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Ausgabe:

1973

Kategorie:

Kirchengeschichte: Neuzeit

Titel/Untertitel:

Neuerscheinungen

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Schreibung Wilhelm Niemöller bietet einen Extrakt „Aus
der Polizeiakte des Bekenntnispfarrers Joachim Beckmann"
(217 — 257), und Jürgen Wesenick legt seine von der Hamburger
Theologischen Fakultät als Magislerschrift angenommene
Arbeit „Die Entstehung des Deutschen Evangelischen
Missions-Tages" (258—311; Dokumente 311 — 324)
vor.

Auch dieser interessante AG K-Band enthält leider kein
Personenregister.

Leipzig Kurt Nowak

Dreier, Wilhelm: Der Sozialkatholizismus in den Vereinigten
Staaten und in Deutschland (TThZ 81, 1972 S. 243-247).

Galilea, Segundo: Notas sobre las actuales „Teologias latino-
americanas" (Teologia y Vida 13, 1972 S. 168-176).

Kantzenbach, Friedrich Willielm: Adolf Harnack und
Theodor Zahn. Geschichte und Bedeutung einer gelehrten
Freundschaft (ZKG 83, 1972 S. 226-244).

Lindt, Andreas: Friedrich Neumann und Max Weber. Theologie
und Soziologie im wilhelminischen Deutsehland. München
: Kaiser [1973]. 37 S. 8° = Theologische Existenz
heule, hrsg. v. T. Bendtorff u. K. G. Steck, 174. DM 4,80-

Raffelt, Albert: Das „Wesen des Christentums" nach Alfred
Loisy. Zur Interpretation und werkgeschichtlichen Einordnung
seiner Schrift „L'Evangi le et l'ßglise" (Wiss
Wcish 35, 1972 S. 165-199).

Reyero, Maximino Arias: Teologia de la liberaciön o
liberaciön de la Teologia ? (Teologia v Vida 13, 1972
S. 177-191).

KIRCHEN- UND KONFESSIONSKUNDE

Mol, Hans: Western Religion. A Country by Country So-
ciological Inquiri, ed. in collaboration with M. Hetherton
and M. Henty. The Hague — Paris: Mouton [1972]. IV,
642 S. gr. 8° = Beligion and Reason. Method and Theory
in the Study and Interpretation of Beligion, cd. by J.
Waardenburg, 2. Lw. hfl. 72, — .

Dieses Nachschlagewerk stellt eine Kollektivarbeit dar.
Dreißig Beligionssoziologen aus verschiedenen Ländern beschreiben
und analysieren die kirchliche Gegenwartssituation
in nahezu allen europäischen Staaten; außerdem wird die
religiöse Situation in USA, Australien und Neuseeland aargestellt
und interpretiert.

Die Einleitung (S. 1 — 21), für die der Herausgeber, Prof.
Dr. Hans Mol, Beligionssoziologc an der McMaster Universität
Hamilton (Ontario) in Kanada und seine beiden
Mitarbeiterinnen Margaret Hetherton und Margaret Henty
verantwortlich zeichnen, informiert über Grundsätze und
Absichten dieses Sammelwerkes. Es wird deutlich, daß ein
Großteil der statistischen Angaben der englischsprechenden
Welt bisher unbekannt war, so daß eine Möglichkeit zum
Vergleich der religiös-kirchlichen Gegebenheiten in den einzelnen
Ländern sehr schwierig wurde. Nun aber, so hofft
man, sei diese Lücke geschlossen und ein Werk vorgelegt,
das den wissenschaftlichen Anforderungen auf diesem Gebiet
genüge.

Die Einzelbeiträge bieten in der Regel einen kurzen
historischen Abriß über die Entwicklung des Christentums
und der Kirche auf dem jeweiligen Territorium. Es folgen
dann Angaben über die Konfessionsstruktur in den letzten
Jahren und Jahrzehnten. Diese werden nicht selten ins
Verhältnis gesetzt zu meist empirisch gewonnenen Befragungsergebnissen
hinsichtlich der Teilnahme an religiösen
Handlungen oder gar dem Grade der persönlichen Gläubigkeil
. In einigen Beiträgen werden auch die Zusammenhänge
zwischen Konfessionszugehörigkeit und Beruf, Geschlecht,

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Lebensalter, Familienstand, Bildungsslufe und Wohneinheit
zahlenmäßig aufgezeigt. Wie sehr für das religiöse Denken
und Handeln der Menschen auch die ökonomische Situation
von Bedeutung ist, kann man etwa an dem Berich) über
Jugoslawien ablesen, in dem statistisch der Umbruch vom
Agrar- zum Industriestaat dargestellt wird und die kirchlichen
Konsequenzen gezeigt werden. Den Abschluß im
Darstellungsschcma bildet jeweils eine Information über die
rcligionssoziologische Forschungsarbeit im eigenen Land,
dem sieh eine kurze Prognose über den Trend der Kirche
aufgrund der dargestellten Fakten ansehließt. Eine Literatur-
auswahl ergänzt in den meisten Fällen die Einzelheiträge.

