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Ausgabe:

1973

Spalte:

785-787

Kategorie:

Systematische Theologie: Allgemeines

Autor/Hrsg.:

Schlichting, Wolfhart

Titel/Untertitel:

Biblische Denkform in der Dogmatik 1973

Rezensent:

Fangmeier, Jürgen

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Theologische Literaturzeitung 98. Jahrgang 1973 Nr. 10

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Anthropologie keine wirkliche Änderung bei Barth in den Begriffe systematisiert hat (S. 31ff. 253ff.): 1., Denk form' —

Jahren zwischen 1922 und der Veröffentlichung der Kirch- als die Denkstruktur, die im Blick auf die Sache unaus-

üchen Dogmatik eingetreten sei. Zwar spielt auch im wcchselbar ist. Sie hat der Bibel zu entsprechen. Barths

■ .Römerbrief" der Mensch eine wesentlichere Rolle im Heils- dogmatische Denkform „ist die im Denken durchgehaltene

geschehen, als gewisse Kritiker meinen. Doch wird die Auf- Haltung der Sachlichkeit gegenüber Gottes Wort" (S. 34;

merksamkeit später immer stärker auf dieses Problem cf. KD IV,3,102). 2. ,Denkschematismus' — als die

gerichtet. Deshalb spielt in Lindbergs Buch vor allem jeweilige Begrifflichkeit, die ,Philosophie' eines jeden

K. D. IV,2 und das 1960 gedruckte Gespräch Barths mit denkenden Individuums, ohne die einer nicht denken und

den Pietisten eine entscheidende Rolle. Natürlich spielt aber reden kann, die man aber hat, als hätte man sie nicht (cf.

a"ch die Lehre von der Taufe, besonders wie sie endgültig KD l,2,817f.). - Nicht die Denkschematismen sind von der

'" K. D. IV/i vorgelegt wird, eine wichtige Rolle, nicht, Bibel zu übernehmen, aber die Denkform ist von ihr zu

daß Lindberg hier mit Barth gehen könnte, sondern weil lernen. Und nicht Barths Denkschematismus ist theologisch

es hier besonders klar wird, was die Begegnung mit Gott für interessant und wegweisend, aber seine an der Bibel ge-

<'es Menschen Nachfolge, Gehorsam, als Glied der Gemeinde wonnene Denkform.

bedeutet. In seinem ersten Kapitel (S. 45—131) geht Vf. mit Barth

Eine kritische Würdigung hat Lindberg nicht geben der Frage nach, ob die biblische Darstellung vorbildlich sein

wollen. Er referiert und versucht objektiv zu verfahren. kann und worin sie vorbildlich ist. Schlicbting arbeitet mit

N'cht einmal Barths überraschende Rede von „wahren Barth die Vorbildlichkcit der biblischen Darstellung für die

Worten" außerhalb der Kirche oder von den „Lichtern in Dogmatik und Barths dogmatische Entsprechung zur

der Welt" wird gewürdigt. Auch z. B. Bonhoeffers viel biblischen Darstellung heraus. Bartbs biblische Denkform

Stierten Ausdruck von Barths „Offenbarungspositivismus" macht die Kirchl. Dogmatik vorbildlich. - Das zweite

nimmt er hin ohne Kommentar, obwohl der Ausdruck un- Kapitel (S. 133-252) geht dem Unbiblischen in Barths

vereinbar ist mit Barths berühmter Feststellung: „Reine Denken nach und fragt, inwieweit es sich dabei um not-

Lehrc ist ein Ereignis". Hier hätte Lindberg sich doch wendige Abweichung des Barthschen Denkschematismus

begnügen können mit einem Zitat aus Bonhoeffers Feder von biblischen Denkschematismen, bei indirekter Ent-

(1932, zitiert bei Bethge S. 221). Hier heißt es, „daß das sprechung zur biblischen Denkform, handelt - oder um

Koncretissimum allein vom Heiligen Geist zu sprechen sei, Verfehlung biblischer Denkform. Hier setzt sich Vf. mit der

"nd daß jedes Koncretum des menschlichen Wortes ab- Barth-Kritik auseinander, insbes. mit den Vorwürfen des

«ractum bleibt, wenn es nicht der Heilige Geist selbst sagt". Aktualismus (H. G. Pöhlmann), des Pessimismus (W. Eiert),

So hat es Karl Barth immer und gerade als Dogmatiker des Optimismus (G. C. Berkouwer) und der Gcschichts-

gemeint. Das scheint aber Bonhocffcr in seiner letzten losigkeit (G. Wingren, P. Althaus, P. Brunner, G. Gloege).

