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Ausgabe:

1973

Spalte:

582-584

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Zenger, Erich

Titel/Untertitel:

Die Sinaitheophanie 1973

Rezensent:

Jeremias, Jörg

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5S1

Theolagische Literaturzeitung 98. Jahrgang 1973 Nr. 8

582

Ganz besondere Liebe hat der Vf. dem Kapitel über Luther
gewidmet (S. 134-274), dem größten Abschnitt des Buches,
der auch der Lutherforschung seinen wesentlichen Beitrag
leistet und schliefjlich in einem zusammenfassenden Abschnitt
die nie aufgegebene sachliche Beziehung des Psalms
auf Christus und die für Luther hinter Psalm 6 stehenden
Prädestinationsanfechtungen betont.

Sehr reich auch für die wissenschaftsgeschichtliche Forschung
ist der Abschnitt „Die Zeit zwischen Luther und
DeWette" (S. 276-348), in dem Strigel und Reinhard Bakius
besonders herausragen in der lebendigen Darstellung des
Autors, während der gelehrte Martin Geier weniger gut
wegkommt, da er im wesentlichen nur Material aus der Tradition
zusammenstellt. Ausgezeichnet ist Francke dargestellt,
in dessen Auslegung „die reformatorische Schärfe der sachlichen
und die neuzeitliche Schärfe der historischen Kritik
zusammenstoßen" (S. 317), ohne doch miteinander in Ausgleich
zu kommen. Hinzuweisen ist auf den systematischen
Überblick über die Zeit von Luther bis DeWette (S. 321-338).
Überhaupt ist es ein besonderes Kennzeichen des Werkes,
daß der Autor seine Untersuchungsergebnisse stets in einprägsamen
Sätzen zusammenfaßt und dabei ausgezeichnet
versteht, den vielschichtigen und differenzierten Stoff zu
raffen.

Das achte Kapitel ist der Hermeneutik von DeWette gewidmet
, das folgende Hermann Gunkel, während das letzte
Kapitel (10) „Die Situation von Psalm 6" behandelt, wobei
der einleitende Abschnitt wertvolle Beiträge zu einer Geschichte
des Situationsbegriffes liefert von Aristoteles bis
Gadamer und dann die Situation von Psalm 6 selbst darlegt
sowie eine Behandlung des Psalms in der Septuaginta
und den lateinischen Übersetzungen anschließt. Mit zwei
Sätzen aus dem Schlußabschnitt sei dem Vf. Dank für seine
Leistung dargebracht: „Sieht man den hermeneutischen Zirkel
, in dem sich Autor, Ausleger und Text bewegen, unter
dem Gesichtspunkt der angestrebten Identifikation zweier
verschiedener Situationen, so erscheint er der Sache der Auslegung
durchaus angemessen" (S. 383). „Fraglich aber ist,
ob die historische Kritik allein die Exegese von den Prämissen
befreit, die bis heute eine Vergegenwärtigung der
Situation des Psalmisten so unendlich schwer machen"
(S. 384).

Leipzig Hans Bardtke

Malamat, Abraham: Sources for Early Biblical History. The

t. Second Millennium B. C. in Hebrew Translation, compiled
and edited. 2nd, enlarged edition. Jerusalem: The Hebrew
University, Student's Printing and Publishing House 1970.
XI, 217 S., 1 Kte gr. 8°.

Es ist ein sehr glücklicher Gedanke gewesen, die Quellen
zur israelitischen Vor- und Frühgeschichte, soweit sie in der
außerbiblischen Literatur zur Verfügung stehen, herauszugeben
. Dieser Gedanke ist an sich schon mehrfach verwirklicht
worden, z. B. in jenen drei Werken, die Malamat ausdrücklich
nennt, nämlich in Greßmanns Altorientalischen
Texten 19262, in D. Winten Thomas' „Documents from Old
Testament Times", 1958, sowie in Pritchards „Ancient Near
Eastern Texts relating to the Old Testament" 19691. Mit diesen
Nummern muß - so auch Malamat - zugleich Gallings
»Textbuch zur Geschichte Israels", 19682, genannt werden.
Das Neue, das Malamat versucht hat, liegt darin, daß er diese
Texte in Transkription bietet, so daß also die akkadischen,
hethitischen und ägyptischen Texte im transkribierten Urtext
gelesen werden können und bei Interpretation nachgeprüft
werden können auf verwendete Begriffe, Zusammenhänge
und Sätze. Die Texte sind zugleich als Übungsbeispiele
für philologische und historische Interpretationen gleichermaßen
geeignet. Der Benutzer ist nicht mehr allein vom
Übersetzer abhängig - mag dieser noch so Hervorragendes

geleistet haben -, sondern kann jederzeit den Urtext befragen
. Da die meisten dieser Texte in großen Quellenpublikationen
vorliegen und nicht immer dem einzelnen Studenten
und Forscher zugänglich sein werden, muß dieser vorliegende
Band als eine wesentliche Arbeitserleichterung vor
allem im Universitätsbetrieb angesehen werden.

