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Ausgabe:

1973

Spalte:

900

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Kraus, Hans-Joachim

Titel/Untertitel:

Psalmen 1973

Rezensent:

Kaiser, Otto

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Seite 1

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899

Theologische Literaturzeitung 98. Jahrgang 1973 Nr. 12

900

scheidenden Teile des Buches Sacharja apokalyptische Züge
aufweisen. S. A m s 1 e r (Zacharie et l'Origine de l'Apo-
calyptiquc, 227-231) sieht in Sacharja einen Vorläufer der
bedeutungsvollen Bewegung, die die Herausforderung der
Geschichte im 2. und 1. Jh. v. Chr. annahm. H.-P. Müller
(Mantische Weisheit und Apokalyptik, 268-293) setzt sich
mit abgewogenem Urteil gegen die Kritiker v. Rads für
einen Zusammenhang der Weisheit mit der Apokalyptik ein.

Der Band enthält über das bisher Vorgeführte hinaus
eine Reihe von Abhandlungen zu unterschiedlichen Themen.
Zunächst sei das Referat genannt das R. Hanhart auf
der dem Kongreß vorhergehenden zweitägigen Zusammenkunft
der Internationalen Organisation der Septuaginta-
Forschung vortrug (Die Septuaginta als Problem der Textgeschichte
, der Forschungsgeschichte und der Theologie,
185-200) und in welchem H. anhand von drei Thesen neue
Erkenntnisse zur Sache formuliert. In einem umfangreicheren
Aufsatz, dem sechs Tafelbilder und fünf Textabbildungen
beigegeben sind, äußern sich A. Kuschkc
und M. Metzger zur Geschichte und Ausgrabung der
am Ostrand de*' Ebene zwischen Libanon und Antilibanon
gelegenen Stadt Kumidi (Kumidi und die Ausgrabungen auf
Teil Kämid el-Löz, 143-173; in der Überschrift ist Kumudi in
Kumidi zu ändern). Von besonderem Interesse ist hier die
Entdeckung eines neuen Dokumentes der Amarnakorrespon-
denz sowie von acht spätbronzezeitlichen Ostraka mit alt-
kanaanäischer Schrift. K.-H. Bernhardt (Prophetie und
Geschichte. 20-46) wendet sich der Weise zu, wie die
Propheten in geschichtlicher und früher nachgeschichtlicher
Zeit ideell in Beziehung zur Geschichte gesetzt wurden.
M. H a r a n (The graded numerical Sequence and the
Phenomenon of „Automatism* in biblical Poetry, 238-267)
behandelt die exegetisch bedeutsamen Konsequenzen, die sich
aus dem poetischen Stilmittel der aufsteigenden Zahlenfolge
ergeben. J. P. M. van der P1 o e g (Slavery in the Old Testament
, 72-87) erörtert das noch ohne umfassende Darstellung
gebliebene Problem der Sklaverei und ihrer Geschichte
in Israel. A. Rofe (The Strata of the Law about
the Centralization of Worship in Deuteronomy and the
History of the Deuteronomic Movement, 221-226) ist der
Meinung, die Unterscheidung von Schichten im Deutero-
nomium lasse, mit Vorsicht gehandhabt, den Weg rekonstruieren
, der, kulminierend in der Reform Josias, zu
einem Wendepunkt in der Geschichte Israels führte. Der
Artikel von W. H. Schmidt (Überliefcrungsgeschichtliche
Erwägungen zur Komposition des Dekalogs, 201-220) sucht
die Vorgeschichte und den Sinn der gegenwärtig vorliegenden
Komposition des Dekalogs zu erhellen. Schließlich
unternimmt es G. Wallis (Erwägungen zu Sacharja VI
9-15, 232-237), eine neue Lösung der Crux von Sa 6, 9-15
zu geben.

Von speziellem Belang dürfte der Bericht sein, den
R. Meyer über seine Neubearbeitung des hebräisch-aramäischen
Lexikons von W. Gesenius gibt (Methodische
Erwägungen zur geplanten Neuauflage von Gesenius,
Hebräisch-aramäisches Handwörterbuch, 174-184). M. legt
die Grundsätze dar, nach denen die Arbeit erfolgt und
wodurch das Wörterbuch auf den gegenwärtigen Stand der
Forschung gebracht werden soll, da sich »seit der 16. Auflage
von 1915 die sprachwissenschaftliche Situation wesentlich
geändert hat". Ergibt sich von daher einerseits die Einbeziehung
von Jesus Sirach, so infolge der Erkenntnis, daß
das Hebräische des Alten Testaments „keinen geschlossenen
Sprachkörper darstellt", der auf dem Schatz an heutigem
Wissen basierende sprachliche Vergleich und die Aufnahme
des gesprochenen Mittelhebräisch, wie es in Qohelet, Tobit,
Jesus Sirach und einigen außerbiblischen Qumran-Texten
vorliegt. Endlich werden neben den vom textus reeeptus
gebotenen Ausspracheformen systematisch die palästinischen
, jüdisch-babylonischen, samaritanischen sowie die von

der Septuaginta, von Origencs und Hieronymus bezeugten
Ausspracheüberlieferungen aufgenommen.

