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Ausgabe:

1973

Kategorie:

Kirchengeschichte: Reformationszeit

Titel/Untertitel:

Neuerscheinungen

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Vorlesungsnachschrift zu Joscphus enthalt Calixts Auseinandersetzung
mit Johann Hülsemann über die Frage der
Notwendigkeit der guten Werke für die Bewahrung des
Gnadenstandes.

In ihrer Einleitung gibt die Herausgeberin eine theologie-
gcschichtlichc Charakterisierung der Ethik Calixts sowie
grundsätzliche Bemerkungen zur Editionstechnik. Außerdem
ist jedem der in diesem Bande abgedruckten Werke Calixts
noch eine eigene Einleitung sowie Bibliographie vorangestellt
. Namenregister, Bibelstellenverzeichnis und Literaturhinweise
schließen den Band ab. Ein Vorwort von Hans-
Walter Krumwiede eröffnet diese von einer territorialkirchen-
geschichtlichen Einrichtung verdienstvoll erarbeitete Ausgabe
.

Marburg Winfried Zelter

Ceyssens, L.: Autour de Jacques Jansonius, professeur ä
Louvain (1547-1625) (Augustiniana 22, 1972 S. 358-
397).

Graf, Gerhard: Albert Hauck über Jan llus. Zur Selbstkritik
der Reformationshistoriographie (/KG 83, 1972 S.
34-51).

Grane, Leif: Augustins „Expositio quarundam propositio-

num ex epistola ad Romanos" in Luthers Römerbriefvor-

lesung (ZThK 69, 1972 S. 304-330).
Irwin, Joyce: Müntzer's Translation and Lilurgical Use of

Scripture (Concordia Theological Monthly 43, 1972 S. 21 —

28).

Lau, Franz: Vision eines ganz neuen Christentums (Luther

40, 1969 S. 86-91).
Seebaß, Gottfried: Dürer und die Reformation (Luther 42,

1971 S. 49-66).

Seifert, Paul: Schleiermacher und Luther (Luther 40, 190!)
S. 51-68).

PHILOSOPHIE,
RELIGIONSPHILOSOPHIE

Trillhaas, Wolfgang: Religionsphilosopliie. Berlin—New York :
de Gruyter 1972. X, 278 S. 8° = de Gruyter Lehrbuch.
Lw. DM44,-.

Das Buch steht in der sieh mehrenden Reihe, sich theolo-
gischerseits wieder zur ,Religion' zu bekennen; und es tut
dies als Religionsphilosophie konsequenter und verbindlicher
als die Vielzahl neuerer Arbeiten zur Religionsge-
schichle und Religionsphanomenologie. Wiederum ist es von
den klassischen Werken der Religionsphilosopliie ans der Zeil
der Gegenreuklion gegen Neukantianismus und Positivismus
doch recht verschieden. Es bringt kein ,metaphysisches' System
, es philosophiert weniger und referiert mehr (besonders
gern und ausführlich an kurz zurückliegenden Erscheinungen
), es greift nicht, gnostisch oder charismatisch, in Religion
ein, sondern inventarisiert ein weites Feld. Und wie als Synthese
zwischen dem Gegensatz von Wahrheitsanspruch (bzw.
-abspruch) und bloßem Registrieren erscheint das Selbstverständnis
: Religionsphilosophie „appelliert an Fragen, die tief
in den Fundamenten aller Menschlichkeit liegen" (p. VII).
Dieser Appell an Ursprüngliches und Elementares erweist
sich auch für das christliche Selbstvcrsländnis als durchaus
fruchtbar, gerade dadurch, daß eine gew isse theologische Linie
(das Herausführenwollen der Theologie aus dein Burgfried
des Offenbarungsposilivismus, besonders in Ablehnung
des Salzes ,Ohne Christus wäre ich Atheist', S. 152, vgl. Seiten
23f., 87, 89, 112, 157f.) sich nur gelegentlich, wenn auch
deutlich genug, bemerkbar macht. In Namen gesagt, sosehr
man von dieser theologischen Kurzschrift abkommen sollte,
wird Tillich gegen Barth geltend gemacht.

