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Ausgabe:

1973

Spalte:

130-131

Kategorie:

Kirchengeschichte: Reformationszeit

Autor/Hrsg.:

Calixt, Georg

Titel/Untertitel:

Ethische Schriften 1973

Rezensent:

Zeller, Winfried

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Seite 1, Seite 2

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1211 Theologische Litcraturzeitung »8. Jahrgang 1W3 Nr. 2 130

Wir haben es mit einer Teilbiographic (1527-1559) Til.- sa.ri.nenhn.ig des gesteigert ausgetragen«! Abcndmahlsstrei-

mann Heshusens (RGG3: Hcßhus) zu tun, dessen A.ishil- tes zeigt die neue Position, vornel.mhch die ausgeprägte Kca -

dungs- und erste Wirkungszeit ganz, im Zeichen des An- prisenzlehre (Textabdruck: S. 208-211). Jetzt brach auch

Schlusses an Melanchthon stand und der erst während des Melanchthon die Verbindung mit seinem e.nsl so lange bevor-
Heidelherger Ahcndniahlsstrciles (Herbst 155») nach mehre- /..igten Schüler ab. Kr votierte in einem „PraejttdlOWin goren
Stationen seiner weitgreifenden Tätigkeit /.um (Gncsio-) gen ihn. Heshusii.s „wurde aus der Kurpfal/. ausgewiesen
Utheraner (S. 221.225) geworden ist. Eine Dcdikalionsepi- (S. 222). Jetzt erst wurde er „zu einem Haupte der luther.-
stel an den Rat .1er Heimatstadt Heshusens, Wesel, vom sehe, Partei" (S. 225). „Her junge Heshus.us halle den
20. Oktober 155» deren Text abgedruckt wird (S. 217-221), Standpunkt eines pcrsonalistis, -hon Luthertum! gefunden und
'■'•igt nach dem Urteil Bartons die Wende an. Diese im Ver- eingenommen, den er zeit seines Lebens nicht mehr aufgeben
htltnis zu bisher vorgetragenen Auffassungen späte üatie- sollte".

>->'»g für Heshusens C'hergang zum Luthertum stellt das we- Über den folgenden Lebensweg Heshusens referiert kurz,
si-i.lliehslo Ergebnis der Studie dar. Die Abwehr anderer An- ein Nachwort (S. 226ff.). Darin künd.gt Barton weitere Slu-
Htxungen und die Behauptung eines langwährenden An- dien zur Sache an. Immerhin bilanziert er aber schon ange-
««•Idusses an Melanchthon werden zwar bisweilen etwas pene- sichts des vorliegenden Teils seiner Arbeiten : „In jeder Phase
Icam vorgebracht der Standpunktwcchsol vielleicht auch seines Wirkens ist Heshusius [fix die ge.stige Welt der Spal-
«nancherorts dem ethisch fragwürdigen Verhalten Melau- reformation bestimmend und - charakteristisch geblieben,
ßhthons /.,, stark angelastet (s. z. B. S. 154), aber im ganzen Eine nähere Beschäftigung mit seinem Leben und Schaffen
*ird man sich der Argumentation ünrtons schwerlich enl- wird unsere Kenntnis über die kirchengesch.ch.hche und
«Wien können. Die theologiegeschichtlichc Einordnung des theologische Entwicklung der deutschen SpÄtreformation weint
allgemeinen als heftigen Gnesiolutheraner Eingestuften sentlich bereichern" (S. 232).

Wird (ür ■wesentliche Boreiche seiner bedeutsamen frühen Ein- M.-rlin Joachim \<>(tgr

"»Unahme auf die Beformationsgcschichte zu überprüfen
*''">• Barlnn druckt einige Voten und Delikat ionshriefe ab,

Inhalte. ei?e ^te Orientierung "ftSfTZ CH*, Ethische Schriften, hrsg. v. I. Mager. Göttinnen
wlr es m der Tat mit Studien und I exten zur Spätre- Vnndenhorck & Ruprecht [1970]. 253 S. 8° = Werke
•mation zu tun, wie der Untertitel es verspricht. £ ' ^ f Niedersächsische Kirchen-
"er ,, ,-i , , in harakler einer iio-riaiihie enlsnn'- nui»iu«,"i.(. , , . c

»i. ioigt i.m ,.n.,r ,K h ! ' geschieht« an den Vereinigten Theologischen Seminaren

"<l - chrono Ogisch den HeshusenschcnLebensdateii. Der h • i riMOOttii

ei,,,.,,, ,, . • • ...... l w;„„„u,™, Si„ der Universität (■Otlingen,.!. Lw. DM 29,81).

nie,,, Paln/iergoschlecht entstammende \ it lenherger Iltu- = .

