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Ausgabe:

1973

Spalte:

389-391

Kategorie:

Referate und Mitteilungen über theologische Dissertationen und Habilitationen in Maschinenschrift

Autor/Hrsg.:

Hüffmeier, Wilhelm

Titel/Untertitel:

Gott gegen Gott 1973

Rezensent:

Hüffmeier, Wilhelm

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389

Theologische Literaturzeitung 96. Jahrgang 1973 Nr. 5

390

Segnen, nicht deswegen schon notwendig zueinandergehö-
ren" (XX).

Greifswald William Nagel

Blankenburg, Walter: Schütz und Bach (MuK 42, 1972 S.
219-226).

Burba, Otto-Jürgen: Simon Stimson oder die Wiedergeburt
der Fantasie? (MuK 42, 1972 S. 207-218).

Fischer, Balthasar: Die acht Seligkeiten als Gesangs- und
Gebetstext in Vergangenheit und Gegenwart (TThZ 81,
1972 S. 276-284).

Briese, Erhard: Plädoyer für das neue (alte) liturgische Gewand
(DtPfrBl 72, 1972 S. 716-718).

Hahn, Volkmar: Gedanken über die Beziehungen zwischen
Gottesdienst und Musik (MuK 42, 1972 S. 167-176).

Ligier, Louis: La Confirmation en Orient et en Occident. Autour
du nouveau Rituel romain (Gregorianum 53, 1972
S. 267-321).

REFERATE ÜBER THEOLOGISCHE DISS

Hüffmeier, W.: Gott gegen Gott. Hermeneutische Untersuchungen
zum Gottes- und Todesverständnis Friedrich Go-
gartens unter besonderer Berücksichtigung seiner Lutherinterpretation
. Diss. Tübingen 1972 (267 S.).
In der seit einigen Jahren stark anwachsenden Literatur
zum Verständnis der Theologie Gogartens (= G.) fehlte
bisher eine Untersuchung seines Gottesverständnisses. Die
vorliegende Arbeit will diese Lücke schließen und zugleich
das von G. als selbständige Frage entfaltete Gottesproblem
zur Darstellung bringen. Sie tut das, indem sie G.s Gottesverständnis
in Relation zu seinem Todesverständnis thematisch
macht. Das legt sich zumal von dem bei G. theologisch
Prinzipialisierten Satz „Gott macht lebendig, indem er tötet"
her nahe. Da sich G. für die dogmatische Prinzipialisierung
■und Explikation dieses Grundsatzes auf die Theologie Luthers
beruft, die ihn ihrseits auf Paulus zurückverweist, wird
die methodische Forderung erhoben, G.s Gottes- und Todesverständnis
in konkreter Konfrontation mit Luther und Paulus
zu diskutieren. Damit soll zugleich ein doppeltes Manko
der bisherigen G.forschung beseitigt werden: die Ausklammerung
von G.s Lutherrezeption und das Defizit an immanenten
Kriterien zur Beurteilung von G.s Theologie. Um solche
Kriterien geht es auch, wenn die Untersuchung phänomenanalytisch
verfährt, d. h. immer auch nach der phänomenologischen
Evidenz und Stringenz von G.s Denken fragt
(A I u. II).

Beim Gottesverständnis nun ging es G. bis zuletzt darum,
daß der Gottes g e d a n k e radikal gedacht wird. Insofern
blieb G. seinen dialektischen Anfängen treu. Die dabei entstehenden
logischen und theologischen Aporien werden zunächst
anhand von Texten aus G.s dialektischer Frühzeit
herausgestellt, in ihrer Ausgelegtheit durch die Kategorie
der Sünde (heuristisches Prinzip von G.s Theologie!) verdeutlicht
sowie in ihrem Gefälle auf den Tod hin analysiert
(B I 1).

Der Übergang von G.s dialektischen Anfängen zu seiner
Theologie des Wortes Gottes, in dem die historische Problematik
von G.s Theologie steckt, wird von der Einfügung der
Kategorie des göttlichen Gesetzes in den Ansatz beim
Gottesgedanken her durchsichtig gemacht (B I 2a). Bei der
Überprüfung von G.s Berufung auf Luther und Paulus für
diesen Ansatz zeigt sich, daß G. in merkwürdigem Widerspruch
zu seinem Protest gegen Holls Konstruktion der
Theologie Luthers aus einem sittlichen Grunderlebnis den
Sachgehalt von Luthers sog. reformatorischer Wende mit
Hilfe des historisch-systematischen Begriffs des „Urerleb-
nisses" (Goethe, Dilthey, Nohl, R. Otto) so ausgelegt, dafj die
Urerfahrung menschlicher Verlorenheit vor der vernichtenden
Macht des (mit Recht) im Zorn sich offenbarenden Gottes

Lohrmann, Uwe: Dank an Wolfgang Fortner (MuK 42, 1972
S. 293-294).

