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Ausgabe:

1973

Spalte:

658-662

Kategorie:

Religionswissenschaft

Titel/Untertitel:

Types of redemption 1973

Rezensent:

Rudolph, Kurt

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Theologische Literaturzeitung 98. Jahrgang 1973 Nr. 9

65S

- ein Interpretationsverfahren, das einer gewissen
Künstlichkeit nicht entbehrt. Annie Jaubert demonstriert,
daß das Schema des verfolgten und zu Gottes Sohn erhöhten
Gerechten, das sich in Sap. 5,1-5; 2,13.16-18 aufzeigen
und in der jüdischen Apokalyptik weiterverfolgen
laßt, indirekt die Passionsgeschichte besonders bei Lukas,
unmittelbar die in Barn. 7,9 vorliegende liturgisch prä-
lormierte Aussage bestimmt hat (S.193-198). Die sehr
subtile Studie des an der Gregoriana wirkenden Spaniers
A.Urbe führt die bei Irenäus begegnenden Deutungen des
synoptischen Salzwortes, die auf eine etwas bizarr erscheinende
Weise mit einer allegorischen Interpretation
der Lotgeschichte kombiniert sind, auf eine jüdische Hag-
?q „ aus der Zeit dfis Bar-Kochba-Aufstandes zurück
(Ö.219-240). A.F.J.Klijn untersucht die von Hieronymus
als ebionitisch charakterisierten Interpretationen zu
Jesaja, die trotz ihrer heidenchristlichen Vermittlung eine
Verwurzelung im palästinensisch-jüdischen Raum erkennen
lassen, aber durch ihre nomistische, den Vorzug Israels
betonenden Eigenart eine andere Brechung der Auslegung
des AT darstellen als das Matthäusevangelium, dem sie
verwandt erscheinen (S. 241-255).

xr Frage nach der Herkunft der Zwei-Wege-Lehre, die
w-Rordorf stellt (S. 109-128), führt über den jüdischen
Jrroselytenkatechismus zu einer Zuordnung zur prä-
baptismalen ethischen Belehrung, die von der Grenze der
ueutestamentlichen Zeit an belegbar ist und auf die Taufe
yeist - ein Zusammenhang, den Jean Kardinal Danielou
In einer seiner jüngsten Schriften2 aufgewiesen hat. Auf
S1.e konnte sich in anderer Weise auch P.Pringent beziehen
, der in den Aussohlußworten Apoc.21,8 u. 22,16-20
eine Beziehung zur Taufvermahnung erblickt und die
atalogischen Paränesen hier eingeordnet wissen will
(S. 165-172).

Jean Danielou hatte der Gnosisforschung eine wichtige
•'Vttegung gegeben, als er auf die Möglichkeit verwies, daß
eine vorchristliche jüdische Gnosis auf dem Wege über das
•Judenchristentum die christliche Gnosis beeinflußt habe3.
Am Grundsätzlichsten geht R.Mc.L.Wilson die Präge
Jewish Christianity and Gnosticism an (S. 261-272), indem
er zwischen der auch im jüdischen Bereich wirksamen
Gnosis als Strömung und dem betont antijüdischen
<-»nostizismus als ausgeformten System unterscheidet, bei
dessen Hervorbringung das Judenchristentum ein Faktor
ueben anderen ist. Seine Warnung vor einer Überdehnung
des Begriffs Judenchristentum mag auch für den einen
°der anderen Beitrag dieses Bandes gültig sein. R.M.
yrant, Jewish Christianity at Antioch in the second cen-
tu.i7 (S. 97-108), etwa wählte einen besonderen Blickwinkel
, wenn er die Systembildungen der antiochenischen
*-*nostiker Menander und Saturninus als Opposition gegen
das dortige, jüdisch bestimmte Christentum versteht, wie
?s der Apologet Theophilos verteidigt habe. G. Quispel,
-^ani et la tradition evangelique des Judeo-chretiens
j^-143-150), setzt bei der judenrhristliclrn Herkunft des

