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Ausgabe:

1973

Spalte:

33-37

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Linnemann, Eta

Titel/Untertitel:

Studien zur Passionsgeschichte 1973

Rezensent:

Strecker, Georg

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Theologische Literaturzeitung 98. Jahrgang 1973 Nr. 1

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4 Das dürfte auch für die im l.Band 1969 herausgekommene 2. Die Erzählung von der Verhaftung Jesu (Mk 14,

Einleitung in den babylonischen und palästinischen Talmud 43-52) bewertet Vf.n als „ein Beispiel lur die Hompo-

(Mabo letalmudim) von Ch. Albeck gelten. sitionstechnik des Evangelisten Markus in der Passionsgeschichte
" (S.41-69). Nach einer Darstellung der Text-

Jonge, Henk Jan de: Die Textüberlieferang der Testamente Probleme und einer Skizzierung der

der zwölf Patriarchen (ZNW 63, 1972 S. 27-44). egetischen Positionen versucht Vf .n „die Perik0£ m »taer

Neusner, J.: Types and Forms in Anoient Jewish Literature: Entstehung und ihrer jetzigen Gestalt zu begrenen

SomeCoraparisons(Historyof Religion 11,1972 S.354-390). (S.44) und erhebt als ursprünglich isolierte Einheitent ein

biographisches Apophthegma (in den Vv.43 und 48f.),
eine Erzählung von der Verhaftung Jesu im Zusammenhang
des Judasverrates (Vv. 1.2.10.11 a.43b.44 bis 46) und

K1_llr-_ Ti-rTAküCMT Fragmente einer eigenständigen Überlieferung, welche die

NEUES T E b I A M E N I Verhaftung Jesu und das Eingreifen eines seiner Jünger

zum Inhalt hatte (Vv.47.50-52). Vf.n meint von hier aus

Linnemann, Eta: Studien zur Passionsgeschichte. Göttingen: das „Kompositionsgesetz der Leidensgeschichte" er-

Vandenhoeck & Ruprecht 1970. 187 S. gr. 8° = Forschun- schließen zu können: „Sie ist von Anfang bis Ende aus

gen z. Religion u. Literatur d. Alten u. Neuen Testaments, selbständigen Überlieferungsstücken komponiert (S. 54).

hreg- v. E. Käsemann u. E.Würthwein, 102. Kart, DM -gme These, die zweifellos größere Beachtung verdient,

19,80; Lw. DM 25,—. um so meh'r, als Vf.n sie in eingehender Auseinander-

Diese Marburger Habilitationsschrift „setzt sich zur Setzung mit derSekundärliteratur ^^8* (S^«g-

Aufgabe, einige der literarkritischen, form-, traditio««- Allerdings macht diese Ansicht Fohjerung^notwendig,

«nd redaktionsgeschichtlichen Probleme zu lösen, vor daß die Parallelaussagen der £h^™J^^™

welche die Passionsgeschichte des Markusevangelmms geschichtenun>n»p£demerF^^^

«nd die darin verarbeiteten Traditionen uns stellen, die voraussetzen (S. 61)^ Einwenden man vor aUem daß

bisher nicht ausreichend berücksichtigt worden sind" nicht recht einzuseh en ist, ^Mh^fOT°^™tJXnn

8- 9). Das Buch wendet sich nicht nur an den Fachneu- den bei der Rekonstruktion des ^euzigungsbench^

estamentler, sondern auch an den Pfarrer und Religions- der Annahme von vormarkimschen »^" ^

lehrer. Dies begründet, weshalb ausführlichere Literatur- geht, dagegen den übrigen Orts- und Zeitbezeichnungen

Gerate sich finden, die im anderen Fall mit wenigen Hin- der Passionsgeschichte eine derartige heuristische, *unk-

weisen abgetan worden wären (S.10). Die Durchführung tion nicht zuerkennt, trotz des Zugeständnisses.^«"W

der skizzierten Aufgabe erfolgt in fünf Kapiteln, die zum von ihnen mit Sicherheit vormarkinischer Herkuntt, sind

Teil als Zeitschriftenaufsätze erschienen sind; sie haben und trotz der in der Forschung weithin anerk»nnte^ J,e:

^e Untersuchung der wichtigsten Perikopen der Pas- obachtung, daß die markinisehe P«^onW"^«j^

«lonsgeschichte des Markusevangeliums zum Gegenstand. nur durch Stunden-, sondern auch durch lagesangaben

Yv ] • Die Beantwortung der Frage nach der „Entstehung, eine nicht einfach markinisehe Zeithnie betont (vgl. z.B.