Müller, Gerhard: Geist, Wind und Orgelton (MuK 42, 1972
S. 109-111).

Richter, Christoph: Überlegungen zur musikpädagogischen
Ausbildung von Kirchenmusikern (MuK 42, 1972 S. 226
bis 230).

Rüthy, Albert E.: Zur Frage der Revision der Weiheriten
(IKZ 62, 1972 S. 164-175).

Schulz, Walther: Die Botschaft des Evangeliums in neuen
Liedern (ZdZ 26, 1972 S. 218-226).

Wagner, Georg: Die normative Kraft volksreligiöser Traditionen
(ThGl 62,1972 S. 244-263).

Widmann, Joachim: Musik der Kirche (MuK 42, 1972 S.
157-167).

Zimmermann, Heinz Werner: Die neuen geistlichen Melodien
der sechziger Jahre (MuK 42, 1972 S. 265-278).

ERTATIONEN IN MASCHINENSCHRIFT

zum Interpretationshorizont der gesamten Theologie Luthers
wird. G.s Versuch, sich dafür auf Luthers Rede vom deus
absconditus (nudus, ipse) zu stützen, wird als mit den von
G. herangezogenen Texten Luthers und dem christologischen
Impetus von Luthers Theologie unverträglich erwiesen und
in seinen Konsequenzen für die Auffassung von Luthers
Todes Verständnis mit Fragezeichen versehen (B I 2a). —
Der Abschnitt über G.s Paulusdeutung zeigt, dafj das, was in
G.s Lutherinterpretation funktional und material der deus
absconditus leisten mufj, in seiner Auslegung der Paulustexte
der Begriff des Gesetzes übernimmt. Denn das Gesetz konfrontiert
den Menschen nach G.s Paulusdeutung mit seiner
schöpfungsmäßigen und schuldhaften Nichtigkeit vor Gott,
deren sichtbarstes Zeichen für G. der Tod des Menschen ist
(B I 2a).

In den einzelnen Kapiteln über das Verhältnis von G.s Gottes
- und Todesverständnis geht es zunächst darum, die Situation
zu bestimmen, in der nach G. Gott als Gott erscheint
und deshalb denkbar wird. Diese Situation identifiziert G.
zwar als Relation von Sünde und Gnade. Aber im konkreten
Denkvollzug bringt er sie immer wieder unter faktischer
Absehung von der Gnade als die ein Todesurteil implizierende
Schulderkenntnis des Menschen zur Sprache. Dementsprechend
ist nach G. Gott darin von allen Götzen unterschieden
, daß er und nur er mich in die Erkenntnis der
Schuld führen kann und mir so „zum Tod und Teufel werden
kann". Die Teufelheit Gottes ist in diesem Sinn unabdingbares
Moment seiner Göttlichkeit. Der Versuch, G.s
Intention entsprechend den Satz von der Tödlichkeit Gottes
als Satz der Liebe verständlich zu machen, wird einerseits
von G.s Phänomenologie der Liebe, andererseits von seiner
Verhältnisbestimmung göttlichen Zorns und göttlicher Liebe
her problematisiert. G. interpretiert das Ereignis der Liebe
von der Pflicht zur Liebe und einer spezifischen Nichtigkeitserfahrung
her, um so die vjisgßob'i der göttlichen Liebe im
Gegenüber zu menschlicher oud&wazu denken. Und Zorn und
Liebe Gottes sind bei ihm nicht sich gegenseitig interpretierende
Aussagen von der Göttlichkeit Gottes, sondern reale
Gegensätze in Gott. „Gott gegen Gott" ist deshalb die präziseste
Formel für G.s Gottesverständnis (B Ib-e).

Da G.s Denken in besonderem Mafj durch das Pathos der
Wirklichkeit und durch christologische Konzentration geprägt
ist, wird das Verhältnis von Gott und Tod in drei weiteren
Arbeitsgängen im Rahmen von G.s Wirklichkeitsverständnis
und seiner Christologie bzw. Soteriologie bedacht
(B II-IV). Dabei zeigt sich, daß die eigentlichen Entscheidungen
von G.s Theologie in seiner Gotteslehre gefallen
sind, so dafj G.s Wirklichkeitsverständnis, seine Christologie
und seine Soteriologie als Funktionen seiner spezifischen