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Ausgabe:

1973

Spalte:

421-422

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Kellermann, Ulrich

Titel/Untertitel:

Messias und Gesetz 1973

Rezensent:

Wallis, Gerhard

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Seite 1

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'pziR Hans Bardtke

421 Tlieologisclie Literaturzeitung 98. Jahrgang 1973 Nr. (i 422

letzter Stelle wird auch gezeigt, wie für ugarilische Texte 1—16.17—22.25.31. v. 23 f ist Nachtrag). Der Messias ist

dieses I rnnsliierat ionsverfahrcn angewendet werden kann, dabei als Fürst dargestellt. Von da aus erklärt sich dann

da es sich ja um eine Buchstabenschrift handelt. Man kann auch die Zusammengehörigkeit von Messias, Gesetz und

den Verfassern und den hinter ihnen stehenden Institutionen Gottesherrschaft in der Zeit zwischen den Testamenten, im

n,ir von Herzen guten Erfolg bei der Weiterbildung dieser Zadokidischen Judentum, in den Schriften von Qumran und

Methoden wünschen. — Wie bisher in nahezu allen Bänden Teslamentum Judas (24,1—G arm.) wie in den Psalmen

dieser Beihe bildet den Abschluß ein Aufsatz im modernen Salomos (17; 18), ja im Neuen Testament (Lk 1,68 — 75).

Iwrith, diesmal von Moshe Pelli, Beer-Scheba, über „hrjp- Allerdings verblaßt hier das Bild des königlichen Messias zu-

Wrmh hdtjt schl chrb 'hchrdj' sch'wl brljn" (S. 1—23 des gunsten der Bedeutung der kultisch-religiösen zukunfts-

•writh-Teües). trächtigen Ordnung.

Die dritte Gestalt der Endzeithoffnung verbindet dann
„Gesei/, und Gottesherrschaft" in unmittelbarer Weise. In
der Theokratie der exilischen und aachexüischen Zeit

I n n ■ i ^ ■ ■ (Priesterschrift und Chronistisches Geschichtswerk) wird das

vellennann, Ulrich: Mess.as und Gesetz. Grundlinien einer Gcsctz selbst zum Unterpfand des Heils. Der Niederschlag

al testa.nenthchen Hedserwartung. laue traditionsge- ^«er Deutung findet sich dann auch in den Propheten-

selnchthehe Einführung. Neukirchen-Vluyn: Neukirche- schriften (Jes 56,lf; Mal 3, 23). Jahwe selbst führt die

»« Verlag des Erziehungsvcrcns [1972]. 142 S. 8° = Jleilszeit auf der Grundlage des Gesetzes herbei. Selbst der

Bibhsche Studien, hrsg. v. H. Gollwitzer, F. Halm u. v0,i der beginnenden Apokalyplik hier angeführte „Menschen-

H.-J. Kraus, 61. DM 11,-. sohn« (Dan 7) darf nicht als Messias bezeichnet werden. Er

_ Die von Werk und Botschaft des Christos her geprägte ist das Symbol der Gottesherrschaft und bereitet ihr Kom-

fheologie und Kirche wird sich immer wieder mit den alt- men vor. Die Priester als Hüter des Gesetzes sind die Leiter

testamentlich-jüdischen Hcilserwarlungen auseinanderzu- auf dem Wege hin zu dieser Gotteshcrrscbaft.

setzen haben. Für diese Aufgabe will das Buch von K. eine Die nachösterliche Gemeinde hat in Jesus den Erfüller der

gemeinverständliche Hilfe bieten, die nicht als ein Dis- Weissagungen gesehen, während er selbst in seiner rigorosen

kussionsbeitrag, sondern als „Einführung für den theologisch Gesetzesinterpretation die Thora in ihren Grundpositionen

geschulten Laien, Theologicstudenten und Pfarrer" (S. 7) durchbrochen hat. „Alle messianischen und allgemein escha-

'istanden werden möchte. Der Autor bemüht sich um die tologischen Erwartungen im Alten Testament und im Früh-

Losung dieser Aufgabe, indem er nach einführenden Er- Judentum zerbrechen und scheitern an der Gestalt und

orterungen (S. 11 — 18) den Stoff in die drei Themen gliedert: Sendung des einen" (S. 138).

vMcssias und Gottesherrschaft" (S. 19—68), „Messias und Diese knappe Skizze vermag nur unzulänglich die Fülle

Gesetz in der Gotlesherrschafl" (S. 69—106) und „Gesetz der vorgetragenen Gedanken und Erwägungen aufzuzeigen,

u"d Gottesherrschaft" (S. 107 — 125). Die „Slrukturlinien die in diesem Buch behandelt werden. Die klassische Drei-

der alttestamentlich-jüdischen Hcilserwarlungen" (S. 126— gliederung des Materials ermöglicht es dem Verfasser, die

133) werden danach zusammengefaßt, um dann abschließend gestellte Aufgabe zu lösen. Dennoch läßt auch die syste-

einen „Ausblick: Jesus von Nazareth" (S. 134 — 139) zu malisch klar aufgebaute Untersuchung die historische und

üehen. soziologische Differenziertheit der Heilserwartungen nicht

In den Ausführungen zum ersten Thema wird von der aus dem Auge.

