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1973

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Altes Testament

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Theologische Literaturzeitung 98. Jahrgang 1973 Nr. 11

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des Kodex Add 19656 (S. 30a-234b). Sie wurde laut Kolo-
phon im Jahre 1201 H./1786 n. Chr. kopiert. Der arabische
Text weist viele Verschreibungen auf.

B 237 der DMG liegt mir nicht vor. Die Hs wird von Cohn
(a.a.O. S. 16f) als Fragment beschrieben, das nur die Kapitel
6-12 vollständig enthält. Cohns Edition des 10. Kapitels
zeigt ebenfalls viele Mißkopierungen in der Hs. Das
Alter ist nicht angegeben.

Ryl. Sam. 155 ist eine für M. Gaster im Jahre 1908 angefertigte
samaritanisch-hebräische Übersetzung in vorbildlicher
samaritanischer Majuskelschrift.

Ryl. Sam. 156 ist eine weitere Übersetzung ins Samarita-
nisch-Hebräische für M. Gaster aus dem Jahre 1913. Sie
stammt von einem anderen Übersetzer und differiert mit
Ryl. Sam. 155. Am Anfang und Ende hat Wassereinwirkung
den Text unleserlich gemacht. Beide Hss sind ziemlich frei
übersetzt.

Or. 10813 ist eine arabische Kopie jüngeren Datums, aber
von guter Qualität.

Or. 10876 stammt aus dem Jahre 1324 H./1906 n. Chr. Der
arabische Text ist in samaritanischen Minuskeln von einer
schlechten Vorlage abgeschrieben. Die Verschreibungen in
der Vorlage sind buchstabengetreu in samaritanische Schrift
übertragen, daher ist die Qualität dieser Hs schlecht.

Die Hs der Ambrosiana liegt mir nicht vor.

Trotz unzähliger Abweichungen der einzelnen Hss, die
größtenteils durch Mißkopierungen entstanden sind, gibt
es nur wenige inhaltliche Varianten, so dafj man abschließend
sagen kann, daß die Kollationierung der erwähnten
Hss eine ziemlich sichere Basis für das Verständnis des Textes
gibt, bei der nur wenige Passagen ungeklärt bleiben.

Noja bedauert, dafj er die beiden Hss der Sassoon Library
(vgl. D. S. Sassoon, Ohel Dawid. Descriptive Catalogue of
the Hebrew and Samaritan Manuscripts in the Sassoon Library
, London. Vol. II. London 1932, Cod. 716 und 385)
nicht habe heranziehen können (S. 4). Das ist in der Tat bedauerlich
, denn der Kodex 716 stammt aus dem Jahre
748 H.'1347 n. Chr. und ist die älteste Hs des K. al-käfl, die
wir kennen. Ihr arabischer Text ist in samaritanischen Majuskeln
geschrieben und enthält nur geringfügige Auslassungen
. Die fehlenden Wörter und Buchstaben sind aber in
späterer Zeit nachgetragen worden. Die Hs bringt für die
sprachlichen Unstimmigkeiten in den obenerwähnten Hss
eine Klärung. Sassoon 385 ist dagegen von schlechter Qualität
.

Ergänzend seien hier noch die restlichen mir bekannten
Hss des K. al-käfT kurz erwähnt:

1. Berlin, Orientinstitut der FU, Abt. Semitistik/Arabistik.
Ms Sam 32 (1962; arabisch) u. Ms Sam 33 (1958; sam.-hebr.
Übersetzung).

2. Berlin, Staatsbibliothek, Or 4° 965 (1900; arabisch).

3. Cambridge, Girton College (vgl. H. Loewe, Catalogue
of the Printed Books and of the Semitic and Jewish Mss.
in the Mary Frere Hebrew Library at Girton College, Cambridge
. Cambridge o. J. S. 6, Nr. 12).

4. Jerusalem, Jewish National and University Library.
Ms Sam 7.

5. Manchester, Privatbesitz P. R. Weis, Manchester University
(1883; arabisch; Arbeitstext von 'Abd al-'Al, a.a.O.).

6. New York, Jewish Theological Seminary (1865; arabisch
; vgl. E. N. Adler, Catalogue of Hebrew MSS. in the
Collection of Elkan Nathan Adler. Cambridge 1921. S. 155,
Nr. 1595).