ar,i ein und glaubt zeigen zu können, daß dieser nicht
nur den judenchristlichen Schriftgebrauch, sondern auch
das (edessenische) Thomasevangelium kannte, er habe die
Judenchristliche (pseudoklementinische) Theorie der falschen
Perikopen auf das Neue Testament übertragen,
j?/.J- Schoeps griff in seiner Studie über den Ursprung des
ffoaen und das Problem der Theodizee im pseudoklemen-
tiuischen Roman auf sein altes Arbeitsgebiet zurück,
jjenn er aufzuweisen versucht, daß dort der einzige Er-

larUBgsversuch vorliegt, der bei Aufnahme der gnosti-
schen Fragestellung über die Aporien des Theodizeepro-
blems hinausführt (S. 129-141). Nach Horn. 19,1-4.12-18
} lsPut Simon Magus-Petrus) habe Gott eine vollkommene
Welt nicht schaffen können, da diese Gott ge-

esen wäre; Schöpfung müsse, um sie selbst zu sein, das

°se aus sich heraus setzen. Für den Ursprung des relativen
Dualismus verweist er auf die jüdische Denkweise, die
Nachgeschichte wird, einer Anregung Danielous folgend,
bis zu Origenes ausgezogen. E. Segelberg wählt aus dem
Problemkreis des christlichen Anteils im Mandäismus die
Frage nach der Herkunft der Sonntagsfeier aus und kommt
zu dem Ergebnis, daß diese zu dem im Westen aufgenommenen
Erbgut gehört und bis in die Zeit um 135 n. Chr.
zurückgeht, als der christliche Übergang vom Sabbat zum
Sonntag gerade vollzogen war (S. 273-286).

In Georg Kretschmars abschließendem Beitrag über das
christliche Passa im 2. Jahrhundert (S. 287-323) wird auf
eine eigenwillige Weise die Frage nach dem Sitz im Leben
für die Theologie gestellt und beantwortet. Die bereits vor
dem Osterstreit (Polycarp-Matyrium) übernommene
Passatradition hat ekklesiologische Relevanz, indem sie
dem synagogalen Familienmodell der Pastoralbriefe das
jüdisch-kultische des in Familienverbänden gegliederten
Gottesvolkes entgegenstellt und bildet zugleich den
Wurzelboden für eine heilsgeschichtliche Theologie, die die
Rettung des Menschen durch Christi Tod und Auferstehung
an die Stelle der Rettung des alten Israel treten
läßt. Sie setzt aber auch eine Christologie frei, die die
Zweinaturenlehre in Kreuz und Auferstehung verankert
und damit eine eigene (urchristlich-prägnostische) Traditionslinie
gegenüber der Inkarnationstheologie bewahrt.
Wenn hier das liturgische Geschehen als Mittler zwischen
einer Theologie der Charismatiker und einer Theologie der
Schule aufgefaßt wird, so darf das als eine schöne Bestätigung
für ein Lebenswerk gelten, das auf diesen Dreiklang
eingestimmt ist.

Halle/Saale Wolfgang Wiefel

1 Vgl. die ausgewählte (auf den Gegenstand der Festschrift
beschränkte) Bibliographie S. 11-18.

a La catechese aux premiers sciecles, Paris 1968.

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Bayer. Oswald: Was ist das: Theologie? Eine Skizze. Stuttgart
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Jordahl, Leigh D.: Missouri Synod: Dilemma or Trilemma
(Dialog 12, 1973 S. 121-126).

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Sharpe, Eric J.: S.G.F.Brandon: 1907-1971 (HistRel 12,
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Tooming, Alfred: Die Junge Kirohe und ihre Bedeutung für das
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religionswissenschaft

Werblowsky, J. Zwi, and C. J. Bleeker [Ed.]: Type« of Redemp-
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