Jesajanischen Ankündigung eines königlichen Helfers aus Mag die Diskussion über den Stoff weitergehen und neue,

Politischen und sozialen Mißverhältnissen (Jes 9,1 — 6; 11, andere Akzente setzen und andere Aspekte geltend machen,

5; 32,1—5) die vorexilische und exilische Hoffnung auf mögen sich die Leser all das Dargebotene zu eigen machen

die I leilszeit hergeleitet, die den Deportierten ebenso wie den können oder nicht; dieses Buch bleibt eine in der Gedrängt -

'm Lande Verbliebenen eine Chance eröffnet (Ez 21,30—32; heit doch recht gut gelungene Zusammenfassung der gegen-

Jer 23,5 f.; Am 9,11; Mi 5,1 — 5*). Diese wird zwar von wärtigen Auseinandersetzung mit dem alttestamentlich-

Jahwe selbst gewährt, aber von einem König vermittelt, der jüdischen Messiasproblem. Ob ein „theologisch geschulter

tatkräftig die Heilsgerechligkeit durchsetzen hilft. Dienach- Laie" — was mag damit wohl gemeint sein? — allen Ge-

exilische Gemeinde hat daraufhin von einem messianischen danken wird folgen können, vermag der Bezensent nicht zu

»Sproß" ans dein Hause Davids den Anbruch der Zeit des beurteilen. Er selbst hat diese Studie mit Gewinn gelesen.
Heils erwartet (Hag 2,21-23; Jes 17,4b.5; 27,12), der

iiy>»~ r • 1_. t n i. 17 • j i__• ' ',c , Halte (Saale) Orhard Wallis

"'Her V erzieht auf tiewalt den Frieden hringt (Sach '

^>9 f). Besonders die griechisch sprechende Diaspora hat

solcherlei Hoffnungen durch die Übersetzung der Septua-

Pnta deutlich zum Ausdruck gebracht. Unter Einfluß l'"ß> Werner: Die Deuteronomistische Pentateuchredaktion

Priesterlicher Vorstellungen trat neben das monarchisch gc- in Exodus 3-17. Berlin: de Gruyler 1972. X, 406 S.

dachte Messiastum ein dyarchisches, nach dem neben dem gr. 8° = Beihefte zur Zeitschrift für die alttestamentliche

Messias ein Priester als Heilsvermittler zu finden ist (Sach Wissenschaft, hrsg. von G. Fohrer, 126. Lw. DM 98,-.

5,1-4.5-11; 4,l-6aß. lOaß-14; 6,9-14; Jer 33,17 f 22). Die Exegese des Buches Exodus steht, wie ein Bück auf

Her Messias bleibt indessen der eigentliche Wahrer der die Fülle der Genesis-Literatur zeigt, noch immer, abgesehen

Heilsgerechtigkeit. vom größeren Bereich der Sinai-Perikope, verhältnismäßig

Von diesem Gedanken ausgehend ist die Funktion des im Schatten. Vielleicht hängt das mit dem gegenüber der

Gesetzes dann in die Ileilszcitvorstellung übernommen Genesis noch schwierigeren literarischen Befund zusammen.

worden, die ursächlich mit dem messianischen Zukunftsbild Dieser wiederum hat dazu geführt, daß hier die Forschung

"ichts gemein hatte. Die Verbindung von „Messias und immer erneut zu den literarkritischen Problemen zurück-

Gesetz in der Gottesherrschaft" wurde besonders in der kehrt, während in der Genesis als Erbe der schon seit

deuteronomiseb-deuteronomistischen Literatur vorgenom- Gunkel herrschenden form- und gattungsgeschichtlichen

•Uen. Der erhoffte König ist der Wahrer des Gesetzes (Dt Blickpunkte die traditionsgeschichtliche Sicht neuerdings

1^,19—20). Dieses Verständnis zeigt sich allenthalben in weithin das Feld gewonnen hat1.

der deuteronomistischen Interpretation der Geschichte Alt- Zu Gen 2,4bff hatte der Vf. der vorliegenden umfang-

Israels und in der Bearbeitung der Prophetenscbriften (1. reichen Untersuchung noch einmal einen rein literarkri-

Kön 2,3f; 3,14; 8,25; 2. Kön 8,19; Hos 3,5; Jer 22, tischen Lösungsversuch vorgelegt2. Was jetzt folgt, ist die

3~5.8 f). Ezechiel hat diese Erwartung in seine Geschichts- Fortsetzung in der Anwendung der damals mitgeteilten

Kritik und in seine Heilsweissagungen aufgenommen (Ez 34, Methoden auf einen breiteren Stoff, ungeachtet der in vielen