Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1973

Kategorie:

Ökumenik, Konfessionskunde

Titel/Untertitel:

Neuerscheinungen

Ansicht Scan:

Seite 1

Download Scan:

PDF

619

Theologische Literaturzeitung 98. Jahrgang 1973 Nr. 8

620

Es könnte nämlich eine neue Art des Triumphalismus sein,
Antworten auf alle Probleme der Gesellschaft haben zu wollen
und vorzugeben, daß die Kirche im Kampf um eine erneuerte
Gesellschaft eine Führerrolle einnehmen könne. Genau
dies „ist nicht die primäre Aufgabe der Kirche" (134),
so etwas -wäre Zeichen einer „dürftigen Theologie" und eines
„theologischen Aktualismus" mit einer Aversion gegen das
Metaphysische (135).

Niemand in der Kirche kann für seine Ratschläge auf
Grund der Beurteilung der Lage eine absolute Sicherheit beanspruchen
. In gewisser Hinsicht wird es in Zukunft unmöglich
sein, von einer röm.-kath. Stellungnahme zu einer
speziellen und komplexen moralischen Frage zu sprechen
(144). Zu den ethischen Problemen der Umwelt das Wort zu
nehmen macht immer nur einen verhältnismäßig kleinen
Teil des geistlichen Dienstes aus gegenüber „der totalen
Funktion der Verkündigung des Wortes Gottes ... Im Blick
auf die ihm übertragene Verantwortung muß sich der Prediger
immer wieder fragen - ob er nämlich das Wort Gottes
predige, und zwar das ganze Wort Gottes und dies dem
ganzen Gottesvolk" (146).

Man kann sich den Beweis sparen, daß diese Ausführungen
eines amerikanischen Katholiken auch hiesige Theologen
und Prediger angehen und zur Besinnung rufen können. Wie
die Probleme, so hat auch die im Schlußwort ausgesprochene
Grundentscheidung Anspruch auf globale Beachtung.

Halie/Saale Arno Lehmann

Antön, Angel: Infalibilidact: problema ecumenico (Grego-
rianum 53, 1972 S. 759-770).

Balthasar, Hans Urs von: Communio: un programma (Com-
munio 1,1972 S. 3-12).

Dietzfelbinger, Wolfgang: In Sorge um die Zukunft. Katholische
Synode weiterhin auf Richtungssuche (LuMo 12,
1973 S. 69-71).

Doppelfeld, Basilius: Mönchtum und kirchlicher Heilsdienst.
Versuch einer ordnenden Durchsicht monastischer Literatur
(Erbe und Auftrag 48, 1972, S. 435- 447).

Fransen, P. F.: Unity and Confessional Statements. Histori-
cal and Theological Inquiry of R. C. Traditional Concep-
tions (Bijdragen 33, 1972 S. 2-38).

Galot, Jean: La motivation evangelique du celibat (Grego-
rianum 53, 1972 S. 731-758).

Mertens, C.: La responsabilite politique des chretiens dans
la lettre de Paul VI au Cardinal Roy (NRTh 94, 1972 S.
183-194).

Neumann, Johannes: Strukturprobleme der nachkonziliaren
Kirche (StZ 98, 1973 S. 185-201).

Rigaux, Beda: Le celibat et le redicalisme evangelique
(NRTh 94, 1972 S. 157-170).

Theodorou, Euangelos: Die Einheit der Initiationsmysterien
in der orthodoxen Kirche, in: Zeichen des Glaubens.
FS Balthasar Fischer, hrsg. v. H. auf der Maur und B.
Kleinheyer. Zürich-Freiburg: Benzinger/Herder 1972 S.
315-318.

Wagnon, Henri: Les „Normae pastorales" pour l'administra-
tion de l'absolution sacramentelle generale (RevThLouvain
4, 1973 S. 46-57).

GESCHICHTE CHRISTLICHER KUNST

Budde, Ludwig: Antike Mosaiken in Kilikien. I: Frühchristliche
Mosaiken in Misis-Mopsuhestia. 233 S., 17 Farbtaf.,
180 einfarb. Abb., 35 Zeichnungen, 1 Kte. II: Die heidnischen
Mosaiken. 234 S. m. 237 einfarb. Abb., 37 färb. Abb.,
26Zeichnungen, 8 Ktn. Recklinghausen: Bongers [1969/72].
4° = Beiträge zur Kunst des christlichen Ostens, 5 u. 6.
Lw. je DM 120,-.

