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Ausgabe:

1973

Spalte:

813-815

Kategorie:

Allgemeines

Autor/Hrsg.:

Michels, Thomas

Titel/Untertitel:

Sarmenta 1973

Rezensent:

Nagel, William

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Theologische Literaturzeitung 98. Jahrgang 1973 Nr. 11

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Die R.sche Arbeit läßt sich wohl nur verstehen aus den
Emanzipationsbemühungen eines Exegeten, der aus einem
strengen dogmatischen Milieu herkommt und sich nun in
der Abwehrstellung befindet gegen dogmatische Vorgaben
für die Bibelforschung. In diesem Kontext hat die Arbeit
zweifellos ihren Wert. Löst man sie davon ab, erklärt man
sie zur allgemeinen Methodenlehre, besteht die Gefahr, da5
der Argwohn derer bestätigt wird, die in der schulmäfjigen
Exegese nichts anderes sehen, als - um ein Schlagwort der
aufbegehrenden Studenten zu gebrauchen - „Beschäftigungstherapie
für Fachidioten".

Kritisches Fazit zu den beiden Werken i Genügen die formgeschichtlichen
Methoden allein für die Cegerawartsaufgabe
der Exegese? So unentbehrlich sie sind, sie genügen nicht.

ALLGEMEINES, FESTSCHRIFTEN

Michels, Thomas, OSB: Sarmenta. Gesammelte Studien von

T. Michels OSB, anläßlich seines 80. Geburtstages hrsg.

v. N. Brox u. A. Paus. Münster/W.: Aschendorff (1972).

XIII, 241 S., 13 Abb. a. Taf. gr. 8°. Lw. DM 34,-.

.Sarmenta", Setzreiser, aus denen weiteres Leben treiben
kann - so meinen die Herausgeber diese Studien des greisen
Gelehrten ihres Ordens werten zu dürfen. Weil des Jubilars
literarisches Werk, wie die beigegebene Bibliographie
zeigt, in einer Vielzahl wissenschaftlicher Beiträge in Zeitschriften
und Sammelwerken sein Schwergewicht besitzt,
haben diese Studien vor allem aus dem Bereich der Liturgiewissenschaft
, aber auch aus Kirchengeschichte und Religionswissenschaft
sowie Monastica und Aufsätze zur Ikonographie
und Kunst das Verdienst, weit Verstreutes und oft
schwer Zugängliches zusammenzufassen und die Fortwirkung
der Forschungsergebnisse ihres Vf.s zu sichern. Eine
solche ist dadurch gewährleistet, daß diese Detailstudien
zwar von sorgfältigster historischer Fundicrung in ihren
einzelnen Ergebnissen geprägt sind, aber stets zu grundsätzlichen
Erkenntnissen vordringen, die sie zum Ansatzpunkt
Weiterer Arbeit an den betreffenden Fragen machen können
. Der Zeitraum der Entstehung dieser Studien erstreckt
sich von 1921 bis 1969, und es ist reizvoll, zu beobachten,
wie der Vf. selbst so manches Mal frühere Ergebnisse weiterführt
oder auch gelegentlich korrigiert. Nicht selten bezeugt
das Erscheinungsjahr einer Arbeit deren Aktualität
'n ihrer Bczogenheit auf gleichzeitig die Kirche bewegende
Fragen, wie dem ganzen Korpus die Wegbereitung für entscheidende
Anliegen des II. Vaticanum abzuspüren ist. Die
Einwirkung der Zeitereignisse auf den Lebensweg des Vf.s
wird deutlich an den englischsprachigen Arbeiten, dem Indiz
für eine erzwungene Lebenssituation, die doch die Folgerichtigkeit
dieses Forscherlebens nicht unterbrechen konnte. Ein
auch sachlich bedeutsamer persönlicher Zug tritt in der Einwirkung
Odo Casels OSB auf frühe Arbeiten uns entgegen.
Dafj der Vf. selbst die hier getroffene Auswahl mitbestimmt
hat, sichert deren Bedeutung für ein zutreffendes Bild der
ihn bestimmenden Forschungsprobleme.

Die Vielfalt dieser Arbeiten, in der sich zugleich des Forschers
Beteiligung an der Liturgiewissenschaft, der Patrolo-
gie, der Kirchcngeschichte, der Ikonographie und nicht zuletzt
in dem allen auch pastoraltheologische Anliegen widerspiegeln
, wird zugleich zu einem eindrucksvollen Zeugnis
benediktinischer Wissenschaftspflege. So wenig es möglich
ist, in einer Besprechung auf die einzelnen Arbeiten einzugehen
, so nötig erscheint es mir doch, wenigstens deren
Titel zu nennen; ich könnte mir denken, daß mancher Spezialforscher
so auf hier erörterte, gerade ihn bewegende
Fragen hingewiesen wird. Ein besonderes Verzeichnis weist
auch nach, wo jede dieser Studien zuerst veröffentlicht
wurde,- außerdem ist jeder ihr Erscheinungsjahr vorangestellt
. Unter I. Liturgie (1-164) sind folgende Stücke ver-

Darin haben Gürtgemanns und Richter recht. Ist eine Beschäftigung
mit den Theorien der strukturalen Sprachwissenschaft
hilfreich und notwendig? Sie ist es. Darin haben
die beiden ebenfalls recht. Reichen die Programme von Cütt-
gemanns und Richter zu, Formgeschichte und Linguistik
methodisch zu verbinden und für eine neue Art von Exegese
fruchtbar zu machen? Davon kann keine Rede sein.

