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Ausgabe:

1973

Spalte:

641-655

Autor/Hrsg.:

Rogge, Joachim

Titel/Untertitel:

Zur Frage katholischer und evangelische Dogmenhermeneutik 1973

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T r r

Theologische Literaturzeitung

Monatsschrift für das gesamte Gebiet der Theologie und Religionswissenschaft

A-V--/ Begründet von Emil Schürer und Adolf von Harnack

/ Herausgeber: Professor D. Ernst Sommerlath, D. D., Leipzig

in Verbindung mit Professor Dr. habil. Ernst-Heinz Amberg

NUMMER 9 98. JAHRGANG SEPTEMBER 1973

Spalte Spalte Spalt«

Zur Fräse katholischer und evangeli- Jarrett-Kerr, M.: PatternsofChristian Accep- Nalaskowski, J.A., s. Kuc, L..............710

scher IWmenhermeneutik tance (S.Krügel)....................... 716 Paglewski, H., s. Kuc, L.................. 710

Vn„ tk 8 ßJi Kehnscherper, G.: ... und die Sonne ver- Pcppcrnmller. R.: Abaelards Auslegung des

»OQJ.Rogge.......................... o« flüsterte sich (M. Karnetzkl)............ 684 Römerbriefes (G. Wendelborn) ..........691

Birnbaum, W.: Das Kultusproblem und die Kolping, A.: Unfehlbar? (R. Galllnat)....... 701 Podskalsky, G.: Byzantinische Relchsescha-

liturgiscuen Bewegungen des 20. Jahr- Krämer, M.: Das Ratsei der Parabel vom tologie (J.Ziemer) ..................... 689

hundert». II (K.-H.Bieritz).............. 712 ungerechten Verwalter Lk 16,1-13. (K. Rahner, K. [Hrsg.]: Zum Problem Unfehl-

Bleeker, C.J.,8. Werblowsky, J.Z........... 658 Weiß)................................ 683 barkeit (R. Galllnat).................... 701

Blenkinsopp. J.: Gibeon and Israel (T.N.D. Kuc, L., Nalaskowski, J.A., u. H.Paglewskl: Schierse, F. J. [Hrsg.]: Jesus von Nazaretu

Mettlnacr) 674 Teologla Przepowladania Slowa Bozego (H.-H. Jenssen) ....................... 681

fn...i/i i i"t' jV '.'.i'i ".i> ' L " ' (E.Lerle) ............................ 710 Schwab, M.: Index of Artlcles Relative to

^K'Ä^ KSÄ Lambert, B.: Bibliotheca Hleronymlana Jewish History and Literature (K.-H.

JD^oum me^ *<>mmW au Manuscrlpta, IV A u. B (H.-D. Altendorf) 691 Rengstorf)............................ 677

Eilige T Vi T ri ,'i r w»„V«V '' «71 Lelievre, A., s. Maillot, A................. 669 Solms, E. de, s. Mannati, M...............669

Siiffi ' ^ M LeMoyne,J.:LesSadduc«ens(G.Delling).. 678 Stein A.: Evangelische Laienpredigt (N

W»rM i w ö j"m 'v'Y Leutenbauer, S.: Hexerei- und Zaubereidelikt Beste) .....■ ■■■■■■ ■■ 709

wiJi,F': fl?dz ^bakderlff h b . «oa in der Literatur von 1450 bis 1550 (G. Holtz) 697 Vanneste, A.: Le Dogme du Pech« Origlnel,

wlck ungselnesKlrchenbegrifftCF.de Boor) 694 Malllot, A., et A. Lelievre: LesPsaumes, I-III trad. par A.Freund (I.Bertinetti) ... ... .. 705

aelck, W.: Betrachtungen zur großen Göttin (H.Bardtke) ............. 609 Werblowsky.J.Z., and C. J.Bleeker [Ed.]:

und don ihr verbundenen Gottheiten Mannati, M., et E. de Solms: Traduction des Types of Redemption (K.Rudolph)...... 658

(O.Kaiser)............................ 663 Psaumes, I-IV (H.Bardtke)............. 669 Westermann, C: Genesis 1-11 (H.-J.Zobel) . 678

Jahrbuch für Antike und Christentum. Jg. Marl«,R.: La singularlte chr«tienne (W. Wössuer, J.: Religion Im Umbruch (G.

