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Ausgabe:

1973

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

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Neuerscheinungen

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49 Theologische Literaturzeitung 98. Jahrgang 1973 Nr. 1 50

Text für die gottesdienstliche Lesung zu komprimieren. Variierung der Wortwahl verloren; 112,25 „admitted their

(Auf diese Verwendung weisen u.a. die Einleitungsformeln guilt" zu negativ.: sie bekannten (ihren Glauben); 114,13

»Herr segne" 90,3 und 272,2 bzw. „Vater, segne" 310,3, „discomfort" zu schwach: „pain"; 162,22 Pionios geht

die der Diakon an den Priester richtet, von M. als Kyrie nicht „hastily" zum Martyrium, sondern „eagerly",

eleison übersetzt.) Gewichtiger: 100,20f. Einführung eines Platon-Zitates

Das führt zur Frage nach der historischen Verläßlich- nicht „for us to hear", sondern „wie wir hören": nicht

keit, über die M. im Anschluß an frühere Forschung vor- Bekräftigung, sondern distanzierende Wiedergabe; 108,17

sichtig urteilt: nur auf dem negativen Wege der Eliminie- Perpetuas Vater verhält sich bei M. mehr gentlemanlike

rung des deutlich Späteren kommt man zu einem (mög- als im Text: er stürzt sich auf sie, um ihr die Augen aus-

licherweise) authentischen Kern. Aber nicht jedes Pathos zureißen, schlägt sie aber dann nur - das wird zu einem

ist sekundär, Berichte über Schmerzunempfindlichkeit im Als Ob. 136,26 u.ö., 186,14, vgl. Einl. XXXIII: „Temple

Zustand höchster Erregung sind auch heutiger Medizin Vergcr" ist zwar wörtliche Wiedergabe von Neokcrcs,

hekannt, während andererseits auch die schlichtesten verwischt aber, daß der Titel nicht einen Kirchendiener,

Verhörprotokolle nicht Stenogramm sind, sondern Keryg- sondern einen Oberpi iester bezeichnet, Mißverstandenes:

sein wollen. Verhandlungsberichte aus den Papyri ]38,12f.: Die Zuschauer steigen auf die Erhöhungen, um

haben deutlich gemacht, daß jede Niederschrift resümiert, sehen zu können; 146,20: Pionios hatte Sabina vor dem

nur die entscheidenden Fakten und Aussagen festhält und Verhör instruiert, einen falschen Namen anzugeben,

»uch sie in verknappter Form. Auf diese Weise entsteht Z.20-28 ist Rückblende, 28 geht mit „also" die Handlung

durch Aussparung eine Dramatik, die sachgerecht ist, weiter; 250,14 u. 252,3.4 ist ex centurionibus der Ex-

aber bereits den tatsächlichen Ablauf stilisiert. Es ist ein Centurio: Durch sein Bekenntnis und die Verhaftung ist

Vorzug von M.s Sammlung, daß sie verschiedene Arten Marcellus bereits degradiert ; 288,1: die christlichen Bü-

von Berichten nebeneinander zur Geltung bringt. eher werden nicht „erwähnt", sondern als corpora delicti

Der Grundstock solcher Sammlungen steht fest, am vorgelegt, entsprechend 288,13 nicht „those parchments",

Hände gibt es Ermessensspielraum für den Editor. Zu ver- sondern „these", 290,18 lies „the writings which were

gleichen sind die Acta martyrum selecta von Oskar v. Geb- brought forward".

hardt, 1902 (bei M. im Autorenindex S.374: Otto), und Zur Interpretation: Wenn in Nr.23 Irenaeus, Bischof

die mehrfach aufgelegten Ausgewählten Märtyrerakten vol4 Sirmium („Pannonia, modern Jugoslavia" S.XL1II

von R.Knopf (1901, 31929 von G.Krüger, 41965 von durch Knappheit ungenau), vor dem Präfekten sagt, er

G.Ruhbach), von neueren Arbeiten G.Lazzati, Gli svi- habe nicht Weib noch Kind, so ist das nicht eine „stränge

JuPpi della letteratura sui martiri nei primi quattro secoli, Interpretation of the words of Jesus, perhaps to spare

