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Ausgabe:

1973

Spalte:

794-796

Kategorie:

Liturgiewissenschaft, Kirchenmusik

Autor/Hrsg.:

Tarby, André

Titel/Untertitel:

La prière eucharistique de l'église de Jérusalem 1973

Rezensent:

Nagel, William

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Theologische Literaturzeitung 98. Jahrgang 1973 Nr. 10 794

Weh die „Collectio" bezeichneten Richtung wird die neu- Geschichte der Sakramentenliturgie und des Zeichenhaften

gestaltete Fronleichnamsordnung von 1960 herangezogen. Gottesdienstes kennzeichnet der Vf. zusammenfassend dahin,

os II. Vaticanum hat dann mit der Konstitution „Über daß die erste Entwicklungsstufe „stark lokalkirchlich ge-

<"e heilige Liturgie" den mit der „Collectio rituum" ein- prägt ist, beim Übergang von handschriftlichen Quellen

zu

geschlagenen Weg bestätigt. Im „Magnetfeld-Konzil" lassen den Drucken erstmals ein nachhaltiger Vereinheitlichungs-
S'ch nämlich auf dem liturgischen Sektor zwei Phasen trend, und zwar im Sinn diözesaner Uniformität greifbar
beobachten: eine erste nimmt zwar die Revision der litur- wird. In der zweiten Epoche herrscht anfangs ebenfalls
g'schen Bücher in Angriff; „sie adaptiert viele Ordines, vor beachtliche Eigenständigkeit, im Lauf des Werdegangs tritt
ollem hinsichtlich der Volkssprache und was Durchforstung jedoch erneut eine zentralistische Tendenz, diesmal römischer
ctrifft; im ganzen gesehen läßt sie aber die existierenden Prägung, auf. Während der dritten Etappe ist erfreulichcr-
'ormulare, zumindest ihr Gefüge, weithin unangetastet" weise eine Bewegung erkennbar, welche versucht, beide
l'-7). Ihr folgt dann eine zweite, „die aufgrund der wieder- Faktoren zu würdigen, näherhin: der Aufeinanderbezogenheit
entdeckten bzw. neuinterpretierten theologischen und von Teilkirchen und Gesamtkirche Ausdruck tu verleihen"
anthropologischen Basis der Liturgie, verbunden mit einem (764f.). Praktisch sollte sich von daher auch auf dem Ritual-
»ulick in die Zeit' (hier: 20. Jh.), zuerst Ansätze versucht sektor neben dem „Stammteil" der einzelnen liturgischen
lln<l schließlich auch zu Ergebnissen, nämlich: eigen- Modelle eine Art teilkirchliches „Proprium" (vergleichbar
strukturierten Modellen gelangt" (727). Beide Phasen dem von Brevier und Missale) ergeben. Wenn der Vf. auch
Verden in ihren Auswirkungen für die Bistümer Mainz und nachhaltigere Kontakte zu „außerkatholischen Bekennt-
nrzburg, sowie das Erzbistum Bamberg kurz skizziert, wie nissen" nicht ermittelt hat, gesteht er doch zu, „daß ähnliche
Ouch bei der Darstellung des reformierten Mainz-römischen Probleme bestehen und eine Zusammenarbeit von großem
^'Hus stets das Vergleichsmaterial für die Sprengel Würz- Nutzen gewesen wäre". —
Urg und Bamberg dargeboten wird. Als besonders hilfreich für die Auswertung dieses Werkes

Für den Aufbau auch dieses Teilbandes in seinen zwei zu speziellen Anliegen werden sich die 126 Seiten Register
großen Liturgiebereichen, den Sakramenten und den erweisen, aufgeteilt in ein Personen-, ein Sachen- und ein
öokramcntalien, wie ebenso hinsichtlich leitender Gesichts- Initienrcgister.

Punkte ihrer Darstellung, aber auch für die Würdigung T . ... .. , , _ ._, ,,, . , .

die«., • . , . . , _ . **, In einer ähnlich erschöpfenden Weise, wie der Mainzer

"■»-ser imponierenden Leistung eines einzelnen Forschers darf .. . .„ x . . 1 , , .. '. .. _

der R„ 1 ■ r. 1 1 rr. , t itlt t co Urdinarius für Liturgiewissenschaft die Missalien, Breviere

Ylr ttez. auf seine Besprechung des Teilbandes I (IhLZ 98, , .. . 0 ,. , , , .

IQ70 c „„ __. , . r . . , „. , , r . und Hitualien seiner Diözese nacheinander erforscht und

öp. 73 — 75) hinweisen. Aul Einzclcrgehiiissc einzu- , „1 • ,. t • • .. , , . .

Cehnn : . i_ • 1 . _ ,. , . ,_. . ,. dargestellt hat, ist die Liturgiegeschichte noch keines

seilen iSt auch hier nicht möglich; wie sorgfaltig diese ,° , it.- i - 1 - ,. . ,

unti.rko. . ■ j • j • 1 j /onn » 1 anderen deutschen bistums bisher zuganglich gemacht

""Hrbaut sind, wird wiederum an den 4300 Anmerkungen , . . , . . ? „ 6

erkennb-ir worden, und doch wird nur so einsichtig, wie das Spannungs-

Fin 1 oi . Jn 01 n j Verhältnis Gesamtkirche-Teilkirche einer Uniformierung und

nn abschließender S 12 „Sakramentcnvollzug und , . _ , ... , . _ , ., ,

zeirt,„„i r. r, ,. • . mV. , c ••• ■«» 1 damit Erstarrung des hturgisclien Lebens entgegenwirkt und

^'cnenhaftcr Gottesdienst in Mainz seit dem Spatmittel- • 1 . ■■ _, , 5»S ■

all,,- ,, , , „ , . , . , „ . ,T, I7 die Liturgie lebendig und wandelbar erhalt. Mochte der VI.

