sein Ideal
war Mommsen gewesen. (Iber den Wert des Studiums der
Religionsgeschichte hat er sich selbst in einem eigenen
Aufsatz ausgelassen (I 331-340; Hibb. J. 31, 1933, 605-
615). Seine Vorsicht und kritische Einstellung zu kühnen
Generalisierungcn hat ihn mehr als andere seiner Zeit (auch
als Nilsson übrigens!) davor bewahrt, sich den gängigen
religioniwilSenichaftlichen oder ethnologischen Theorien zu
verschreiben. ,,Ench Ihne the key hns opened certnin doors.
DUt no nmount of filing hns ennbled it to open all doors"
(1,333). Die Berücksichtigung sog. primitiver Religionsver-
hältnisse heim Studium der Alten ist ihm zwnr nötig, aber
darf nicht überbewertet werden zuungunsten der Originalität
und des Kontextes (vgl. die Auseinandersetzung mit Wagenvoort
). Auch die primitiven Religionen hnhen für Hin ihren
Eigenwert und bilden keine statischen Phänomene. „If any
dnrnain of the historv of man and of bis thought seems to us
'|"ite Itraighl forward, WC mny he fairly certnin that we are
■ll-informed nbout it. or view it from a pnrtisan standpoint"
(■'bei.). N. folgt dem klugen Grundsatz: .,The essential and

utimate values lie not in the componenta, but in the com-

positon" (337). Auch wenn er wiederholt das innere Leben
der Religion (den „religiösen Instinkt") als ein Lebens-
•dement inj generis beschwört (sicherlich stärker als wir es
heute- gewohnt sind), so verkennt er nicht die große Rolle
Von traditio!] und Gesellschaft für diesen Bereich. Gerade
'bis Problem von Tradition und Individuum hat ihn zeitlebens
beschäftigt und zu seinem berühmtesten Werk
•tConvenion" (Oxford 1933, 21952; Paperback 1961 u. o.)
K'fiilirt. Auf ■einem speziellen Arbeitsgebiet, dns er wie
kaum ein anderer beherrschte — nls Schüler von J. Leipoldt
"Ulli sieh Rez. häufig an seinen Meister erinnert —, begriff
Crdie Einheit von Antike und Christentum alseine bis heute
wirkende Macht, die uns nls dnvon Bestimmte immer
Wilder zur Beschäftigung mit ihr reizt. Dnbei stand ihm die
Stehe lelblt stets im Vordergrund, er liebte keine Polemik
"od leimte zu gewagte Thesen und Verallgemeinerungen ab
(vgl. seine Beurteilungen von Reitzenstein und Jonas), aber
''r war immer bestrebt, auch aus anderen Ansichten zu
''nieii and ihnen in fairer Weise gerecht zu werden. „Of
•toUrse", heißt es in einer zitierten Briefstelle, ,,our study of
"ocu m religion will probably nlwnys be characterized by
■UCOessive exaggerations in oppositc directions — first maxi-
miz,"g, then minimizing; nnd by disposition I suppose I am

a miniinizer" (I, 3). Seine uneigennützige Mitnrbeit und
Hilfe ist vielen Werken seiner Freunde und Kollegen zugutegekommen
(hernusrngendes Beispiel dafür ist Nilssons
Geschichte der griech. Religion). Wie Stewart schreibt, war
ihm der Austausch mit den Kollegen ein inneres Bedürfnis
gewesen. Das Problem des „Kontextes", das für ihn ein
methodisches Grundprinzip war, hatte im weiteren Sinne
seine Bedeutung für ihn: die Gemeinschaft der Gelehrten,
der er sich im (leben und Nehmen verpflichtet fühlte (wozu

nu llt zuletzt auch die Verstorbenen gehörten). Man könnte
diesem wahrhnft großen Gelehrten aufgrund des vorliegenden
imposanten Werkes keinen besseren Dienst erweisen
, als seiner Klage, daß man ihn zwar würdige, aber
nicht beachte, was er gesagt habe, durch ein gründliches
Neustudium seiner Äußerungen, die sein Vermächtnis an uns
sind, zu begegnen. Daß dies jetzt leichter möglich ist als
bisher, d. h. die „Nockiana" zum handlichen Arbeitsmittel
geworden sind, danken wir dem Herausgeber und dem
Verlag, der dem Werk auch eine würdige äußere Korm gegeben
hat.