Das theologisch Lehrreiche und Religionsphilosophische
liegt vor allem im Andeuten oder näheren Ausführen von

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Strukturgesetzen, denen jede Religion unterworfen ist und
deren Relevanz auch für die christliche Kirche und Verkündigung
man sich nicht allerorten entziehen kann (wie vielleicht
an grundsätzlichen Ausführungen zur Mittlergestalt,
S. 205f., oder zur Ekstase, S. 120). Ein gewisses Maß an genereller
Einsicht in Entwicklungsgesetze? wie das Sichabspalten
der Moral von der Religion (S. 184) oder die ständige Dialektik
von Konservativismus und Moderne in der Religion
(S. 210ff.) bedeutet an sieh auch noch gar keine HeiaIivierung
der eigenen Glaubens Überzeugungen (wie sich Parallelen zu
Trillhaas' „religionsphilosophischen" Analysen unschwer in
Barths KD-Band zum Thema Religion, dem Band t/2 aufzeigen
lassen: beispielsweise S. 348ff. über Mystik und Atheismus
"der S. 280 passim über die „Häresie des dritten Artikels
", d. h. eine subjektivistisehc Geistreligiosilüt — was
Barth unter der Hand zum breit ausgeführten .religionsphilosophischen
' Allgemeinproblem wird). — Von Tragweite für
die christliche Dogmalik kann auch sein, wenn der vergleichende
Blick von außen daran irre wird, ob die beiden Aussagen
: Unsterblichkeil der Seele und Auferstehung des Leibes
, da sie beide ohnehin nicht, wörtlich verstanden werden
können, wirklich so gegensätzlich sind und ihr Gegensatz
wirklich Wesen und Wahrheit biblischer Eschatologie im Gegensatz
zu griechischem Denken ans Lieht gebracht habe
(S. 163ff., 1701'.). Freilich sollten allein schon die logischen
Schwierigkeiten beim Fortdenken dieser Entgegensetzung
längst die Fragwürdigkeit dieser Art, den Knoten eines Problems
gewaltsam zu durchschlagen, in das Bewußtsein gehoben
haben!

Natürlich erheben sich auch Fragen und Einwände diesem
Buch gegenüber. Das Problem des Glaubens scheint, uns zu
sehr in Analogie zum erkenntnistheoretischen Problem der
„zwei Weisen, in denen Vernunft, zum Bewußtlein ihrer
selbst kommt" (S. 76) und damit vom (überhaupt die Gliederung
des Buches mitbestimmenden, S. 77) Gegensatz Subjekt
-Objekt her verhandelt. Das mag sich in der Tat dann
so stellen, wenn man, wie eben in e iner Religionsphilosopliie,
verhältnismäßig abstrakt über Glauben handelt und nur
/wi eks Illustration oder Exemplifikation konkret wird -
oder wenn man noch überwiegend das Erfordernis der lle-
wahrheitung und Gegenstandsbczogcnheil. des Glaubens vor
Augen hat. (wie in der klassischen Religionsphilosopliie). U. E.

dominiert heute das inhaltliche Problem am Glauben und
stellt sich Glaube als Entscheidung zwischen verschiedenen
sich gleichermaßen aufdrängenden Gesichtspunkten dar (die
wie in Kants vier Antinomien in der Kritik der reinen Vernunft
auf prinzipiell gleicher erkenntnistheoretischer Ebene
zueinander stehen können), so daß das Übersehen der inhaltlichen
Alternativen das entscheidend Einleuchtende sein
wird. — Auch das Gottesproblem sollte ii. E. sich nicht zu
•ehr auf dem Gelände einrichten, <'iottesbewei.se und „Typen
der Begründung des Atheismus" darzulegen (S. 46ff. bzw.
lfiOff.), weil an enteren ,Gott' zu abstrakt erscheint und am
anderen die Tragweiten der < lot lesproblematik für das Welt-
und Menschenbild nur negativ vorgeführt werden. Aber gerade
an den Tragweiten liegt u. E. heute mehr als am Problem
de.- Bewahrheitung als einem Prinzipienproblem.

Niehl zuletzt gibt das verhältnismäßig ausführliche Schluß-
kapitel: Die Sprache der Religion, vielerlei Anregungen —
natürlich auch in kritischen Bück fragen. Verliert sich hier
nun nicht doch die Religionsphilosophie in Religionsphäno-
menologie — wenn es darauf hinauskommt, daß religiöse
Sprache nicht an der Kategorie wahr und falsch gemessen
werden kann, sondern nur an dem immanenten Kriterium
des für das Religiöse Sachgemäßeni' Allerdings öffnet es min
doch den Weg zur Sache und ihrer Wahrheit Im ma I eri.i len
Sinn, wenn der Mythus als für religiöse Sprache sachgemäß
dargestellt und daraus die Konsequenz für die Hermeneutik
abgeleitet wird, der Allegorese wieder mehr Raum und Recht

zu gehen. W enn Doppelsinnigkeit und Sy inh«ilk ralt. die religiöse
Sprache kennzeichnet, dann ist in der Tat die Allegorie
die sachgemäße Interpretation des Mythus (S. 252). Es bc-

Theologische Literaturzeilung 98. Jahrgang 1973 Nr. 2