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Ausgabe:

1973

Spalte:

819-825

Kategorie:

Bibelwissenschaft

Autor/Hrsg.:

Schmidt, Werner H.

Titel/Untertitel:

Wörterbuch zur Bibel 1973

Rezensent:

Friedrich, Gerhard

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819

Theologische Literaturzeitung 98. Jahrgang 1973 Nr. 11

820

Schumann, Breno: Um credo para nossa epoca: Existe
isso? (Estudos Teolögicos 12, 1972 S. 70-79).

Weber, Wilhelm: Das Lutherische Theologische Seminar in
Enhlanhleni (Missionsblatt 65, 1973 S. 3-11).

BIBELWISSENSCHAFT

Schmidt, Werner H., u. Gerhard Delling: Wörterbuch zur
Bibel. Hamburg: Furche-Verlag; Zürich: Theologischer
Verlag; Berlin: Haupt-Bibelgesellschaft (1971). 694 S. 8°.

Theologisches Begriffslexikon zum Neuen Testament, hrsg.
v. L. Coenen, E. Beyreuther, u. H. Bietenhard. I. u. Et Wuppertal
: Brockhaus [1965-1971]. XLVI, XXX, 1536 S. 4°. Lw.
DM 118,-.

Wir leben im Zeitalter der Lexika. In allen Zweigen der
Wissenschaft erscheinen nicht mehr so häufig wie früher
große Zusammenfassungen eines Gesamtgebietes, von einem
einzigen Autor geschrieben, sondern Nachschlagewerke mit
Stichrworten, in alphabetischer Reihenfolge geordnet, verfaßt
von einer Vielzahl von Mitarbeitern. Die meisten Autoren
halten sich nicht mehr für kompetent, in kurzer Zeit
einen Überblick über den ganzen Stoff zu geben, und wenn
sie sich längere Zeit mit der Materie beschäftigt haben, laufen
sie Gefahr, die Weiterentwicklung und die erschienene
Literatur nicht berücksichtigt zu haben. In Zeitnot leben auch
die Leser. Sie möchten sich möglichst schnell über einen bestimmten
Stoff zuverlässig orientieren. Das tut man am besten
, wenn man zu einem guten Lexikon greift.

Auch zur Orientierung über die Bibel gibt es eine ganze
Reihe kleinerer und größerer Nachschlagewerke, zum Teil
von deutschen Autoren verfaßt, zum Teil aber auch aus dem
Ausland übernommen und in das Deutsche übertragen. Ohne
vollständig alle Werke aufführen zu wollen, nenne ich ohne
jegliche Wertung und Stellungnahme: G. Richter, Deutschas
Wörterbuch zum NT, in: Regensburger NT 10 (1962); R.
Luther, Neutestamentliches Wörterbuch, in: Urchristliche Botschaft
2416 (1963): W. Bauer, Griechisch-Deutsches Wörterbuch
zu den Schriften des NT und der übrigen urchristlichen
Literatur5 (1963); H. Fries, Handbuch theologischer Grundbegriffe
I (1962); II (1963); E. Osterloh, H. Engelland, Biblisch
-Theologisches Handwörterbuch zur Lutherbibel und zu
neueren Übersetzungen* (1964); W. Barclay, Aus dem Wortschatz
des NT, Bibel in der Zeit 10 (1966); B. Reicke, L. Rost,
Biblisch-historisches Handwörterbuch I (1962); II (1964); III
(1966); Th. Schlatter, Calwer Bibellexikon2 (1967); J. B.
Bauer, Bibeltheologisches Wörterbuch I u. II'1 (1967); X. Leon-
Dufour, Wörterbuch zur biblischen Botschaft2 (1967); H.
Haag, Bibel-Lexikon2 (1968); A. Grabner-Haider, Praktisches
Bibellexikon (1969); G. Cornfeld/G. J. Botterweck, Die Bibel
und ihre Welt I und II (1969); F. Rienecker, Lexikon zur Bibel
(1972); A. Negev, Archäologisches Lexikon zur Bibel
(1972); G. Kittel, G. Friedrich, Theologisches Wörterbuch
zum NT I-IX (1933-1972).

In dem „Wörterbuch zur Bibel" von W. H. Schmidt und
G. Delling werden die Autoren nicht in der Reihenfolge des
Alphabets genannt, sondern entsprechend der Anordnung
der Artikel, zuerst der Alttestamentler Schmidt und dann
erst der Neutestamentier Delling. Während alle neutesta-
mentlichen Beiträge von G. Delling stammen, sind die Artikel
über das AT von W. H. Schmidt und seinem Schülerkreis
verfaßt, ohne daß im einzelnen kenntlich gemacht ist, von
wem der Abschnitt stammt.

