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Ausgabe:

1973

Spalte:

798-800

Kategorie:

Interkulturelle Theologie, Missionswissenschaft

Autor/Hrsg.:

Fricke, Klaus Dietrich

Titel/Untertitel:

Ökumenisches Verzeichnis der biblischen Eigennamen nach den Loccumer Richtlinien 1973

Rezensent:

Jepsen, Alfred

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Theologische Literaturzeitung 98. Jahrgang 1973 Nr. 10 79g

des Wirkens des Heiligen Geistes in der Geschichte ernst Die Arbeit wird bei Glaube und Kirchenverfassung und

genommen werden (239). bei TCTT gewiß und mit Recht Beachtung und Interesse

Uer Autor schließt sich dem nordamerikanischen Bericht finden. Besonders zu loben ist die systematische Strenge,

an, m welchem „the Tradition" (article stressed, capital T), in der sie verfaßt ist. Eine deutsche Übersetzung wäre

• 25, geschrieben wird. Im Deutschen entspräche dem erwünscht. Zahlreiche Druckfehler beeinträchtigen ein wenig

D ^ra<^l'on" 'm Unterschied von „die Traditionen". die Freude an der Lektüre des Buches, das sein Material

ie Tradition — das traditum (im Unterschied zum actus sauber aufbereitet und vorführt,
tradendi) — ist eine Tat Gottes, die in der Geschichte der

Menschheit stattfindet: die paradosis - die Aushändigung Derlm Gerhard Bas'a™k
Jesu Christi durch Gott an sündige Menschen (116). Sie ist

Prinzipiell und qualitativ unterschieden von Traditionen, ,

e'nem sehr weit gefaßten Begriff, der nahezu alle Aspekte tr,cke'. Klaus D.etach, u. Benedikt Schwank, OSB: Öku-

des kirchlichen Lebens als einer menschlichen Einrichtung rnen.schcs Verzeichms der biblischen Eigennamen nach den

decken kann, wiewohl er gewöhnlich auf die Weise der Loccumer Richtlinien, hrsg. von den Deutschen Bischöfen,

Interpretation des Christusereignisses beschränkt wird (168). dem der Evangelischen Kirche in Deutschland und

Die Tradition als Tat Gottes ist gleichzeitig Offenbarung *■? Lvangehschen Bibelwerk erarbeitet nach den

"»d Heil. Deshalb geht der Autor in beiden Teilen des I. Weisungen der Ökumenischen Übersetzungskommission.

Bandes der Dogmatik von Karl Barth dem Offenbarungs- Stuttgart: Katholische Bibelanstalt, u. Württembergische

begriff nach. Man wird sagen dürfen, er müht sich redlich B.helanstalt [1971]. 144 S. gr. 8 .

um das Verständnis für die protestantische Position — ohne Ein scheinbar sehr langweiliges, aber höchst notwendiges

es indes völlig zu gewinnen. So ist er immer wieder tief und vielleicht sogar verheißungsvolles Büchlein,

enttäuscht von der protestantischen Unfähigkeit, die Un- Langweilig? Ja, denn es besteht, wie schon der Titel sagt,

'ehlbarkeit der Kirche zu bejahen. im wesentlichen aus einem Verzeichnis der biblischen Eigen-

Nach einer Einleitung, in der das Ziel der Arbeit ge- namen, und zwar wirklich aller, des Alten und des Neuen

schildert, ein kurzer Abriß der Geschichte der Theologie Testaments, einschließlich der sog. deutcrokanonischen

der Tradition, ausmündend in die Bewegung für Glaube und Bücher bzw. der Apokryphen. In sechs Spalten werden die

Kirchcnvcrfassung und schließlich in die TCTT gegeben jetzt verbindliche Schreibweise, die hebräische bzw. grie-

Wlrd, folgt der I. Hauptteil „Offenbarung und Wort Gottes" chische Vorlage, ausgewählte Stellenangaben, zu ver-

nnt den Kapiteln I: Die katholische Position, II. Die meidende Schreibweisen, Umschriften der Lutherbibel und

Protestantische Position, III. Die Hauptergebnisse: ein Vulgata sowie nötige Bemerkungen nebeneinandergestellt.

•Uarungsversuch. Der II. Hauptteil untersucht unter der Eingeleitet ist das Ganze durch den Abdruck der sog.

