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Ausgabe:

1973

Spalte:

896-897

Kategorie:

Altes Testament

Titel/Untertitel:

Psalmen in der Sprache unserer Zeit 1973

Rezensent:

Bardtke, Hans

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wird auch angegeben, an welchen Stellen die Grabungen
1968 neu einsetzten, um noch offengebliebene Probleme
zu lösen.

Die beiden übrigen Abschnitte des Buches, an Umfang
den ersten Teil bei weitem übertreffend, behandeln nun die
Ausgrabungen und ihre Ergebnisse, und zwar erst „The
Lower City", die Unterstadt (S. 27-109), die am Ende der
Spätbronzezeit zu bestehen aufhörte und seitdem nicht wieder
aufgebaut und besiedelt wurde. Der andere Abschnitt
behandelt die Oberstadt, „The Upper City" (S. 110-200).
Eine sehr instruktive Tafel der historischen und archäologischen
Daten schließt diesen zweiten Teil ab. Es folgen
Appendices in drei Paragraphen, im ersten wird die Identifizierung
Hazors mit dem Teil el-Qedah behandelt, in
§ 2 werden neue Daten mitgeteilt bezüglich der Mittelbronzezeit
II in Hazor selbst (MB II A). Im dritten Paragraph
wird ein Brief aus dem Archiv von Mari mitgeteilt,
den G. Dossin in der Revue d'Assyriologie 64, 1970, 97 ff
veröffentlicht hat und der in der englischen Übersetzung
Malamats aus IEJ 21, 1971, 34 ff mitgeteilt wird. Es handelt
sich, um einen Wirtschaftstext über Zinn-Lieferungen, bei
welcher Gelegenheit der König von Hazor, Ibni-Adad, genannt
wird

Das Kapitel über die Unterstadt ist nach den einzelnen
Ausgrabungsbezirken aufgebaut. Diese werden nacheinander
behandelt in der Reihenfolge C, D, F, E sowie nach weiteren
Bezirken der Unterstadt. Dann folgen drei Abschnitte,
die die Böschung und den Graben als Befestigungsanlagen
würdigen, wobei interessante Querschnitte durch eine solche
Böschung gezeigt werden. Es folgt der Abschnitt über die
Toranlagen in den Bereichen K und F sowie über die Abwässeranlagen
der Stadt. Es folgen die Ausführungen über
die Tempel, nämlich über den Stelae-Tempel im Bereich C,
über den Orthostatentempel im Bereich H und über die
Tempel des Bereiches F sowie über den langen Tempel aus
dem Bereich A der Oberstadt.

In einem Rückblick auf die Grabungsergebnisse in der
Unterstadt schätzt Yadin im Anschluß an Garstang den
Flächengehalt auf 200 acres, der also zehn- bis zwanzigmal
größer ist als einer der größten Teils in Palästina. Pro
acre rechnet er 250 Menschen Einwohner, so daß sich
eine Gesamtzahl von Einwohnern der Unterstadt errechnen
läßt, ca. 50000. Rechnet man die Einwohnerzahl eines acre
nur mit 125 Einwohnern, würde sich die Gesamtzahl auf
25 000 ermäßigen, so daß Yadin auch eine Gesamteinwohnerzahl
von 25 000 - 30 000 erwägt.

In dem großen Abschnitt über die Oberstadt gibt Yadin
zunächst einen allgemeinen Überblick über die verschiedenen
Grabungsfelder. Dann bespricht er die einzelnen
Schichten, die den verschiedenen archäologischen Daten
zugeordnet werden können, so Stratum XII und die israelitische
Besiedlung des Teils. Dann schließt sich die Behandlung
der salomonischen Zeit an, wobei Yadin zugleich in
die vergleichende Archäologie eintritt, indem er die Grabungen
in Gezer und Megiddo, insbesondere an letzterer
Stelle die Grabungen von 1960 und 1966-1967 heranzieht
mit der Entdeckung eines zweiten Palastgebäudes, das mit
seiner Außenmauer zugleich als ein Teil der Stadtmauer
diente. Im Zusammenhang damit wurde festgestellt, daß die
großen Wasseranlagen in ihrem weiteren Ausbau zu ungestörter
Wasserentnahme innerhalb des Stadtareals in die
erste Hälfte des neunten Jahrhunderts zu datieren sind, als
die Aramäer und Assyrer das Leben auf der Landbrücke
Syrien-Palästina unruhiger werden ließen.

Das in der leicht eingängigen Diktion ,die man aus
Yadins Werken gewohnt ist, geschriebene Werk bietet eine
glänzende Darstellung der historischen und archäologischen
Probleme um die Ortslage von Hazor. Am Schluß stellt
Yadin in dem höchst wichtigen Abschnitt XVI fünf Kategorien
auf, nach denen die Ergebnisse der historischen und
archäologischen Forschung zusammengefaßt werden können.