Bei den etwa 330 nach dem Alphabet geordneten Stichworten
sind nicht alle in der Bibel vorkommenden Wörter bearbeitet
. Es fehlen z. B. Abhandlungen über Alter - Älteste,
Drache - Schlange, Ehescheidung - Hurerei - Unzucht,
Frau - Jungfrau - Mutter - Witwe, Lamm, gesund - heilen
- Krankheit, salben, schwören, Wüste, Wunder und
Zahl. Von biblischen Gestalten wird nur Abraham

dargestellt, nicht dagegen werden Adam, Moses, Elias
und David erwähnt. Bisweilen werden mehrere Wörter
zu einer Einheit zusammengefaßt, weil sie inhaltlich
zusammengehören, wie z. B. fasten, nüchtern sein
und Enthaltsamkeit; Gebot und Gesetz; Herde und
Hirt; Kraft, Gewalt und Allmacht; Kranz, Krone, Siegespreis
und Kampf; Krieg und Waffen; Land, Staub und Erde. Auch
gegensätzliche Paare werden gemeinsam behandelt, wie bekennen
, verleugnen und sich schämen; Glaube und Unglaube;
Jünger und Lehrer; reich und arm; rein und unrein. Bei anderen
Artikeln ist das Nacheinander das zusammenfassende
Prinzip wie z. B. bei Saat, Ernte und Frucht. Da man von den
hebräischen und griechischen Wörtern ausgeht, kann man
auch Wörter zusammenstellen, die im Deutschen nicht ohne
weiteres zusammengehören, wie z. B. dienen, verehren und
anbeten; Friede und Heil; Herrlichkeit, Ehre und verherrlichen
; Lobpreis und Segen; Ankunft und Ende.

Zur Eigenart des Wörterbuches zur Bibel gehört es, daß
nicht nur eine Fülle von Belegstellen aus dem AT und NT
gegeben wird, sondern daß die wichtigsten Texte nach der
revidierten Lutherbibel-Übersetzung zitiert werden. Man ist
beim Lesen immer wieder erstaunt, wieviel Material die Artikel
enthalten. Dieses wird nicht nur gesammelt, sondern
auf wenig Raum wird oft eine klare Deutung gegeben. Durch
das reiche Material und die präzise Konzentration auf das
Wesentliche übertreffen die Ausführungen des Wörterbuches
zur Bibel viele ähnliche Werke. Auf Literaturangaben ist verzichtet
worden.

In dem „Theologischen Begriffslexikon zum Neuen Testament
" werden auf 1512 Seiten von etwa 100 Autoren in ungefähr
250 Abschnitten 190 hebräische Wörter und 1300
griechische Wortgruppen behandelt. Die meisten Mitarbeiter
sind Pfarrer. Es finden sich aber auch Beiträge von S.
Aalen, H. Baltensweiler, G. R. Beasley-Murray, U. Becker, O.
Betz, E. Beyreuther, H. Bietenhard, O. Böcher, E. Brandenburger
, H. Eßer, G. Härder, O. Hofius, P. Jacobs, E. Kamiah,
R. Mayer, F. Merkel, O. Michel, R. Morgenthaler, W. Mundlc,
K. H. Rengstorf, W. Schmithals, J. Schneider, H. Seebaß, M.
Seitz, K. Wegenast und S. Wibbing. Unter einem deutschen
Stichwort werden die griechischen Wörter, die sachlich zusammengehören
, zusammengefaßt und ihre Bedeutungen
diachronisch dargelegt. Man will den „Wandel im Laufe der
Geschichte und in der Wechselbeziehung zu ihr nachspüren,
von der klassischen Grazität bis hinein in die Umwelt des
NT, mit einem besonderen Augenmerk auf ihren Gebrauch
in der Septuaginta". Die Anordnung der deutschen Stichworte
erfolgt nach dem Alphabet. Auch im Theologischen
Begriffslexikon werden nicht sämtliche Wörter des NT behandelt
, sondern nur solche, „die für Inhalt und Gestalt der
neutestamentlichen Verkündigung besondere Bedeutung gewonnen
haben". Da nicht etymologische Gesichtspunkte, sondern
inhaltliche Beziehungen für die Zusammenstellung der
Wörter ausschlaggebend sind, werden Wörter des gleichen
Wortstammes unter verschiedenen Stichworten behandelt.
So findet man z. B. q°a!vo> bei „Licht", imcp&rtia dagegen bei
„Offenbarung". Umgekehrt werden Wörter, die etymologisch
nichts miteinander zu tun haben, unter einem Stichwort vereinigt
, weil sie in einem inhaltlichen Zusammenhang zueinander
stehen. So z.B. yn/ie'o, uoiy/!>«i und vbfHfH bei „Ehe".

Über die sachgemäße Form eines Begriffswörterbuches
hat man sich in der Sprachwissenschaft viele Gedanken gemacht
. Meist wendet man sich, wenn man für ein Begriffswörterbuch
eintritt, mit scharfen Worten gegen das alphabetische
Prinzip der Anordnung, weil dieses eine „zufällige,
sinnwidrige, oft groteske Ordnung" für diesen Zweck ist1.
„Mit einem sinnvoll geordneten Sprachschatz verglichen,
nimmt sich das alphabetische Lexikon aus wie eine alphabetisch
geordnete Bibliothek oder ein so geordnetes Museum
oder wie das Haus jenes Mannes, der seinen Haushalt nach
dem ABC eingerichtet hatte, da kam das Kind neben die
Kohle, auf der anderen Seite der Käse."-' Darum fordert