Periode vergessen zu haben. Vf. gesteht den Kritiken zu, daß sie „unverkennbare Tcn-

Lindbergs Buch ist vor allem für Schweden geschrieben. denzen" bei Barth herausstellen; er urteilt aber, „daß

Aber auch im deutschen Sprachbereich gibt es ja so grobe folgerichtig durchgehalten in dieser Theologie nur das

ändnisse von Barth und seiner Lehre vom Menschen Bemühen ist, in der Schule der Propheten uni poste

l,nd der menschlichen Umkehr, daß eine deutsche Über- Sachlichkeit gegenüber Gottes Wort zu lernen" (S. 2-3)«. —

Atzung wohl nicht überflüssig wäre. Das dritte Kapitel (S. 253-290) ist die Synthcsis des ersten

und zweiten. Hier manifestiert Vf. mit Barth ,die Vor-

Gen,°'tc N- Sac bildlichkeit der biblischen Haltung für das dogmatische

Denken' und hilfreiche Entsprechung der Kirchl. Dogmatik
zur biblischen Haltung, als .Haltung der Theonomie', als
Schlichtin" Wolfhart • Biblische Denkform in der Dogmatik. .Denken vor Gott' und als .Denken in Christus'. Möge Barths
Die Vorbildlichkeit des biblischen Denkens für die Methode Durchführung „nicht die denkbar reinste" sein, so sei doch
der Kirchlichen Dogmatik Karl Barths. Zürich: Theo- „ihre Kritik an manchen gleichzeitigen Entwürfen vorlogischer
Verlag [1971]. 314 S. 8°. Kart. DM 29,- dringlicher" (S. 290); sei es ihr doch vorbildlich gelungen,

t, , ., ,. . « ...__„„„„ i„ii,„r;0e>,eTi die Bedeutung des ,sola scriptura' auch für Form und

c-s handelt s eh um die Arbeit eines lungeren lutnenscnen u«= „. , . i n , ,.

Theologen aus Bayer^, dem K. Barth als biblischer Theologe Verfahren der Theologie methodologisch durchzureflekt.eren

gewichtig geworden ist Die Erlanger Theologische Fakultät und sichtbar zu machen (cf. S. 15, 107, 131).

mg geworden ist. uic cna H T?.bRl;n(1em Vorbildlichke t einer Dogmatik bedeutet für Schlicbting

"at sie alm Dissertation angenommen, hin JJuch, in aem . „ ° „ .. . . .. „

K II "V, " g , ,..,,„, Wie -mders als nicht, daß sie zur „Normaldogmatik" werden konnte; Barths

1V- Barth sich verstanden gesehen hatte! Wie anders ais ' . " ..„ . ° .____..„ . ,, ,c ootN

iiÄitÄ.tfÄ ^»PHO;....... Apo,1;.i,, a. HcjWI, UT.,i„W

fiRi 1JL»Kl» lur , , , .V, , i Arbe t zu erlernen. Darin besteht die bleibende Bedeutung

verl; Uh" VCrTf- TU tmHe von Fr W Mar seiner Dogmatik, daß sie in diese Schule einweist" (S. 299).

Juar5CwT <17/C'cllZe't;gr ,^ TheoCie m wesen - Für deren Vorbihllichkeit heute aber ist ihm der Katholik

e, 1 • W" lr°"d Mar<lU;.'ridt fr^STlX^ werden Fritz Leist ein besonderer Zeuge, der als Philosoph zur

"<-nen aus dessen sozialistischer Praxis gcDoren weiucu_______, . ,c qnnrf n;„

'äßt, verdankt sie sich nach Schlichting hauptsächlich dem ürfufa_ « biblischem Denken mahnt S 3MB.Y. D«

Umgang mit der Hl. Schrift (cf. S. 21, 28, 31, 295). Während Botschaft der Bibel ist nicht in die Sprache em« Weh

Marquardt die ganze Theologie Barths aus ihren Ursprüngen ubersetzen, die das Heilige nicht kenn , und in d r Gott tot

»n Safenwiler Sozialismus zu verstehen sucht, sieht Schlich- zu sein schein , sondern diese Welt ist -zuleiten die

tino- Ii .u i .u „warben Frfiillunc Botschaft in ihrer angemessenen biblischen bpraene zu

ung Barth sukzessive zu seiner theologischen ^nuiiuiif, -o _ 1 ,

^ngen, so daß er maßgebend aus seinem Spätwerk, hören" (S 303). Spcjrie 1 «eht Vf «)_■^he Denk ormforschung

^besondere der Kirchl. Dogmatik, und da wiederum ins- (die er mit seiner Arbeit selbst betreib und b) d e bibl, che

^sondere <len späteren Bünden, zu interpretieren sei Denkform (die er bei Barth vorbildlich findet) in hrer

(S- 29ff. 175). Beide Studien schließen einander nicht in ök nmenischen Bedeu t ung. Zu a) - Unter dem Dach der

Her Hinsicht aus; wie denn Schlicbting sich auf den Einsatz g eichen Formel können gegensätzliche Haltungen hausen.

H- Gollwitzers auch für sein Buch beruft (S. 6)3. Und gleiche Haltungen mögen sich im Gewände gegen-

. Vf. widmet die Studie sowohl der Biblizität als auch dem satzheher Formeln entfremdet sein S. 35t). In d.esem

S('lbst»nd des theologischen Denkens K. Barths. Er unter- Sinn ist Schhchlings Buch selbst auch voller Kleinarbeit

^heidet beides mit Hilfe zweier Barthscher Begriffe, welche „zur Belegung des Zwistes zwischen lutherischer Theologie

Schlicht^^£31?ahnlicb wie Barth biblische und Barth" (S. 36; cf. 56, 100, 111, 125,141,1571, 172f.,2i7f„