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Ausgabe:

1973

Kategorie:

Neues Testament

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Neuerscheinungen

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redaktionsgeschichtliche Fragestellung über das Neue Testament
hinaus in die Geschichte der altkirchlichen Exegese aus.

Berlin Joachim Rohde

Bauer, Johannes B.: Die SATOR-Formel und ihr „Sitz im
Leben" (Adeva-Mitteilungen 1972 Heft 31 S. 7-14).

Berger, Klaus: Die sog. „Sätze heiligen Rechts" im NT. Ihre
Funktion und ihr Sitz im Leben (ThZ 28, 1972 S. 305-
330).

Bornkamm, Günther: Jesu Botschaft und die Mitte seiner
Verkündigung (Universitas 27, 1972 S. 1079-1083).

Brandenburger, Egon: Grundlinien des Friedensverständnisses
im Neuen Testament (WuD 11, 1971 S. 21-72).

Ilaacker, K.: Das hochzeitliche Kleid von Mt 22,11—13 und
ein palästinisches Märchen (ZDPV87, 1971, S. 95-97).

Jauncey, James H.: The Compelling Indwelling, Foreword
by G. B. Wilson. Chicago JJI.:Moody Press [1972]. 127 S.
8°.

Jeremias, Joachim: „Das ist mein Leib...". Stuttgart: Calwer
Verlag [1972]. 30 S. 8° = Calwer Hefte zur Förderung
biblischen Glaubens u. christlichen Lebens, hrsg. v. G.
Henning, 122. 1,90 DM.

Klein, Günter: The Biblical Understanding of „The Kingdom
of God" (Interpretation 26, 1972 S. 387-418).

Kothgasser, Alois M.: Die Lehr-, Erinnerungs-, Bezeugungsund
Einführungsfunktion des johanneischen Geist-Para-
kleten gegenüber der Christus-Offenbarung (Salesianum 34,
1972 S. 3-51).

Lapointe, Roger: Que sont les kairoi d'Act 17, 26? Etüde
sematique et stylistique (eglisc et theologie 3, 1972 S.
323-338).

Luck, Ulrich: Das Gleichnis vom Süemann und die Verkündigung
Jesu (WuD 11, 1971 S. 73-92).

Minear, Paul S.: The Influence of Ecumenical Development
on New Testament Teaching (Journal of Ecumenical Stu-
dies 8,1971 S. 286-299).

Peterson, Robert: Are Demons for Real ? Dramatic incidents
of spirit phenomena in conflict with the power of Christ.
Chicago JH.: Moody Press [1972]. 136 S. kl. 8° = Moody
Pocket Book, 75.

Wiefel, Wolfgang: Albert Schweitzers Eintritt in die neu-
testamentliche Wissenschaft (WZ Halle 21, 1972 Ges.
wiss. R. Heft 3 S. 91-100).

KIRCHENGESCHICHTE:
ALLGEMEINES

Kämmerer, Ernst Wilhelm: Das Leib—Seele—Geist-Problem
bei Paracelsus und einigen Autoren des 17. Jahrhunderts.

Wiesbaden: Steiner 1971. VIII, 138 S. gr. 8° =|Kosmo-
sophie. Forschungen u. Texte zur Geschichte <£ Weltbildes
, der Naturphilosophie, der Mystik und des Spiritualismus
vom Spätmittelaller bis zur Romantik. Im Auftrage
d. Paracelsus-Kommission u. in Verb. m. d. Paracel-
sus-Ausgabe hrsg. v. K. Goldammer, III. DM 28,—.
Die Studie, zunächst als Dissertation vorgelegt, berücksichtigt
besonders die theologischen Schriften des Paracelsus,
die erst zu einem Teil erschienen sind; die Verarbeitung von
Schriften, die im Archiv der Marburger Paracelsus-Edition
von Kurt Goldammer liegen, ist besonders dankenswert.
Dem Verfasser liegt daran, zu zeigen, wie stark Paracelsus
dem Menschsein verpflichtet war, wie dabei theologischer und
medizinischer Ansatz einander begegnen.

Er versucht zunächst, alchimistisches, astrologisches, analogisches
Denken dem Leser des 20. Jahrhunderts verständlich
zu machen — ein guter Ansatz, den man sich ausführlicher
wünschte. Der erste der drei Hauptteile behandelt die
compositio humana bei Paracelsus. Sorgfältig trägt der Vf.
die Belegstellen zusammen, an denen sich Paracelsus dichoto-
misch äußert. Er erörtert die unterschiedlichen Leibvorstellungen
seines Autors, bringt diese mit den Abendmahlsvorstellungen
des P. zusammen; er verfolgt, wie die Quellen