Überlieferung und Bearbeitung'' der Gethsemane-Peri- 14,lf.l2; zu B.68f.). Schließlich bleibt angeweht*_ der

k°pe (Mk 14;32-42par.; S. 11-40) beginnt mit dem Auf- zahlreichen Risse und Sprunge im Aufbau der Passions-

weis der literarischen Unebenheiten des Textes und mit geschichte das Kompositionsprinzip des Markus ein unbe-

efncn kritischen Referat der wichtigsten Rekonstruk- wältigtes Problem wenn der Redaktor neben üinze)-

t'onsvorschläge (Dibelius, Hirsch, Kuhn, Knox, Bult- Überlieferungen nicht auch größere Traditionskomplcxe

n,ann). In Anlehnung an Bultmanns Analyse wird eine verarbeitet hat, und auch die Entstehung der Linzcl-

'•»prüngliche Kurzfassung erschlossen, die sich aus den stücke, die Markus vorgefunden und zusammengelugt bat,

,Versen 32.35 37a 39a.40a b.41a.40c.41b (in dieser Rei- da sie die Vorstellung von einem zusammenhangenden

henfolge!) zusammengesetzt habe (S.26L). In einer zwei- Passionsgeschehen in einer heute nicht mehr ladbaren

<*n Fassung seien Vv.33.34a und 36 eingearbeitet wor- Weise implizieren müßten. .

den. Eine dritte literarische Schicht umfaßte danach Vv. 3? Zur Erklärung der Entstehung der markinischen 1 as-

;Jlf* 37 a.38-40b 41 a.40c.41 b; dagegen habe der Redaktor sionsgeschichte genüge es, so meint die Vf.n, anzunehmen,

Markus Vv 37 b 41 c und 42 hinzugefügt und V. 40c an die daß Markus neben Einzeltraditionen auf die Angaben des

jetzt vorliegende Stelle gebracht (S.32) - eine äußerst Passionskerygmas in 8,31 und 9,31 zurückgegriffen habe

implizierte Traditionsgeschichte, deren Begründung (S.68f.). Von allem anderen abgesehen: die Behauptung,

mcht in jedem Fall überzeugen muß, zumal Vf.n zu 9,31 sei eine vormarkinische Einheit, namheh eine „üelle-

;-40c nicht mit dem typisch markinischen Motiv des nistisch-heideuchristliche Umformung der judenchnst-

Jüngerunverständnisses (vgl. 9,6) rechnet. Jedoch ist zur lich-palästinensischen Urfassung', wie Vtn in A1M-

Matthäusparallele m.E. zu Recht betont, daß die mat einandersetzung mit dem Rezensenten ausfuhrt (b.69

Maische Redaktionsarbeit sich an die Markusüberliefe- Anm.77), überzeugt nicht; denn daß „die Auffüllung von

!'ung eng anschließt. Unstimmigkeiten des Textes besei- zwei Passionskerygmata zu der Dreizahl der Leidensweis-

tlgt und die Vorbildlichkeit des betenden Jesus heraus- sagungen ... wahrscheinlicher als die Annahme (ist), daß

stellt (S.32-34). Das schwierigere Problem des Verhält- Markus zwei von den Dreien selber gebildet habe (ebd.),

•nsses der Lukas- zur Markusperikope möchte Vf.n durch ist nicht einzusehen; und das Argument, die mit Recht als

die Vermutung der Abhängigkeit des Lukas von Markus markinisch bezeichnete Leidensansage in 10,33f. (vgl.

£sen, ein weithin akzeptierter Vorschlag, bei dem freilich S. 64) setze nicht nur 8,31, sondern auch 9,31 voraus, wird

Fragen offen bleiben, besonders zur Behauptung der luka- nicht näher begründet. Zwar könnte man auf itocpoco C6oToa

nischen Verfasserschaft von Lk22,43f. (S.38f.). Es sei da- (9,31) verweisen, das den futurischen Formen dieses Verbs

^gestellt, ob die Ansicht, eine vorlukanische Tradition in 10,33 zur Vorlage gedient haben könnte; jedoch zeigt

der Gethsemane-Perikope setze den Markustext voraus, sich hier nur wieder einmal, daß Markus die Leidens-

»vollends absurd wäre", wie Vf.n meint (S.37). Jedenfalls ankündigungen, soweit sie von ihm selbst verfaßt wur-

yermißt man in diesem Zusammenhang die Untersuchung den (9,31; 10,33f.), von der Passionstradition her ge-

?es Problemkreises von neben- oder nachmarkinischer staltete (vgl. 14,18.21.44); forner auf das aktivische

Überlieferung, die Lukas bei der Bearbeitung der Mar- ocrcoHTevoOcav und das futurische fcvaoTfaexoa (9,31;

Kusfassung beeinflußt haben könnte (vgl. zu unserer Peri- 10,34; anders 8,31); so aber ergibt es sich aus der gegen-

*°pe etwa Hbr. 5,7). über 8,31 verschiedenen grammatischen Konstruktion