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Ausgabe:

1973

Spalte:

37-39

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Morgenthaler, Robert

Titel/Untertitel:

Statistische Synopse 1973

Rezensent:

Wiefel, Wolfgang

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Theologische Literaturzeitung 98. Jahrgang 1973 Nr. 1

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..titulus" (V.26) zur Markusredaktion; dem entspricht, -Blick' Gleichartigkeit und Ungleickartigkeit der Berichte
daß schon im voraufgehenden 15,2 Markus zugeschrieben und zugleich Ökonomie, Plan und Methode der einzelnen
Wurde (S. 134). Hier vor allem wird man Gegengründe vor- Evangelisten erhellt und die Quellensituation klärt"
bringen können: Der Titel ßaaiAeöe twv 'Iou&aCwv hat (S. 11). Die dem hier dargebotenen Hilfsmittel voraus-
m der Markusredaktion sonst keinen Anhalt; er ist aus der gehenden Vorarbeiten lassen sich bis in die Zeit der An-
Uberlieferung zur Anklage der Juden vor Pilatus gar fange kritischer Arbeit am Neuen Testament zurückwicht
herauszulösen, wenn diese, für sich genommen, nicht verfolgen: es werden J.J.Griesbach (1776), W. G.Rush-
unyerständlich werden soll; daher auch die Vermutung, brooke (1880), Joh. Weiß (1913), Allan Barr (1938), Bruno
15,2sei durch 15,6-15 beeinflußt (ebd.), nicht überzeugt. de Solages (1959) und W.Farmer (1969) genannt und ge-
^r8änzend zum oben (unter 2) Gesagten ist zu folgern, würdigt.

daß die These^ der Vf.n, Markus habe eine zusammen- Die von den aufgeführten Arbeiten sich deutlich abhängende
Passionsgeschichte nicht vorgefunden (S. 174), hebende Eigenart des Morgenthalerschen Werkes läßt
mcht zuletzt im Hinblick auf den übergreifenden Zusam- sich am besten erfassen, wenn man die dem Bauplan
menhang einer ßacaXeug-Tradition zu modifizieren ist. zugrunde liegenden Prinzipien beachtet, die der Autor
• .. ^la* 'n diesem Werk nur einen Teil der Pas- selbst so formuliert hat:

sionsüberlieferung des Markusevangeliums untersucht. 1. Das synoptische Problem ist in quantitativen Fak-

jJaher können weitere Fragen, die sich etwa aus der ten begründet.

ijiterarkritik des Anfangs der Passionsgeschichte ergeben 2. Die quantitativen Fakten können graphisch darwurden
, an dieser Stelle auf sich beruhen. Trotz aller gestellt werden (S. 28).

Möglichen kritischen Einwendungen wird jedoch das Der für den Benutzer wichtigste Teil - unter dem glei-

Wethodologische Recht dieser Arbeit anzuerkennen sein. chen Titel wie das Gesamtwerk dargeboten - enthält eine

^as Gebiet der vormarkinischen Evangelientradition detaillierte, perikopenweise angeordnete und nach Versen

stellt auch heute noch eine exegetische Aufgabe dar, die bzw. Vershälften unterteilte Aufstellung der Mk-Tradi-

»ur unter Einbeziehung der Ergebnisse der Redaktions- tion (S. 33-69), der Q-Tradition (S. 70-84) - jeweils zu-

geschichte erfolgversprechend in Angriff genommen wer- sammengeordnet mit den entsprechenden Parallelüber-

ea kann. Die Vf.n bahnt mit ihrem engagierten, kriti- lieferungen; der Sonderguttradition (S.86-89), sodann

sehen Beitrag den Weg zu einem besseren Verstehen dieser gleichsam rückläufig über den Mt (S. 90-102) und den Lk-

Aufgabe und zu ihrer Lösung. An den scharfsinnigen (S. 103-109) Stoff. So läßt sich bei jedem Vers (bzw. Halb-

ßalysen und eingehend begründeten Rekonstruktions- vers) feststellen, wie groß die Anzahl der übereinstimmenversuchen
dieses Buches wird die künftige Forschung den bzw. abweichenden Worte im Verhältnis zur jeweili-
öicht vorübergehen dürfen. gen Parallelüberlieferung ist. In der anschließenden

Göttingen Geor Strecker „deskriptiv-diagrammatischen Analyse der statistischen

eorg rec e Synopse" (S. 117-275) bekennt sich der Vf. als „Anhänger
einer erweiterten Zweiquellentheorie", d.h., er ist der
Überzeugung, daß Mt und Lk Mk und Q benutzten und

