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Ausgabe:

1973

Spalte:

769-770

Kategorie:

Kirchengeschichte: Mittelalter

Titel/Untertitel:

Sermo angelicus 1973

Rezensent:

Haendler, Gert

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Theologische Literaturzeilung 98. Jahrgang 1973 Nr. 10

770

Den Unterschied der geistigen Welten bezeichnet am kirchliches Zentrum in Schweden. Die Neuherausgabe ihrer
Klarsten die Bewertung der Philosophie, negativ Kol 2,8, Werke wird durch einen 4. Band fortgesetzt, die vorhereindeutig
positiv bei Dion. Transzendente und wcltver- gehenden 3 Bände erschienen 1956, 1967 und 1971. Die
undene Denkweise kontrastieren: Im NT geht es um das Edition des Sermo Angelicus geht zurück auf eine Anregung
urgerrecht im Himmel, bei Dion um das in der irdischen von Prof. Sven Lundström (Uppsala) sowie auf Vorarbeiten
ohs. Der Tilgung des Namens im Buch des Lebens (Apk von Henrik Leby (Mitglied des Instituts für klassische
>o) steht die Streichung aus der Bürgerliste gegenüber, der Sprachen in Uppsala). Der Sermo Angelicus ist zu datieren
hilanthropia Gottes die des guten Königs. ,Gesetz' hat in auf das Jahr 1354, Birgitta befand sich in Rom. Die Offen-
Jüdisch-christlicher Tradition einen ganz anderen Klang als barungen wurden sogleich ins Lateinische übersetzt von
"' der antiken und ebenso die Begriffspaare Physis — Nomos Magister Petrus, dem damaligen Beichtvater der Birgitta,
""d Ethos — Nomos (zu Act 6,13f., klare Kontra-Parallele, Ein schwedischer Urtext ist nicht vorhanden. Der 1366
M biblisch Gesetz und Vätersitte identisch sind). Für die verstorbene Bischof Henning von Abo hat den lateinischen
tolle Homers als ,Bibel der Griechen' ist die allegorische Text noch gesehen. Die Überlieferung des Textes ist auf drei
. omerdeutung m'1 der entsprechenden Benutzung des AT Wegen erfolgt: einmal im Rahmen der übrigen Revclationcs
111 Eph 4,9 zu Recht verglichen, und wie Paulus I Kor 7,10 der hl. Birgitta, zweitens als Teil eines Breviariums für die
sagt: Nicht ich, sondern der Herr, so Dion: Nicht ich, Nonnen in Vadstena, drittens im Rahmen des „Celeste
sondern Homer. Wenn freilich der Sündenfall durch Adam Viridarium", das der spanische Bischof Alfonso da Vanda-
m't dem Fall Trojas durch Paris verglichen wird, so gehl terra um 1380 abgefaßt haben dürfte. Stcn Eklund geht
as über die formale Antithese „Einer — alle" nicht hinaus. allen drei Überlieferungen mit der größten Akribie nach
Aber M. hat uns selbst gewarnt, daß manche Parallelen nicht (S. 25 — 45). Ein Stemma codicum wird erarbeitet (S.22), ein
überzeugen werden. Was hilft es zum Verständnis von Verzeichnis der Manuskripte und der Literatur ist voran-
Act 8,27, daß Dion die traditionelle Meinung von der gestellt (S. 10—17). Leider beschränkt sich das Literatur-
Geilheit von Eunuchen wiedergibt? Eher gehört das zu Verzeichnis auf rein philologische Arbeiten, die direkt zur
" 19,12. Textausgabe herangezogen wurden. Es enthält das Brc-
Die letzte Parallele des Bandes sind Belege zu Apk 22,19: varium Romanum und das Missale Romanum; aber es fehlt
•'an soll dem Geschriebenen nichts wegnehmen und nichts so manches wichtige Buch über die Heilige Birgitta: Tore
"'fügen. Hoffen wir, daß M. seiner Materialsammlung doch Nyberg, Birgittinische Klostergründungen des Mittelalters
etwas zufügt: eine Bewertung, die sie erst ganz erschließen (Lund 1965) sowie ältere Arbeiten von T. Ahlden, B.
wird- Berthelson, J. R. Fletchcr und B. Williamson. Vielleicht

R„„.. _ setzt Eklund diese Bücher bei schwedischen Lesern als
»eran Kurl Treu

bekannt voraus? Aber er wählte für seinen Einleitungsteil
(S. 1 — 74) nicht die schwedische, sondern die englische
Sprache, d. h., er wendet sich bewußt an Leser außerhalb

Crouzel, Henri: Lcs critiques sdressces par Methode et ses Schwedens, denen mit einem ausführlicheren Literatur-

conU'mporains ä Ia doctrine origenienne du corps ressus- Verzeichnis gedient wäre.