Wie man sieht, setzt der Band einen weiteren Markierungsstein
an der Straße, die die Wissenschaft vom Alten
Testament zieht.

Leipzig Wolfram Hermann

Kraus, Hans-Joachim: Psalmen. 1: Psalmen 1-63. 2: Psalmen
64-150. 4., diirchgesehcne und mit Litcraturnach-
trägen ergänzte Aufl. Neukirchen-Vluyn: Neukirchener
Verlag des Erziehungsvereins (1972). und Berlin: Evangelische
Verlagsanstalt (Lizenzausgabe für die DDR)
(1972]. LXXXX, 444 S. u. IV, S. 445-1008 gr. 8°
Biblischer Kommentar, Altes Testament, hrsg. v. S. Herrmann
u. H. W. Wolf, XV, 1 u. 2.

Die Tatsache, daß der umfangreiche Psalmcnkonimcntar
des nunmehr in Göttingen wirkenden reformierten Theologen
Hans-Joachim Kraus innerhalb von anderthalb Jahrzehnten
bereits die vierte Auflage erreicht hat, zeigt, in
welchem Maße er eine seit den letzten Bearbeitungen der
Psalmen durch Gunkel und Kittel entstandene Lücke geschlossen
hat. Die neu vorgelegte Auflage unterscheidet sich
von der ersten, hier in Band 84, 1959, 7, Sp. 512 ff. und
Band 87, 1962, 6, Sp. 416 ff. besprochenen, eigentlich nur
durch die Erweiterung der Literaturangaben im § 10, die
insgesamt eine Druckseite ausmachen und maximal bis zum
Jahre 1961 reichen ', sowie durch die 16 Seiten umfassenden
ergänzenden Literaturhinweise zum § 10 und den einzelnen
Psalmen, die dem zweiten Bande angefügt sind und
Neuerscheinungen bis zum Jahre 1970 berücksichtigen. Dagegen
sind Übersetzung, Textkritik und Auslegung bis auf
geringfügige Änderungen (z. B. auf den Seiten 13.133. 334.
335.347 und 714) und Korrekturen (z. B. auf den S. 251
und 321) unverändert geblieben. Der angewachsende Literaturnachweis
zeigt am besten, welche Wünsche die Neuauflage
beim Leser offenläßt. Erinnern wir daran, daß
in den letzten Jahren nicht nur das Alter der Bundesvorstellung
in Israel, sondern auch das der Zionslieder mit
von den hier vertretenen Positionen abweichenden Ergebnissen
diskutiert worden ist, wird die Bitte an den in der
gleichen Zeit mit den Problemen der Biblischen Theologie
beschäftigten Verfasser verständlich, seinem Buch in einigen
Jahren, wenn die Diskussion der Grundprobleme der Religionsgeschichte
Israels zu einem überschaubaren Konsens
geführt hat, eine tiefer eingreifende Neubearbeitung zuteil
werden zu lassen, um ihm weiterhin seinen Platz als dem
führenden wissenschaftlichen Kommentar über die Psalmen
zu sichern.

Cappel l). Marburg/Lahn Otto Kalter

1 In der Übersicht S. 974 ist versehentlich die begrenzende
Seitenangabe für den Paragraphen unverändert abgedruckt.
Im Register sind nachzutragen: S. 978 Jes 9, 6 (S. 335) und 16. r>
(S. 334); S. 982 Prov. 22,29 (S. 334) nnd S. 983 Est 7,6 (S. 334).

V JUDAICA

Blumenkranz, Bernhard [Ed.]: Histoire des Juifs en France.

Toulouse: Edouard Privat [1972], 478 S., 36 Taf., 1 Ktc
gr. 8° Collection Franco-Judaica, dir. par B. Blumenkranz
. Kart. ffr. 80,-; Lm. ffr. 90,-.
Als erster Band in der Collection Franco-Judaica wird
jetzt veröffentlicht, was ein Team von Wissenschaftlern,
Juristen, Archivaren und Schriftstellern an Archiv-Material
über die Geschichte der Juden im Territorium des heutigen
Frankreich zusammengestellt und ausgewertet hat. Bernhard
Blumenkranz, der Herausgeber, schrieb außer Einleitung
und Schluß den ersten Teil des Buches: über die