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Ausgabe:

1973

Spalte:

926-927

Kategorie:

Christliche Kunst und Literatur

Autor/Hrsg.:

Cranach, Lucas

Titel/Untertitel:

Passional Christi und Antichristi 1973

Rezensent:

Mai, Hartmut

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Theologische Literaturzeitung 98. Jahrgang 1973 Nr. 12

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Redlefsen mit dankenswerter Ausführlichkeit, wenn auch
der slavischc Bereich bei den Übersetzungen nicht beachtet
ist. ebenso die Tatsache, daß der Psalter auch für abergläubische
Praktiken benutzt wurde; Recht von F. Merzbacher
; Reformation von W. Eckert dokumentiert
die ökumenische Sachlichkeit des Lexikons; Reich von
F. Merzbacher läßt auch altrussische Beispiele nicht unerwähnt
; Reliquien von R. v. Dobschütz (mit frdl. Mitt.
v. A. Lipinsky). - Der vierte und letzte Band bringt an
zentralen ikonographisch-ikonologischen Themen folgende
Artikel: Sapientia (Sophia, W e i s h e i t) von U.
Mielke läßt wichtige Arbeiten von A. M. Amman, G. Flo-
rovsky, E. V. Ivanka unerwähnt. Hingewiesen werden darf
auf den interessanten und weiterführenden Aufsatz von
S. S. Avcrincev, Kujasneniju smysla nadpisi nad konchoj
central'noj apsidy Sofii Kicvskoj, in: Drevnerusskoe Is-
kusstvo, Moskau 1972, 25-49; Schiff (Das Schiff
der Kirche) von U. Weber; Schmerzensmann
von W. Mersmann, ein angesichts der neuesten Diskussion
zu diesem Thema dankenswert informationsreicher Artikel
mit erschöpfender Literatur; Schöpfer, Schöpfung
von J. van der Meulen und Red.,- Schutz mantelschaft
von J. Seibert läßt den, allerdings von ganz anderen
Voraussetzungen herkommenden altrussischen Pokrov
unerwähnt, hätte aber den Artikel nicht unwesentlich bereichert
; Siegel von E. Dinklcr-Schubert; Sonne und
Mond von H. Laag; Stab von A. Voretzsch; Stadt,
Städte von I. Ehrensperger-Katz, edn wertvoller Beitrag,
bei dem der byz.-slavische, vor allem russische Bereich
vom 16. Jh. ab doch zu kurz weggekommen ist; Taufe,
Taufszenen von U. Mielke und Taufe Jesu von
Red. Es wäre zuviel verlangt, wollte man beim ersten
Artikel eine Übersicht der historischen Probleme der Tjufc
erwarten. Deshalb wäre ein Hinweis auf G. Kretschmar.
Die Geschichte des Taufgottesdienstes in der alten Kirche,
in: LEITURGIA 5. Bd., Kassel 1970, 1-348, wie auf den
ganzen Band wünschenswert gewesen. Auf die symbolischen
Darstellungen des Taufraumes von Dura Europos wird,
vielleicht im Hinblick auf immer noch kontroverse Auffassungen
nicht eingegangen. Unter der Literatur zu
Taufe Christi wäre für den Benutzer der Hinweis
hilfreich gewesen, daß Ristows Dissertation 1963 in Rellinghausen
in Buchform erschienen ist. Von weiteren Artikeln
seien noch genannt: der wichtige und umfangreiche
Artikel Testament, Altes von H.-G. Severin. E. Luc-
chesi-Palli und W. Braunfels; der Tod Mariens von
Myslivec ist ein Ergänzungsartikel zu Himmelfahrt
Märiens; daß das Thema des Totentanzes (von
H. Rosenfcld) auch im Osten, vor allem in Rußland eine
Tradition besaß (vgl. R. P. Dmitrieva, Povesti o spore zizni
i smerti, Moskau-Leningrad 1964), ist übersehen worden
(einiges findet sich auch bei I. Nowikowa, Eine anonyme
russische Handschrift des 17. Jahrhunderts, Göttingen 1968);
Traditio Legis von W. N. Schuhmacher; zu Treppe
von W. Brückner sollte E. Richter, Von der Heilstieppe
zur mystischen Blut-Christi- und Marienmilchspcndung, in:
Bayerisches Jahrbuch für Volkskunde 1966-67, 78-86 nachgetragen
werden; Tropaion von E. Dinkler-v. Schubert
mit seinen Beziehungen zum Kreuz; sehr zu begrüßen ist
die Aufnahme des Artikels Typologie von P. Bloch.
Die von ihm geforderten theologischen Grundlagen sind
von Goppelt, Bultmann, v. Rad, Danielou u. a. bereits
erarbeitet worden. Hinweise auf sie hätten den ausgezeichneten
Artikel wesentlich abgerundet; beim Vaterunser
von M. Lechner wäre auf didaktisch-moralisierende Darstellungen
der russischen Ikonenmalerei des 17. Jahrhunderts
hinzuweisen; von thematisch zentralen Artikeln seien
erwähnt Verklärung Christi von J. Myslivec und
Red. (unter die Verweisartikel hätte wohl Maiestas
D o m i n i aufgenommen werden können, ebenso ein Hinweis
auf die Bedeutung des athonitischen Hesychasmus für

