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Ausgabe:

1973

Spalte:

830-834

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Yūsuf Ibn-Salāma al-ʿAskarī, Muhaḏḏib-ad-Dīn

Titel/Untertitel:

Il Kitāb al-kāfī dei Samaritani 1973

Rezensent:

Pohl, Heinz

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829

Theologische Literaturzeitung 98. Jahrgang 1973 Nr. 11

830

Erst werden die Bereiche des Todes wie Grab, Gefängnis,
Zisterne, Fallgrube, Sturzflut und Meer, die Wüste, die Nacht
gezeichnet und mit vielen Abbildungen belegt. Dann werden
die „Feinde des Einzelnen" dargestellt, (Dämonen und Verbrecher
, dann werden die in Vergleichsform erfolgenden
Aussagen über die Feinde im Hinweis auf Tiere, Jagdszenen
und über die Vergänglichkeit der Ruchlosen behandelt.
Auch die Feinde des Volkes werden in die Betrachtung einbezogen
.

Den grofjen Sachabschnitt macht der Tempel aus, wobei
der Tempelberg, die Tore, die Vorhöfe, die Altäre, das Haus
Jahwes, das Zeltproblem (bei Besprechung der Ausstattung
des Hauses Jahwes) besprochen werden, und schließlich die
Reflexion auf die Bedeutung des Tempels (S. 151-155) ausgedehnt
wird, wobei der Vf. die Anschauung des douterono-
mistischen Geschichtswerkes über den Tempel als „die Stätte,
da man den Namen Jahwes anrufen kann", als „eine starke
Gehaltsverminderung" bezeichnet gegenüber der Bedeutung
des Tempels im kanaanäischen Raum und „in der frühen
Königszeit wohl auch in Israel" (S. 155).

Dann folgen in einem weiteren umfangreichen Abschnitt
die Darstellungen der Gottesvorstellungen, gegliedert nach
den drei großen Gesichtspunkten „Gott im Tempel", „Gott
in seiner Schöpfung" und „Jahwe in der Geschichte". Unter
dem letztgenannten Thema wird behandelt der „Krieger",
„Jahwe als Schild" und der „Führungsgott Jahwe". Ein Exkurs
schließt diesen Abschnitt ab, überschrieben mit „Ab-
renuntiation (S. 210-220). In diesem Abschnitt wird gewandt
und umfassend die allmähliche Abgrenzung Israels gegenüber
den anderen Göttern auf Grund des Alleinanspruchs
Jahwes skizziert, aber auch die Abgrenzung von der kriegerischen
Macht anderer Götter und deren Völker gezeigt.
In diese „abrenuntiatio" ist hineingenommen die Vernich-
tigung des Menschen, die in der Entsagung gegenüber der
eigenen Macht und der eigenen menschlichen Herrlichkeit
sich vollzieht. Der Mensch ist nichtig und hinfällig, Gott
aber bleibt derselbe. Von daher muß die Absage an die
Mächtigen der Welt verstanden werden.

Natürlich mußte auch ein Abschnitt der Königsvorstellung
im Alten Testament und speziell in den Psalmen gewidmet
werden, da der Psalter doch eine Reihe von Königspsalmen
enthält, die mitunter der Deutung große Schwierigkeiten
bereiten (S. 224-285). Folgende Abschnitte bildet der Verfasser
: Erst werden Geburt und Kindheit des Königs behandelt
, dann die Inthronisation, dann der König als Tempelerbauer
und Priester, und zuletzt die beiden Bereiche
„Repräsentation und die Förderung der Mächte des Lebens"
und „Die Abwehr der Feinde". Hier hat der Vf. auf Grund
eines großen Sammlcrflcißes ein reiches ikonographisches
Material vorgelegt, für das man ihm nur dankbar sein kann.
In seinem Nachwort (S. 332) greift er noch einmal die Problematik
der Königspsalmen auf und betont, daß die prophetische
Theologie kritisch und ablehnend gegenüber dem irdischen
Königtum sich verhielt. Wenn das in den Psalmen
nicht zum Ausdruck komme (Ps 149!), so liege das darin
begründet, daß die Psalmen die offizielle Voltosfrömmigkeit
vertreten. Der Vf. versucht, die Königspsalmen für die moderne
Frömmigkeit eingängig zu machen, weist dann aber
doch auf das Neue Testament hin, das die altorientalische
Königsvorstellung eben durch jene Königspsalmen auf Jesus
überträgt. „Nur für die Heraufkunft seines Reiches kann
man so bedingungslos beten, wie es die Königspsalmen
tun" (S. 332). Damit aber schließt er sich praktisch doch der
prophetischen Theologie an, indem er das Neue Testament
heranzieht. In der Christusgestalt kommt die prophetische
Kritik am irdischen König zur Vollendung.

