Recherche – Detailansicht
Ausgabe: | 1973 |
Spalte: | 53-56 |
Kategorie: | Kirchengeschichte: Reformationszeit |
Titel/Untertitel: | Der Reichstag zu Worms von 1521 1973 |
Rezensent: | Rogge, Joachim |
Ansicht Scan: | |
Download Scan: |
53 Theologische Literaturzeitung 98. Jahrgang 1973 Nr. 1
Auf weite Strecken hin kann man der Interpretation (neu) ..aufbaut". Im ^«^?>*^^^t^
des Vf.. ohne Einschränkung folgen. Hin und wieder er- „Reichapobtik und Lut^ n ^ohdci Ausbmtung
hebt sich die Frage, ob P. als römisch-katholischer Theo- und Deutung der Quellen verhandelt Wen. Mehrrwar
löge seinen Gesprächspartner voll verstanden hat. Ist z.B. yon den Initiatoien der J^XÄoSÄSSd
Melanchthons Betonung der Notwendigkeit der institia beabsichtigt Der einzige Beit^^^«^^
civilis mit der romischftholischen Unterscheidung zwi- ^^^^^^^Z^S^t,
sehen Natur und Gnade wirklich vergleichbar (S.399)? «■ deiner engEchen Fassung anläßlich der Sixteenth
Weiter ist zu fragen, ob es wirklich so aufgeht, wie P. es der in seiner uigubtneiix a k . . .
formuliert (8 39?), daß Korn mehr von der biblischen ^J^^r^iSÄ uädÜS
Paranese, die lutherische Seite mehr von der paulinischen denn auch-V*^™« charismatischen Refor-
Uadenbotschait ausgeht. Das hatte wohl zur Konse- ^JSSSdem Auftreten des Reformators auf dem
quenz, daß man zwischen pauhmschem Indikativ und mationsDegnii in ueui Aiuuict ~ , , nffpnhart*
paulinischem Imperativ einS Hiatus vermuten müßte, ^X S Ä/Ä'Ä
der Folgerungen mit erheblich unterschiedlichem Ergeh- woran mm bau» u»g u»
ais zulfeße.. Lllte nicht de, eigentliche Gegensatz ein ^^^Ä ^Ä«
he meneutischer sein? - Hier- und da wünschte man sich aber ebenso™ g Stützung seiner
bwaUer Gründlichkeit der Darstellung die deutlichere sprach (^Ul ScLlulj6äUe vom l8.April hin, die auch
Ausfuhrung einer begonnenen Linie, so zur Frage des ter- Anese am B-itr&oe «ine wcsenl iche Kol-
tms usus leggis bei Luther «LMM.). Eine kleine Unwich- 2 SESSSSL
tigkeit: Die Artikelüberschriften der CA stammen nicht leÄ^^ in ver8bis Dei« sorgfältigfe kommen-
von Andreas Fabricius 1573, sondern finden sich bereits „tapta cow n» m ,g * ..»
m den Drucken seit 1533 (vgl. BSELK 50 Z.2 App.). ticrend zum (std in geschickter
Man wird urteilen dürfen,^ schon von der Quellen- ^«^Z^^^^^^-
SS8- h°rrf ,dle8Cr ^ < SÄ den Punktsteht eine Gesamtdarstellung des Reichstages von
einschlägigen Problem vor hegt. Es gehört wohl zu den gnra™ geßUiger Übersicht die Grundzüge
(hoffnungsvollen) Zeichen der Zeit, daß dieses Werk über itainer woimeu, uei{, J> H*imfcnrnhlwiM TCi-peb-
«n zentrales Thema der lutherischen Theologie von einem des f^^^^L^^^f^lS^
^Seil-katholischen Theologen stammt Das wird auch ~d Deuta^^t (S^j. Daß
als ein redlicher Versuch ro.xusch-katholischer Theologie Wo^eU ü g pu ^ ^ ^
gedeutet werden dürfen, den Gesprächspartner ernst zu J^J^f gerecht abwägend einhängt, ist für die Gewin-
»oamen. Wird d.eser Gesprächspartner darauf eingehen? fg^fSESüM sehr wesentlich.
