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Ausgabe:

1973

Spalte:

533-535

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

Titel/Untertitel:

Initia. 1973

Rezensent:

Weismann, Werner

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533

Theologische Literaturzeitung 96. Jahrgang 1973 Nr. 7

534

127, d. h. über 100 S. zu 9 S. Text). Er beginnt beim Titel,
der in A gewiß erweitert ist, ohne daß die von v. W. angenommene
kürzere Fassung überzeugt. Dann wird abschnittsweise
der Text paraphrasiert und erörtert. Sprachliche und
sachliche Details werden teils getrennt, teils auch verbunden
kommentiert.

Die vorangestellte Inhaltsübersicht erwähnt zwar kurz
den Inhalt des Dialogs, konzentriert sich aber dann auf die
Einleitung. Die Frage, wie Einleitung und Hauptteil zusammenhängen
und warum bzw. inwieweit es überhaupt berechtigt
ist, die Einleitung separat zu kommentieren, kommt
nicht zur Geltung. Auch die Einzelkommentierung tut nicht
viel gegen den Eindruck, den v. W. gerade vermeiden
möchte, als hätten Einleitung und Hauptteil wenig miteinander
gemeinsam. Mit Recht betont v. W. den Einfluß
der Dialogtechnik Piatons. Die vielerörterte Frage, ob und
wieweit dem Eingangsbericht ein wirkliches Geschehen
zugrundeliegt, bleibt auch bei v. W. offen. Sie ist nicht zu
lösen, die Zurückhaltung daher vernünftig. Ergiebiger ist
die literarische Analyse. Die Urbanität im Gespräch zwischen
Justin und Tryphon, das Lächeln, die leise Ironie in
der Differenzierung zwischen Tryphon und seinen gröberen
Schülern, das alles ist von hohem Reiz. Es lohnte sich
zu verfolgen, wie auch im Hauptteil das höfliche Hören
und Eingehen auf den Anderen trotz aller Härte der sachlichen
Gegensätze weiterwirkt.

Wie stark Justin in der klassischen Tradition steht, hat
Günter Glockmann am Beispiel Homers ausgeführt (Homer
in der altchristlichen Literatur bis Justinus, Berlin 1968,
TU 105). Die Arbeit wäre für die einschlägigen Abschnitte
(z. B. S. 22, 28, 53 f.) mit Gewinn heranzuziehen gewesen
, - v. W. kennt nur einen Aufsatz Glockmanns von 1967,
der durch das Buch überholt ist. Die homerisierende
Begrüßung ist mit "a jocular answer" nicht hinreichend
charakterisiert, und "Here the humor ends" für Tryphons
Antwort bringt eine falsche Antithese hinein. Das Gespräch
schwebt zwischen literarischer Pläsanterie und Ernsthaftigkeit
und bleibt in dieser Schwebe. Die Implikationen des
Zitats Ilias 6, 202 (bei v. VV. S. 53 und im Register falsch)
in 3,1 hat Glockmann S. 109-112 allseitig beleuchtet.

Auf eine Übersetzung hat v. W. unter Verweis auf die
vorhandenen leider verzichtet. Die z. T. ausführlichen
Paraphrasen hätten sich wohl zu einer vollen Übersetzung
ausbauen lassen. Vf. hat sich sein Englisch von Engländern
durchsehen lassen. Trotzdem scheint mir 3,2 "They are
left" nicht korrekt: »sie sind fort(gegangen)" hieße wohl
"they have left".

W. C. van Unnik hat kürzlich bedauert, daß ein gründlicher
Kommentar zum Dialog mit Tryphon noch nicht
geschrieben ist'. Ob v. W. seine Arbeit in diesem Sinne
fortsetzen wird?

Berlin • Ursula Treu

1 W. C. van Unnik, Aipöovwc; ueTa&l&WHl», Mededelingeu
van de Koninklijke Vlaainse Academie voor Wetenschapperi,
Letteren en Schmie Künsten van Belgii6. Klasse der Lettereii.
Jg. 33, 1971, Nr. 4, S. 4: „Eeen diepgaande commentaar op dit
l'elangrijke werk van Justinus is nog altijd niet goschreven."

Clement, J.-M.: Initia. Patrum Latinorum collegit ordi-
navitque. Turnholti: Brepols 1971. 191 S. gr. 8° = Corpus
Christianorum.
Wenn Patristiker und Mediävisten bislang über die
mangelhaften Editionen in der Patrologie von Migne
seufzten und ihren Unmut über das langsame Erscheinen
des Wiener Corpus äußerten, so ist die Freude über die
rasche Folge der von den Benediktinern in Steenbrugge betreuten
Editionen des Corpus Christianorum um so größer.
Als sich die wissenschaftlichen Editoren des CC im Jahre
1969 aus Anlaß des Erscheinens des 50. Bandes zu einem