Überschrift: Die Tradition und die zugehörenden Realitäten Loccumer Richtlinien.

in den Kapiteln IV: Die Tradition, V: Die Tradition und Aber auch höchst notwendig! Denn es ergab sich bei der

die Kirchs VI: Die Tradition und die Traditionen, VII: Neuübersetzung der Heiligen Schrift, die die Katholische

D,e Tradition und die Heilige Schrift, und VIII: Zusammen- Kirche in Angriff nahm, wie bei einer neuen Revision der

fassung und Schlußfolgerungen. Eine 12seitige Biblio- Lutherbibel, die innerhalb der Evangelischen Kirche durch-

gfaphie ist beigegeben. geführt wurde, beide für den ganzen deutschen Sprachraum

Im einzelnen findet man viele gute Beobachtungen und bestimmt, die Frage, wie die biblischen Eigennamen am

'rpffende Formulierungen. So habe die amerikanische Sektion besten umschrieben würden, um dem Urtext möglichst

gehandelt über Tradition in den Traditionen (sie hat konsequent wiederzugeben und zugleich dem deutschen

Slch mehr mit historischen Fragen beschäftigt), und die Sprachgefühl zu entsprechen. Für beide Arbeiten wurden

curopäische mit Tradition in den Traditionen (sie ist Grundsätze und Regeln dazu aufgestellt, deren Vergleich

grundsätzlich an die Fragen herangegangen) (22 f.). In den dann dahin führte, daß von beiden Seiten zwei Bearbeiter,

"Schlußfolgcrunge n" meldet der Autor bestimmte Wünsche Pastor Klaus Dietrich Fricke und Pater Dr. Benedikt

au- Zunächst ist da ein volles und großes Lob über die Schwank, gebeten wurden, gemeinsame Richtlinien für die

Arbeit von TCTT zu finden, die noch verbessert werden Wiedergabe biblischer Eigennamen zu entwickeln. Die von

k°nnte, a) wenn es einen grundlegenden Entwurf gäbe, der diesen beiden erarbeiteten sog. „Loccumer Richtlinien"

ständig überarbeitet werden könnte; bisher sei die Arbeit wurden 1967 abgeschlossen. Sie wurden noch drei Jahre

nicht sehr gut konstruiert, weil unter dem Thema zu viele erprobt und ergänzt und dann 1970 von der Deutschen

AsPekte verhandelt würden, b) wenn die Kirche nicht zu Bischofskonferenz, dem Rat der Evangelischen Kirche in

Se"r im Hintergrund stünde, c) — damit zusammenhängend Deutschland und vom Evangelischen Bibelwcrk angenom-

~~ vielleicht der ernsthafteste Fehler — wenn wirklich men.

seriös über die Traditionen verhandelt würde; der Was hier jetzt vorliegt, ist die genaue Anwendung dieser

Protestantischen Theologie fehle insgesamt eine angemesse- Richtlinien auf jeden einzelnen biblischen Namen, dessen

nere Ekklesiologie, d) wenn die „unekklesiale" Haltung sich verbindliche Schreibweise damit gegeben ist. Ausgenommen

nicht auch auf die Terminologie auswirke; Tradition sei eben sind nur ca. 130 Namen, bei denen die überlieferte bzw.

°;0ch ein menschliches Phänomen, eng verbunden mit der eingedeutschte Form beibehalten ist.

beschichte. Diese Realität habe TCTT wegen ihrer pro- Zu fragen wäre allenfalls zweierlei: 1. Sind die Richt-

testantischen Skepsis allen menschlichen Möglichkeiten linien sachgemäß? 2. Sind sie konsequent durchgeführt?

gegenüber zu stark vernachlässigt. Im ganzen würde das Was das erste angeht, so hat man mit Recht von vornherein

"eißen, die Arbeit der Kommission wäre noch besser ge- darauf verzichtet, so etwas wie eine phonetisch genaue

*esen, wenn sie ein wenig mehr katholisch ausgefallen wäre. Umschreibung der masorelhischen Ausspracheüberlieferung

*° kann B. als positives Modell den auch von der Fedd- zu versuchen. Andererseits mußte man sie zugrunde legen,

ration protestante de France der Kommission empfohlenen mag sie auch noch so spät fixiert sein und mag auch etwa

('eicht katholisierenden) Theologen Max Thurian hinsteilen. die LXX manchen Namen in älterer Aussprache erhalten

andererseits lobt der Vf. die protestantische Liebe zu haben. Es ging also darum, den hebräischen und griechischen

^°ttes dynamischem und persönlichem Wort (mit Zitaten Namensbestand nach festen Regeln so zu umschreiben, daß

Jj* H. Küng) als Vorbild für die katholische Theologie. er dem deutschen Leser ohne Schwierigkeit verständlich war.

es Vf.s Beobachtung mag zutreffend sein: „Während Das dürfte auch gelungen sein. Natürlich kann man fragen,

Protestantische Theologie uns ständig fragt, ob wir das ob die eine oder andere Entscheidung wirklich nötig war,

j ottliche" ernst genug nehmen, müssen wir umgekehrt etwa die Wiedergabe des hebr. ,,Pe" durch „f" in bestimmten

ragen, ob sie das „Menschliche" ernst genug nimmt" (249). Stellungen. Aber wesentlich ist doch wohl, daß das gesteckte