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1973

Kategorie:

Praktische Theologie

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709

Theologische Literaturzeitung 98. Jahrgang 1973 Nr. 9

PRAKTISCHE THEOLOGIE

Stein, Albert: Evangelische Laienpredigt. Ihre Geschichte, ihre
Ordnung im Kirchenkampf und ihre gegenwärtige Bedeutung
. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1972. 156 S.
gr. 8° = Arbeiten zur Geschichte des Kirchenkampfes, hrsg.
v. H.Bmnotte u. E.Wolff, 27. Kart. DM 18,50.

In der Reihe der Arbeiten zur Geschichte des Kirchenkampfes
ist diese Bonner praktisch-theologische Habilitationsschrift
über „Evangelische Laienpredigt" 1972
erschienen. Sie konnte wohl deshalb Aufnahme finden,
weil die beiden ersten Kapitel den Notdienst der Laien
und der Predigthelfer von 1933 bis 1939 und von 1939
bis 1945 darstellen. Die Arbeit selbst geht mit ihrer Einleitung
und mit dem dritten Kapitel sowie mit dem Schlußwort
weit über die Zeit des Kirchenkampfes hinaus. Die
Präge nach der Bedeutung und der Ordnung der Laien-
predigt wird gründlich in ihrer geschichtlichen Entwicklung
erörtert. Damit wird die Arbeit von Dr. Heinrich
Beim „Geschichte der Laienpredigt" von 1895 (Monatsschrift
für Innere Mission Band 15) vorzüglich ergänzt
(Heinrich Behm war von 1922 bis 1930 Landesbischof in
Schwerin). Der Vf. geht immer wieder der Frage nach, wie
die Laienpredigt kirchlich gewürdigt und in das kirchliche
Leben eingeordnet werden konnte. Er zeigt die Schwierigkeiten
während des Kirchenkampfes, führt aber auch
über diese Zeit hinaus. Einzelheiten werden in großer
Fülle gebracht und in den Anmerkungen belegt. Während
m der Zeit des Kirchenkampfes die Laienpredigt unter
dem Gesichtspunkt des Notstandes stand und gesehen
Werden mußte, werden in dem dritten Kapitel „Amt und
Dienst. Evangelische Laienpredigt seit 1945" die Ordnungen
des Lektorendienstes und der freien Laienpredigt
'ni Leben der Kirche dargestellt. Die Richtlinien der
Bischofskonferenz für die Ordnung des Lektorendienstes
vom 6. Februar 1962 für die Vereinigte Evangelisch-
Lutherische Kirche und die Ordnungen in der Evangelischen
Kirche der Union, besonders das Predigthelfer-
Kesetz der zweiten Rheinischen Landessynode vom
10. Januar 1969 werden gründlich behandelt. So rückt die
evangelische Laienpredigt aus dem Blickwinkel des Notstandes
in das Leben der evangelischen Gemeinde überhaupt
hinein. Man kann fragen, ob die jeweiligen Ge-
nieindeverhältni.sse genügend Berücksichtigung finden.
Der Vf. erwähnt mit Recht Persönlichkeiten, die mit der
evangelischen Laienpredigt während des Kirchenkampfes
besonders geholfen haben, wie Rudolf Alexander Schröder
, der Kösliner Arzt Dr. Knorr, das ostpreußische Ge-
»leindeglied Dr. Andreas Pfalzgraf. Solche Persönlichkeiten
finden sich nur selten in den Gemeinden. Des weiteren
wird zu fragen sein, ob über Gestalt und Inhalt der
Laienpredigt gründlichere Hilfen gegeben werden müßten,
als das bisher im kirchlichen Leben der Fall war. - Der
vf. sagt dann mit Recht: „Es fragt sich, ob ohne einen
klaren Verantwortungsbezug auf eine bestimmte Ge-
"" inde das geistliche Amt der Kirche überhaupt sinnvoll
ausgeübt werden kann." Damit wird der Dienstauftrag
au eine bestimmte Gemeinde in das rechte Licht gerückt.
D'e Erfahrungen, die im Kirchenkampf gemacht worden
'J'nd, haben bisher nur zögernd Anwendung gefunden.
Immer ergibt sich aber die Notwendigkeit der kirchlichen
Ordnung der evangelischen Laienpredigt. Der Dienst
des Pfarrers bedarf einer sinnvollen Ergänzung, besonders
Wenn man an die künftigen Verhältnisse in einer Diaspo-
rakirche denkt. Das vorliegende Buch von Albert Stein
Ze'gt die Möglichkeiten, die Probleme, aber auch die
große Verantwortung in hilfreicher Weise. Bei den Fragen
nach der Neugestaltung kirchlichen Lebens ist damit ein
Wertvoller Beitrag gegeben.