1 Güttgemanns, Erhardt: Offene Fragen zur Formgeschichte des Evangeliums
. Eine methodologische Skizze der Grundlagenproblematik der
Form- und Redaktionsgeschichte. München: Kaiser 1970. 280 S. gr. 8ft

Beiträge z. evang. Theologie, Theologische Abhdlgn, hrsg. v. E. Wolf,
54. Kart. DM 24,80.

8 Richter, Wolfgong: Exegese als Literaturwissenschaft. Entwurf einer
alttestamentlichen Literaturtheologie und Methodologie. Göttingen:
Vandenhoeck & Ruprecht <1971>. 211 S. gr. 8". Kart. DM 25,-.

einigt: Das Frühjahrssymbol in österlicher Liturgie, Rede
und Dichtung des christlichen Altertums - Die Akklamation
in der Taufliturgie - Das Mysterium der Vollendung - Die
Dimension des Prophetischen in der Liturgie und die Geschichtlichkeit
der Theologie - Auetor Pietatis in Roman
liturgy - Incitare in fifth Century liturgy - Montag, Mittwoch
und Freitag als Fasttagesystem in kirchlicher und mo-
nastischcr Überlieferung - Eine unerklärte Stelle im römischen
Weiheformular des Exorzisten - Prex, quam schola-
sticus composuerat - Entstehungszeit und Heimat des Codex
D 47 in der Kapitelsbibliothek zu Verona - Miscelle zu: K.
Mohlbcrg - A. Baumstark (Hrsg.), Die älteste erreichbare
Gestalt des Liber sacramentorum anni circuli der römischen
Kirche (Cod. Päd. D 47, fol. 1V-100') - Woher nahm Gregor
d. Gr. die Kanonbitte: Diesque nostros in tua pace disponas?
- Sekreta kein Stillgebet - Fragment einer Karsamstagsliturgie
des 11. Jh. aus Lambach - Mysterium Fidei im Einsetzungsbericht
der römischen Liturgie - Sacerdos bei Gela-
sius I. in seinem Brief an Elpidius von Volterra - The Synodal
letter of Rimini and the Roman Canon missae - Dedica-
tio und Consecratio in früher römischer Liturgie - La date
du couronnement de Charles-le-Chauve (9. 9. 869) et le mite
liturgique de S. Gorgon ä Metz - Die Liturgie im Lichte der
kirchlichen Gemeinschaftsidee - Tag und Nacht in den Fe-
rialhymnen - Die liturgische Frömmigkeit des christlichen
Altertums - Die Gabe des Freimuts im geistlichen Leben
nach Zeugnissen der Liturgie - Die Grundbezogenheit des
Missionarischen und des Kultischen im Heilswerk der Kirche
- Zeitlich-Zeitlose Reform - Innovatio: Erneuerung der
Liturgie - Grundeinheiten der Osternachtfeier.

Der Teil II. Kirchengcschichte und Religionswissenschaft
(165-203) enthält die Titel: Propheten und prophetisches
Bekenntnis in der Kirche - Forma justitiae - Salbung und
Symbolum in einem Mysterienkult bei Firmicus Maternus:
De errore profanarum religionum c. 22-25 - Verbrennung
und Apotheose bei Augustinus Quaest. in Num. C. 19 - De
relatione cultus ad politiam Augustino ferente brevis disser-
tatio - Der Wandel im politischen Weltbild bei Thomas von
Aquin.

Teil III. Monastica (204-216) bringt die Aufsätze: Bene-
diktincrorden und Liturgie - Zeitloses Mönchtum in unserer
Zeit.

Schlief3lich bietet Teil IV. Ikonographie und Kunst (217
bis 241), unterstützt von 13 Abbildungen, die Untersuchungen
: Die Dornenkrönung als Triumph Christi - Christus mit
der Buchrolle - Segcnsgestus oder Hoheitsgestus? Ein
Beitrag zur christlichen Ikonographie - A XV Century Bust
from Minden, Westphalia, at St. Paul's Priory, Keyport. N. J.

Ohne hier einen Eindruck davon geben zu können, mit
welcher Akribie und welchem Scharfsinn der Vf. oft ganz
verborgene Quellen aufspürt, zueinander in Beziehung setzt
und auswertet, möchte ich nur beispielsweise auf die 1927
entstandene Arbeit „Entstehungszeit und Heimat des Codex
D 47 etc." (76ff) hinweisen. Bereits 1928 ist dem Vf. ein im