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Ausgabe:

1973

Spalte:

584-586

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Fridrichsen, Anton

Titel/Untertitel:

The problem of miracle in primitive Christianity 1973

Rezensent:

Holtz, Traugott

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583

Theologische Literaturzeitung 98. Jahrgang 1973 Nr. 8

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klammerung der Rechtssamrnlung des Bundesbuches, Ex 21,2 24,6.8; 32,4b. 7f. 10-14; 33,l-3a.5f. 15-17 (verantwortlich ge-

bis 23,9) und daran anschließend die beiden ältesten litera- macht, die Jüngere für 19,3b/;-9; 20,18f sowie für den Einbau

rischen Schichten, J und E, „form-, gattungs-, traditions-und des Bundesbuches und damit verbunden für 23,20-33;

redaktionskritisch" (S. 119-163; eine entsprechende Analyse 24,3-4a« 7; 34,27.

der späteren Schichten soll späteren Arbeiten vorbehalten im anderen Hauptteil seiner Arbeit versucht Z. nachzubleiben
; ihr Ergebnis skizziert Z. kurz auf S. 164f). Voraus- weisen, daß J und E ihre Darstellung der Sinaiperikope
geschickt ist ein erster forschungsgeschichtlicher Teil, der stark von den sie jeweils leitenden theologischen Gesichtsknapp
, aber geschickt über die wesentlichen Arbeiten seit punkten her gestaltet haben. Beide wollen nicht vorder-
J. Wellhausen unterrichtet (S. 12-45) und daran die eigenen gründig berichten, sondern schreiben „theologische Abhandüberlegungen
zur Methodik anschließt (S. 45-53). Als An- hingen" - J „mit dem Stilmittel der Theophanieschilderung",
hang beigegeben sind eine synoptische Darstellung der e „mit dem Stilmittel eines Festtages" - die „das Klima der
eigenen literarkritischen Ergebnisse (S. 166-205), ein synop- Epoche Salomos" bzw. die „Sorge um ein richtiges Gottes-
tischer Vergleich dieser Ergebnisse mit den älteren Lösungs- bild" im Nordreich des 8. Jh. widerspiegeln. Vorgegeben
versuchen (S. 206-231), Strukturbeobachtungen zu Ex 20,2-12 waren ihnen „Wissensstoffe", nicht aber zusammenhängende,
(S. 232) sowie Literaturverzeichnis und Stellenregister. berichtende Einheiten; von einer ,„Sinaitradition' als einem

Die beiden Hauptteile der Arbeit bilden je für sich ein eigenen Überlieferungskomplex" sollte man nach Z. besser
abgerundetes Ganzes, da für Z. die literarkritische Frage- nicht sprechen (S. 138.147). J und E sind je Verfasser eigen-
stellung einerseits, die form- und traditionskritische ande- ständiger Geschichtswerke, wobei E das seine „in Auseinan-
rerseits methodisch im strengen Sinne voneinander scheid- dersetzung mit dem ihm vorgegebenen jahwistischen" ver-
foar sind; einzig die Quellenzuordnung schon analysierter faßt hat (S. 161). In der Sinaiperikope geht es J wesentlich
literarischer Einheiten wird erst nach der Form- und Tra- darum, das Felsheiligtum in Jerusalem zu kanonisieren. Von
ditionskritik vorgenommen. Der Literarkritik wird die daher gestaltet er die Sinaitheophanie „im Schema von
Aufgabe zugewiesen, einen vorliegenden Text in kleine und 2 Sam 24" und überträgt auf den „Jahwe vom Sinai" Bezüge,
kleinste literarisch einheitliche „Abschnitte" zu zerlegen - die von Haus aus Resep (-Nergal-Horon), dem ursprüngli-
in Ex 19,1-20,21 etwa findet Z. 19, in Ex 34 ähnlich 18 sol- chen Herrn des Jerusalemer Heiligtums, zu eigen waren, so
eher „Abschnitte" -, diese zu „Kleinen Einheiten" mit „ge- daß Jahwe nicht nur als Kriegsgott, sondern auch als „zür-
danklich-geschehensmäßiger Folge" zusammenzuordnen (S. nend-strafender Gerichtsgott" beschrieben wird. Dagegen
100ff: insgesamt 13 „Kleine Einheiten"; es verbleiben 52 verbindet E Motive des Jahwekriegs mit Vorstellungen
„Fragmente"), in einem weiteren Schritt die „Kleinen Einhei- „des Jahwetags als eines Festtags", die „dem Festtreiben
ten" und „Fragmente" aufgrund gemeinsamen Sprachge- des kanaanäischen Fruchtbarkeitskultes" entgegengehalten
brauchs und gemeinsamer Topik zu größeren Einheiten zu- werden. Mit gleicher Intention werden Gewitterphänomene,
sammenzufassen und für diese schließlich durch die Frage die den Bereich der Fruchtbarkeit repräsentieren, mit Ausgegenseitiger
Abhängigkeit eine Ordnung „relativer Chro- sagen über den Kabod Eis aus kanaanäischer Mythologie
nologie" zu erstellen (S. 109-118). auf Jahwe übertragen.

