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Ausgabe:

1973

Spalte:

835-836

Kategorie:

Judaistik

Titel/Untertitel:

L' Apocalypse d'Élie 1973

Rezensent:

Delling, Gerhard

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835

Theologische Literaturzeitung 98. Jahrgang 1973 Nr. 11

836

Dothan, Trudel, and A Ben-Tor: Excavations at Athienou»
Cyprus, 1971-2 (IEJ 22, 1972 S. 201-208).

Epstein, Ciaire: Early Bronze Age Seal Impressions from
the Golan (IEJ 22, 1972 S. 209-217).

Exum, J. Cheryl: A Literary and Struktural Analysis of the
Song of Songs (ZAW 85, 1973 S. 47-79).

Gerlaman, Gillis: Die Wurzel slm (ZAW 85, 1973 S. 1-14).

Knight, Douglas Allan: Rediscovering the traditions of Israel
(Theol. Dissertation, Göttingen 1972).

Krause, Hans-Joachim: hoj als profetische Leichenklage
über das eigene Volk im 8. Jahrhundert (ZAW 85, 1973
S. 15-46).

Mastin, B. A.: Daniel 2,46 and the Hellenistic World (ZAW

85, 1973 S. 80-93).
Muraoka, Takamitsu: „Essene" in the Septuagint (Revue de

Qumran 8, 1973 Nr. 30 S. 267-268).
Pardee, D.: A Restudy of the Commentary on Psalm 37 from

Qumran Cave 4 (Discoveries in the Judaean Desert of

Jordan, vol. V, n° 171) (Revue de Qumran 8, 1973 Nr. 30

S. 163-194).

Rabinowitz, Isaac: Pesher/Pittärön. Its Biblical Meaning

and its Significance in the Qumran Literature (Revue de

Qumran 8, 1973 Nr. 30 S. 219-232).
Yadin, Y.: A Note on the Bilingual Gssuary-Inscription from

«hirbet Zif (IEJ 22, 1972 S. 235-236).
Yamauchi, Edwin M.: Archaeological Evidence for the

Philistines. A Review Article (The Westminster Theologi-

cal Journal 35, 1973 S. 315-323).

JUDAICA

Rosenstiehl, Jean-Marc: L'Apocalypse d'ßlie. Introduction,
traduction et notes. Paris: Geuthner [1972). 149 S. gr. 8°
= Textes et Stüdes pour servir ä l'histoire du judaisme
intertestamentaire, dir. par M. Philonemko, 1. ffr. 14.-.
Der Aufschwung, den die Erforschung der Literatur des
Judentums der Zeit von 200 v. Chr. bis 200 n. Chr. überhaupt1
in den letzten zwei Jahrzehnten genommen hat, wirkt
sich u. a. in der Gründung mehrerer Reihen aus, die Monographien
zu diesem Bereich aufnehmen, der „Studia Post-Bi-
blica" (seit 1959), der „Arbeiten zur Geschichte des (Spätjudentums
, heute:) antiken Judentums und Urchristentums"
(seit 1961), der „Arbeiten zur Literatur und Geschichte des
hellenistischen Judentums" {seit 1968). Nun tritt mit den
Textes et Stüdes . . . eine neue Serie ans Licht, der der Herausgeber
M. Philonenko im Vorwort zu Band 1 ein spezifisches
Profil gibt: Mit den Entdeckungen von Qumran steht
die Erforschung insbesondere der jüdischen Literatur der
Jahrhunderte v. Chr. vor einer neuen Situation; daher
die Notwendigkeit neuer Bearbeitungen der sog. zwischen-
testamentlichen Schriften und der mit ihnen zusammenhängenden
Sachprobleme im Rahmen der Literatur des antiken
Judentums überhaupt2.

In seiner kritischen Bearbeitung der Apokalypse des Elia
(AE) ist J.-M. Rosenstiehl denn auch bemüht, die Linien zu
den neuen Texten von Qumran zu ziehen; jedenfalls ist nach
ihm die Quelle zu AE 3 [31,14-44,2]3 essenischen Ursprungs1
. Zumal in den Anmerkungen zur Übersetzung der
beiden koptischen Texte (S. 79-116) sind freilich weit zahlreicher
die Querverbindungen zur sog. zwischentestament-
lichen, speziell zur apokalyptischen Literatur des Judentums
der späteren Antike überhaupt, in der R. durchaus zu Hause
ist. Nicht zuletzt ergeben sich häufig Rückbezüge auf das
Alte Testament (z. B. betont R. das Nachwirken von Exodus,
S. 47-50). Die neutestamentlichen Parallelen, hauptsächlich
zur Apc, werden wohl notiert; angesichts der Fülle des - in
verschiedenem Grade - verwandten Stoffes, den R. aus anderen
Texten anzuführen vermag, legt sich ihm jedoch offenbar
nur selten die Erwägung eines neutestamentlichen5 und
damit eines christlichen Einflusses auf AE nahe". Im allgemeinen
nimmt R. freilich zu der Frage nicht ausdrücklich
Stellung7, sondern registriert, nachdem er eine oft stattliche
Reihe von jüdischen Texten angeführt hat, schließlich auch
einen (oder einige) neutestamentliche(n). In manchen Partien
der AE finden sich tatsächlich wenig neutestamentliche
Anklänge, in anderen sind sie m. E. um so bemerkenswerter.