Die Quellen sind wie auch bei Galling chronologisch angeordnet
. Im ersten Kapitel werden unter der Überschrift
„From the Land of Hebrew Origins" akkadische Dokumente
geboten sowie solche aus den Mari- und den Nuzi-Funden.
Aus den Mari-Tafeln werden speziell geboten „Jahdunlim's
Disc Inscription", desgleichen die „Foundation Inscription",
dann fünfzehn Nummern aus dem 1., 2., 3., 6. und 8. Bande
der Mari-Urkunden, und schließlich die Stücke, die die Pro-
phetie betreffen, über die der Herausgeber zahlreiche Forschungen
angestellt hat. Aus den Nuzi-Urkunden sind vor
allem Adoptionstexte ausgewählt worden (S. 63-64).

Der zweite große Abschnitt trägt die Überschrift „Canaan
before the Israelite Conquest" und enthält ägyptische und
keilschriftliche Dokumente. An ägyptischen Urkunden tauchen
auf „Weni's Campaign to Canaan", „Khu-Sebek's Campaign
to Canaan", „Execration Texts" nach der Liste von
Posener. Dann folgt der Text aus ANET S. 233-234 über die
Vertreibung der Hyksos, fünf Texte über Feldzüge des Thut-
mose III., dann die Liste der kanaanäischen Städte in dem
Leningrader Papyrus, schließlich Texte der Zeit von Amen-
hotep II. Die keilschriftlichen Texte sind ausgewählt aus den
Taanach-Tafeln, dann folgen Dokumente aus Palästina in
ugaritischer Schrift, 18 Texte aus den El-Amarna-Tafeln, vier
Nummern aus den Funden von Alalakh sowie ugaritische
Tafeln, speziell aus Band III.

Der dritte große Abschnitt ist überschrieben „Canaan du-
ring the Israelite Conquest and Settlement" und bringt zuerst
ägyptische Dokumente, darunter Texte aus der Zeit von
Seti I., Ramses IL, Ramses III., dazwischen Texte des Papyrus
Anastasi und des Papyrus Harris. Dann folgen internationale
Verträge zwischen Hatti und Ugarit, Hatti und Amurru
sowie der Vertrag zwischen Ramses II. und Hattushili III. in
der ägyptischen Version. Den Beschluß bilden zwei Texte
des Königs Tiglat-pileser I. betr. den Feldzug zum Libanon
und an die phönizische Küste sowie Kriege mit Aramäern
in seinem 4. Jahr.

Der verdienstvolle Herausgeber hat Mitarbeiter an diesem
Werk gehabt, nämlich die Gelehrten B. Mazar, P. Artz, S.
Loewenstamm, A. F. Rainey, H. Reviv, S. Yeivin und S. Ahi-
tuv. Die Übersetzungen stehen synoptisch neben den Transkriptionstexten
und sind im modernen Hebräisch gehalten.
Diese Übersetzung ist zu begrüßen, da es sich ja auch um
eine semitische Sprache handelt, und es ist nicht ohne Reiz,
die Übersetzungssprache in ihrer Funktion beobachten zu
können. Wenn noch eine englische Übersetzung eingefügt
worden wäre, würde diesem wertvollen Werk eine noch
größere Breitenwirkung beschieden sein.

Leipzig Hans Bardtke

Zenger, Erich: Die Sinaitheophanie. Untersuchungen zum
jahwistischen und elohistischen Geschichtswerk. Würzburg
: Echter Verlag [1971). 303 S. gr. 8° = Forschung zur
Bibel, hrsg. v. R. Schnackenburg u. J. Schreiner, 3. DM 24,-.
Eine Analyse der Sinaiüberlieferung gehört zu den schwierigsten
, kaum noch voll zu bewältigenden Aufgaben der
Pentateuchkritik. Z. wagt sich erneut an die komplexe und
oft verhandelte Problematik dieses Textbereichs, da er sich
mit neuem methodischem Rüstzeug versehen weiß, das er
im wesentlichen Erkenntnissen W. Richters verdankt. Er untersucht
im Hauptteil seiner Würzburger Dissertation (S. 54
bis 118) das literarische Wachstum der gesamten vorpriester-
schriftlichen Sinaiüberlieferung (nicht nur der Theophanie-
texte, wie der Titel vermuten läßt, allerdings unter Aus-