So gewiß man Z/s Intention begrüßen wird, zunächst nicht Die götterpolemische Tendenz des E-Fadens will Z. vor al-
über einen analysierten Text hinauszublicken und von Quel- iem durch die Annahme stützen, auch Ex 34,6f biete genuine
lenzuordnungen anfangs ganz abzusehen: Sein methodisches EWrädikationen, die durch doppelt vorgesetztes „Jahwe,
Programm erweist sich m. E. darum als undurchführbar, weil Jahwe" auf Israels Gott übertragen worden seien. Der Hinsich
griffige Kriterien für die Zuordnung von literarischen weis auf die Kennzeichnung Eis als ltpn 'il dpid („der Gütige
„Abschnitten" zu „Kleinen Einheiten" und von diesen mit- und Verständnisvolle") in ugaritischen Texten dürfte diese
samt der verbliebenen „Fragmente" zu größeren Einheiten gewagte Hypothese schwerlich ausreichend stützen, die zu-
innerhalb eines begrenzten Textbereichs häufig nicht anbie- dem mit der unwahrscheinlichen Annahme belastet ist, Num
ten (Argumente, wie Z. sie etwa auf S. 110 bietet, reichen da- 14,18; Neh 9,17; Ps 86,15; 103,8; 145,8; Nah 1,3; Jl 2,13;
zu keinesfalls aus). Hinzu kommt, daß klassisch-literarkriti- jon 4 2 seien insgesamt von Ex 34,6f abhängig,
sehe Gesichtspunkte, auf die Z. sich bei seiner Analyse zu- Das alles sind wejtreichende Ergebnisse, die aber intensiv
meist bewußt beschränkt, oft innerhalb eines begrenzten diskutiert zu werden lohnen, zumal Z. sie bei aller Thesen-
Textabschnitts nicht genügen, entdeckte Spannungen als Hin- freudigkeit sorgsam zu begründen bemüht ist. Seine diffe-
weis für die (literarische) Uneinheitlichkeit eines Textes zu renzierte Skizze der theologischen Leitlinien des jahwisti-
nehmen, solange sie nicht durch andere Gründe (Spannungen schen Geschichtswerks, dessen Landnahmebericht Z. noch
im Blick auf den weiteren Kontext, überlieferungsgeschicht- stückweise im Buch Josua findet (S. 136-147), erscheint mir
liehe Erwägungen) gestützt werden. Durch seine methodische dabei bes0nders der Beachtung wert. Wie weit man Z. in
Beschränkung muß Z. notwendig manche Sachverhalte kom- seiner skht zu folgen vermag< hängt freilich primär von der
plizierter als nötig erklären. Meines Erachtens zeigt sich, Zustimmung zu den Ergebnissen seiner literarkritischen Ana-
daß - zumindest an einem so komplizierten Textbereich, wie lysen ab; mit der etwa die für z zentrale Parallelisierung
es die (vorpriesterschriftliche Sinaiperikope ist - literarische von £x 24 34 j mit 2 Sam ^ steht und fallt. darüber hinaus
Analysen und überlieferungsgeschichtliche Rekonstruktion wird die yon Q H steck (Die paradieserzählung, 1970) an
nur Hand in Hand vorgenommen werden können, in engster Gen 2_3 erpr0lbte xhese/ j arbeite weithin als gelehrter VerVerzahnung
und gegenseitiger Kontrolle der einzelnen me- fasser mit „Wissensstoffen", nicht mit festgefügten Tradi-
thodischen Schritte. Eine reinliche Scheidung dieser Schritte, tionen, in ihrer Übertragung auf die heilsgeschichtlichen
die scheinbar den Vorteil erhöhter Objektivität der Exegese Überlieferungen Israels kaum ungeteilte Zustimmung finden,
mit .sich bringt, führt faktisch in größere Willkür der Text- München Jörg J<jremias
erklärung hinein.

Das Ergebnis der mühsamen exegetischen Kleinarbeit Z/s,
der sehr sorgfältig am Text beobachtet, ist folgendes: J findet
Z. in 19,2a/? 18*. 20a; 24,24aß - 5*; 34,1a « 2.4f*.9a.l0a;
E in 19,2b-3b a 10-17*. 18b ß 19a; 20,20f; 33,18. 21a. 22; 34,6
-8. 29a a 30f*. J E werden neben Erweiterungen in Ex 19 vor

allem 24,9-11; 32* sowie die Einschaltung des sogenannten ^Fridrichsen, Anton: The Problem of Miracle in primitive

„kultischen Dekalogs", Ex 34,11-26, zugeschrieben. Daneben Christianity, transl. by R. A. Harrisville and J. S. Hanson.

rechnet Z. mit zwei deuteronomistischen Bearbeitungen. Die Minneapolis, Minn.: Augsburg Publishing House (1972).

erste wird für die Einführung des Dekalogs sowie für Ex 174 S. 8°. Lw. $ 5.95. Uy- J^LfJ

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