I) C".V (Gregorianum 53, 1972 S. 679—716). Der Text (S. 75—137) kann nur kurz skizziert werden. Er

»nielou, Jean: Bocherche et Tradition chez lcs Peres du beginnt mit einer Erscheinung Christi, der der heiligen

II« et du IUe sieeles (NRTh 94, 1972 S. 449-461). Birgitta einen Engel zu senden verspricht, welcher ihr über

""laurnont, Antoine: Monaehisme et Ethique judeo- dic Lc en im Kloster Vadstena nähere Anweisungen

Ct« LRec£SR 60 1972 S. 199-218). bon ^ Dieser E j crseheint Jaim regclmußig, doch

xr tschmar, G.: Christliches Passa im 2. Jahrhundert und & » . *> <"

d'e Ausbildung der christlichen Theologie (RechSR 60, ™"ß B'rf»a gelegentlich auch sein Ausbleiben zugeben:

1972 S. 287 — 323) „Pater, hodie nihil scnpsi, quia exspectavi diu angelum

Ueclercq, J.: Evangile et culture dans la tradition ben6- Domini, qui dictaret, ut ego scriberem, et ipse non venit"

^«jictine (NRTh 94, 1972 S. 171—182). (S. 76). Die subjektive Echtheit jener visionären Erlebnisse

p'jering, E. P.: Some observations on Ircnaeus' polcmics kann nicht bezweifelt werden. Die Frömmigkeit des Sermo

OM^'a81 ,he S-'1"""'" (NedThT 27, 1973 S. 26—33). Angelicus läuft auf eine Verherrlichung der Maria hinaus.

1972 S 219 te"ae' 8eg"" Irene° (R Jedem der 21 Kapitel ist eine absolucio vorangestellt, die

Sniion" öi i _^1?^' • , ,. ,,„,l diese Tendenz besonders klar erkennen läßt. Von einer

<user, Ekkarl: Baplismus-baptismus cottidianus — u"" ... . . _. . . . u i

Sün<l«..>„„ u » j ti V ■ i L in—natimii schwärmerischen Frömmigkeit kann man aber kaum

."""uenvergebung in der I heologic des heiligen Augustinus • , „

"': Zeichen des Glaubens. FS Balthasar Fischer, hrsg. v. sprechen: Eine beachtliche Zahl biblischer Zitate ist in

{'• auf der Maur und B. Klcinheyer. Zürich-Freihurg: einem Index zusammengefaßt (S. 145/46); Zitate aus der

.'"z'"ger/llerder 1972 S. 83 — 94. Genesis, den Psalmen und den synoptischen Evangelien sind

!'""e, Basilius: Fürbitten in der frühen Christenheit und am häufigsten vertreten. Viermal wird aus der Begegnung

^'''testen Mönchtum (Erbe und Auftrag 48, 1972 S. des Erzengels Gabriel mit Maria in Lk 1,26-38 zitiert, nur

V5U„ ~ *60). zweimal wird die Apokalypse des Johannes herangezogen.

tln.nl ''• hYan?,elist!<: Die, Entwicklung des Glaubensaus- Mgn ^ ho{{ daß ^ Jer Neuhera be Jer w k

"rucks m der Ku tgemeinde. In der nachapostolischen Zeit /diu ij

(Concilium 9 1973 S 97-103) heiligen Birgitta diesem gediegenen 4. Band bald weitere

1 ' ' '* Bände ähnlicher Qualität folgen können.

Rostock Gert Hacndlcr

KIRCH EN GESCHICHTE: MITTELALTER Tierney, Brian: Origins of Pnpal Infallibility 1150 — 1350.

A Study on the Concepts of Infallibility, Sovereignty and

Sf»ncla Birgitta: Opera minora II, Sermo Angelicus, ed. by Tradition in the Middle Ages. Leiden: Brill 1972. X,

St«n Eklund. Uppsala: Almquist & Wikseil 1972. 146 S. 298 S. gr. 8° = Studies in the History of Christian Thought,

4° = Kungl. Vittcrhets Historie och Antikvitets Aka- ed. by H. A. Oberman in Cooperation with H. Chadwick,

demien, Stockholm. E- A- Dowey, J. Pelikan, B. Tierney. VI. Lw. hfl. 72, — .

Die heilige Birgitta ist von Interesse für verschiedene Man wird nicht enttäuscht, wenn man in Erinnerung an

""sarnmenhänge: Einmal für die Kirchengeschichte des das 1955 erschienene Buch von Thierney über die Ent-

• Jb.s überhaupt, sodann für die Frage nach Visionen, Stellung des Konziliarismus auch vom vorliegenden Werk

Scbließlic}, besonders für die Kirchcngcschichte des Nordens; geradezu sensationelle, manch überkommene Lehrmeinungen

as von ihr begründete Kloster Vadstena ist auch heute ein korrigierende Ergebnisse erwartet. Die theologische Aktu-