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Ausgabe:

1973

Spalte:

738-740

Kategorie:

Altes Testament

Titel/Untertitel:

The ancient times 1973

Rezensent:

Bernhardt, Karl-Heinz

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Theologische Literaturzeitung 98. Jahrgang 1973 Nr. 10

738

ALTES TESTAMENT sucht, eine Aufgabe, der sich auch frühere Untersuchungen

schon zugewendet hatten, die der Vf. nher erneut aufgreift,

I Iii r i i x: ti u .-tn.tr, i tu i **** von scinem altorientalischen Untersuchungsmaterial

Masel, lierhard F.: 1 lie Remnanl. 1 he 1 hslorv and Iheology • v, ;t,_ • _„„„„ r „„;„u.______l.. j u- . r? -n

, ' ~ . i ■ j T. • slcn inm ncutr (jcsicntspunkt darbietet, Kr wdl gegen

of the Remnant Idca from Genesis to Isa.ah Bernen Wcl.ner E. Müller dng Restmotiv nichl BO| dem po,iti,cgen

Springs, Mich : Andrews Un.vers.ty Press 1972. X ,460 S. Bereich, also etwa dem Phänomen der Schlacht und der

L* t r=00 1Ve",ty M0"0^^1'8' V" * 4'9°5 Gefangenschaft ableiten. Das Restmotiv wurzelt nach ihm

w. $ o,JU. lm Existcnzproblem, in der zwischen Leben und Tod bc-

Eine neue Monographie über den Restgedanken im Alten stehenden Spannung (S. 141). Auch den Elia-Zyklus macht

Testament, allerdings begrenzt auf eine bestimmte Literatur- ,.r gegen Müller gellend, da es sich hier um eine rcligiös-

periode innerhalb der alttestamentlichen Zeit, muß neue kulturelle Bedrohung, aber nicht um eine politisch-mili-

Gesichtspunkte beibringen, wenn sie die bisherigen Arbeiten liirische handele (S. 164). Man läßt sieh gern von dem Ver-

zum Restgedanken übertreffen und mit neuen Ergebnissen fasser in seine Exegesen hineinnehmen, insbesondere das

der Untersuchung überzeugend wirken will. Das ist dem Kapitel über Arnos ist ausgezeichnet. Insbesondere ist auch

Verfasser dieser Monographie deutlich bewußt gewesen, und seine vorsichtig-positive und konservative Art der Tcxt-

Or hat in dreifacher Weise sein Ziel zu erreichen gesucht. bchandlung hinsichtlich kritischer Stellen bei Arnos, vor

Der einleitende Abschnitt geht einmal von den bisher vor- allem bei dem umstrittenen Amosscbluß, hervorzuheben,

gelegten Arbeiten aus und bespricht sie gründlich und Ereilich muß man hie und da Widerspruch anmelden. Hasel

kritisch. Der Vf. hat diese Arbeiten wirklich kritisch ver- hat m. E. zu wenig berücksichtigt, wie bei Arnos das Schicksal

wertet und keine Literaturnummer ausgelassen. Insbesondere des Menschen zuweilen in der Schwebe bleibt, indem nichts

<Iie älteren deutschen Arbeiten von Meinhold und Müller hat Definitives über das Ergehen des Menschen ausgesagt wird,

w gründlich besprochen, während er an neueren, auch so ctwa Am 2,16. Klar sieht unser Autor, daß bei Arnos zum

amerikanischen Arbeiten bemängelt, daß sie ohne Kenntnis erstenmal das Restmotiv esebatologisch gebraucht wird.

°der mit nicht genügender Kenntnis der kritischen Vor- Der letzte und größte Teil des Buches wendet sich dem

arbeiten geschrieben worden sind. Diese Vorarbeit ist der Hestgedankcn bei Jesaja zu (S. 216—372), weil hier das

Mste gewichtige Schritt. Der Vf. zeigt zugleich, daß er sich Material am reichsten zur Verfügung steht, wenn auch der

gründlich in die gegenwärtige Forschunssituation hinein- yf. mit Recht meint (S. 215), daß das Restmotiv vor Jesaja