«uer — lnre Stufen und Schichten" faßt des Vf.s For- . , J6 , .b... „ . .. . .

sp|,,,„„ , . rr- • 1 1 j SICn doch noch entschließen können, in Auswertung seiner

"'»ngsergebnissc zusammen. Hier wird der seit dem . . . „, . , r> 11 , , j,

Tri,l„„.- > ; . , , , , __. , einzigartigen Vertrautheit mit den Quellen auch noch die

'"dentinum so unbezweifelt sich durchsetzenden romischen w • o *ti i: r» .1. j j «r j

Fink •»«•.. . nr j IT- i Mainzer Pontihkahcnliturgic zu untersuchen und den Werde-

lj|nneitshturgie eine ganz andersartige Wertung der Viel- . " .....

i>,,„„i, ,. 6. , „6 . . 6 ... I S«. gong des Mainzer Gebet- und Gesangsbuchs — in lungster

auch , Urg'SChCr Tradlt,onen gegenübergestellt, wie sie sozusagon m einem liturgischen Werk aufgewertet! -

•*ch den liturgischen Erkenntnissen des Vat.canum II dnrzustellenb,
"ilspricht. Die liturgischen Traditionen der einzelnen

gereiche der Weltkirche werden nun als „räum- und zeit- Groifswald William Nagel

bedingte Ausprägungen der grundlegenden Phänomene geltet
, sozusagen als .Erfahrungsniederschlag' dessen, was •

als -praktikabel' gilt" (739) Man darf sie nicht statisch Torby, Andre: La Pnere Luchanslique de 1'Eglise de Jeru-
^ißverstehen, sondern hat sie einzuschätzen „als Versuch der saIcm- Paris: Beauchesne [1972]. 198 S. 8° = Theologie

Generationen zu interpretieren, das übernommene Gold in H.stonque, ed. par Ch. Kannengießer, 17.

igangbare Werte' umzumünzen" (738). So wird dann Dies mit einem Preis ausgezeichnete Buch ist heraus-

Mturgie zu einer lebendigen wachstümlichcn Größe, die gewachsen aus einer Dissertation, die dem Institut Catholique

jeweils auch für zeitgenössische Revisionen offen sein kann. in Paris vorlag. Wer um die weite Ausstrahlung und die bis

Solche können, wie der Vf. an Mainzer Quellen aufzeigt, in die Gegenwart reichende praktische Bedeutung der dem

auf mehr pastorale Ausrichtung oder auf Möglichkeiten Herrenbruder Jakobus zugeschriebenen Liturgie Jerusalems

für eine aktive Beteiligung der Gemeinde abzielen; es kann weiß, aber auch um die Problematik ihrer vielsprachigen

ouch _ z_ f. ;n beachtlichem Umfang vor allem in Gestalt Überlieferung wie ihrer Beziehungen zu anderen östlichen

v°n Anreden — der Volkssprache Raum gegeben werden. Liturgien, wird erst richtig einschätzen, welche schwierige

^ber all solche Tendenzen, wie sie im deutschen Raum die Aufgabe sich der Vf. gestellt hat. Er verfolgt nämlich kein

Deformation eigentlich nahegelegt hätte, kommen erst in der geringeres Ziel als dies, auf dem Weg einer kritischen

Gegenwart zu grundsätzlichem Durchbruch, nachdem im Analyse und theologischen Deutung „mettre le grand

Gegenteil gerade der Reformierte Mainz-römische Ritus public cn contact avec cette ,nappe nourricierc'" (8). Dazu

••Hgehend dem „zentralistisch-römischen" Sog erlegen war. veranlaßt ihn die Überzeugung, ein hingegebenes Hören auf

'^°tzdem kann nicht übersehen werden, daß gerade das das Eucharistiegebet der „Mutter aller Kirchen"

in seiner

Hit,, r" "7,"" "ucrsv'";" r~"°"j Hl ""le nie ursprünglichen Frische könne der Eucharistie heute zu neuer

au 'mfUnlCrSCt'Cd, • J,2Tm » herab- innerer Dichte verhelfen. Es geht also dem Vf., wie er selbst

Kfc ,StU C C,nCS Tr.dent.n.sch-rom, eben ^ um ein Stück Veri^ngenheit als solches, sondern

! ^as lag zweifellos begründet in dem "T^^ *^ Emkehr bei den „nährenden Grundwassern" des authen-

Ä ~, EmPfehlUngS" Z?> V ' "S ZL Glaubens der'kirche, um so gerüstet zu werden, nicht

^^^^^^ Liturgis-chen und jeder ohne ein gleichzeitiges Lauschen auf das Leben der Menschen

Monom,]" ■ , M.„lnlle" wenn er in den teil- von heute, in einer neuen Sprache neue liturgische Schop-

^SrZn^Sl'ri^S^ Größen sieht,. fungen hervorzubringen Dieses zuletzt praktische Ziel be-

"ondern diese ger de in ihrem Miteinander die Liturgie der deutet aber in vorliegendem Buch keinen Verzicht auf eine

"(gesamtkircllfcbcn christlichen Ökumene" für ihn re- intensives M.tdenken verlangende Entwicklung der For-

PHbentieren. Die drei großen Zeitabschnitte in der Mainzer schungswege und -ergebnissc A. Tarbys. Auch das Gesprach