1956. them further suffering" (S.XL1V), sondern sinnvolle Be-

Kine selbständige Edition der Texte aus den Hand- folgung von Mt. 10,37. Täuschungsabsicht wäre sinnlos, da
Schriften ist in diesem Rahmen nicht zu erwarten. Albert die Familienverhältnisse des Bischofs bekannt waren. Es
Ehrhard hatte sich dies Ziel gesteckt. Aber über der Fülle -l6t vielmehr dieselbe Distanzierung von irdischen Binder
Überlieferung, deren Durchforschung sein Lebens- düngen, die andere Märtyrer die üblichen Fragen nach
*erk wurde, geriet ihm der Band, den Harnack von ihm Name und Herkunft als irrelevant betrachten läßt. So
«tat die GCS erwartete, außer Sicht, so daß diese Edition erklärt der alte phrygische oder pisidisebe Bauer Konon
auch heute noch ein Desiderat ist. M. nennt Ehrhard (Nr. 13) er sei aus der Stadt Nazareth in Galiläa und aus
n,rgends - er brauchte ihn nicht zu nennen. Dafür stützt der Familie Christi, dem er von den Voreltern her diene.
er sich jeweils auf die besten verfügbaren Ausgaben, etwa M nimmt den Ort wörtlich (S. XXXII), die Familie dann
die Arbeiten P.Franchi de'Cavalieris und von den Bollan- offenbar doch nicht. Aber Konon meint ganz offenbar
disten H.Delehayes, und er vergleicht auch weiterfüh- seme geistige Heimat. Vergleichbar ist die Entwertung
rende Studien. Er zitiert Konjekturen anderer und gibt traditioneller Formen und ihre Umdeutung, wenn am
gelegentlich eigene. (Die nach 176,13 angenommene Lücke Schluß vieler Martyrien der üblichen Zeitbestimmung
"st unnötig: WennFructuosus bittet: „Darf ich noch meine nacn Herrschern oder Beamten die christliche Be6tim-
^chuhe anziehen?" und die verhaftenden Soldaten ihm mung entgegengestellt wird „unter der Königsherrschaft
*agen: „Zieh deine Schuhe in Ruhe an", so wäre es pedan- Jesu Christi" (18,7f. = 36,6, 104,3, 174 App., 258,11,
Jlsch, noch ausdrücklich zu berichten, daß er es dann auch 278,25f., 292,12; dreiteilig 165,30-166,4: nach römischer,
**r) _ . asiatischer und „unserer" Rechnung).
. Oas Schwergewicht liegt auf der Ubersetzung. Sie ist EfJ ist unvermeidlich, daß Kritik detailluit, Lob pau-
euie bedeutsame Leistung. M. trägt den unterschiedlichen 3cnal ausfant. Um die Akzente nicht zu verschieben, sei
^den Rechnung, vor allem in der Wahl des Ausdrucks. zusammengefaßt: Eine schöne und wertvolle Sammlung
Yange Satzgebilde löst er gern auf, was dem Charakter bedeutsamer Zeugnisse aus der Frühzeit des Christendes
Englischen entspricht und dem heutigen Leser ent- tum8) für dje Musurillo Dank und Anerkennung gebührt.

gegenkommt. Manche Freiheiten sind begründet. Bei Berl|n _ Kurt Treu

Ederen kann man Bedenken baben Heil, John: Augustinus Attack oii Skepticism: the Contra Aea-

Der christliche Zentralbegriff Brüder wird oft um- *hR m2 S 99_116).

"'-uneben, vielfach durch „(fellow) Christians , 64,Z „one Junod> Erjc. R^marqueB sur ]a compositum de la „Philocalie"
°J our number". Dadurch wird die Färbung neutraler. d'Origene par Basile de Cesaree et Gregoire de Nazianze

^eine Glieder sind mehrfach umgestellt, ohne daß man (RHPhR 52, 1972 S. 149-156).

den Grund erkennt so 6,31 (verdirbt den Chiasmus), 66,4 Mayer, C. P.: Philosophische Voraussetzungen und Implika-
-Oedipean Marriages" - genauer „unions" oder ein stär- tionen in Augustins Lehre von den Sacramenta (Augusti-

keres Wort- pinp SnrheTklärune wäre angebracht), 68,3, niana 22, 1972 S. 53-79).

>>.'br sieghaften Märtyrer", 138,16 „mit strahlendem Ge- (Concore. »^.^8Behördenund christen im 2 Jabj.

264737nach d^ Sitte der Heiden". Nuancen: 8,25 * ^.z, U,^tf^Tu^W.

^olykarp nicht „shaking his fist" gegen die Menge, son- Verheijen, L. M. J.: Contributions ä unc edition cntique
. erU „waving his band"; 10,8 besser „respect... as far as amelior6e desConfeasionsde saintAugustin (Augustiniana 22,

lt does not harm our cause"; 46,11 besser, „We pray that 1972 S. 35-52)

W.e «ball suffer the penalty and so be saved"; 50,26 geht _ Clements d'un Commenta.re da la R*gle de samt Augustm
^ Prägnante Wiederaufnahme des „Frommseins" durch (Augustiniana 22, 1972 S. 5-34).