die Darstellung dieses Themas); Verkündigung an
Maria von J. H. Emminghaus (wichtig für die byz.-slav.
Ikonographie ist noch das Synaxarion zum 25. III., vgl.
K. Onasch, Der Verkündigungsgehalt der Ikonen, in: Vom
Worte Gottes und den Künsten, Berlin 1953, 85-104);
Weltgericht von B. Brenk, dem wir eine grundlegende
Monographie zum Thema verdanken. Unter den
Themen der postbyzantinischen Zeit hätte der in der russischen
Malerei häufig anzutreffende Hurer an der Säule
erwähnt werden können (vgl. K. Onasch, Die Ikonenmalerei
, Leipzig 1968, 182 f.); Wunder Christi
(Wunderheilungen) von W. Braunfels; Wurzel
J e s s e von A. Thomas. Unter den Nachträgen sind
Musik, Musikinstrumente von H. Braun (zu
ergänzen ist D. Schuberth, Kaiserliche Liturgie. Die Einbeziehung
von Musikinstrumenten, insbesondere der Orgel,
in den frühmittelalterlichen Gottesdienst, Göttingen 1968)
und Noe (Noah) von R. Daut und Red. - Ein engl,
und französ. Stichwortregister zu Bd. I-IV des Lexikons
schließen seinen letzten Band ab.

Dieses vierbändige „Lexikon der christlichen Ikonographie
", dem bald ein entsprechendes zur Ikonographie
der Heiligen folgen wird, verdient Lob und Anerkennung.
Mit den Mitteln moderner Informationsmethodik findet ein
weiter Benutzerkreis ein unentbehrliches Arbeitsinstrument
für Forschung und Lehre vor, das für absehbare Zeit die
Wissenschaft der christlichen Kunst begleiten wird. Herausgeber
, Mitarbeiter und der Verlag verdienen den Dank
aller Leser, nicht zuletzt des Rezensenten selbst. Wer es
versteht, ein zunächst spröde erscheinendes statistisch aufgearbeitetes
Material mit seiner Sekundärliteratur, vor
allem aber mit den Quellenbelegen aus Bibel, Patristik und
Liturgie zu erschließen, der wird bis zur theologischen
bzw. theologiegeschichtlichen und frömmigkeitsgeschichtlichen
Basis der christlichen Kunst vorstoßen können.

Halle (Snnlc) Kourad Onasch

Cranach, Lucas d. Ä.: Passional Christi und Antidiristi. Mit

einem Nachwort hrsg. v. H. Schnabel. Berlin: Union Verlag
(1972). V, 59 S. mit 28 Faks.-Taf. gr. 8°. M 8,50.
Bereits 1883 hat Gustav Kawcrau das „Passional Christi
und Antichristi" in Faksimile mit einer Einleitung über die
historischen Zusammenhänge und Probleme dieser Holzschnittfolge
herausgebracht. Es ist zu begrüßen, daß mit
dem 500. Geburtstag Cranachs dieses wichtige bildkünst-
lerischc Dokument der Reformationszeit von neuem in
einer Faksimilcausgabe greifbar ist, die mit aller Sorgfalt
hergestellt wurde.

Die Erstausgabe A2 von 1521 der 13 Gegenüberstellun
gen vom Christus der Evangelien und der Antichrist, dem
Papst, einschließlich Titelblatt und Nachbemerkung ist
vollständig wiedergegeben. Ein Anhang (S. 30-41) erleichtert
vor allem dem Nichtfachmann die Benutzbarkeit; denn
hier sind die Holzschnitte beschrieben und die Texte »in
modernisierter Fassung" noch einmal abgedruckt und dabei
die Stellenangaben aus der Bibel und dem kanonischen
Recht präzisiert. S. 41 gibt außerdem den in der Ausgabe
B ausgewechselten 11. Holzschnitt mit der Kreuztra
gung Christi wieder.

Das kenntnisreiche und instruktive Nachwort von Hildegard
Schnabel (S. 42-58) charakterisiert die Krisensituation
um 1500 und zeichnet die idccngcschichtliche Entwicklungslinie
nach, die von John Wiclifs (um 1325-1384) Antithesenreihe
über ihre Verarbeitung in der böhmischen
Reformation bis hin zu Luthers Vorstellungen vom Antichrist
führt, die in Cranachs „Passional Christi und
Antichristi" ihren Niederschlag gefunden haben. Cranach
entwarf die Bildfolge. Melanchthon wählte dazu die Bibelstellen
aus, der Jurist Schwertfeger Zitate aus dem Kano-