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Einmal die Kategorie der absoluten Übereinstimmung beider
Quellen, der archäologischen und der historischen
Quellen. Diese Kategorie kann auf die Ära Thutmosis III,
auf die Amarna-Zeit, auf die salomonische Ära (1 Kön 9,15)
und auf die Zerstörung Hazors 732 durch Tiglatpileser III
(2 Kön 15, 29) angewendet werden.

Die zweite Kategorie ergibt sich in dem offensichtlichen
Widerspruch zwischen Stratum XII-XI und Richter 4. Richter
4 nennt im Zusammenhang der Debora-Baraq-Schlacht
Sisera als den Feldhauptmann des Königs Jabin von Hazor.
Diese Schlacht gehört in die zweite Hälfte des 12. Jh.s
v. Chr. Man kann nur annehmen, daß hier eine traditions
geschichtlich bedingte Zusammenstellung des Jabin mit
einem späteren Ereignis vorliegt.

Die dritte Kategorie ist die der wahrscheinlichen Verbindung
miteinander, nämlich Stratum XVII und die Mari-
Dokumente sowie Stratum XIII - Josua 11, Ramses II -
Papyrus Anastasi I und schließlich im obersten Stratum I
die Erwähnung in 1 Makk 11,67 zur hellenistischen Zeit.

Die vierte Kategorie stellt dann die Verbindung zwischen
archäologischen Befunden und historischen Daten dar. Letz
tere beziehen sich aber nicht direkt auf Hazor, sondern
haben allgemeineren Charakter. So kann z. B. Stratum VIII
mit der Ahab-Zeit in Verbindung gebracht werden, und die
im Stratum VI festgestellte Zerstörung durch ein Erdbeben
kann mit dem in Arnos 1,1 und Zach 14, 5 (an dieser Stelle
datiert in die Zeit des Königs Uzzia) erwähnten Erdbeben
in Beziehung gesetzt werden. Als letzte Kategorie stellt
Yadin die problematische Verbindung zwischen Stratum XVII
und den Ächtungstexten auf.

Man legt das Buch mit großer Dankbarkeit aus der
Hand. Mit unbestechlichem Forschersinn wird hier eine
schwierige und weitschichtige wissenschaftliche Problematik
vorgetragen, die von der Archäologie her für die Bibelwissenschaft
höchst bedeutsam ist. Die Verbindung zu
Josua 11 wird deutlich gesehen, zugleich aber die nicht auszugleichende
Problematik gegenüber Richter 4 klar beschrieben
. Man versteht den Herausgeber in seinem wissenschaftlichen
Ethos, wenn er in der Vorrede schreibt, daß
durch die Forschungen in Hazor die Grundlagen für die
zukünftige Forschung gelegt worden sind, und diese
Forschung muß die Geschichte „des Hauptes aller dieser
Königreiche" (Jos 11, 10) einbeziehen.

Leipzig Elana Bardtke

Gerstenberger, E., Jutzier, K., u. H. J. Boecker; Psalmen
in der Sprache unserer Zeit. Der Psalter und die Klage
lieder eingeleitet, übers, u. erklärt. Neukirchen: Neu-
kirchener Verlag des Erziehungsvereins; Zürkh-Einsie-
deln-Köln: Benziger 11972]. 256 S. 8°. Kart. DM 9,-.

An Psalmenübersetzungen und überhaupt an Psalmenliteratur
ist gewiß kein Mangel. Trotzdem nimmt man
diese neue Übersetzung gern zur Hand und läßt sich von
ihr führen. Es handelt sich ja, wie der Titel besagt, keines
wegs nur um eine Übersetzung, sondern zugleich um eine
Kurzkommentierung, die sich zusammensetzt aus einer
knappen Einführung in die Psalmen allgemein und aus
einer kurzen Einleitung in jeden einzelnen Psalm, die der
Übersetzung vorangestellt erscheint. Diese Einführung
bringt die Bestimmung seiner Gattung und gibt Hinweise
zum Aufbau und zur Gedankenführung des betreffenden
Stückes. Diese Einführungen sind gut und mit großer
Detailkenntnis ausgestattet. Außerdem geben kurze Fußnoten
Erläuterungen zu einzelnen Versen. Am Ende des
Buches werden Ausführungen zu wichtigen Stichwörtern
wie „arm, elend, verfolgt", .Feind, Frevler, Übeltäter",
„Gebet", „Gerecht, treu (fromm) im AT", „Jahwe", „Leben
und Tod", „Opferkulr" geboten. Auch hier wird bei aller
Knappheit das Wesentliche gesagt. So bieten die Gesamt-

Theologische Literaturzeitung 98. Jahrgang 1973 Nr. 12