Nach R. wurde die Grundlage der heutigen AE im 1. Jh.
n. Chr. in Ägypten verfaßt und im 3.8 umgearbeitet (S. 9).
Auf das letzte weisen nach R. Anspielungen auf Ereignisse
der 2. Hälfte des 3. Jh.s in AE 2,23-45 [27,1-32,14] (S. 64
bis 67). Bei dem „iKönig der Ungerechtigkeit" in 2,1-13
[24,13-26,18] könne man an M. Antonius denken (S. 72f)n.
In AE 3, der, wie R. sagt, Legende vom Antichrist (dem Sohn
der dro/ua 10), sei mit diesem ursprünglich Hyrkan II. als
Verfolger der Gruppe von Qumran gemeint, die unter der
Jungfrau Tabitha zu verstehen sei (S. 69). Bei dem Motiv
(Jung)frau/Gemeinde benutzt der Vf. nach R. nicht Apc Joh,
sondern eine mit dieser gemeinsame Quelle (S. 70). AE 3 ist
vor 40 n. Chr. abgefaßt (S. 71). AE 1 [19,1-24,13] schließlich
soll AE 2 paränetisch vorbereiten (S. 25). - In AE liegen
wiederholt Dubletten bzw. auch mehrfache Parallelen vor
(S. 28-36); der Vf. - nunmehr der des 3. Jh.s - benutzt dieses
Verfahren als redaktionelles Mittel (S. 37). Was er damit
beabsichtigt, bedürfte freilich wohl noch weiterer Klärung.

Neben den Problemen der Komposition und des geschichtlichen
Horizonts sowie dem Befund in Bezug auf Testimonien
und Texte widmet R. seine Aufmerksamkeit auch der
Frage des religionsgeschichtlichen Hintergrundes der AE
über das Judentum hinaus. Die religiösen Ideen der AE
selbst werden unter den Stichwörtern Gott, der Gesalbte,
der Sohn der Ungerechtigkeit, die Menschen skizziert (S. 51
bis 59). Für die weitere Erschließung der AE wird u. a. ein
Index der griechischen Wörter nützlich11. - J.-M. Rosenstiehl
ist zu danken, daß er durch seine Bearbeitung nachdrücklich
auf die AE aufmerksam gemacht und sich insbesondere
darum bemüht hat, sie zunächst vor allem in das
antike Judentum einzufügen. Damit ist eine Grundlage gegeben
für die spezielle Analyse der verschiedenen Stücke
der AE und die weitere Untersuchung der geistesgeschichtlichen
Zusammenhänge, in die sie hineingehört. Dadurch
gewinnt auch die Prüfung der Relation der einzelnen Passagen
zum Neuen Testament festeren Grund.

Halle/Saale Gerhard Delling

1 Auch abgesehen von den neuen Texten vom Toten Meer.

2 S. 7. Vgl. dazu die ebenfalls von M. Philonenko herausgegebenen
Veröffentlichungen Pseudepigraphes de l'Ancien Testament et manu-
scrits de la mer Morte, deren Heft 1 1967 in den Cahiers d'histoire et
de Philosophie rellgieuses erschien.

3 R. nimmt eine neue Einteilung vor; wir setzen dazu mit Rücksicht
auf den Leser, der R.s Bearbeitung nicht zur Hand hat, in ( ) Seite
und Zeile der achmimischen Handschrift nach Georg Steindorff, Die
Apokalypse des Elias, TU 17,3a, Leipzig 1899. S. 1-18 der Hs. haben
mit EA nichts zu tun (Steindorff S. 9—15).

* Etwa hinsichtlich der — nach Dupont-Sommer qumranischen — Vorstellung
vom leidenden Messias, zu 3,33 (35,2f).

5 S. 61—63 setzt sich R. auseinander mit E. Schürer, der in ThLZ 24.
1899, 4—8, spez. 7 auf zahlreiche Reminiszenzen an das Neue Testament
aufmerksam machte. Zu AE 1,7 (20,6—10) wird die Annahme christlichen
Einflusses als unnütz zurückgewiesen (S. 49). 1,6 (20,2—6) erinnert
auffallend an 1 Joh 4,9; in AE 1,7 wird gesagt, daß er (wohl: der Sohn
Gottes) sich in einen Menschen verwandelte und kam, um uns zu erlösen.

« So fragt er zu 1,2 (19,6f>, ob hier 1 Joh 2,15-17 einwirkt - V. 15
begegnet tatsächlich wörtlich in AE 1,2 -. In 3,45 (36,12-14) ist nach
R. (zu 3,48) an eine christliche Änderung zu denken. Dagegen deutet
er zu 3,3 (31,19—32,4), wo er eine Umarbeitung durch einen Abschreiber
annimmt, nichts von christlichem Einfluß an, obwohl hier vom Zeichen
des Kreuzes die Rede ist, das dem Gesalbten bei seinem Kommen auf
den Wolken des Himmels vorangeht.

7 Zu 3,8f (33,1-5) wird die tatsächlich auffallende Parallele zu
Mt 11,5 notiert und die Frage der Beziehungen beider Texte zueinander
offengelassen (reste ouverte), der Einfluß von Jes 35,5f (29,18) jedoch
offenbar in den Vordergrund gestellt.

y Ende des 3. Jh.s: S. 75. Die achmimische Hs. ist Ende des 3. oder
Anfang des 4. zu datieren (S. 20).

9 Zwischen 2,13 und 2,23 ist eine Lücke in beiden koptischen Texten.

1(> Vgl. 2 Thess 2,3. Die Bezeichnung kommt außer in 1,10 (21,2) nur
in 3 vor (12mal). Auch vom Gesalbten ist nur in 3 die Rede (16mal; in
3,1.55a.64 (31,17f; 38,11; 40,5f) handelt es sich allerdings um den Anspruch
des Sohnes der Gesetzlosigkeit, der Gesalbte zu sein), ebenso
von der „Jungfrau" (s. u.).

11 Für die koptischen Texte bleibt man weiter auf die Edition Steindorff
(s. o. Anm. 3) gewiesen, der auch ein Glossar zum achmimischen
Text beigegeben ist.