Symposium trafen, wurde der Wunsch nach einem das CC
begleitenden Initienverzeichnis laut und J.-M. Clement mit
der Durchführung des arbeitsreichen Vorhabens betraut.
Letztlich dürfte dahinter die Absicht stehen, durch Clements
Verzeichnis und die sicher folgenden ergänzten Neuauf
lagen das bisherige, die ganze Mignesche Patrologia latini
und einige andere Editionen berücksichtigende Handbuch
der Initia patrum von Marcus Vattasso (Studi e testi 16.17,
Rom 1906/08) zu ersetzen. Der nun vorliegende Band verzeichnet
nur die Initien der bis 1970 erschienenen 62 Bände
des Corpus Christianorum (incl. Continuatio mediaevalis)
und enthält als willkommene Ergänzung noch Indices der
CC-Bände in der Reihenfolge ihres Erscheinens (S. 9-11),
der Autoren (S. 13-22) und der Herausgeber (S. 191).

Jeder, der mit der Identifizierung und Edition der zahlreichen
, in den großen Bibliotheken noch verborgenen
Handschriften zu tun hat, wird das Erscheinen des neuen
Hilfsmittels begrüßen, zumal einige oft beanstandete Mängel
der Sammlung von M. Vattasso vermieden wurden.
J.-M. Clement verzeichnet nicht nur die Initien schlechthin,
sondern auch diejenigen der einzelnen Bücher umfangreicher
Schriften (z. B. Augustin civ. Ded), der Proömien,
der Widmungsbriefe und der Capitula. Selbst die einzelnen
Initien der doch recht kurzen Commentarioli in psalmos
des Hieronymus (CC 72,177 ff) werden angeführt. Besonders
begrüßenswert ist, daß bei Homilien, Enarrationes etc.
nicht nur das einleitende Schriftzitat verzeichnet wird (was
M. Vattasso versäumt), sondern auch die ersten eignen
Worte des Auslegers oder Predigers bzw. im umgekehrten
Fall auch das Initium des Schriftwortes, wenn dieses erst
nach einigen einführenden Worten zitiert wird. Bei den
Briefen wird die Grußadresse ebenso wie der eigentliche
Briefbeginn berücksichtigt (bei M. Vattasso nur der Briefbeginn
). Den Fundort bezeichnet J.-M. Clement nicht nur
durch Band- und Seitenzahl (so M. Vattasso), sondern fügt
auch noch Autor und Titel der Schrift, letzteren in meist
abgekürzter Form hinzu. J.-M. Clement folgt damit den
Grundsätzen, die A. Pelzer (Repertoires d'incipit pour la
litterature latine philosophique et theologique du moyen
äge, Rom 19512, S. 15-18) für Initienverzeichnisse aufge
stellt hat.

Bei konsequenter Beachtung dieser Regeln könnte die
Initiensammlung von J.-M. Clement einen begrüßenswerten
und beachtlichen Fortschritt gegenüber der Sammlung von
M. Vattasso darstellen. Bei einer eingehenden Überprüfung
muß man jedoch leider feststellen, daß diese Aufgabe - sie
ist die eigentlich wissenschaftliche Leistung bei solchen
Unternehmungen - nicht mit der wünschenswerten Sorgfalt
ausgeführt wurde. Darüber, daß Lesart (S. 97 Z. 33: scis
mate; S. 131 Z. 29: Oportune; auch S. 82 Z. 34 und S. 91
Z. 10) oder Titel der Schriften (S. 18 Z. 12 f) gelegentlich
von derjenigen im CC abweichen, kann man durchaus hinwegsehen
. Bedenklicher ist es schon, wenn einige Initien
überhaupt vergessen wurden: CC 133 A, 755: Aegyptus
generis feminini; cont. med. 8, 215: Dilectis fratribus; 8,223:
Maerorem. Völlig fehl am Platz in einem Initienverzeichnis
ist auch die Stellenangabe „passim": S. 23 Z. 9-21; S. 93
Z. 19-23; auch S. 27 Z. 32; S. 58 Z. 29; S. 100 Z. 4; S. 102
Z. 26; S. 144 Z. 25 f. Die Stellenangabe S. 38 Z. 24 müßte
korrekt so lauten: 98, 1139-1209: Cassiodorus, Expos.ps.,
119-133.

Die an sich sehr begrüßenswerte gesonderte Verzeichnung
der Schriftwort-Initien und der Initien der eigentlichen
Auslegung in Homilien etc. geschieht manchmal
leider willkürlich. So vermißt man z. B. einige Psalmen-
Initien aus Augustins Enarrationes in psalmos in CC 40,
1684. 1689. 2072. 2178, vergleichbare Initien in 40, 1668.
1671. 1692. 1695 sind dagegen verzeichnet. Eine ähnliche
Fehlanzeige muß leider auch für 78, 12. 404. 414 konstatiert
werden; vgl. aber 78, 429. Ein erst nach vielen einleitenden
Worten angeführtes Psalmwort in 78, 313 findet über-