I ' ip'ig Kurl niiclolpli

Corpus cullus dcae Syriae (CCDS). I. Les sources litteraires.
1. van Berg, Paul-Louis: Repertoire des sources grecques
et latincs (sauf le De deo Syria). 2. Ders.: Etüde critique
des sources inythographiques grecques et latincs (sauf le
De dea Syria). Leiden: Brill 1972. XXIV, 120 S., 4 Zeichng.,
1 Kte; XX, 124 S., 1 Zeichng., 1 Kte gr.8° = fitudes
preliminaires aux religions orientales dans l'empire romain,
publ.parM. J. Vermaseren,28. Lw. hfl. 72,- u. hfl. 56,-.

Tertullian, apolog. 24,8 stellt fest, daß jede Provinz und
civitas ihren Gott hat, und nennt als erstes Beispiel Syrien
und die Atargatis. Daß man sich in der bellenistisch-rö
mischen Welt überhaupt für die Dea Syria interessierte,
zeigen die mannigfachen Ausführungen und Hinweise zunächst
in literarischen Texten, die van Berg in I 1 ediert
(127 Nrn. ohne die dubiosen 128— 133; allerdings werden von
■ntiken Schriftstellern verarbeitete, nicht eigenständig erhaltene
Stücke zweimal gezählt)'. Dem Text folgen jeweils
eine französische Übersetzung und einige Anmerkungen zur
Textform, zur Sache oder auch zur Literatur. In Nr. 1 — 70
sind die mythographischen Quellen wiedergegeben, die
ihrerseits in acht Gruppen (series) eingeteilt sind; innerhalb
jeder Gruppe sind die Texte chronologisch geordnet. Die
nicht mythographischen Texte (Nr. 71—127) sind ebenfalls
chronologisch aufgereiht, ohne Untergliederung.

Die Texte der Gruppen A—G (Nr. 1 — 66) werden nach
einem Überblick über die Methoden der Forschung (S. 1— 11)
in I 2 bearbeitet (von daher ergab sich wohl auch eine
sachliche Anordnung in I 1). Verhältnismäßig viel Raum
wird der Behandlung der Quellen gewidmet, die es mit
Sternbildern von Fischen (dem südlichen und dem dem
Tierkreis zugehörigen) zu tun haben (vor allem in B und C) —
Fische (und z. T. auch Tauben) spielen im Kult der Atai -
gatis/Derketo eine nicht geringe Rolle —. Aus der Darstellung
und der Beurteilung der Quellen bei v. B. gewinnt
man indessen den Eindruck, daß einige Texte der Reihe A
weit bedeutsamer sind, am wichtigsten (S. 36) die in Diod.
Sic. 2,4,1 —4.6; 2,20,1 —3 enthaltenen Ausführungen, die auf
die um 400 v. Chr. geschriebenen Persicn des Ktesias, eines
knidischen Arztes nm Hofe Artaxerxes IL, zurückgehen. Der
Beginn der durch ihn belegten Verehrung der Derketo in
Askalon wird ins 7. oder 6. Jh. v. Chr. (8. 27) datiert. Der
zentrale Ort des Kultus der Dea Syria ist das westlich des
Euphrat gelegene Hierapolis/ Bambyke.- Die auf Sternbilder
von Fischen bezogenen Aussagen über die Göttin
gehen nach v. B. letzten Endes auf einen Kommentar des
Eratosthenes zu Amts Phainomcna zurück, der seinerseits
Material aus Ktesias verarbeitete (S. 69-75). Unbekannten