Der Verfasser legt in Beschreibungen und Fotos Fußbodenmosaiken
vor, die bisher nicht oder nur an abgelegener
Stelle in Form von Fundberichten publiziert waren. Man
kann nur hoffen, daß die angelaufene Grabungstätigkeit
bald einen weiteren Band kilikischer Mosaiken ermöglicht.
Kilikien bildet einen im Norden vom Taurus, im Süden von
der Nordostecke des Mittelmeeres begrenzten Küstenstreifen
, der im unmittelbaren Einflußgebiet der nahen Metropole
Antiochia liegt. So werden auch die Mosaiken an anti-
ochenischen Einflüssen und Beispielen gemessen. Die meisten
von ihnen werden in den Zeitraum von 235 bis 315 eingeordnet
. Die Beschreibung der Mosaiken wird jeweils durch
eine Geschichte der Stadt und die Nennung der wichtigsten
erhaltenen antiken Denkmäler eingeleitet. Zusammen mit
Stadt- und Landschaftsbildern ergeben sie ein Milieu, in das
der dankbare Leser die Mosaiken einordnen kann. Im zweiten
Bande werden Mosaiken mit heidnischen, neutralen und
ornamentalen Motiven aus Adana, Aigeai, Anazarbus, Kory-
kos, Tarsos und Seleukeia veröffentlicht, während der erste
Band das Mosaik des Martyriums von Mopsuhestia, Hauptstadt
der Cilicia Secunda, (heute Misis) behandelt, das des
Verfassers eigener erfolgreicher Ausgrabungstätigkeit (1955
bis 1966) verdankt wird. Von der Kirche ist fast nichts erhalten
, da sie seit ihrer Zerstörung durch Erdbeben in frühbyzantinischer
Zeit als Steinbruch genutzt wurde. Der von einer
Erdschicht bedeckte Fußboden ist erst im 20. Jh. bei der Anlage
einer Obstplantage weitgehend zerstört worden. Dennoch
bereichern die Reste unsere Kenntnis frühchristlicher
Kunst ungemein. Die Kirche war nach Meinung des Vf.s
dreischiffig, doch spricht die Breite des .nördlichen Seitenschiffs
', die die des Mittelschiffs übertrifft, und die Längsteilung
durch einen Graben (wohl einst Fundament) dafür,
daß mindestens im Norden zwei Seitenschiffe vorhanden waren
. Während der Großteil des Kirchenfußbodens offenbar
mit Ornamenten geschmückt war, ist im Westen des Mittelschiffs
die Arche Noe, im äußeren nördlichen Seitenschiff ein
Samsonzyklus erhalten. Die Mosaiken werden aufgrund
stilistischer Vergleiche und literarischer Zeugnisse in die
Zeit um 375 datiert, sie bilden einen einmaligen Beleg in der
Kirchendekoration des 4. Jh.s Der Vf. deutet die Noe-Dar-
stellung als Rettende Arche = Kirche. Die Rekonstruktion
des Samsonzyklus aus den spärlichen Resten scheint im ganzen
gelungen, doch sind die Inschriften epigraphisch nicht
genügend aufgearbeitet.

Da ich die Rekonstruktion der Inschrift an anderer Stelle
beabsichtige, sei hier nur bemerkt, daß der Vf. bei der Besprechung
der Szenen jeweils den LXX-Text (in dem ich 11
Druckfehler gezählt habe) und das Inschriftenfragment nebeneinanderstellt
, ohne daß daraus die Deutung der Inschrift
erhellte.

Der Vf. sieht in den Darstellungen frühe Zeugnisse einer
sich entwickelnden christlichen Bildkunst im Kirchenraum.
Dem kann ich nur zustimmen, doch vollzieht sich m. E. diese
Entwicklung nicht in Palästina und seinen Einflußgebieten,
wo man einer christlichen Bildkunst gegenüber zögernd,
wenn nicht ablehnend bleibt. Diese bilderfeindlichen Tendenzen
möchte ich in der personenlosen Darstellung der Arche
(menschliche Gestalten sind erst bei einer späten Reparatur
eingefügt worden) und in der Verbannung des Samson- Zyklus
in das äußerste Seitenschiff am Werke sehen.

Im 1. Band fehlt ein Inhaltsverzeichnis und ein Abbildungsverzeichnis
. Da die Erklärungen zu den Abb. 3-23
ebenfalls fehlen, muß sie sich der Leser aus dem Text rekonstruieren
. Die dankenswerterweise beigegebenen Karten und
Pläne sind nicht mit dem Text abgestimmt, die S. 111 geschilderte
geographische Situation etwa findet auf der Karte
S. 12 keine Entsprechung. Das Zitieren von Lokalitäten in
der Sprache früherer Bearbeiter (,Room 17 des House of
Menander') mag der internationalen Verständigung dienen,
doch wirkt .Bethany' (Bd. I S. 88f) merkwürdig.

Sinnentstellende Druckfehler: Bd. I S. 107 Anm. 24: lies