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Ausgabe:

1973

Spalte:

744-747

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Hoehner, Harold W.

Titel/Untertitel:

Herod Antipas 1973

Rezensent:

Baumbach, Günther

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Sprache erschienene Zusammenfassung ist und daß er selbst
es „mit besonderer Dankbarkeit benützt" hat (S. 5). Hinsichtlich
der Frage, welche Schriften zu behandeln sind,
besteht zwischen beiden Gelehrten weithin Einmütigkeit.
Während Eißfeldt bei der Qumran-Literatur Vollständigkeit
anstrebte und deshalb manches erwähnt, was R. übergeht,
hat dieser gegenüber Eißfeldt als Plus die erst gegen Ende
1967 bekannt gewordene „Tompelrollc" aus Qumran sowie
die beiden im Anhang gebotenen Schriften. Was die Literaturangaben
angeht, so setzt R. die bei Eißfeldt angeführten
Monographien in der Regel voraus und bietet in Sonderheit
nur das, was dem eigentlichen Zweck seines Buches, in die
Einleitungsproblematik einzuführen, dient; denn R. will ein
Lehrbuch vornehmlich für die Hand des Studenten schreiben.

Das ersiebt man auch aus den mit bestechender Klarheit
das Wesentliche erfassenden Vorbemerkungen und der Zeiltafel
sowie dem Fehlen jeglicher Anmerkungen, was einer
konzentrierten Lektüre gewiß zugute kommt. Der Übersichtlichkeit
und Klarheit der Darstellung dient auch die
durch Überschriften hervorgehobene Gliederung der einzelnen
Abschnitte. Je nach der sachlichen Notwendigkeit
werden nach der Literaturangabe die Überlieferung, der
Name, der Inhalt, literar-kritische, form- und gattungs-
gcschichtlicbe Fragen, Probleme der Geschichtlichkeit, der
Zeit und des Verfassers sowie abschließend der religiöse
Gehalt oder die Bedeutung erörtert. Gibt es etwa hinsichtlich
der zeitlichen Ansetzung zwischen R. und Eißfeldt mancherlei
Unterschiede, wobei R. im allgemeinen für ein niedrigeres
Datum plädiert — z. B. Baruch: Eißfeldt — 1. Jh. v. Chr.,
R. - nach 70 n. Chr.; III. Esra: Eißfeldt - 2. Jh. v. Chr.,
R. - i. Hälfte des i. Jh. n. Chr.; Jubil.: Eißfeldt - 1. Jh.
v. Chr., R. - 1. Jh. n. Chr.; Himmelf. Moses: Eißfeldt -
4. Jh. v. Chr., R. — 1. Jh. n. Chr. —, so liegt der eigentliche
Vorzug des R.sehen Werkes nicht nur in der gegenüber der
„Einleitung" Eißfeldts viel breiter dargestellten Über-
licferungssituation, sondern vor allem in dem Bemühen R.s.
die traditionsgeschichtliche Frage zu klären, die literarische
Gattung mit ihrem Sitz im Leben zu bestimmen und die
religiöse Bedeutung aufzuzeigen. Davon mögen zwei Beispiele
einen Eindruck vermitteln. Abschließend heißt es zum
III. Esra (S. 73): „Das 3. Esrabuch ist eine Parallelüber-
setzung zu den letzten Kapiteln der Chronik und ausgewählten
Stücken des Esra und Nehemia, in die die zur
Weisheitsliteratur gehörige Pagenerzählung eingefügt wurde,
um die Wiederaufnahme der Bemühungen um den Tempel -
bau unter Darius zu erklären. Die Erzählung selbst will den
Wert der Weisheit hervorhoben, die die Gunst heidnischer
Oberherren gewinnen kann und so zur Förderung des
jüdischen Gottesdienstes beizutragen vermag." Der entsprechende
Abschnitt lautet bei der Damaskusschrift (S.
129—130): „Die beiden Fassungen der Schrift zeigen uns
nachmakkabäische Bewegungen des Judentums, die mit zu
den Wegbereitern des Täufers und Jesu gehörten, mit dein
wichtigen Unterschied, daß hier durch Anpassung einer
Laiengruppe an die Reinheitsvorschriften der im Tcmpel-
dienst befindlichen Priester und durch strikte Befolgung des
Gesetzes die Garantie einer Weiterexistenz in der Heilszeit
ermöglicht werden sollte, während die Verkündigung Jesu
eine Laienbewegung abseits priesterlicher Forderungen ermöglichte
."

