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Ausgabe:

1973

Spalte:

593-594

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

Autor/Hrsg.:

Laporte, Jean

Titel/Untertitel:

La doctrine eucharistique chez Philon d'Alexandrie 1973

Rezensent:

Delling, Gerhard

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Seite 1

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593

Theologische Literaturzeitung 98. Jahrgang 1973 Nr. 8

594

des Vf.s zu bewundern, der in dem einen Jahre 1972 zwei
Bände (Teil III und IV) veröffentlichen konnte.

Erfurt Erich Kle ineidam

Bernard, L. W.: The Father of Christian Anthropology (ZNW
63, 1972 S. 254-270).

Ljnggärtner, Georg: Die Taufe bei Maximus von Turin, in:
Zeichen des Glaubens. FS. Balthasar Fischer, hrsg. v. H.
auf der Maur und B. Kleinheyer. Zürich-Freiburg: Benzinger
/Herder 1972 S. 71-81.

Severus, Emmanuel von: Die kritische Funktion mönchsgeschichtlicher
Forschung in der Theologie der Gegenwart
(Erbe und Auftrag 48, 1972 S. 252-263).

Ypa, E.: Les auteurs augustins francais. Liste de leurs noms
et de leurs ouvrages (Augustiniana 22, 1972 S. 611-642).

KIRCH EN GESCHICHTE: ALTE KIRCHE

Laporte, Jean: La doctrine eucharistique chez Philon d'Alex-
andrie. Paris: Beauchesne [1972]. 276 S. 8° = Theologie
Historique, dirigee par Ch. Kannengießer, 16. ffr. 48.-.
Das von J. Laporte gewählte Thema einer Theologie des
Dankc(n)s ist ebenso reizvoll wie seine Entwicklung im
Blick auf Philon. - In Kap. I führt L. zunächst die Terminologie
des Dankens vor in der Vielfalt und dem weiten Rahmen
, die vom Alten Testament her vorausgegeben sind, loben
, rühmen bzw. ehren, preisen, bekennen usw. (für Judentum
und AT'LXX 32-46', für Philon 47-74, einschließlich der
Bildersprache). Schon hier ergeben sich bemerkenswerte
Einsichten in die Bedeutsamkeit, die das Danken bei dem
Alexandriner für die Beziehung des Frommen zu Gott gewinnt
. Im Danken, Loben, Bekennen kommt insbesondere
zum Ausdruck, dafj der Mensch in jeder Hinsicht ganz und
9ar der Empfangende ist (selbst das Danken ist Gottes Werk
[«]).

In Kap. II hebt L. nach einer Besprechung von berakha,
toda und makarismos heraus, wie weitgehend auch die
Opfer, die der alttestamentlich-jüdische Fromme im Tempel
darbringt, durch Philon als Kundmachungen des Dankes verstanden
werden. Er bespricht in diesem Rahmen nacheinander
die verschiedenen Arten von Opfern, die den Festen
(einschließlich des Sabbats) zugehörenden nach der Abfolge
von spec. 2,42-222. In diesem Zusammenhang wird auch
die Bedeutung der verschiedenen Opfer und Feste für die
jüdische Frömmigkeit (nach Philon) überhaupt sichtbar sowie
die des Tempelkultes insgesamt, zunächst ganz abgesehen
von ihrer sinnbildlichen Interpretation. Zuletzt beleuchtet
L. in Kap. II vor allem die Aussagen Philons über
den stellvertretenden priesterlichen Dienst des Gebets und
über die Selbstdarbringung des Frommen vor Gott von seinem
speziellen Thema her.

In Kap. III geht L. dem Gedanken Philons nach (der vor
ihm schon vorbereitet ist), der Kosmos bringe Gott ständig
Lob und Dank dar. Symbolisiert wird diese Seite einer reli-
9ion cosmique bemerkenswerterweise durch Gegebenheiten
des alttestamentlichen Kultus, den Hohenpriester, Gegenstände
der Stiftshütte bzw. des Tempels usw. In diesem Zusammenhang
erörtert L. u. a. die Auffassung Philons vom
Verhältnis Kosmos Gott überhaupt im Vergleich zum Verständnis
dieser Relation in der griechischen Philosophie
(162-188). Abschließend hebt er zu Kap. III die jüdische Prägung
der entscheidenden Aussagen Philons heraus.

