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Ausgabe:

1973

Spalte:

678-679

Kategorie:

Judaistik

Autor/Hrsg.:

LeMoyne, Jean

Titel/Untertitel:

Les Sadducéens 1973

Rezensent:

Delling, Gerhard

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Theologische Literaturzeitung 98. Jahrgang 1973 Nr. 9

678

Vorgrimler, Herbert: „Nicht vom Brot allein ..." Bibeltheo-
logische Skizze (IntDialogZtschr 6, 1973 S. 98-100).

Vries, Simon J. de: David's Victorv over the Philistine as Saga
and as Legend (JBL 92, 1973 S. 23-36).

JUDAICA

Schwab, Moise: Index of Articles Relative to Jewish History

and Literatuie. Published in Periodicals from 1665 to 1900.
Augmented Edition with an Introduction and Editcd List
of Abbreviations by Zosn Szajkowski. New York: Ktav
Publishing House. [1971]. XVI. 539, 195, 11 S. gr. 8°. Lw.
8 39.50.

1899 veröffentlichte M.Schwab (1839-1918), Bibliothekar
an der Bibliotheque Nationale in Paris und u.a.
durch seine Übersetzung des Jerusalemischen Talmuds
ms Französische (1871-1889) international bekannt geworden
, den ersten Teil eines Verzeichnisses von Zeit-
schriftenartikeln zur Geschichte und Literatur der Juden
«us der Zeit 1783-1898, der allerdings auch manches
Altere von 1665 an enthielt. Diesem Band, der den Stoff
nach alphabetisch geordneten Verfassern zusammenstellte,
ließ er 1900 zwei weitere Teile folgen, die in der Paginierung
an den ersten anschlössen und einerseits einen
Sachindex (S. 409-587) und andererseits ein Verzeichnis
der hebräischen Wörter (S. 588-602) brachten; sie wurden
nach einem Manuskript lithographiert, weil Mittel für den
Druck nicht vorhanden waren. Ein Supplement von
304 S., nunmehr die Zeit 1783-1900 umfassend und ebenfalls
lithographiert, folgte 1903. Schwab setzte auch danach
seine Sammlerarbeit fort und dehnte sie bis 1665 aus.
1914 konnte mit dem Druck einer durchgehenden Neubearbeitung
des ganzen Werks begonnen werden. Wegen
der unglücklichen Zeitumstände dauerte es bis 1923, bis
das Buch fertig war - leider ohne Sachindex und Verzeichnis
der hebräischen Wörter. So blieb das überaus
nützliche Werk als Opfer der Ungunst seiner Zeit ein
Torso. Seitens der Fachwissenschaft ist das oft bedauert
worden.

Die nun vorliegende Neuausgabe schließt erfreulicherweise
die Lücke. Sie enthält Schwabs eigene kurze Einführung
in das vollständige Werk von 1900, die Neubearbeitung
von Teill von 1914-1923 und die auto-
graphierten Teile II und III von 1900. Der Herausgeber
hat neben einem Vorwort, das in Geschichte und Anlage
des Werks einführt und seinen Nachdruck begründet, ein
höchst erwünschtes Abkürzungsverzeichnis beigesteuert
und am Schluß die Berichtigungen der Ausgabe von 1914
Ws 1923 von Bernhard Wachstein (1868-1935; Direktor
der Bibliothek der Israelitischen Kultusgemeinde in Wien)
beigegeben, die dieser im Jahrbuch der Jüdisch-Literarischen
Gesellschaft XIX (1928), S. 225-235 veröffentlicht
hatte. So ist ein Hand- und Nachschlagewerk zustande
gekommen, das für jeden auf dem Gebiet der
Judaistik Arbeitenden außerordentlich nützlich ist, auch
Wenn die autographierten Teile nicht immer ohne Mühe zu
lesen sind. Es berücksichtigt auch nichtjüdische Autoren,
die judaistisch und hebraistisch gearbeitet haben, wie
W.W.Graf Baudissin, H.Laible, M.Löhr, Ed.König,
A. Kuenen, M. J. Lagrange, E. Nestle, E. Schürer, C. Steuernagel
, H.L. Strack, J. Wellhausen - um nur diese zu
nennen. Von allgemeinerem Interesse mag sein, daß sich
hier auch eine Anzahl von Aufsätzen des jungen Franz
Delitzsch verzeichnet findet, die dieser in der von dem
Leipziger (jüdischen) Orientalisten Julius Fürst (1805 bis
1873), der seit 1839 Privatdozent war, 1840-1852 herausgegebenen
Zeitschrift Der Orient (mit Beiblatt: Literaturblatt
des Orients) veröffentlicht hat und die, soweit ich
sehe, weitgehend in Vergessenheit geraten sind.