Die Übersetzung Nojas, die ich partiell mit den arabischen
Originaltexten verglichen habe, ist gut. Sie folgt dem Londoner
Basistext und berücksichtigt bei Verschreibungen desselben
die anderen Hss. Noja wählt eine schlichte Diktion,
um möglichst wenig an eigener Interpretation in die Übersetzung
einfließen zu lassen, da kein edierter Text zum Vergleich
vorliegt. Da er den Text zu erschließen verstanden
hat, verwundert es, daß er gänzlich auf eine zusätzliche eigene
Erklärung des Textes verzichtet und dazu ausschließlich
Zitate aus der Sekundärliteratur heranzieht. Zwar ist
es besser, einen kompetenten Autor direkt zu einem Problem
sprechen zu lassen als ihn umständlich zu interpretieren,
Noja hat aber nicht immer Passendes zu einer Textstelle
in der Sekundärliteratur gefunden und führt daher auch Zitate
an, die nichts Wesentliches zur Erläuterung der Textstelle
aussagen. Der Verzicht auf eigene Anmerkungen führte
aber auch zu Umständlichkeiten. So teilt Noja (S. 168, Anm.
1) dem Leser nicht mit eigenen Worten mit, daß der Londoner
Basistext am Ende inmitten eines Satzes abbricht, sondern
er zitiert diese banale Feststellung aus dem Katalog von
Cureton-Rieu (a.a.O. S. 519). Er hätte hinzufügen müssen,
daß auch die übrigen Hss, Sassoon 716 eingeschlossen, an
dieser Stelle abbrechen. Trotzdem kann man das K. al-käfT
in der überlieferten Form nicht als Fragment ansehen, denn
das eigentliche Werk ist mit dem 31. Kapitel abgeschlossen,
und das fragmentarische 32. Kapitel enthält nur unwesentliche
Nachträge.

Noja bietet leider keine vollständige Übersetzung des
K. al-käfl. Er läßt viele Textstellen unübersetzt und sagt
leider nichts darüber, warum und nach welchen Gesichtspunkten
er solche Stellen in der Übersetzung nicht berücksichtigt
hat. Zwar wird eine Auslassung kenntlich gemacht,
der Leser erhält aber keine Hinweise auf den Umfang der
Auslassung und kann ihn nur anhand der angegebenen Paginierung
des Basistextes abschätzen; deshalb halte ich eine
kurze Bemerkung dazu für erforderlich:

Noja läßt ungefähr ein Fünftel des Textes in der Übersetzung
aus. Die meisten unübersetzten Textstellcn bieten
keine Übersetzungsschwierigkeiten. Sie enthalten einen Teil
der ohnehin schon knappen Beweisführung al-'Askaris zu
einer Gesetzesnorm. Noja hielt offenbar den bereits übersetzten
Teil der Beweisführung für ausreichend und überging
den Rest. Noja übersetzt den Werktitel: »il libro suffi-
ciente« per chi nella conoscenza del libro d'Iddio e sodisfatto
(S. 11) in Anlehnung an die nicht zutreffende Übersetzung
im Katalog Cureton-Rieu und läßt die nachfolgenden Erläuterungen
al-'Askaris zum Werktitel aus, weil alle ihm vorliegenden
Hss - offenbar auch der Text der Ambrosiana -
korrupt sind (vgl. Londoner Basistext S. 32b-33a; dagegen
ist Sassoon 716 S. 6, Zeile 19-27 nicht korrupt). Ein Deutungsversuch
dieser ausgelassenen Stelle hätte ihn wahrscheinlich
meiner eingangs gegebenen Übersetzung des Titels
näher gebracht. Auch einen Hinweis al-'Askaris, daß er
in seinem Werk die unterschiedlichen Meinungen berücksichtigt
habe, die in Diskussionen auf Gelehrtenversammlungen
, unter Schuloberhäuptern, in den Sitzungen vor den
Toren der Gotteshäuser und auf den Turnierkampfplätzen
geäußert worden seien, übersetzt Noja nicht. Das hätte zumindest
eine Anmerkung verdient; statt dessen fehlt dieses
Mal sogar der Hinweis auf die Auslassung (vgl. Londoner
Basistext S. 32b; Noja S. 10; die Stelle fehlt nach dem 2. Absatz
).

Trotz der aufgezeigten Mängel ist die Übersetzung Nojas
ein wesentlicher Beitrag zur Erschließung des K. al-käfT,
denn sie gibt einen guten Einblick in die halachische Tradition
der Samaritaner des 11. Jahrhunderts unserer Zeitrechnung
.

Berlin Heinz Pohl

Amsler, Samuel: Les prophetes et la politique (RThPh 106,

1973 S. 14-31).
Avigad, N.: Excavations in the Jewish Quater of the Old

City of Jerusalem, 1971 (IEJ 22, 1972 S. 193-200).
Clowney, Edmund P.: The Final Temple (The Westminster

Theological Journal 35, 1973 S. 156-189).
Demensky, A.t ,Dark Wine' from Judah (IEJ 22, 1972 S. 233

bis Z34).