In Kap. IV schließlich geht es um die durch Philon entfaltete
Lehre von der Gnade in ihrem Bezug zum Dank. Der
dabei entscheidende Satz besagt, daß auch das tugendhafte
Handeln des Frommen ganz und gar Gottes Werk in ihm ist.
Versinnbildlicht wird das zumal an Frauengestalten des Alten
Testaments. Entsprechendes bekundet die symbolische
Deutung einer Reihe von Bestimmungen der Tora. La vertu

est la partieipation ä la vie de Dieu (201). U. a. werden in
dem Zusammenhang die drei Wege des Tugenderwerbs besprochen
, die Philon an Abraham, Isaak und Jakob illustriert
. Ausführlich beschäftigt sich L. in Kap. IV auch mit
der Frage des Verhältnisses der behandelten Aussagen Philons
zu außerjüdischen und jüdischen; vor allem sieht er
Beziehungen zu Altem Testament und Judentum. Notwendig
ergibt sich schließlich eine ausführliche Erörterung der
Stellung Philons zum Verdienstgedanken; er widerspricht,
wie sich bereits immer wieder ankündigte, durchaus dem
der schlechthinnigen Abhängigkeit des Frommen von Gott.
Kap. IV schließt mit Hinweisen auf eine Theologie der Gnade
bzw. Ansätze dazu in anderen jüdischen Texten.

Dadurch, daß L. in Kap. III und IV anerkannt wichtige Themen
der Philonischcn Gedankenwelt unter ein für Philon
kaum beachtetes Stichwort stellt, werden diese in eindrücklicher
Weise neu beleuchtet. In Kap. II rückt ein wenig berücksichtigter
Aussagenbereich voller ins Blickfeld. Zwischen
den verschiedenen behandelten Komplexen wird ein Gemeinsames
sichtbar, das die Frömmigkeit Philons überhaupt
charakterisiert. Dabei wird Philon, so eingehend sich L. um
die Verbindungslinien zu der - nach L. von Philon durchaus
eklektisch benutzten - Philosophie bemüht, im Entscheidenden
als frommer Jude sichtbar. Es braucht kaum noch
ausgesprochen zu werden, daß uns der Kenner Philons J.
Laporte wichtige Aspekte dazu eröffnet.

Halle Saale Gerhard Delling

1 Hier verwertet L. weithin die neuere Literatur. Referat über sie
und Auseinandersetzung mit ihr spielen auch weiterhin eine Rolle: kritisch
ist L. insbesondere gegenüber grundlegenden Thesen E. R. Goode-
noughs.

Lancel, Serge [Hrsg.]: Actes de la Conference de Carthage
en 411. I: Introduction generale. II: Texte et traduetion
de la capitulation generale et des actes de la premiere
seance. Paris: Les Editions du Cerf 1972. 914 S. 8° = Sour-
ces Chretiennes, 194, 195. ffr 70.- et ffr. 90.-.

Die heftige kirchenpolitische und literarische Auseinandersetzung
zwischen Katholiken und Donatisten in Nordafrika,
die seit den Tagen Konstantins d. Gr. stattfand, wurde durch
eine von Kaiser Honorius im Juni 411 in Karthago angesetzte
Disputation entschieden. Ergebnis der diffizilen, auf
drei Tage zusammengedrängten Auseinandersetzung, bei
der die katholische Seite insbesondere durch Aurelius von
Karthago und Augustinus vertreten wurde, war der Schiedsspruch
des kaiserlichen tribunus et notarius Flavius Marcellinus
, durch den die Donatisten endgültig unter Ausnahmegesetzgebung
gestellt wurden. Viele von ihnen ließen sich
bekehren, einige Splittergruppen leisteten jedoch noch bis
weit in die Vandalenzeit hinein erbitterten Widerstand, unter
ihnen Reste der von sozialrevolutionärcm Ideengut gespeisten
Circumcellionen.

Die Akten dieser bedeutsamen Disputation liegen bisher
in den Ausgaben von J. D. Mansi und J. P. Migne vor; alt
und teilweise veraltet, bedurften sie dringend einer Neuausgabe
, die den jetzigen Handschriftenbestand und das
neueste Informationsniveau berücksichtigt. Daß L. sich der
schwierigen und zeitraubenden Aufgabe unterzogen hat,
kann ihm nur von allen Mitforschern gedankt werden.

Über die zwei vorliegenden Bände der auf insgesamt vier
Bände geplanten Aufgabe kann folgendes gesagt werden:
L. widmet sich seinem Vorhaben mit Hingebung und ordnet
im ersten Band die Disputation in die Geschichte des spätrömischen
Reiches und des nordafrikanischen Gebietes ein.
Er verdeutlicht das langjährige kirchenpolitische Tauziehen
zwischen Katholiken und Donatisten vor 411 und geht mit
der Darstellung der kaiserlichen Gesetzgebung auch auf die
jüngst von E. L. Grasmück (Coercitio, Bonn 1964) behandelten
juristischen Hintergründe des Kirchenstreites ein. L.