Es ist aus einem doppelten Grunde unmöglich, auf jeden
dieser Beiträge einzugehen. Der zur Verfügung stehende
Platz, aber auch die fehlende Möglichkeit der Überprüfung
vieler Angaben setzen für den Rez. deutliche Grenzen, Selbst
durch zusätzliche touristische Exkursionen „kennt" man
die kirchliche Situation Ungarns, Österreichs, Polens oder
der CSSR nicht so gründlich, daß man imstande wäre,
Einzelkorrekturen an Befragungsergebnissen oder Entwicklungslinien
vorzunehmen. Um so interessanter liest man
deshalb die zwei Beiträge über die Gegenwartslage der
Kirchen in den beiden deutschen Staaten.

Verfasser des DDB-Beitrages ist Bernhard Wilhelm. Ans
seiner Kurzvita (S. 213) ist zu schließen, daß er wohl nie
Bürger dieses Staates war, sondern die kirchliche Situation
hierzulande zunächst von Westberlin aus, nun aber vom
Centre de Bccherches et d'ßtudc des Institutions Religieuses
in Genf beobachtet. Es ist deshalb nicht zu verwundern,
daß in diesem Beitrag üngenauigkeilen und Fehler auftauchen
, die einem solchen Handbuch nicht zur Ehre gereichen
. Abgesehen von den Schwierigkeiten, die im statistischen
Bereich liegen und die unvermeidbar sind aufgrund
der konsequenten Trennung von Staat und Kirche
in der DDB, ist es aber falsch, zu behaupten, daß die Methodistenkirche
und der Bund Evangelisch-Freikirc hlicher Gemeinden
(Baptisten) sicli 1968 zur Evangelisch-methodistischen
Kirche zusammengeschlossen hätten (S. 216/217).
Bichtig indes ist, daß in dem genannten Jahre sich die
Methodistenkirche mit der Evangelischen Gemeinschaft vereinigt
hat. Von methodistischen Bischöfen (Plural!) in der
DHU (S. 217) kann zudem nicht die Bede sein. Ungenau
sind auch die Angaben über die jüdischen Gemeinden:
obwohl acht genannt werden, fehlt hei der Einzelaufzählung
die von Erfurt. Es sind gewiß nicht nur diese ..kleinen"
Fehler, die hier zur Kritik herausfordern, es ist vielmehr
der Trend dieses Beitrages, der u. a. sich dadurch zu erkennen
gibt, dal.! bestimmte Ereignisse, die für das Zusammenleben
von Christen und Marxisten bzw. von Kirche
und Staat wichtig sind, unerwähnt bleiben, wählend andere
Gegebenheiten mit einem Übergewicht versehen werden.
Es ist schade, daß für diesen Beitrag, der immerhin dem
einzigen Land mit protestantischer Majoritätskonfession
innerhalb der sozialistischen Staaten zu gelten hat, kein
Autor aus der DDB gewonnen wurde. Da zudem ein religions-
soziologisches Literaturverzeichnis am Ende dieses Auf"
salzcs fehlt, ist zu vermuten, daß man in Genf annahm,
diese Wissenschaftsdisziplin existiere hier überhaupt nicht
(was ein weiterer Irrtum von Wilhelm wäre!).

Die Darstellung der kirchlichen Gegenwartssituation in
der BBD stammt aus der Feder von Günter Keiner, Jahrgang
1939, Assistent am Institut für christliche Gesellschaftslehre
an der Universität Tübingen und wissenschaftlich
ausgewiesen durch seine beiden Hauptveröffentlichungen:
„Das religiöse Bewußtsein des Industriearbeiters", 1967. und
„Beligionssoziologie", 1968. Dieser Bericht ist ausgewogen
und, soweit das der Rez. beurteilen kann, dem Sachstand
der letzten Jahre entsprechend. Er stützt dabei manche
seiner Zahlenangaben auf die Kirc hlichen Jahrbücher (ev.)
und die Kirchlichen Handbücher (kath.) sowie auf die
Statistischen Berichte der Evangelischen Kirche in Deutschland
. Kirchcngemeindesoziologische Forschungsergebnisse

Theologische Literaturzeitung 98. Jahrgang 1973 Nr. 6