Aus alledem ist ersichtlich, daß dieses Buch von L. Rost
in der Tat eine Bereicherung unseres Wissens darstellt und
daß es nicht nur von Studenten, sondern auch von Fach-
kollegen mit Aufmerksamkeit gelesen und mit viel Gewinn
benützt werden wird. Dafür gilt dem Autor aufrichtiger
Dank.

Halle (Saale) Hans-Jürgen Zobel

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NEUES TESTAMENT

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for New Testament Sludies, Monograph Series, ed. by
M. Black, 17. Lw. £7,-.

Die vorliegende Studie stellt eine überarbeitete Dissertation
dar, die unter der Betreuung von E. Bammel angefertigt
wurde. Ihr Ziel besteht darin, zu einem besseren
Verständnis der Botschaft Jesu durch „a reconstruetion of
the historical context of the Iife and times of those who
surrounded him" (S. 1) beizutragen. Der 1. Teil behandelt
Antipas' Jugend und seinen Kampf um das Königtum
(S. 5 — 39), im 2. Teil werden geographische, ethnische und
ökonomische Angaben von Antipas' Reich gebracht (S. 41 bis
79), während sich der 3. Teil mit den ersten Jahren von
Antipas' Herrschaft, seinem Verhältnis zu Johannes dem
Täufer, zu Pilalus und zu Jesus befaßt (S. 83 — 250) und
danach auf die letzten Jahre seiner Regierungszeit eingeht
(S. 251—263). Eine sehr knappe Zusammenfassung (S. 264f)
gibt das Ergebnis der Monographie wieder. In 11 Appendioes
(S. 269 — 347) untersucht H. die verschiedenen Testamente
von Herodes dem Großen, die Grenzen von Antipas' Territorium
, die Bevölkerung seines Gebiets, das Problem des
Census und Ähnliche Spezialfragen. Mit einem Stammbaum
des Herodesgeschlechts (S. 349), einer chronologischen
Übersicht über Antipas' Leben (S. 350), einer sehr ausführlichen
Bibliographie (S. 353-398) und Indices (S. 399 bis
437) schließt das Werk.

Vf. kommt zu dem Ergebnis, daß Antipas ein guter,
fähiger, aber vorsichtiger Herrscher war, der mit seinem
Volk im Frieden lebte. Die Verhaftung Johannes des Täufers
«III «r als eine vorsorgliche Maßnahme werten, durch die
Antipas eine mögliche Empörung vermeiden wollte. Von
seinem Vater wird Antipas positiv abgehoben, indem auch
ausdrücklich betont wird, daß er nicht machthungrig war.
Alles Schlechte wird demgegenüber auf das Konto der
Herodias gebucht. Sie verleitete ihn, „to try to gain the
whole of bis father's kingdom" (S. 264), sie verursachte den
Tod des Täufers, sie trifft die Schuld an der Verbannung
nach Lugdunum. Allerdings gibt H. zu, daß Antipas'
Konspiration mit Sejan und sein Pakt mit den Parthern
„werc integral parts of his downfall" (S. 265).

Aber schon bei der Frage, warum Antipas nicht die
Königswürde erhielt, macht sich nach II. der negative
Einfluß einer Frau bemerkbar: „In conclusion, Salome- v'M
a main factor in preventing Antipas from winning his
Position as stated in Ilerod's fifth .vill" (S. 27). Da H. noch
sechs weitere Gründe dafür angeben kann (S. 27 — 31), wird
die Schwierigkeit einer eindeutigen Beantwortung dieser
Frage erkennbar. Schwer festzustellen ist auch die Größe
der Bevölkerung von Galiläa und Peräa z. Zt. des Antipas.

Theologische Literalurzeitung 98. Jahrgang 1973 Nr. 10