gearbeitet hat. schon eine reiche und vielfältige Geschichte im israelitischen

In dem Abschnitt ,,Task and Object" (S. 44 — 49) spricht Denken hatte. Die Untersuchung des bei Jesaja vorliegenden
er davon, daß er seine Untersuchung unterbaut habe mit Materials gliedert er nach den Perioden der jesajanischen
philologischen Forschungen, die aber leider aus Raum- Wirksamkeit, also 740—734, dann während des syrischgründen
nicht aufgenommen werden konnten (S. 45). Das ephraimitischen Krieges 734 — 733, ferner zwischen 716/15bis
kann man sicher bedauern, zumal der Aulor sehr weit in die 701. Schließlich folgen die Abschnitte, die das Restmotiv in
antik-semitische Welt ausgegriffen hat, um den Rest- den Fremdvölkerorakeln des Jesajabuches besprechen. Hasel
Bedanken allseitig zu beleuchten und auf seine Grund- bringt das Restmotiv in einem positiven und einem nega-
"'lemente zurückführen zu können. Diesem Ausgriff dient der tiven, in einem eschatologischen und einem nichteschato-
*Weite Teil der Arbeit, der das Rest-Motiv in der vorder- logischen Sinn mit dem Ileiligkeitsgedanken in Jesajas
asiatischen antiken Literatur untersucht, d. h. in den Theologie in Verbindung und läßt das Restmotiv von
sumerischen, akkadisehen, hethitischen, ugaritischen und Anbeginn seiner Tätigkeit in der Verkündigung verwendet
ägyptischen Texten. Diese Beiziehung außerbiblischer sein. Die eschatologische Ausrichtung des jesajanischen
Parallelen zum Restgedanken ist an sich nicht neu. Schon Reslmotivs wird dann von großer Bedeutung für die spätere
Müller hat das in seiner Dissertation getan, wenngleich er, Prophetie und für die Entwicklung der eschatologischen
wie Hasel bemängelt, nur annalistisch-bistorischc Texte Denkweise überhaupt.

herangezogen hat. Der Hauptwert des Werkes liegt in den sehr sorgfältigen

Dieser Abschnitt, der der Untersuchung des Restge- um] alle wesentlichen Gesichtspunkte berücksichtigenden

dankens in der altoricntaliscben außerbiblischen Literatur Exegesen sowie in der sorgfältig abwägenden Art des Urteils,

gewidmet ist, ist der eigentlich grundlegende Teil für das ;n dem der Autor sieh stets als maßvoll und sehr besonnen

Verständnis und die Auffassung des Restgedankens im Alten zeigt. Das Werk bedeutet eine wesentliche Förderung des

Vorderen Orient (S. 50—134). Der Autor formuliert auf gegenwärtigen Erkenntnisstandes in dieser Problematik.
S. 75: „Im Rest ist die Vergangenheit des Menschen-

, , ,r 1. J__ Leipzig Hans ll.mllko

gesehlechts in einer ununterbrochenen Kette verbunden mit

der künftigen Existenz des Menschengeschlechtes." Ursprünglich
ist das Restmotiv weder in der Eschatologie noch rj .
'm Kult verwurzelt (S. 402). Der hier ausgesprochene Q (/ f
Gedanke kehrt in vielfachen Variationen im Buch wieder. .«fX.

..... 11 ,, , 1 n i.,w,i;,- m religiösen v 'Jen-Sasson, H. 11. [Üd.J: llistory of the Jew.sh People.

Auch bei den Hethitern taucht das Hestmotiv in religiösen v- -» 1 j ,.„™,

„„„. . . , r> ■ 1 . :__u ... „,,f T„ ,1er ufraritischcn I: Thc Ancient limes. lel-Aviv: Dvir Company [1969 . J ß

"ml historischen Berichten „implizit aul. In der ugaruistncii yvyt q«i e t,„t,_ ™ At-k v. oi -r t 00 A
Literatur vermag der Vf. das Restmotiv nachzuweisen, XXXI, 381 S. hebr. m. Abb. u. Ktn, 32 Taf. gr. 8°. // Y
insbesondere wenn Leben und Existenz von Vernichtung Der vorliegende stattliche Band ist der erste Teil einer '
bedroht scheinen. Dem Restgedanken in der ägyptischen allgemeinverständlichen Geschichte des jüdischen Volkes.
Literatur ist der Autor mit besonderer Liebe nachgegangen Sein Rahmen ist weit gespannt. Er reicht von den ältesten
l,»d hat sich hier mit Werner E. Müller auseinandergesetzt, Zeiten bis zur Eroberung des byzantinischen Palästina durch
der seinerzeit behauptet hat, daß das Restmotiv nur ganz die Araber im Jahre 636 n. Chr. Er ist also nur eine stark
Vereinzelt in den ägyptischen historischen Texten auftauche. geraffte Darstellung möglich, wobei auf die Auseinander-
Hasel stellte fest daß das Restmotiv häufig vorkomme, Setzung mit anderen Auffassungen weitgehend verzichtet
sogar in der Absicht, um anzudeuten, daß keine Über- werden muß. Das ist bei einem zusammenfassenden Überlebenden
und kein Rest zurückbleiben. blick sowieso angebracht. Trotz des beschränkten Raumes
Der dritte Teil der Arbeit wendet sich dem Restmotiv in werden alle wichtigeren geschichtlichen Ereignisse berückter
Genesis, im Eliaszyklus und im Buch Arnos zu (S. 135 bis sichtigt, ohne daß die Vf. in den trockenen Stil eines Kora-
215). Aus der Genesis werden die Geschichte der Sintffut, pendiums verfallen. Die Darstellung ist vielmehr lebendig
die Abraham-Lot-Erzählungen, die Jakob-Esau-Geschichten und anschaulich. Dazu tragen auch die in den Text ein-
sowie die Josepherzählungen auf das Restmotiv hin unter- geschalteten Kartenskizzen und die Bildtafeln mit gut aus-