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Ausgabe:

1973

Spalte:

674-676

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Blenkinsopp, Joseph

Titel/Untertitel:

Gibeon and Israel 1973

Rezensent:

Mettinger, Tryggve N. D.

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Theologische Literaturzeitung 98. Jahrgang 1973 Nr. 9

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die Frage der eschatologisehen Verkündigung des Pro- zuhellen, die Unterschiede der Stücke in J und P heraus-

pheten nicht diskutiert hat. Ja, man gewinnt sogar den zuarbeiten und auf dieser Grundlage eine Interpretation

Jjiindruck, daß er den Gebrauch des Ausdrucks und die vorzunehmen.

dahinterstehenden Sachverhalte absichtlich meidet. Man Aus beiden Beispielen erhellt, daß für W. die literar-

i8t darum doppelt gespannt, ob sich in den folgenden Lie- kritische Arbeit an Gen 1-11 mit der Annahme von J und

erungen dieser Eindruck bestätigt bzw. ob in den noch P sowie der Zuweisung der entsprechenden Stücke zu die-

ausstehenden Einführungskapiteln dazu Stellung genom- sen Quellenschriften zu einem endgültigen Abschluß ge-

IneD wird. langt ist, daß alle weiterreichenden derartigen Versuche

Abschließend sei noch auf eine Schwäche des Kommen- gescheitert sind und daß die Lösung der verbleibenden

ars aufmerksam gemacht, die nicht zu Lasten des Autors Fragen nunmehr auf form- und traditionsgeschichtlichem

Seht, sondern in der Art und Weise des Erscheinens des Wege gesucht werden muß. Daß die Form- und Tradi-

Ä.oinmentars begründet liegt und zumindest für die je- tionsgeschichte in der Tat einen wesentlichen Beitrag zum

Weus l. Auflagen regelmäßig zu beobachten ist: dieKorrek- Verständnis auch von Gen 1-11 liefern kann, ist unbestrit-

ur einmal bezogener Positionen in späteren Lieferungen ten und wird durch die von W. erzielten Ergebnisse ein-

(vgl. hier S.235 mit S.25). Wahrscheinlich wird sich aber drucksvoll bestätigt. Was Rez. bedenklich stimmt, ist die

lese Schwäche des Kommentars auch in Zukunft kaum Beurteilung der literarkritischen Arbeitsweise als einer ab-

Deseitigen lassen. geschlossenen, hinter uns liegenden Forschungsphase,

Erlangen Gunther Wanke deren Resultate mit großer Sicherheit den neuen Fragestellungen
zugrunde gelegt werden. So gewiß es ist, daß
auch die literarkritischen Ergebnisse stets neu in Frage

y gestellt und überprüft werden sollten, mithin also auch in

estermann, Claus: Genesis 1-11. Darmstadt: Wissenschaft- der Gegenwart literarkritisch gearbeitet werden müßte,

"Ohe Buchgesellschaft 1972. XXV, 108 S., 3 Tabellen 8° so scheint noch dringlicher zu sein, daß aus dem histo-

- Ertrage der Forschung, 7. Kart. DM 18,—. risch bedingten Nacheinander der einzelnen Methoden ein

Der Vf. des seit 1966 erscheinenden Genesis-Kommen- Miteinander wird. Damit soll nicht die relative Selbstän-

tars legt in diesem kleinen Bändchen eine geraffte Dar- digkeit der jeweiligen Methode aufgehoben werden, wohl

Stellung der Forschungsgeschichte zu Gen 1-11 vor, dem aber könnte damit ein einseitiges Überwiegen nur einer

zweiter Band mit der Forschungsgeschichte zu Gen Arbeitsweise vermieden und etwa durch formkritische

12-50 folgen soll. Das ist insofern ein von jedermann ge- Überprüfung literarkritischer Ergebnisse ein vertierteres,

^iß dankbar begrüßtes Unternehmen, als seit dem Er- einheitlicheres Verständnis der Sache erzielt werden (vgl.

scheinen der letzten großen deutschsprachigen Kommen- hierzu K.v.Rabenau in: Theol. Versuche, 1966, S.7ff.).

tarwerke zur Genesis von H. Gunkel(1901) undO.Procksch Ansätze dazu scheinen sich in der Behandlung der Genea-

U923) eine kaum noch überschaubare Fülle von Einzel- logien durch W. finden zu lassen.