In seiner Einleitung betont der Vf., daß es zwei Zugänge
zur Welt des Alten Orients gäbe, die Sprache und die Bilder
, die Philologie und die Ikonographie. Die altorientalischen
Texte sind für den Gebrauch durch die Bibelwissenschaft
schon lange übersetzt und ausgewählt und interpretiert
worden. Auch die Ikonographie ist in Versuchsbänden
vorgelegt worden. Es sei erinnert an Greßmann, Jeremias,
an ANET und ANEP, an Winton Thomas und andere Forscher
. Jetzt hat der Vf. den äußerst dankenswerten Versuch
unternommen, speziell für die Psalmen das ikonographische
Material so zusammenzutragen und aufzubereiten, daß es
für die Exegese der Psalmen bereitsteht. Große, gut gearbeitete
Literatur- und Bibelstellenregister erschließen das
Buch großartig. Für alles sei dem fleißigen, kenntnisreichen
Verfasser aufrichtig Dank gesagt.

Leipzig Hans Bardtke

Noja, Sergio: II Kitäb al-Kafi dei Samaritani. Presentazionc

di G. Galbiati. Napoli: Istituto Orientale di Napoli 1970.

XVI, 176 S. gr. 8° = Pubblicazioni del Seminario di Semi-

tistica a cura di G. Garbini. Ricerche VII.

Das Kitäb al-käfi gehört zu den frühesten Werken der
samaritanisch-arabischen Literatur. Es wurde im Jahre 433
H./1042n.Chr. begonnen, wie der Verfasser Saläma b. Yüsuf
al-'Askari in der Einleitung selbst angibt. Sein voller Titel
lautet: Kitäb al-käfi li-man kän bi-l-ma'rifa li-kitnb allnh
muwäfl („Das Buch, welches für den ausreicht, der die Kenntnis
des Buches Gottes sucht").

Das Werk ist eine Sammlung von Normen der praktischen
Halacha und will dem Gläubigen ein hinreichender Leitfaden
zu gesetzestreuem Verhalten im Alltag sein. Zur Entstehung
des Werkes bemerkt der Vf., daß er die Gesetzesvorschriften
aus den Aufzeichnungen von Priestern und
Rcchtsgelehrten zusammengetragen habe und diese Vorschriften
im Einklang mit den Lehrmeinungen der Autoritäten
seiner Zeit stünden. Auf welche Autoritäten er sich
stützt, läßt sich seinem Werk nicht entnehmen, denn keine
der Autoritäten ist namentlich erwähnt. Die häufig wiederkehrende
Wendung: „Es sagte der Saih" läßt sich nicht erkennen
, ob sich der Vf. auf eine in der arabischen Literatur
durchaus übliche Weise immer wieder selbst in Erwähnung
bringt oder damit auf eine andere Quelle verweist. ('Abd
al-'Al [A Comparative Study of the Unedited Work of Abu
'1-Hasan al-Süri and Yüsuf ibn Salamah. Diss. Leeds 1957,
S. 108) ist der Ansicht, daß sich al-'Askari u. a. auf einen
Saih Gauhariya stütze. Diese Annahme beruht aber auf einem
Obersetzungsfehler.)

Das K. al-käfi ist frei von weitschweifiger Diskussion, wie
sie in den meisten samaritanisch-arabischen Werken zu finden
ist. Die Gesetzesvorschriften werden in knapper Form
dargelegt, und die Beweisführung beschränkt sich auf die
Anführung eines oder zweier Zitate aus dorn samaritanischen
Pentateuch als Belegstelle. Detailfragen werden in Form von
Frage und Antwort erörtert, ein zusätzlicher Kommentar
wird nicht gegeben. Das Werk hat die Gestalt eines Gesetzkodex
. Es wurde daher auch mehrmals mit dem Misne
Tora des Maimonides verglichen. Jedoch würde ein derartiger
Vergleich die Stellung des Werkes innerhalb der hala-
chischen Literatur der Samaritaner überbewerten. Das K.
al-käfi hat durchaus nicht die herausragende Stellung im
samaritanischen Schrifttum wie die kodifikatorische Arbeit
des Maimonides innerhalb der jüdischen Halacha, noch kann
es sich in Umfang, Ausführlichkeit und Niveau der Darlegungen
mit diesem messen. Dem K. al-käfi steht ein sama-
ritanisches Werk, das aus der gleichen Zeit stammt, ebenbürtig
zur Seite: das Kitäb at-Tabbäh des Abu 1-Hasan as
Süri. Dieses Werk befaßt sich nicht ausschließlich mit hala-
chischen Normen, sondern behandelt daneben auch philosophische
und theologische Fragen und ist somit teils Gesetzeskodex
, teils Kommentar. Spätere Kommentare, wie das Kitäb
masä'il al-hiläf des Munaggä b. Sadaqa (Ende des 12. Jh.
n. Chr.) und das Kitäb al-farä'id des Ibn Kattär (Ende des
13. Jh. n. Chr.), geben eine umfassendere Darstellung der ha-
lachischen Normen als das K. al-käfi, das keineswegs so