Eisennoh Krnst Koch Um die Gesamtdarstellung und -einschätzung herum
ranken sich Beiträge zur Stadtgeschichte (Ludwig Petry:
Zur Bedeutung von Worms als Reichstagsstadt, S.lff.;
Fritz Reuter: Worms um 1521, S.13ff.), zur Personen-
und Ständecharakteristik, zur literarischen Situation
Keiner, Fritz: Der Reichstag zu Worms von 1521. Reichs- (J0sef Benzing: Die amtlichen Drucke des Reichstags,
Politik und Luthersache. Im Auftrag der Stadt Worms zum g 438ff ; Joachim Ufer: Passion D. Martins Luthers - eine
450-Jahrgedenken hrsg. in Verb. m. A.P.Brück, L.Petry, Flugschrift von 1521, S.449ff.) und zur Geschichte des
4« Auitz' Worm8: S™ ™°hiv Wor™8 1971" XV' Wormser Edikts (Robert Stupperich: Vorgeschichte und
*« Abb. gr. 8°. Lw. DM 39,-. Nachwirkungen des Wormser Edikts im deutschen Nord-
Das 450-Jahr-Gedenken des Wormser Reichstags im westen, S.459ff.; Martin Brecht: Das Wormser Edikt in
Jahre 1971 war der Anlaß zu diesem repräsentativen Süddeutschland, S.475ff. Brecht stellt trotz der diffusen
Band. Er vereinigt insgesamt 22 Beiträge, deren Autoren allgemeinen Geschichte des Edikts überzeugend heraus,
!n den meisten Fällen bereits durch sachähnliche Publi- daß es „mindestens im süddeutschen Raum eine rehgions-
kationen hervorgetreten sind. Man wird dem Heraus- politische Richtlinienentscheidung von großer Tragweite
geber zu dieser stattlichen Zahl von Fachleuten gratu- gewesen ist", S.489).
Boren können, die er für seinen Sammelband gewonnen Das breite Mittelstück der Aufsatze (insgesamt 12) ist
Uat. Sie lassen das vielerorts bekundete Unbehagen in meistenteils glänzend geschriebenen Darstellungen der
^winden, das angesichts der übergroßen Anzahl von Institutionen- und Personengeschichte in Zusammenhang
Personen, historischen Daten oder anderen Sachen ge- mit der großen Ständeversammlung gewidmet. oten und
widmeten Fest- und Jubiläumsschriften bisweilen auf- Verhaltensweisen, die sich mittelbar oder unmittelbar
kommen will darauf beziehen, werden aufgegntfen und analysiert, so
Sieherlich ist der kirchen- und - in doppelter Bezie- daß ein buntes Spektrum der untereinander divergieren-
hur»g - weit-geschichtlich wichtige Reichstag von Worms den Kräfte sichtbar wird. Dabei verlaufen die Fronten nur
"a Jahre 1521 einer Beachtung durch die Erben der Re- zu einem Teil dort, wo der von Luther relativ einsam ver-
f°rmation wert jedoch liegt alles daran, wie das ge- tretenereformatonsche Neuansatz zu erkennen war. Heinz
8°hieht. Die Retrospektive wäre im vornherein verfehlt, Scheible (Fürsten auf dem Reichstag) zitiert: „Wirklich
*enn sie das Ziel hätte, das durch das monumentale Be- hinter Luther standen nur Friedrich der Weise und Fried-
dürfnis des 19 Jh s im Lutherdenkmal zum Ausdruck rieh (vielleicht Ludwig?) von der Pfalz (S.377). Der
gebracht wurde Wilhelm Weber referiert - sicher zu- Reichstag war ein komplexes Gebilde und mir in gewisser
Reffend - über' die Intention des Schöpfers der Ideen Hinsicht Forum für öffentliche Verhandlungen an-
7;u»i Lutherdenkmal in Worms: „Was diesen Entwurf, sonsten aber Ort der Demonstration von Macht und Ein-
dle Luther-Darstellung Rietschels, das Werk seiner Mit- fluß sowie des Ausspielens von Interessen zwischen den
arbeiter, von allen anderen Luther-Denkmälern unter- altgläubigen Ständen. . x . , .
8(*eidet, ist die Heroisierung Luthers. Man soll sich nicht Reinhard Schwarz beginnt die Reihe der otencharak-
^heuen zu sagen: Rietschel steigert mit Absicht seinen teristik mit Thomas Müntzer, der m der „Hochverur-
Helden ins Imperiale" (S 508) sachten Schutzrede" (1524) Luthers Widerrufsveiweige-
. Man wird der vorliegenden Festgabe bescheinigen dür- rung in Worms auf die Agitation des deutschen Adels
K daß sie Luther nicht im eben gekennzeichneten Sinne zurückführt (S. 208). Schwarz widmet seinen Aufsatz der