Münster (Wcstf.) Karl Heinrich Rengstorf

Le Moyne, Jean: Les Sadduceens. Paris: Gabalda 1972. 464 S.
gr. 8° = Etudes bibliques. Kart, ffr. 110.—.

Nach einem Rückblick auf die Forschungsgeschichte
seit 1857 (11-26) gibt der Vf. in Teil I zunächst eine Übersicht
über die Quellen und ihre Aussagen (27-153): Jose-
phus, die sog. nachbiblischen Schriften des Judentums,
die Texte von Qumran (zwischen ihnen und den Saddu-
zäern ergeben sich keine Beziehungen), die pharisäisch
bestimmte rabbinische Literatur - sie ist es nach dem Vf.
in erster Linie, die uns über die Sadduzäer informiert -,
und das Neue Testament (hier bieten nur Mk 12,18-27
parr. und Apg 23,8 verwertbare Aussagen), qara'itische und
patristische Texte (von den letzten nennt der Vf. 63; sie
tragen nach ihm nichts Neues bei). Eine anschließende
Überschau über die Ableitungen der Bezeichnung „Sadduzäer
" (155-163) ergibt, daß keine gesichert ist.

Teil II behandelt die Meinungsverschiedenheiten zwischen
Sadduzäern und Pharisäern an Hand der rabbi-
nischen Texte (165-317). In c. VIII geht es um die Auferstehung
. In IX werden Fragen des Kalenders, des Ritus
usw. behandelt, getrennt nach Aussagen über die Boetho-
sier (eine Gruppe der Sadduzäer, vielleicht identisch mit
den Herodianern [337-341]) und die Sadduzäer. X betrifft
den Bereich des Rechtsverfahrens; nur in zwei Punkten
erscheinen die Sadduzäer im Prinzip strenger als die
Pharisäer, in einem ist das Gegenteil der Fall (243). XI bezieht
sich auf die Priester, insbesondere auf Vorschrifen,
die ihren Dienst angehen (249-294; hier ergeben sich thematisch
Überschneidungen mit IX). In XII werden divergierende
Bestimmungen abgehandelt, die Frau und Ehe
betreffen; eingangs werden Beispiele für den erheblichen
Einfluß der Pharisäer auf die Frauen erörtert; aus ihnen
wird geschlossen, daß er seitens der Sadduzäer nicht bestand
.

Der Schluß e contrario oder e silentio begegnet auch
sonst nicht selten. Die Besprechung der z.T. sehr speziellen
Kasus wird des öfteren durch weiträumige Darlegungen
über den sachlichen Zusammenhang, dem sie zugehören,
begleitet. Die breite Erörterung der Texte und ihrer Probleme
gibt dem Vf. vielfältige Gelegenheit, seine Kenntnis
der rabbinischen und der reichlich verwerteten sekundären
Literatur (auch des 19. Jh.s) vorzuführen. Daß eine
nicht geringe Anzahl der aufgeworfenen Fragen nur vermutungsweise
beantwortet werden kann, hängt nicht zuletzt
mit dem fragmentarischen und einseitigen Charakter
der vorliegenden Quellen zusammen; das wird ausdrücklich
in c. XIII hervorgehoben. Hier werden die wahrscheinlich
authentischen Worte von Sadduzäern zusammengestellt
(323-325). Außerdem ist in der Wiedergabe
bestimmter Diskussionen in rabbinischen Texten der
Standpunkt der Sadduzäer wahrscheinlich richtig bezeichnet
(325). Bedeutsam ist für die zusammenhängende
Darstellung die Übereinstimmung von Joseph us und rabbinischen
Referaten (327).

Eine solche Darstellung wird in Teil III versucht; hier
kommen nun die Aussagen Josephus' stärker zur Geltung1.
In c.XIV werden Kennzeichen der sadduzäischen Gruppe
gegeben (329-356). Sie ist nicht eine solche von Priestern,
wenn auch ihre Mitte durch die führenden Priester Jerusalems
gebildet wurde, wohl auch nicht nur von Aristokraten
; sie steht nicht unter fremden Einflüssen. Ihre
attitude fondamentale (c. XV) ist vielmehr bestimmt von
der Treue zur buchstäblich verstandenen Schrift (357 bis
364). Ihre Bibel wird sich nicht nur auf die Tora beschränkt
haben (Vf. erwägt die Anerkennung von Psalter, Hiob,
Sir; in der Zusammenfassung sagt er dann, daß die Sadduzäer
das Gesetz, die Propheten und die Schriften als inspiriert
akzeptierten, die letzten mit gewissen Ausnahmen
[379]). Ünter dem Aspekt Ecriture et tradition werden
zunächst die erkennbaren theologischen Aussagen und