Schwerin N. Berte

Kuc, Leszek, Nalaskowski, Jan Adam, u. Henryk Pagiewski t
Teologia Przepowiadania Slowa Bozego. Materiary do nau-
czania w zakladach teologisznych. Warszawa: Akademia
Teologii Katolickej 1971. 363 S. gr. 8°.

Die vorliegende „Theologie der Verkündigung des Wortes
Gottes" ist der erste Band eines vierbändigen Werkes,
das ein polnisches katholisches Arbeitsteam den Studenten
und Lehrern der Homiletik als Materialsammlung zur
Information und zur Weiterarbeit vorlegt. Die Verkündigung
wird als bilateraler Kommunikationsprozeß aufgefaßt
(S. 17f.), wobei der Prediger selbst vor allem auch
Hörer des Wortes ist. Der erste von Pagiewski verfaßte
Teil enthält eine Theologie des Wortes Gottes, die christo-
zentrisch entfaltet wird. Als Ursprung der Predigt gilt die
Bibel. Dem ekklesiologischen Aspekt ist der zweite, von
Adam Nalaskowski verfaßte Teil des Bandes gewidmet.
Der Vf. ist bemüht, die Botschaft des Wortes Gottes als
Hauptfunktion der Kirche (S.98) herauszustellen. Das
Volk Gottes ist sowohl Empfänger als auch Träger der
Verkündigung, daher bilden Glaube und Taufe die Grundlage
für die kerygmatische Berufung (S. 148), die sich auch
auf die Laien erstreckt. Im dritten Teil des Bandes bemüht
sich Pagiewski um eine Darlegung des „persoim-
listischen Charakters der Verkündigung" und beschreibt
dabei den Menschen als Träger der Botschaft. Es geht ihm
um den dialogischen Charakter der Predigt, wobei Gott
selbst undistanziert in diesen Dialog einbezogen wird:
„Verkündigung ist die Begegnung zweier Personen -
Gottes und des Menschen - auf der Ebene des Glaubens"
(S. 149). Es wird nicht ganz klar, was P. unter dorn Begriff
„personalistisch" versteht, denn die Person des Hörers
tritt weder im Sinne theologischer Anthropologie noch als
Gegenstand psychologischer Forschung scharf ins Blickfeld
. Es geht vorwiegend um funktionelle Zusammenhänge
. Diesem Aspekt ist auch der vierte Teil des Buches
gewidmet, in dem der Warschauer Dozent für Homiletik
Leszek Kuc die Antwort des Menschen auf die Botschaft
untersucht. Die beiden Hauptthemen dieses Teils sind der
Akt des Hörens und die Haltungen, die man bei den Hörern
beobachtet. Der Vf. benutzt die Literatur nur sparsam
, hat offensichtlich selbst sorgfältig beobachtet und
bietet eine Fülle von eigenem Gedankengut. Einige Ansätze
verdienen eine weitere Behandlung.

Die Autoren verstehen ihr Werk nicht als ein abgerundetes
oder abgeschlossenes Lehrbuch, sondern als eine
Dokumentation von Erkenntnissen, die noch im Werden
sind. Wiederholungen, innere Spannungen und sogar
Gegensätze werden bewußt in Kauf genommen. Ermüdend
wirken die Eigenkommentare über die Absichten
der Herausgeber und über den Aufbau des Buches. Die
Schwäche des Werkes liegt in der Problematik der Arbeitsmethoden
. Der Autor des Beitrags über die Antwort des
Menschen auf die gehörte. Botschaft will bewußt darauf
verzichten (S.295), den Raum theologischer Anthropologie
zu verlassen, „um auf das Niveau von Impressionen
psychologischer oder soziologischer Natur herabzusteigen
". Die Tatsache, daß er diese Absicht nicht konsequent
verwirklicht, bereichert das Werk außerordentlich. Auf
die Dauer werden die Autoren nicht auf Untersuchungsmethoden
verzichten können, die auf anderen Gebieten
entwickelt wurden. Für die Weiterarbeit auf dem eingeschlagenen
Weg sind Fragen der Forscliungsmethodik von
entscheidender Bedeutung. Das gilt nicht nur für das
polnische Arbeitsteam, von dem noch drei weitere Bände
des homiletischen Lehrbuchs zu erwarten sind.

Hall« (8a»le) Knist Lerle

Ammon, Wilhelm von: Die Kirchgemeindeordnung der Evangelisch
-Lutherischen Kirche in Bayern, in: Kontinuität im
Umbruch. FS Augustana-Hochschule in Neucndettelsau,