14/1971 (H.von Campenhausen)......... 688 Schmlthal»)........................... 679 Kretzschmar) ......................... 699

Zur Frage katholischer und evangelischer Dogmenhermeneutik

Ein paraphraaierender Literaturbericht
Von Joachim Rogge, Berlin

1- Öffnungen zu einer Ausdehnung des Problemfeldes?

Biblische Hermeneutik ist seit langem ein anerkannter
Forschungsgegenstand. Auch da, wo man die theologischen
und philosophischen Prämissen mancher Herme-
äeutiker nicht teilt, ist die Bereitschaft vorhanden, einer
Verstehenslehre für biblische Texte weit mehr Raum zu
geben, als das große Strecken weit in der Kirchengeschichte
der Fall war. Es mag hier unberücksichtigt bleiben, daß
manchem die Prädominante der bibelhermeneutischen
Fragestellung suspekt ist und sie deshalb heruntergespielt
wird1. Im Grunde geht es gar nicht um eine Entthronung
der Hermeneutik, sondern um die neuaufgebrochene
Kriteriensuche für dieses Arbeitsgebiet.

Aber nicht nur das. Eine erweiterte Horizontbestimmung
ist erforderüch. Wie kann man die Ablösung der
Harmeneutikdebatte alternativ sehen zur Aufnahme der
»Frage nach der unmittelbaren gesellschaftlichen Relevanz
von Theologie überhaupt"?2 Welches Verständnis
von „Wortgeschehen" liegt vor, wenn es abgehoben erscheint
von der gesellschaftlichen „Verbindlichkeit von
Schrift, Theologie und Glaube"? Gerade in diesem Koordinatensystem
ist die Bemühung um Hermeneutik nicht am
finde, sondern an einem - zugegeben: vielleicht anders ansetzenden
- Anfang.

Eine modifizierte Horizontbestimmung müßte neben
einer neuen Intensität noch eine anders quantifizierende
Extensität erfahren. Die hermeneutische Fragestellung
ist total. Von dieser Sicht sollte manches neu gesehen und
bewußt entwickelt werden. Es wäre ein eigener Re-

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flexionsgang, um aufzuspüren, warum hier wenig gearbeitet
oder doch zumindest große Zurückhaltung geübt wurde
. Gerhard Ebeling legt in einer seiner programmatischen
Schriften „Studien zu einer Hermeneutik der Konfessionen
" vor3. Dringlich erscheinen weiterhin ähnliche Unternehmen
in bezug auf das Kirchenlied, das Kirchenrecht
und in der langen Kette thematischer Desiderate auch in
bezug auf das Dogmenverständnis. Wenn hier die Zurückhaltung
besonders groß war und vielerorts noch ist,
dürfte das leicht daraus zu erklären sein, daß schon vor
Beginn der Arbeiten gemutmaßt wird, hieraus müsse u.a.
ein unaufhaltsamer Autoritätensturz resultieren, dessen
Destruktionstendenzen für Schrift-, Glaubens- und Theologieverständnis
sich bald zeigen würden. Dagegen ist anzumerken
, daß lediglich verbal behauptete Autorität nur
dort durchzuhalten ist, wo sie der ständigen Diskussion
um ihre Begründung Raum gibt.

Evangelische Theologen, denen - meist zu Recht - des
öfteren bescheinigt wird, sie machten sich ihre Argumentation
gegen römisch-katholisches Traditionsverständnis
zu leicht4, denken in den aufgezeigten Zusammenhängen
gern an den vermeintlich jeden ökumenischen Progreß
retardierenden Dogma begriff der römisch-katholischen
Kirche. Der Gebrauch des Singulars signalisiert die statische
, entwicklungsfeindliche Auffassung, die dem römischen
Traditionsverständnis angeblich eigne.

Die Aufarbeitung der Klischee-Vorstellung, durch die
die Konfessionen jahrhundertelang aneinander schuldig
geworden sind, wäre mäeutisch zur Bereitschaftsförde-

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U.b.tob
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