,J«nt öff„,.| ganz der lutherische,. Reformation, freilich Mit dem vorliegenden 3. Band nimmt die auf acht bände

die Erkenntnis einer deutlichen Koni „nerung zwischen geplante Ausgabe ausgewählter Werke Georg CahxtS ihren

^«Umchthon ,„„1 Luther. Nach anfänglicher Do/enlentälig- Anfang, die unter der Leitung von Hans-Walter Kriimwicde

k«it am Studienorl kam Heshusius 1553 auf Empfehlung des durch die Abteilung für Niedersächs.sche Kircbengeschichle

,,f.....•opl„rC.er„,a.,iae als Si.perinlenden. nach Goslar. Nach in Güttingen herausgegeben wird Die Bearbeitung des Ban-

''»Boinein anerkannter erfolgreicher Tätigke it ward,- das Ein- des lag in den Händen von Inge Mager, die bereits durch ihre

»«nehmen mit dem überaus .nächtig..,, Hat der Stadt immer Dissertation über „Georg Cal.xts theologische Ethik und

"»W getrübt; der Superinten.....,t als Vorsitzender des Kon- ihre Nachwirkungen" (Güttingen 1909) als Cahxt-Forscher,..

si*<oriun,s, das für Ehe- und andere ethisch-sittliche Fragen ausgewiesen ist. Die llerausgcber.n erweist sich als bestens

'»Mündig war .......n sein Aufsichlsamt in einer Weise wahr, vertraut mit den Methoden einer modernen w.ssensehaftlich-

'■«• seitens der Stadtvater je länger je mehr so heftig abge- kritischen Edition. Insbesondere verdienen die im Apparat

Wu« Wurde, «laß daraus seine Entlassung und sein erstes gebotenen Nachweise Beachtung.

1 ^'l- resultierten. Heshusens stark ausgeprägtes Interesse Das Wichtigste der in diesem Band gebotenen Werke Ca-

;'" Kirchenordnungs- h/.w. Kirchen/.uchlproblemen -respek- lixts stellt seine 163', erschienene „Epitomc theologiac mo-

llv" »''ine „, einen, eigenen Kapitel ausgeführte ..Bannlehre- ralis" dar, die leider unvollendet geblieben ist. Bildet diese

? Wird in IMalinn zur „lutherischen Bannlehre" von Barton Schrift -loch ..die erste selbständige, von der Dogmat.k ge-

^••nders berücksichtigt. Er konnte sich dabei auf seine frü- trennte Behandlung ,1er theologischen Ethik nach der nnaly-

hcr,'n einschlägigen Arbeiten stützen. tischen Methode". Mit Recht hebt ..... Herausgeber,,, auch

. "eshusens Tätigkeit als Professor in Rostock seit 1556 er- den überkonfessionellen Charakter ,1er ethischen Konzept,,,,,

H'«' Von Anfang an innerhalb der Spannungen zwischen CalixtS hervor, der durch die Geniomsnmke.t des Handelns

Herzögen (Johann Albrcch. hatte ihn berufen) und dem die Einheit der Christen zu befördern trachtete Durch d.e

^'"''regime,,,. Wieder waren es Kirchenordnungsfragen, die Verbindung von Gewissen und Gesotz, von Sltthchkeit und

'"" das Schul- UniversitÄtS- und Visitationswesen ver- Recht soll die theologische Ethik als „praktische Wissen-

''"'"teil Mann ins Exil brachten. Bat der Stadt und „Predi- schaff zu Irenik und Toleranz beitragen und sowohl den

^'■Partei" kamen über dem Problem der Soniitagstrauungon personalen als auch den sozialen Bereich bestimmen.

',s '»», endgültigen Zerwürfnis immer weiter auseinander. Als weitere Stücke worden mehrere Reden abgedruckt, die

'U'sl'»se„ hielt biliöser Zeit fortwährend mit Molanchthoi. Calixt anläßlich der Wiedorkohr des Gründungstages der

^«»takt, sein Verhalten fand vor wie „ach die Billigung des Universität Helmstedt gehalten und in denen er ethische

^''"«■•schränkt verehrten Meislers (S. 157). Nach einem Fragen behandelt hat. So sprach Cahxt beispielsweise 1617

p*»chenaufenthalt i„ Wittenberg war er - ebenfalls mit dem über Faste,, und Enthaltsamkeit, während er 1626 aus der

„"Verständnis Melanchlhons - 1558 „zum Pfarrer an ,1er Situation des Dreißigjährigen Krieges heraus das Ubrigkcits-

^ggeist-Kirche, zum Professor der Theologie zu Heidel- problem erörterte. Ein Jahr später forderte er eine u.nfas-

b°rt'- zun, Präsidenten des Kirchenrats und zum General- sende Bildung.- und Erziehungsreform als Grundlage einer

'"P^intendenten der Kurnfalz ernannt worden" (S. 158). sittlichen Erneuerung. Mehrfach hat s,ch Cahxt auch mit;Fra-

l'redigien weisen ihn je./.. ..noch durchaus und aus- gen der Wirtschaftsethik beschäftigt. So wandte er sich be-

Schli«ßlieh als Melaneh.honianer" (S. 163) aus. reit» 1621 gegen die durch das Kipper- und Wipperwesen her-

„ D» theologischen und kirchenpolilischcn Positionen in der vorgerufene Geldentwertung, d,e nur durch entschiedene Ab-

K"n>falz _ mchi luletzt die der Lan.lesfürsten - veranlaß- kehr von Habsucht und Luxus zu überwmden sei. In seiner

,"" 'i-shusius jedoch immer mehr „zu einer Distanzhaltung „üissertatio theologica morabs de usuris" befaßte sich Ca-

^K<»tüb,.r dem Philinnis.nus", deren Stabilisierung ihn dann lixt mit dem wirtschaftsetlnschen Problem des Zinses. Wie

f"7'in das Lager des Luthertums brachte. Das ihm abgefor- die Jesuiten setzte er sich für einen „billigen", angemessenen

"erte auf den 1. September 155» datierte Bekenntnis im Zu- Zins ein. Eine 1654 von Stephan Tuckermann angefertigte