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Leib/Seele unterscheiden, wie Leib/Geist. Der Leser bemerkt
recht bald, wie sehr der Vf. daran interessiert ist, Paracelsus
als Denker darzustellen der den „alten", „überholten"
Dualismus überwunden hat und den Menschen ganzheitlich
sieht, das heißt also ganz modernen Tendenzen der Anthropologie
den Weg gebahnt hat. Die Quellensorgfall des Vf.s
kommt diesem Interesse freilich nicht zu Hilfe, sie nötigt den
Vf. vielmehr, ein so vielfältiges Bild der paracelsischen Vorstellungen
zu zeichnen, daß angebliche Haupt lendenzen sofort
relativiert werden. Die geradezu verwirrende Vielfalt der
paracelsischen Ansätze zum Leib-Seele-Geist-Problem zeigt
dem Leser zwar, wie der Vf. auch hofft, ein besonders lebendiges
Kapitel in der Geistesgeschichte, doch wird auch klar,
daß es Paracelsus auf diesem Gebiet an eindrücklicher Denkkraft
gebrach. Es spricht für den Vf., daß dies deutlich wird,
trotz seiner Reserve gegenüber Piatonismus und NeuplatO-
nismus. Auch der Abschnitt über trichotomische Entwürfe
des Paracelsus bietet solche Vielfalt; die Vorstellungen (Iber
den siderischen Leib kommen hier zur Sprache, während ein
driller Abschnitt den Menschen als Ganzes darstellt. Der VI.
Iragt der offensichtlich nicht systemalisierbaren ['Tille auf die
Weise Rechnung, daß er auffallend oft bewährte Paracelsus-
Forscher (allen voran Goldammer, aber auch Metzke, Me-
dicus, Pagel, Cassirer, Bunners u. a.) mit ihren Urteilen <■ in-
[ach zitiert,oft nebeneinander, ohne aus seiner eigenen Kenntnis
zu einer Bewertung zu kommen; die uneinheitliche Fülle
der Gedanken und Vorstellungen bei Paracelsus erlaubt es
offenbar nicht.

Der zweite Hauptteil handelt von der compositio humana
in bezug zur naturkundlich-medizinischen Sicht der Welt
und des Lebens bei Paracelsus. Hier finden wir die paracelsischen
Gedanken über die Schöpfung, seine Verarbeitung
der Mikrokosmos-Makrokosmos-Lehre, Vorstellungen über
Zeugung und Geburt, über Ernährung, Schicksal, Krankheit
, „Licht der Natur". Bei den für Ernährung wichtigen
Begriffen wie Archaeus und Magnet meint selbst der Vf., es
handle sich um schwer zu umreißende Begriffe. Die paracelsischen
Deutungen von Geburt und Zeugung geben verhältnismäßig
wenig Anlaß dazu, einen theologischen und einen
medizinischen Ansatz einander begegnen zu lassen, trotz
Übernahme kabbalistischer Elemente, der- Leser folgt da eher
einem Kapitel medizinischer Spekulation. Gewisse psychologische
Einsichten, auch tiefenpsyehologisebe, nimmt man
interessiert zur Kenntnis, doch ergeben sich solche Beobachtungen
schon aus der gewissen Nähe zu kabbalistischen Überlieferungen
.

Der dritte Hauptteil, nur 20 Seiten stark, verfolgt einige
Auswirkungen der paracelsischen Anthropologie und zeigt an
einigen Beispielen die damaligen Auseinandersetzungen des
17. Jahrhunderts. Valentin Weigel ist der zunächst behandelte
Autor. Der Vf. zeigt, wo Weigel sich von Paracelsus hat
anregen lassen, macht aber immer wieder deutlich, wie stark
Weigel über Paracelsus hinausgeht. Der Vf. zitiert Krodel
und Benz unter den Wcigelforschern, ohne selbst immer
Stellung zu nehmen. Nikolaus Hunnius hat 1622 in Wittenberg
, WO er Professor war, die Theologie des Paracelsus und
Weigcls dargestellt und bekämpft. Der Vf. zeigt Hunnius'
Beschränktheit. Ehre Gott Daniel Colbcrgs, eines Greifswal-
der Professors, Darstellung „Dus platonisch-hermetische Christentum
", 1690, ist gründlicher und wird vom Vf. entsprechend
und ausführlich gewürdigt. Der letzte Abschnitt, ist
Johann Arndt und seinem Herausgeber Dieckmann gewidmet
. Der Vf. geht den möglichen Beziehungen Arndts zu
Paracelsus sorgfältig nach, zeigt dabei auch, daß die Berührungen
beider nicht sehr tief reichen. Abschließend urleilt er,
man habe im 17. Jh., schon dank der ungünstigen Quellen
läge, in der Polemik gegen Paracelsus übersehen, wie hoch er
vom Abendmahl «lenkt, wie er gerade dadurch einen ewigen
Leib im Menschen wachsen sieht — eine Vorstellung, die .1. in
Paracelsus die Harmonisierung einer platonischen Unsterblichkeitslehre
mit der Vorstellung einer Leibesauferstehuug
ermöglicht habe. Auch die Vorstellung des Astralhubs, die die

Theologische Literaturzeitung 98. Jahrgang 1973 Nr. 2