Untersuchungen mit mancherlei sich darin andeutenden Greifswald Hans-Jürgen Zobel
aer ausdrückenden Wandlungen und Neuaneätzen vorgelegt
wurde. Aus methodischen Gründen greift W. Zeiten
sogar noch hinter Gunkel auf die wesentlichen Publi-

ationen der Literarkritiker des 19. Jh.s zurück. Somit „. ,. t , ~. . t , tt. ro . „f n;k„„..

entstoV,+ j » i t • ■ • i. rr -j. i Blenkinsopn, Joseph: Gibeon and Israel. The Role of Gibeon

(ein l q i „? Ug6n deS Le8er8 61,1 ,"sleb,en, Kapitel and t,he Gibeonites in the politioal and religious History of

Jen x-j; 4,2-16; Die Genealogien in Gen 1-11; Gen Early Israel. London: Cambridge University Press 1972. XI,

et ' 6'^M7; 9>18"27; H.l-9) gegliederter Abriß der 152 S. 8°. Lw. £3.60.

wa 100jährigen Forschungsarbeit an der Urgeschichte

Qer Genesis, wobei jeweils gefragt wird, ob die Arbeiten Das Verhältnis zwischen Israel zur Zeit der Landnahme

..ihren Schwerpunkt in der kirchlich-traditionellen Auf- und der frühen Monarchie einerseits und der gibeoni-

.ssung haben, in der literarkritischen Forschungsweise tischen Tetrapolis andererseits bildet ein wichtiges Pro-
Wle in einer noch flächenhaften Methode religions- blem in der Geschichte Israels. Eine frühere Monographie
^jchichtlicher Vergleichung, oder im Verschieben des mit dem Titel Gibeon von A.Bruno (1923) ist heute in
Schwergewichts auf die mündliche Vorgeschichte der hohem Grade veraltet. Der Zeitpunkt für eine neue Analexte
, das eine form-und traditionsgeschichtliche Arbeits- lyse der Texte und für einen Versuch, die dadurch 8T-
*eise notwendig macht" (S. 11). Zugleich wird damit die haltenen Data mit archäologischen Ergebnissen in Verlieht
verfolgt, eine tragfähige Basis für die weiter- bindung zu bringen, ist gut gewählt, wobei Pritchards
iUhrende Forschungsarbeit zu schaffen. Das mag an zwei Ausgrabung in el-glb natürlicherweise Anspruch auf be-
Beispielen verdeutlicht werden. Was Gen 2-3 angeht, so sondere Aufmerksamkeit erheben kann. In der vorliegen-
Y11^ die Zuweisung zu J als Resultat literarkritischer den Arbeit liegt der Schwerpunkt einwandfrei auf der Ana-

r°eit vorausgesetzt. Desgleichen wird das auf traditions- lyse der Texte,

geschichtlichem Wege erzielte Ergebnis, daß die litera- Zur Lokalisierungsfrage der vier gibeonitischen Orte

"sehen Spannungen sich im großen und ganzen aus der präsentiert der Vf. keine überraschenden Neuheiten. Das

ou j bewirkten Verzahnung zweier ursprünglich selb- Hauptinteresse gilt hierbei natürlich der Frage, inwiefern

tandiger Erzählungen, einer Schöpfungs- und einer Gibeon mit el-gib zu identifizieren ist. Die ausgewogene

^aradieserzähhing, erklären, von W. als allgemein ver- Diskussion der vorgebrachten Einwände führt zu einer be-

'iidlich angesehen. An dieser Stelle setzt seine Weiter- jahenden Antwort des Vfs. Es dürfte jedoch noch zu früh

rbeit ein. Er bestimmt die somit gewonnene Einzel- sein, diesen Schluß vom Range einer sehr wahrschein-

erzählung von Gen 2 als Erzählung von der Menschen- liehen Hypothese zu dem eines feststehenden Faktums zu

Uri(l nicht von der Weltschöpfung und fragt sodann nach erheben.

er spezifischen Erzählstruktur. Ganz ähnlich sieht der Ein wichtiges Kapitel in diesem Buch diskutiert den

jja,ig der Dinge bei den verschiedenen Genealogien aus. Text in Jos 9 zum Vertrag zwischen Israel und den Gibeo-

aü sie jeweils zu J oder P gehören, wird nicht weiter nitern. Zur Frage der literarischen Vorgeschichte des

iskutiert. Wesentlicher erscheint W. das formkritische Josuatextes kann der Vf. auf eine Detailuntersuchung

n^bnis, daß die Genealogie eine eigenständige, sehr alte zurückgreifen, die er früher veröffentlicht hat (CBQ

^e turig ist. Daraus leitet er die Aufgabe ab, den Bezug 28/1966, 207ff.). Aus verschiedenen Indizien zieht er den

r biblischen zu den außerbiblischen Genealogien auf- Schluß, daß der Text eine deuteronomistische Redaktion