MorffPnii.»! n i i o • • i o n- ■ i ro, daß Lk neben Mk und Q auch Mt vor Augen hatte. Die

T*>f- 4°. Lw. sfr. 78_•• DM 69_. °-em Problem der Wortfolge (starke - mittelmäßige -

. schwache Wortlautübereinstimmung), der Satzfolge (in-

Kobert Morgenthalers „Statistik des neutestament- nerhalb der Perikopen) und der Abschnittfolge (im Ge-

ThT7 ^ortschatzes" (vgl. die Rez. von E.Fascher, samtaufriß) nach und stellt die Ergebnisse der Unter-

UjZ 84, 1959, 519f.) hat sich in dem Jahrzehnt seit suchungen graphisch dar.

h-eni Erscheinen einen festen Platz in der neutestament- Als eine besonders brauchbare Hilfe wird sich die m. W.

iphen Arbeit erobert. Wo immer man erkannt hat, daß erstmals versuchte Aufstellung von Rangordnungen der

ie sachgerechte Interpretation einer fundierten Exegese Perikopen nach dem Umfang der in ihnen enthaltenen

Uli engeren Sinne) nicht entraten kann, wandte man der Erweiterungen und Kürzungen gegenüber den Parallel-

atistischen Erhebung des sprachlichen Befundes große Überlieferungen sowie nach dem Grade der Wortlaut-

E l.p rksamkcit zu. Das gilt im besonderen Maße für die identität erweisen (S. 233-261). Das schwierige statistisch

^rtorschung der synoptischen Evangelien. Von da aus nicht voll aufzurechnende Problem der Traditionsar
es folgerichtig, daß sich der in Bern wirkende Neu- mischung wird in quantitativen Farbtabellen (S. 265-269)
starnentler der Mühe unterzogen hat, nun auch für die optisch eindrucksvoll dargeboten.

^gleichende statistische Arbeit an den drei ersten Evan- M. kann in einer abschließenden Betrachtung darauf

Spien in Gestalt der hier anzuzeigenden statistischen hinweisen, „daß die quantitativen und also die statistisch

' ynopse ein Hilfsmittel zu schaffen. Was er vorlegt, ist erfaßbaren Faktoren des synoptischen Problems in allen

nft ^euart'ges Instrument, das in seiner Anlage weder synoptischen Diskussionen bis in die neueste Zeit hinein

>it der „Statistik des neutestamentlichen Wortschatzes" eine sehr große Rolle gespielt haben" (S.306). Der augen-

«. Vergleichen ist noch eine Synopse im herkömmlichen blickliche Forschungsstand scheint das zu bestätigen.

TV6 parste^*' vielmehr beide voraussetzt. Während die in den fünfziger Jahren von angelsächsischen

ni|7le. forschungsgeschichtliche Einleitung (S.7-28) setzt Autoren lebhaft geführte Auseinandersetzungen um die

jjJ eir*er herben Kritik an der äußeren Gestalt der ge- Existenz und die Abgrenzung von Q bei uns kaum Wider-

edi"U+ ^n Synopsen (bis hin zu der von K.Aland hall fand, hat sich zeitlich parallel zur Herausgabe des

Ue pn) em- ..Der Text der Synopse konnte in immer hier angezeigten Werkes durch die Arbeiten von P.Hoff-

Seif6 ,uzzlestücke zersägt werden, die immer neue syn mann, D.Lührmann und A.Polag über die Logienquelle

tes tn ermöglichten. In der Wahl des Seitenforma- ein steigendes Interesse angekündigt. In dieser Frage

re ^onnten unter Einsatz finanzieller Mittel immer große- dürfte ein Urteil, das durch die bei der Erstellung der

g Ansprüche erfüllt werden... Die Herausgeber von statistischen Synopse geleisteten Kleinarbeit legitimiert

^ynopsen waren sich gelegentlich nicht bewußt, welches ist, von besonderem Gewicht sein: „Daß Q nur mündlich

c. 8 ursprüngliche Ziel der Textbearbeitung war und wel- existiert haben soll, ist völlig ausgeschlossen in Anbe-

nft6 r "1S eudgültige Ziel bleiben muß: die .synoptische', tracht der zahlreichen hochgradig identischen Texte des

sanT die übersichtliche Nebeneinanderstellung zu- Mt und Lk" (S.290). Das vom Vf. aufgeworfene Problem,

mmengehöriger Evangelientexte, die auf den ,ersten „ob nicht schon Mk eine Art Redequelle vorliegen hatte"